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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.06.2017

Ein sehr leiser, trotzdem guter Krimi

Windflüstern
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Hans Ewers lebt mit seiner 2. Frau, der schönen und viel jüngeren Russin Elena in einem Traumhaus auf Sylt. Hans scheint sie aufrichtig zu lieben; Elena sieht diese Ehe als Geschäft: Schönheit gegen Geld. ...

Hans Ewers lebt mit seiner 2. Frau, der schönen und viel jüngeren Russin Elena in einem Traumhaus auf Sylt. Hans scheint sie aufrichtig zu lieben; Elena sieht diese Ehe als Geschäft: Schönheit gegen Geld. Als Hans einen Termin bei seinem Anwalt in Hamburg hat, glaubt Elena, Hans wolle sich scheiden lassen. Nun ist guter Rat teuer…

So ruhig und klar wie die Dünenlandschaft oder ein Gemälde (Zitat aus dem Buch) plätschert die Geschichte dahin. Sehr lange Zeit habe ich einen Roman gelesen, bis die kriminelle Handlung seinen Lauf und die Sonderermittlergruppe die Ermittlungen aufnimmt. Aber auch da kommt keine rechte Spannung auf, was mir persönlich allerdings nicht gefehlt hat.

Die wunderbaren Beschreibungen der Insel lassen bunte Bilder in meinem Kopf und eine Sehnsucht nach der Insel entstehen. Die vielfältigen und gut ausgearbeiteten Protagonisten, bei denen ich z.B. die Panik oder die Angst vor Entdeckung fast spüren kann, machen auch diesen leisen Krimi zu einem Lesegenuss. Die Geschichte oder der Fall ist sehr gut ausgearbeitet, nachvollziehbar und in sich schlüssig.

Eine Krimi, der mir mal wieder gezeigt hat, dass es auch ohne großes Blutvergießen und mit sehr leisen Tönen geht und der mir angenehme Lesestunden geschenkt hat.

Veröffentlicht am 06.06.2017

Kein leichtes Sommerbuch - aber gut

Gegen Liebe ist kein Kraut gewachsen
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Die Illustratorin Lilian Girvan lebt seit dem Unfalltod ihres Mannes Dan vor 4 Jahren mit ihren beiden kleinen Töchtern Annabel und Claire allein in ihrem kleinen Häuschen. Als sie die Illustration für ...

Die Illustratorin Lilian Girvan lebt seit dem Unfalltod ihres Mannes Dan vor 4 Jahren mit ihren beiden kleinen Töchtern Annabel und Claire allein in ihrem kleinen Häuschen. Als sie die Illustration für einen Bildband über Gemüse machen soll, meldet sie sich zu einem Gärtnerkurs an. Hier lernt sie den smarten Kursleiter Edward kennen und sie beginnt ganz langsam wieder an sich und an ein neues Leben zu glauben.

Das wunderschön gestaltete Cover ist mir gleich ins Auge gestochen und ich wollte die mir neue Autorin Abbi Waxman mit ihrem Erstlingswerk kennenlernen. Sie hat mich auch schnell in die Geschichte hineingezogen, die geprägt ist von Lilians Unsicherheit und ihren Zweifeln an sich selbst und in ihre Zukunft. Ihre zerrissene Gemütslage kommt sehr gut zum Ausdruck. In ihrer Schwester Rachel, die so ganz anders ist als sie selbst, hat sie hier eine große Stütze, die versucht, sie wieder ins (Liebes-)Leben zurück zu stoßen. Die beiden Kleinen zaubern mit ihrem Kindermund immer wieder ein Lächeln in mein Gesicht.
Aufgrund des Titels hatte ich eine Liebesgeschichte erwartet. Dem ist nicht so. Vielmehr geht es um die Traueraufarbeitung und den Abriss von Mauern, die Lilian nach dem Tod von Dan um sich herum aufgebaut hat. Da es hauptsächlich um Lilian geht, bleibt leider auch der Mann, der sie aus ihrem Tief holen soll bzw. will, Edward, etwas blass, genau so wie die anderen Personen z.B. aus der Gärtnergruppe.

Neben der eigentlichen Geschichte gibt es immer wieder Tipps zum Säen und Ziehen von Gemüse, was mir sehr gut gefallen hat.

Ein wunderbares, berührendes Buch über die Trauerbewältigung einer jungen Frau mit zwei kleinen Kindern, die langsam ins Leben zurück findet. Von Freundschaft, beginnender Zuneigung und vom Gärtnern. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen.

Veröffentlicht am 29.05.2017

Interessante Einblicke in den Braunkohleabbau 1945

Elsternblau
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Innerhalb weniger Wochen sterben in Wickenrode in Nordhessen 3 Männer und eine Frau an Herzversagen. Als Edgar Brix alle drei und den Ehemann der verstorbenen Frau auf einer Fotografie aus dem Jahr 1945 ...

Innerhalb weniger Wochen sterben in Wickenrode in Nordhessen 3 Männer und eine Frau an Herzversagen. Als Edgar Brix alle drei und den Ehemann der verstorbenen Frau auf einer Fotografie aus dem Jahr 1945 sieht, keimt in ihm ein Verdacht auf, dem er, sämtliche Stolperstein in Kauf nehmend, nachgeht – tatkräftig unterstützt von der Enkelin seines besten Freundes Albrecht Schneider. Auch der ist auf dem Foto abgebildet.

Für mich ist es die erste Begegnung mit Edgar Brix, dem Arzt, der die Praxis seines Vaters nach dem Krieg wieder übernommen hat; seinem Freund Albrecht Schneider und dessen Enkelin Fiona. Alle drei habe ich recht bald ins Herz geschlossen. Ich finde, das Duo Brix/Schneider passt durch seine Unterschiedlichkeit, seine Ecken und Kanten sehr gut zueinander. Aber auch die anderen Personen aus Wickenrode sind gut vorstellbar und passen gut in die Geschichte hinein. Besonders ins Herz geschlossen habe ich schon jetzt Kuno, den neuen kleinen Hund von Albrecht Schneider. Ich hoffe, von ihm bald mehr zu lesen.

Die Geschichte, die im März 1945 beginnt und dann im Oktober 1964 weitergeht, handelt vom Braunkohleabbau in der Region, von den vielen Gefangenen, die dort tagtäglich schuften mussten. Im März 1945 ist Braunkohle mehr wert als ein Menschenleben. Und die Menschen in und um Wickenrode leben vom Braunkohleabbau. So erfahre ich auch hier wieder einiges aus der NS-Zeit und seinen Folgen.

Spannung ist ab der ersten Seite da, manchmal unterschwellig und schwer zu fassen. Hier und da lässt sie wieder nach, was ich für die Geschichte nicht so förderlich finde, da es sie etwas langatmig macht. Spannend ist eine Wendung, die die Geschichte nimmt, und die ich so nicht erwartet hatte.

Insgesamt wurde ich von dem mir neuen „Ermittlerpaar“ und der Geschichte um den Braunkohleabbau in Nordhessen und deren Folgen gut unterhalten. Und wie schon geschrieben: ich will Kuno wiederlesen.

Veröffentlicht am 29.05.2017

Ein interessanter Beziehungsroman

Mittsommerleuchten
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Nachdem sie ihr, wie sie meint, Exmann vor vielen Jahren Richtung London verlassen hatte, war die Stockholmer Operndiva Gloria Moreno kein Kind von Traurigkeit. Als die die Rolle der Carmen angeboten bekommt, ...

Nachdem sie ihr, wie sie meint, Exmann vor vielen Jahren Richtung London verlassen hatte, war die Stockholmer Operndiva Gloria Moreno kein Kind von Traurigkeit. Als die die Rolle der Carmen angeboten bekommt, ist sie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Doch plötzlich tut sich vor ihr eine Gewitterwand auf: ihr Exmann und ihr erster Geliebter nach ihm werden zusammen mit ihr auf der Bühne stehen. Gleichzeitig will sich ihre jüngere Schwester Agnes, die in Liebesdingen so ganz anders tickt wie Gloria, von ihrem Mann trennen. Zweimal Gefühlschaos – kann das gut gehen?

Ja es kann und zwar sehr gut, wie ich hier in meinem ersten Buch von Asa Hellberg gelesen habe. Mittsommerleuchten ist ein sehr gefühlvoller, manchmal romantischer Roman, den ich nicht mehr aus der Hand legen wollte.

Farbenfroh und detailliert beschriebene, sehr wandelbare Personen, von denen ich die meisten gleich in mein Herz geschlossen habe, haben mein Kopfkino angeschaltet. Eine Person allerdings hatte ich ganz falsch eingeschätzt. Aber das gibt der Geschichte die Würze. Menschen, wie du und ich, nur dass sie sich in der großen Welt der Oper bewegen. Hier einen kleinen Einblick zu bekommen war ebenso interessant, wie kleine Wendungen, die die Geschichte so lebendig und abwechslungsreich gestalten. Auch, dass ich mal wieder in Stockholm unterwegs war, wo mir einige Straßennamen bekannt vorkamen, fand ich sehr interessant.

Ich habe einen sehr lebendigen, abwechslungsreichen Beziehungsroman um ein Schwesternpaar gelesen, der mich sehr gut unterhalten und zum Teil auch sehr berührt hat. Dies wird nicht mein letztes Buch der Autorin gewesen sein.

Veröffentlicht am 23.05.2017

Seelsorger Martin Bauer ermittelt

Glaube Liebe Tod (Ein Martin-Bauer-Krimi 1)
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Im letzten Moment gelingt es Polizeipfarrer Martin Bauer einen Polizisten mit einem Trick vom Selbstmord abzubringen. Vier Stunden später ist dieser Mann trotzdem tot. Suizid. Die Akte soll schnell geschlossen ...

Im letzten Moment gelingt es Polizeipfarrer Martin Bauer einen Polizisten mit einem Trick vom Selbstmord abzubringen. Vier Stunden später ist dieser Mann trotzdem tot. Suizid. Die Akte soll schnell geschlossen werden, aber Martin Bauer vermutet hinter dem Selbstmord mehr. Er beginnt auf eigene Faust zu recherchieren und stößt auf Geheimnisse und Verborgenes, dass so nicht ans helle Licht des Tages kommen sollte.

Einen Polizeiseelsorger als Ermittler hatte ich bisher noch nicht und er gefällt mir sehr gut. Martin Bauer ist engagiert, ein Familienmensch, der aber auch seine Familie für einen "Fall" hinten anstellt, der seine Menschenkenntnis sehr gut einsetzt und dessen Wahlspruch "Ein Tag ohne Todesnachrichten ist ein Tag ohne Zigarette" mir sehr gut gefällt. Zusammen mit Hauptkommissarin Verena Dohr gibt es ein interessantes Team ab. Aber auch die anderen Protagonisten und Nebendarsteller sind gut ausgearbeitet und ich hatte recht schnell ein Bild von ihnen im Kopf.

Der Fall um Polizeimeister Walter Keunert, seine Frau Annette und seinen Sohn Tilo ist plausibel aufgebaut, verwirrt mich an einigen Stellen und entwickelt sich etwas anders, als ich es gedacht hatte. Bauers Tochter Nina, die zu einer Demo nach Frankreich abgehauen ist, bringt so das Familienleben des Seelsorgers etwas durcheinander. Und die beiden rumänischen Mädchen Mariana und Lacrima, die sich so viel vom Leben in Deutschland erwartet hatten, spielen auch eine größere Rolle in diesem Krimi. Eine Grundspannung ist von Anfang an da; eine Steigerung habe ich zeitweise etwas vermisst. Die drei unterschiedlichen Geschichten werden zum Schluss sehr gut zueinander geführt und aufgelöst.

Die 62 Kapitel auf 406 Seiten lesen sich leicht und flüssig. Der neue Kriminalroman um Martin Bauer wird auf den letzten Seiten in einer Leseprobe vorgestellt und macht neugierig. Eine Frage ist bei mir allerdings geblieben: Ist Duisburg wirklich eine solch schmutzige und unattraktive Stadt, wie ich sie nach dem Lesen nun im Kopf habe?

Ich habe eine interessante Geschichte gelesen, die ein wenig mehr Spannung vertragen könnte, Protagonisten, die sich weiter entwickeln können und von denen ich gerne mehr lesen möchte. Ich freue mich auf die Fortsetzung.