Alte Geheimnisse werden aufgetrennt
Schneeblindbtb startet in diesem Jahr eine etwas ältere Serie des isländischen Autors Ragnar Jónasson neu beziehungsweise wieder auf Deutsch. Band 1 der “Dark-Iceland-Serie” ist “Schneeblind” aus dem Jahr 2010/2011. ...
btb startet in diesem Jahr eine etwas ältere Serie des isländischen Autors Ragnar Jónasson neu beziehungsweise wieder auf Deutsch. Band 1 der “Dark-Iceland-Serie” ist “Schneeblind” aus dem Jahr 2010/2011. Insgesamt umfasst diese Reihe bisher 6 Bände, die ersten beiden sind aktuell neu aufgelegt, 3 und 4 sind für Oktober 2022 geplant.
Zeitlich schrieb Jónasson die ersten 5 Bände dieser Reihe vor seiner Trilogie über Kommissarin Hulda Hermannsdóttir und meinem Empfinden nach merkt man das. Ich kann natürlich nicht beurteilen wie groß ein möglicher Anteil der Übersetzung dabei ist aber einige Details und die Charaktere wirken auch mich in “Schneeblind” nicht so fesselnd und geschliffen wie bei “Dunkel”, “Insel” und “Nebel”.
Die Kerngeschichte um ein kleine Stadt im Norden Islands und ihre Bewohner, die jeder für sich so ihre Geheimnisse mit sich tragen, ist in Ordnung und bietet sich für Island natürlich auch an. Ich hatte beispielsweise bei “Frost” desselben Autors angemerkt, dass für mich Island als Schauplatz zu wenig zur Geltung kam, das ist hier definitiv anders.
Ein wenig wundert mich allerdings, dass so viel über das Wetter und den Schnee (der Thriller, der mehr ein Krimi ist, spielt im Januar) gejammert wird. Aus meiner mitteleuropäischen Sicht sollten Isländer doch mit solch rauem Wetter umgehen können. Aber vielleicht ist das Wetter global ein Ventil für Unzufriedenheit, wer weiß.
In “Schneeblind” lernen wir Ari Thór Arason kennen, der gegen Ende seiner Polizeiausbildung eine Stelle angeboten bekommt, die er nicht ablehnen will. Der Haken daran: Er muss quer über die Insel ziehen, hunderte Kilometer entfernt von seiner Freundin und seinem Umfeld.
Er ist also der Neue im Dorf und versucht, sich einzufügen. Er hat zwei Kollegen, die ihn gut aufnehmen und da er zum Work-a-holic neigt und in die Ermittlungen voll eingebunden wird, kann er seine Kombinationsgabe voll einbringen.
Die drei Polizisten sind im Städtchen in dem “nie etwas passiert” in kurzer Zeit mit zwei Fällen konfrontiert. Ein älterer Mann fällt unglücklich über eine Treppe und eine Frau liegt blutend in ihrem Garten, dem Tod nahe.
Hängen die Dinge zusammen? Beim Versuch, für beides eine Erklärung zu finden, zieht Ari so behutsam an den Fäden, die die Dorfgemeinschaft über Jahrzehnte gewoben hat, dass sich letzten Endes viel mehr löst als nur der aktuellste Knoten.
Ein solider Island-Krimi mit ein wenig zu viel Wetter-Gejammer und (privaten) Missverständnissen im Leben der Hauptfigur.