Profilbild von Eliza

Eliza

Lesejury Star
offline

Eliza ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Eliza über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.07.2022

Es ist nie zu spät für einen Neuanfang

Oma macht klar Schiff
0

Liebevoll und locker leicht kommt dieser lebensfrohe Nordsee-Roman daher. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Das Cover ist bunt gestaltet. Erkennbar ist eine ältere Frau, welche dem Leser den Rücken ...

Liebevoll und locker leicht kommt dieser lebensfrohe Nordsee-Roman daher. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Das Cover ist bunt gestaltet. Erkennbar ist eine ältere Frau, welche dem Leser den Rücken zuwendet und auf das offene Meer hinausblickt. Im Vordergrund des Bildes ist ein Seehund sowie im Hintergrund ein roter Kutter abgebildet. Der Klappentext ist sehr allgemein gehalten und versucht den Leser zu informieren, ohne jedoch zu viel schon zu verraten. In der wesentlichen Geschichte geht es um die 72-jährige Frauke Hansen, welche in einer luxuriösen Seniorenresidenz beheimatet ist. Der doch sehr komfortable Alltag ist für die frühere politische Rebellin sehr langweilig. Sie hat die Möglichkeit einen alten Kutter zu kaufen, was sie auch schnell in die Tat umsetzt. Damit nimmt sie ihr Leben selbst in die Hand und lernt trotz ihres Alters sehr viel über das Leben kennen. Wird sie ihre Träume verwirklichen können?

Die Protagonistin ist trotz ihres fortgeschrittenen Alters eine im Kopf „junggebliebene Frau“. Sie lässt sich trotz der Bedenken ihres Freundeskreises von ihrem Vorhaben nicht abbringen und geht ihren Weg. Dabei beweist sie trotz ihrer lockeren und unkomplizierten Persönlichkeit Weitsicht in ihrem Vorhaben. Ich konnte mich sehr gut in diese sympathische Figur hineinversetzen. Als wesentliche Nebenfiguren in der Handlung können die Altenpflegerin Sanja und ihr Sohn Keno, Fraukes Freunde Barbara und Heinz, Malte, der Opa von Keno sowie Frau Woltermann, eine Heimbewohnerin, aufgeführt werden. Gerade Keno hat mir dabei am besten gefallen. Am Anfang der unsympathische pubertierende Teenager entwickelt er sich im Laufe der Geschichte zum positiven weiter, auch wenn er für eine dramatische Wendung der Geschichte mit verantwortlich ist. Aber auch die Freunde von Frauke, Barbara und Heinz machen in der Erzählung eine Charakterwandlung durch, welche am Anfang überhaupt nicht abzusehen war. Der Aufbau der Geschichte ist stringent und es sind keine Zeitsprünge zu erkennen. Die Story ist in der heutigen Zeit angesiedelt und ist damit sehr gut einordbar. Der Schreibstil der Autorin ist liebevoll, dialogorientiert und sehr gut lesbar. Die Spannung der Geschichte entwickelt sich sukzessive und erfährt nochmals in der zweiten Hälfte eine interessante Wendung. Das Fazit ist positiv. Ein Buch gegen das Altern und den Beweis, dass es im Leben nie zu spät für Veränderungen ist. Eine klare Leseempfehlung für alle Leser, welche an einer schönen Geschichte für den Sommerurlaub interessiert sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.03.2022

Helgoland Pur

Die Insel der Wünsche - Klippen des Schicksals
0

Nun heißt es Abschied nehmen von Helgoland und Tine. Es hat mir große Freude bereitet Tine und ihre Familie begleiten zu dürfen.

Das Cover passt sehr gut in die Reihe und hat einen hohen Wiedererkennungswert. ...

Nun heißt es Abschied nehmen von Helgoland und Tine. Es hat mir große Freude bereitet Tine und ihre Familie begleiten zu dürfen.

Das Cover passt sehr gut in die Reihe und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Wir sehen wieder eine Frau, diesmal in grün und weiß gekleidet vor den Klippen, den Dünen und der See. Der Klappentext umreißt gut, worum es diesmal geht. Der Roman spielt wieder ausschließlich auf Helgoland in den 20er und 30er Jahren. Helgoland hat sich gemausert als Kurbad der Schönen und Reichen, die gestressten Städter suchen auf der Insel Ablenkung und Erholung.

Im Mittelpunkt steht wieder die Blumenhändlerin und Hebamme Tine Tiedkens mit ihrer Familie. Ihre Tochter Henriette (Jette) hat inzwischen geheiratet und selbst Kinder. Auch treffen wir Tines alte Freundin Hedi wieder. Es ist ein klein wenig wie nach Hause kommen, nach bereits zwei Bänden hat man doch viele Inselbewohner ins Herz geschlossen.

Im Zentrum des Romans steht das Schicksal der Hauptfiguren Tine und Jette, wir begleiten beide Frauen durch die Zeiten. Die Inflation und der Börsencrash machen auch vor Helgoland nicht halt. Schließlich nehmen auch der Antisemitismus und der Nationalsozialismus zu.

Aber auch das persönliche Schicksal der Hauptfiguren wird auf eine harte Probe gestellt. Das Leben einer Familie kann mitunter turbulent, anstrengend und ereignisreich sein.

Der Roman gliedert sich in fünf große und einen letzten kleineren Teil. Innerhalb der einzelnen Teile gibt es keine größeren Zeitunterschiede, allerdings setzt meist der nächste Teil mit einem größeren Zeitsprung ein. Gerade am Ende waren mir die Sprünge zu heftig und es ging für mich alles viel zu schnell.

Es ist gut, wenn man sich in der Zeit ein wenig auskennt, es ist aber nicht zwingend für das Verständnis des Romans erforderlich.

Der Schreibstil der Autorin ist gut und flüssig zu lesen, beschreibende Passagen und Dialoge ergänzen sich gut, sodass der Lesefluss sehr angenehm ist.

Es befinden sich zwei Karten im Buch. Die Autorin beschließt ihre Trilogie mit einem umfangreichen Nachwort, wo sie „Dichtung und Wahrheit“ explizit erklärt.

Ein Roman wieder vor allen Dingen für die weibliche Leserschaft, da hier der Fokus noch stärker auf die Frauen gelegt wird. Aber auch allen, die sich für Helgoland interessieren kann ich diesen Roman nur empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.02.2022

Psychologie oder Psychopathologie?

Mehr als die Erinnerung
0

Melanie Metzenthin gehört zu meinen Lieblingsautorinnen, ich habe die Reihe um die Hafenschwester Martha geliebt. Dieses Buch lag schon länger auf meinem SUB, die Leserunde bei den Büchereulen habe ich ...

Melanie Metzenthin gehört zu meinen Lieblingsautorinnen, ich habe die Reihe um die Hafenschwester Martha geliebt. Dieses Buch lag schon länger auf meinem SUB, die Leserunde bei den Büchereulen habe ich zum Anlass genommen es endlich mal zu lesen, schließlich hat die Autorin für das Buch den DeLiA-Literaturpreis bekommen.

Das Cover ist sehr schön gestaltet, die schwarz-weiß Aufnahme einer Frau vor einem großen Gebäude mit einem grasenden Pferd, wecken das Bild einer Idylle. Doch diese Idylle täuscht, im Umfeld von Gut Mohlenberg, der Pflegeanstalt für Menschen mit einer geistigen Schwäche, geschehen zwei Morde.

Im Mittelpunkt steht Frederike von Aalen, eine junge Frau, die ihr Medizinstudium für ihren an der Front verwundeten Mann Bernhard aufgibt, um voll und ganz für ihn da zu sein. Bernhard hat nach einer Explosion schwere Kopfverletzungen davongetragen, welche seine geistigen Fähigkeiten stark einschränken. Eines Tages tauch Walter Pietsch auf Gut Mohlenberg auf, Bernhard hat direkt Vertrauen zu dem Mann, die beiden begegnen sich mit Sympathie.

Als Patientin kommt Juliane Brunner in die Klink von Friederikes Vater, sie gibt Frederike zuerst noch so einige Rätsel auf, aber dann schaffen die beiden Frauen es gemeinsam den dunklen Schleier zu lüften, der Juliane umgibt.

Frederike ist eine sehr starke und tapfere Frau, ich habe eine gewisse Bewunderung für sie, aber ich konnte mich dennoch leider nicht zu 100% mit ihr identifizieren.

Das Buch spielt 1920 und ist damit zeitlich sehr gut einordbar. Es wird stringent erzählt, lediglich in der Mitte gibt es einige Rückblenden um Bernhard, die sich um die Explosion im 1. Weltkrieg drehen.

Das Buch ist sehr gut recherchiert, die Autorin weiß zu jeder Sekunde, worüber sie schreibt. Mich haben teilweise die Methoden, welche den Patienten zu teil wurden, abgeschreckt und verstört. Ich habe keinen medizinischen Hintergrund und teilweise fiel es mir schwer, den abscheulichen und abstoßenden Theorien zu folgen.

Ich hatte eine andere Vorstellung von dem Buch, sodass ich mich während des Lesens neu orientieren musste. Es ist zwar in gewisser Weise ein historischer Roman, aber teilweise ist es ein sehr düsterer Roman, welcher einen großen Anteil an Kriminalelementen enthält. Immerhin gibt es fünf Tote zu beklagen, wovon vier mehr oder weniger gewaltsam ums Leben kommen, bzw. post mortem geschändet werden.

Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt gut zu lesen, die Wortwahl ist treffend. Die beschreibenden Passagen und die Dialoge werden gut eingesetzt, um die Spannung bis zum Ende hochzuhalten.

Insgesamt habe ich den Roman gerne gelesen, auch wenn mich das Ende geschockt hat. Es mag psychologisch korrekt sein, aber ich hätte mir trotzdem ein anderes Ende gewünscht.

Ein Roman für alle, die sich gerne mit der Psychiatrie in den 20er Jahre auseinandersetzen möchten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.12.2021

Es heißt Abschied nehmen

Der Traum von Freiheit
0

Nicht der Turmbau zu Babel, sondern der Bau des prächtigen Freiburger Münsters zeigt das gute Architektur seine Zeit braucht. Ein durchaus interessanter Roman, welcher gegen Ende etwas langatmig wurde.

Das ...

Nicht der Turmbau zu Babel, sondern der Bau des prächtigen Freiburger Münsters zeigt das gute Architektur seine Zeit braucht. Ein durchaus interessanter Roman, welcher gegen Ende etwas langatmig wurde.

Das Cover ist schlicht gehalten. Der Leser erkennt das Antlitz des Freiburger Münsters nach seiner Fertigstellung. Der Klappentext fasst den Inhalt des Handlungsgeschehens gut zusammen ohne die Details zu sehr preis zu geben. In der Handlung geht es im Wesentlichen um die 60-jährige Weiterentwicklung der Liebfrauenkirche, welche aufgrund von Materialmangel lange Zeit nicht weitergebaut wurde. Der aus Straßburg angeheuerte Baumeister Gerhard hat viele Ideen und gute Handwerker in seinem Team und wird beauftragt die Kirche weiter zubauen bzw. zu verändern. Im Laufe der Zeit gelingt diesem Nach und nach aus der Kirche ein prächtiges Bauwerk zu schaffen. Jedoch wird er in seinem Vorhaben immer wieder von „politischem Gerangel um Zuständigkeiten“ sowie von kleinen militärischen Scharmützeln mit anderen Machthabern eingebremst. Nach ca. zwanzig Jahren verlässt Gerhard mit seiner Frau Odilia Freiburg wieder und muss ein unvollendetes Bauwerk zurücklassen. Seine Nachfolger müssen nun versuchen sein „bauliches Erbe“ fortzuführen. Und werden mit neuen architektonischen, aber auch politischen Herausforderungen konfrontiert.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert, wobei die ersten beiden Teile sich schwerpunktmäßig mit der Architektur und den politischen Entscheidungen und Einflüssen beschäftigt handelt der dritte Teil von der Entwicklung einzelner Personen. Die sehr zahlreichen handelnden Personen sind in einem ausführlichen Personenregister am Anfang des Buches aufgeführt. Ebenso ist anzumerken, dass die Autorin ein Glossar über die wesentlichen Begriffe und Gegenstände des Zeitgeschehens am Ende des Buches beigefügt hat, was ich als sehr hilfreich und aufschlussreich fand. Unter den vielen Protagonisten haben mir die Person des Baumeister Gerhard und seiner Frau Odilia sowie das Findelkind Josef und die Bäckerstochter Thea am besten gefallen. Für Gerhard bedeutet Bauen und Architektur ein wesentlicher Teil seines Lebens und er geht in dem Bau vollends auf. Trotz allem zeigt er viel Herz und setzt sich für schwache oder sonderbare Menschen ein. Dies kann man sehr gut erkennen als er den verurteilten etwas sonderbaren „Sträfling“ Jenklin mehr oder minder unter seine Fittiche nimmt und ihm Halt gibt. Seine Frau Odilia ist eine gute Seele und kümmert sich um die Schwachen, Armen und ist ein „Kummerkasten“ für Gerhard und seine Truppe. Das Findelkind Josef welches gerade im dritten Teil mehr oder minder die Hauptfigur darstellt macht eine Charakterveränderung durch. Anfangs sehr gebrechlich da er immer mehr Zweifel an seiner eigenen Herkunft hegt, zeigt er, dass trotz der harten Zeit des Mittelalters doch Träume am Ende wahr werden können. Dieses Schicksal teilt Thea mit Josef muss sie sich doch auch mit einem dunklen Geheimnis aus ihrer Vergangenheit auseinandersetzen.

Die Spannung der Geschichte lebt von den Hindernissen und Fortschritten des Baus sowie von den Erlebnissen der zahlreichen Personen. Der Aufbau der Geschichte ist sehr stringent und logisch und der Leser kann die Entwicklung der Zeit von ca. 60 Jahren gut nachverfolgen.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, gehoben und dem damaligen Zeitgesehen sehr gut angepasst. Als Zielgruppe des Romans kommen Anhänger historischer Romane in Betracht. Mein Fazit ist gemischt mit positiven Elementen. Die Autorin hat ein großes Zeitfenster mit vielen architektonischen und historischen Elementen gut und prägnant zusammengefasst.

Allerdings war nach meiner Meinung ein kleiner Bruch zwischen dem Dritten und den ersten Beiden Teilen zu erkennen. Ich hätte gerne im dritten Teil die in den ersten beiden Teilen gut und ausführlichen Beschreibungen des Baufortschrittes fortgeführt gesehen.

Mir waren im dritten Teil die persönlichen Befindlichkeiten der dort handelnden Protagonisten zu sehr in den Vordergrund gerückt worden. Dennoch ist der Turm aus Licht ein sehr interessanter Roman, welcher gerade für Anhänger der berühmten und imposanten gotischen Architektur ein absolutes Muss ist.

7/10 P.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.10.2021

Ruhe in Großbritannien?

Tage des Lichts
0

Der dritte Roman der Seidenstadt-Saga führt auf bewährte Weise die Geschichte aus den ersten beiden fort. Das Cover passt sehr gut in die Reihe und ist diesmal hauptsächlich in grün gehalten. Der Roman ...

Der dritte Roman der Seidenstadt-Saga führt auf bewährte Weise die Geschichte aus den ersten beiden fort. Das Cover passt sehr gut in die Reihe und ist diesmal hauptsächlich in grün gehalten. Der Roman setzt 1939 ein. Ruth ist es gelungen nach England zu gehen und dort eine Stelle als Haushaltshilfe zu bekommen.

Sie arbeitet auf einem Bauernhof und kümmert sich vor allen Dingen um die Küche und die Tochter von Olivia und Freddy. Die kleine Jill ist ein wahrer Sonnenschein und macht es Ruth um einiges einfacher in der Fremde zurecht zu kommen. Olivia hingegen macht es Ruth schwer, sie sieht sie als billige Arbeitskraft, der sie am liebsten noch nicht einmal ihre freien Tage zugestehen würde. Freddy ist da anders, er kennt seine Frau mit der er nur wegen Jill zusammen ist und steht öfters auf Ruths Seite. Als Ruth es dann schafft, dass ihre Familie ebenfalls nach England kommen kann und sogar ihr Vater aus dem KZ entlassen wird, um sich auf die Reise nach England zu machen, ist die Freude unbeschreiblich groß. Doch dies soll nicht lange währen, denn der Krieg streckt seine Fühler auch nach England aus.

Meine Lieblingsfigur ist Daisy. Sie hilft ab und zu auf dem Hof aus und unterstützt Ruth bei den großen Essen, die auf dem Hof stattfinden. Sie lehrt sie so einiges, wie das Einkochen oder auch das Kochen von Würsten. Dabei ermuntert sie Ruth immer wieder dazu, für sich selbst einzustehen und ihre Reche einzufordern.

Der Schreibstil von Ulrike Renk ist wieder leicht und flüssig zu lesen. Beschreibende Passagen und Dialoge halten sich die Waage. Der Autorin gelingt es gut, die familiären Verhältnisse darzustellen inklusive der jüdischen Traditionen und Lebensweisen. Denn der Antisemitismus ist auch in England zu finden.

Das Ende des dritten Bandes ist recht offen gehalten, da der vierte Teil daran anschließt und somit die Geschichte der Familie Meyer weitererzählt. Ich empfehle diesen Roman allen, die gerne Familien-Sagas lesen und sich gerne an beispielhaften Lebensläufen über die Zeit des zweiten Weltkriegs informieren möchten.

Den vierten und abschließenden Teil werde ich nun direkt im Anschluss lesen, denn ich möchte wissen wie es mit Ruth und ihrer Familie weitergeht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere