Das Buch beginnt ganz von vorne, erklärt, warum man ein Spar-Ziel braucht und stellt verschiedene Anlageformen vor.
Es bedient sich des kumpelhaften „Du“, was mich ein wenig stört, da es hier um ein wichtiges Thema geht, da möchte ich seriös angesprochen werden. Kleinlich, mag sein.
Andererseits ist für mich der ganz große Pluspunkt, dass das Buch es schafft, komplizierte Dinge ganz einfach zu erklären. Es gibt keine wichtigtuerischen, mit Fremdwörtern und Fachsprache überhäuften Schachtelsätze – nein, es liest sich erfrischend, einfach und klar. Hohe Kunst, wie ich finde.
Auch ernste Aspekte werden angesprochen – und zwar in einem Stil, der mir richtig gut gefällt.
Ein Beispiel (es geht um grüne Geldanlagen): „Nur handelt es sich dabei nicht immer um lupenreine Öko-Pioniere, sondern mitunter um Streubomben-Hersteller, Casino-Betreiber oder Ölgiganten, die…“.
Insofern bin ich etwas zwiegespalten, ob der Stil in einem distanzierten „Sie“ auch so gut geworden wäre?
Das Buch steigt wie gesagt am Anfang ein.
Manches fand ich ungenau, etwa das Beispiel für ein Haushaltsbuch. Hier wurden Ausgabenkategorien wie Miete, Supermarkt-Einkäufe u. ä. aufgegliedert und dann quervermischt mit „Bargeld abgehoben“ – fand ich seltsam, denn ob Cash oder unbar ist ja völlig unerheblich, die Ausgaben müssen in ihr Cluster.
Auch die Abwägung, ob Miete oder Eigentum rentabler sind, fand ich sehr, sehr vereinfacht. Man kommt hier zum Schluss, dass wohl überwiegend Miete bei gleichzeitiger Anlage des dann freien Kapitals lukrativer ist – zugrunde gelegt wurde ein 30-jähriger Zeithorizont bis zur Abzahlung der Immobilie. Die dann folgende miet-und tilgungsfreie Zeit (besonders im Alter, wenn die Einkünfte sinken), wurde bei der Betrachtung völlig außen vor gelassen. Auch sonst fand ich die Rechnung nicht plausibel.
Man muss den Autoren aber zugute halten, dass sie schon auf eine stark vereinfachte Rechnung hingewiesen haben.
Es läuft alles auf Vermögensaufbau via ETFs hinaus – das ist die einzig empfohlene Anlageform in dem Buch bzgl. Rendite.
Wie geschrieben, war mir da beispielsweise die Immobilie als Anlageform zu schnell abgebügelt.
Wenn man sich aber für ETFs interessiert, dann ist das Buch zum Einstieg wirklich super.
Ich habe mich damit bislang noch nicht groß beschäftigt und ganz viel Neues erfahren.
Sei es, nach welchen Kriterien man einen passenden ETF suchen kann, wie man die kryptischen Bezeichnungen liest und ganz praktische Hilfestellungen, wie etwa eine Depoteröffnung.
Es gibt Hinweise zur steuerlichen Behandlung und es wird auf alternative ETFs eingegangen.
Gerade den Abschnitt fand ich besonders spannend, die Bandbreite ist riesig. Nachhaltig kann auch hier vieles bedeuten, von offensichtlichem Ausschluss bestimmter Firmen bis zu strengen Regeln, dass auch die Beteiligung an Waffenunternehmen zum Ausschluss führt. Auch Aktienkäufe, die religiösen Werte und Regeln beachten, gibt es. Das war sehr spannend – auch der Hinweis auf die Konsequenz für die Wertanlage.
Wichtig und richtig fand ich auch, dass neben der rein rationalen Renditeentscheidung auch weiche Faktoren wie Sicherheitsgefühl u. ä. Berücksichtigung fanden.
Insgesamt fand ich das Buch erstaunlich kurzweilig und aufschlussreich.
Von oben genannten kleinen Kritikpunkten abgesehen, empfehle ich das Buch weiter, wenn man sich bislang noch nicht tiefer mit der Materie beschäftigt hat und Interesse an ETFs hat.
Unterhaltsamer und müheloser habe ich jedenfalls noch nie Finanzwissen vermittelt bekommen.