Die Geschichte, die in „Eine Liebe in Regensburg“ erzählt wird, geht genau da weiter, wo „Rückkehr nach Regensburg“ aufgehört hat – ein Grund, warum man besagten ersten Band gelesen haben sollte, bevor man sich an die Lektüre des hier zu besprechenden Büchleins macht! Dennoch haben wir eine neue, eine eigenständige Novelle vor uns, denn es beginnt etwas unverhofft Neues auf der Walhalla, dem Ort, an dem wir Richard und Dana verlassen haben.
Ohne Zögern und Zaudern, mit absoluter Gewissheit, dass sie das Richtige tun, jetzt, nach so vielen Jahren der Trennung, während derer jeder von beiden ein Leben aufgebaut hatte, das mit dem des jeweils anderen keine Berührungspunkte hatte, sagen Richard und Dana Ja zueinander! Den letzten Abschnitt ihres Lebens wollen sie gemeinsam gehen, alle Höhen und Tiefen miteinander teilen! Dass derer gar viele ihrer harren sollten, konnten sie in diesem Moment der Glückseligkeit nicht ahnen, und selbst wenn sie es getan hätten, wären sie gewiss überzeugt gewesen, alle Hürden gemeinsam nehmen zu können, denn bekanntlich kann Liebe Berge versetzen!
Es gehört Mut zu einem Neuanfang, und je älter man wird, umso eingefahrener ist man gewöhnlich in den alten, ewig gleichen Geleisen, auf denen man sich mehr oder minder komfortabel, vielleicht auch resigniert, eingerichtet hat. Dass aber Richard sein Leben in Frankfurt von einer Sekunde auf die nächste aufgeben würde, und dies offensichtlich leichten Herzens, erstaunt und spricht gleichzeitig von der Einsamkeit, in der er nach dem Tode seiner Frau Eva gefangen war. Er weiß die Chance zu nutzen, die sich ihm mit dem Wiederfinden seiner nie vergessenen Jugendliebe Dana in Regensburg geboten hat.
Dana ihrerseits – nun, es will mir auch in dieser zweiten Geschichte der Novellen-Trilogie nicht gelingen, tiefer in sie hineinzuschauen! Dank dem finanzkräftigen Richard und dem Dritten im Bunde, seinem Freund Christian, dem Anwalt und Notar, der auch nicht eben am Hungertuch nagen muss, kann sie sich – ohne dass, wie im Laufe der Erzählung klar wird, Berechnung im Spiel ist, die man angesichts der doch sehr überstürzten Eheschließung vielleicht mutmaßen mag – einen Traum verwirklichen, für dessen Umsetzung sie bereits einen beinahe lückenlosen Plan erstellt hat: die Eröffnung eines kleinen Hotels mit qualitativ hochwertiger Gastronomie in einem renovierungsbedürftigen, aber bezaubernden Altbau am Brückenkopf in Regensburg. Schwierigkeiten sind vorprogrammiert, allzumal die drei Partner Neulinge sind auf dem Gebiet, dem sie sich künftig mit Leib und Seele widmen wollen – und wenn man darüber liest, wird einem unwillkürlich mulmig zumute. Man ahnt Ungemach, was durch den Paukenschlag, mit dem diese zweite Novelle der Trilogie endet, bestätig wird. Soweit die Handlung, die, wie bei einer Literatursorte dieser Art üblich, sehr überschaubar ist – und dennoch Stoff für einen ganzen Roman liefern könnte!
Charme hat sie unbestreitbar, diese Novelle. Voller Warmherzigkeit ist sie, voller Menschenfreundlichkeit, Mut und Hoffnung. Ein Büchlein für die Verzagten, für die Einsamen, genauso wie für die Tapferen und Wagemutigen unter den Lesern und diejenigen, die sich insgeheim einen Neuanfang wünschen, sich aber nicht trauen, ihn in die Tat umzusetzen. Und nicht zuletzt für jene Leser, die selbst einen Neuanfang gewagt haben und genau wissen, dass dies nicht so einfach ist, dass es nicht damit getan ist, sich aus dem alten Leben herauszuwagen. Denn das ist nur der erste Schritt, dem viele weitere folgen müssen, immer wieder auch auf steinigem Gelände. Wohl dem, der diese Schritte nicht alleine tun muss! Richard, Dana und Christian sind einander eine Stütze; Meinungsverschiedenheiten werden auf besonnene, stets zivilisierte Art und Weise gelöst. Das ist wunderbar zu lesen!
Beeindruckt war ich nicht nur von dem Optimismus der drei Neu-Unternehmer ohne einschlägige Erfahrungen, sondern dann vor allem von Richards Haltung seinem Sohn gegenüber, der, um sein Erbe fürchtend, den nicht mehr wiederzuerkennenden Vater entmündigen lassen möchte. Für gar viele Väter wäre dieses Verhalten Grund für einen Bruch mit den gierigen Anverwandten – nicht so freilich für Richard, der seinen uneinsichtigen Sohn schließlich aufsucht und um eine Unterredung bittet, voller Verständnis für den Verirrten, und voller Liebe. Nach wie vor und trotz allem. Diese Größe erstaunt und beschämt gleichzeitig – und macht die kurze, für meinen Geschmack etwas zu dialogreiche Geschichte zu etwas ganz besonderem!
Freuen wir uns also auf ein Wiedersehen mit den Protagonisten und hoffen wir, dass das Glück am Ende mit den Tapferen sein möge!