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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.03.2022

So darf Schule sein, manchmal zumindest

Madame Kunterbunt, Band 1: Madame Kunterbunt und das Geheimnis der Mutmagie
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Die Klasse 3a ist sehr aufgeregt, denn sie bekommt eine neue Lehrerin. Und die kommt am ersten Tag zu spät. Aber das ist dann, auch vom Rektor, ganz schnell vergessen, denn Madame Kunterbunt ist ganz anders ...

Die Klasse 3a ist sehr aufgeregt, denn sie bekommt eine neue Lehrerin. Und die kommt am ersten Tag zu spät. Aber das ist dann, auch vom Rektor, ganz schnell vergessen, denn Madame Kunterbunt ist ganz anders wie die Kinder das bisher so kannten. Sie hat, wie der Name schon sagt, kunterbunte Sachen an und eine Tasche, aus der sie immer genau die Dinge herausholt, die sie gerade für den Unterricht braucht. Und der ist auch total anders. Und dann gibt es da noch Cilly und Rosso, zwei Chamäleons und die Haustiere der neuen Lehrerin. Sie sind auch erst einmal beim Unterricht mit dabei, denn allein zuhause, das ist ein Problem. Aber sie machen ihre Sache als 'Hilfskräfte' auch sehr gut und wenn man eine ihrer Schuppen nimmt, kann man sich etwas wünschen und das geht dann öfter mal auch in Erfüllung.
Ein tolles Buch mit leicht magischen Tendenzen, jeder Menge Erlebnisse, die Schule zu einem noch schöneren Ort machen, wo jeder die Ansprache bekommt, die er braucht, wo die Kinder sich ausprobieren dürfen und erleben, dass etwas auch einfach Spaß machen kann, ohne perfekt sein zu müssen. Und wenn ein Kind, das aus einem anderen Land zu uns gekommen ist, die Sprache noch nicht so kann, dann erfinden alle zusammen eben eine neue und dann ist auch derjenige nicht mehr so still, sondern ruft laut mit und kommt heraus aus seinem Schneckenhaus.
Diese Geschichte ist ein Traum, wie Schule ab und zu ruhig mal sein dürfte. Hier kann man Selbstbewusstsein tanken und die Menschen drum herum kommen auch nicht zu kurz.
Ein echter Lesespaß!

Veröffentlicht am 15.03.2022

Interaktion mit einem Theaterstück und ganz viel Intensität bis hinein in die eigene Gedankenwelt

Die Feuer
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Der Auftritt dreier sehr unterschiedlicher Frauen, der Raum ein Theater, draußen vor der Tür, eigentlich eher vor den Toren der Stadt lodernde Flammen und auf der Bühne spielt Becketts Stück "Glückliche ...

Der Auftritt dreier sehr unterschiedlicher Frauen, der Raum ein Theater, draußen vor der Tür, eigentlich eher vor den Toren der Stadt lodernde Flammen und auf der Bühne spielt Becketts Stück "Glückliche Tage". Welch fulminante Gesamtkulisse, welch beindruckendes Szenario für die Protagonistinnen dieser Geschichte. Man öffnet das Buch und da erscheinen sie, Margot, an die 70, niedergedrückt durch Gedanken an ihren demenzkranken Mann, der ihr gegenüber gewalttätig wird, Ivy, reich geworden und als Mäzenin der Kunst sehr angesehen, aber mit jeder Menge schwerer Lebensphasen beladen und nicht gerade von glücklichen Empfindungen umgeben und Summer, Schauspielschülerin und im Nebenjob Platzanweiserin hier im Theater, sie wird von der Frage nach ihrem Vater umgetrieben und ganz aktuell von der Sorge um ihre Freundin, die versucht, ihre Eltern rechtzeitig aus der Brandzone zu retten. Diese drei Frauen, sie schauen auf die Bühne und die eigenen Gedanken wandern, immer wieder 'angefeuert' von dem, was dort oben passiert. Und als sich der Vorhang dann schließt und es zur Pause klingelt, treten die drei sozusagen selbst ins Rampenlicht und interagieren in einer Art Kammerspiel miteinander. Das ist faszinierend, intensiv, berührend und es rüttelt auf. Auf kleinstem Raum, so viele Gedanken, so viel Inhalt, so viel Präzision zu dem, was unsere 'umtriebige Welt' gerade zu bieten hat, in all seinen kleinen und großen Facetten.
Mich hat dieses Buch gepackt, von der ersten bis zur letzten Seite. Und vieles davon wird mich noch lange in meinen Gedanken begleiten. Literatur vom Feinsten.

Veröffentlicht am 11.03.2022

Ein Leben als Außenseiter und dann wird alles anders

Kurz mal mit dem Universum plaudern
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Cliff lebt in einem Trailerpark in Happy Valley, doch für ihn ist überhaupt nichts happy. Vor einem Jahr hat sich sein Bruder das Leben genommen. Shane war sein ganzer Halt, sein bester und auch irgendwie ...

Cliff lebt in einem Trailerpark in Happy Valley, doch für ihn ist überhaupt nichts happy. Vor einem Jahr hat sich sein Bruder das Leben genommen. Shane war sein ganzer Halt, sein bester und auch irgendwie einziger Freund und jetzt ist er ganz allein. In der Schule hat er schlimmstes Mobbing zu ertragen, sein Vater ist Alkoholiker und lässt kein gutes Haar an ihm und seine Mutter, sie hat einfach nicht die Kraft, sich dem Vater entgegen zu stellen. Das alles ist schon sehr schwer zu ertragen. Doch dann ändert sich etwas. Aaron, einer der Mitschüler, die ihn mit am Ärgsten schikaniert hat, hat eine Nahtoderfahrung. Dabei wird ihm von Gott aufgetragen, ein To-Do-Liste abzuarbeiten, um die Schule wieder zu einem besseren Ort zu machen und derjenige, der ihm dabei helfen soll, ist ausgerechnet Cliff, den er zuvor immer als 'Neandertaler' beschimpft hat. Cliff ist natürlich überrascht über das Angebot und auch misstrauisch, ob da nicht irdendeine Gemeinheit dahinter steckt, aber zu seiner eigenen Überraschung sagt er ja zu dem gemeinsamen Unternehmen. Den Weg, den die beiden nun zusammen gehen, er hat Höhen und Tiefen, aber es gibt da eine Menge Dinge, die sie wieder richtig rücken. Beide wachsen daran und vor allem Cliff kann vieles für sich klären, gerade auch, was seinen Bruder angeht.
Dieses Buch, das ist eine richtig tolle Geschichte, ein wenig skuril, sehr echt, manchmal tieftraurig, aber auch von Humor und Freude getragen. Sie erzählt vom Leben, das einen auch schon als Jugendlicher sehr niederdrücken kann und von einer Freundschaft, die eigentlich undenkbar war. Was bleibt, ist ganz viel Empathie und einfach ein gutes Gefühl. Und wenn es bei dir gerade auch nicht so rosig aussieht, nie die Hoffnung aufgeben. An der nächsten Ecke wartet vielleicht ja schon die ganz große Wende oder eben eine kleinere. Auch das funktioniert.
Viel Spaß beim Lesen!

Veröffentlicht am 27.02.2022

Das Erwachen der Sea Monsters und gebt den Dingen eine Chance

Sea Monsters – Ungeheuer weckt man nicht (Sea Monsters 1)
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Finn lebt auf einer Insel, die zum Norden von Schottland gehört. Eigentlich ist das ein richtig toller Ort, um Kind zu sein, denn mit all dem Wasser drumherum, da kann man schwimmen, surfen und noch soviel ...

Finn lebt auf einer Insel, die zum Norden von Schottland gehört. Eigentlich ist das ein richtig toller Ort, um Kind zu sein, denn mit all dem Wasser drumherum, da kann man schwimmen, surfen und noch soviel mehr. Doch für Finn sieht das anders aus. Er hat Angst vor dem Meer, denn vor einigen Jahren wäre er fast einmal ertrunken. Aber seine Umgebung, vor allem seine Mitschüler, haben da überhaupt kein Verständnis dafür und machen Finn das Leben echt schwer. Dann eines Tages beschließen die Kinder, mit dem Boot zum 'Verbotenen Fleck' zu fahren, einer kleinen Erhöhung, die aus dem Meer heraus ragt. Eigentlich ist das verboten, aber die Sache ist ja auch als Mutprobe für Finn gedacht, der zusammen mit Poppy, die gerade neu auf die Insel gekommen ist, auch mit dorthin genommen wird. Als die beiden dann einfach auf dem Eiland zurückgelassen werden, ist das natürlich ganz schlimm für den Jungen. Und dann bebt die Erde und was eigentlich eine Insel war, stellt sich als Sea Monster heraus, das nach langer Zeit nun wieder erwacht. Finn bekommt die Panik, als er sich plötzlich im Wasser wiederfindet, aber das Sea Monster, sein Name ist Big Ben, ist ein liebes Monster, rettet ihn und bringt ihn an Land. Als die Bevölkerung von diesen Ungeheuern, es gibt mehrere davon, erfährt, wollen einige diese Wesen tatsächlich töten, aber Finn und Poppy, die ganz schnell Freunde geworden sind, stellen sich dagegen und hoffen auf ein friedliches Nebeneinander von Monster und Mensch.
Das ist wirklich eine tolle Geschichte, ein Abenteuer mit Monsterfantasie und Tiefgang. Hier geht es um Vorurteile, um das Überwinden von Ängsten, Freundschaft und darum, Neuem eine Chance zu geben. Und soviel sei verraten, es gibt schon mal ein böses Monster, aber auch ganz viele gute, die dann ja eigentlich gar keine Monster mehr sind, sondern vielleicht sogar Freunde.

Veröffentlicht am 22.02.2022

Die Natur, in ihr reflektiert sich das Leben und man verändert sich

Bone Music
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Die 15-jährige Sylvia begleitet ihre Mutter zurück an den Ort ihrer Kindheit. Das ist eine sehr ländliche Gegend im Norden Englands, ruhig und weit jenseites des pulsierenden hektischen Lebens von Newcastle, ...

Die 15-jährige Sylvia begleitet ihre Mutter zurück an den Ort ihrer Kindheit. Das ist eine sehr ländliche Gegend im Norden Englands, ruhig und weit jenseites des pulsierenden hektischen Lebens von Newcastle, der Stadt, in der Sylvia eigentlich zuhause ist. Während ihre Mutter hier zum Nachdenken kommen will, der Vater ist als Fotograf ständig in irgendwelchen Kriegsgebieten unterwegs und von dem Gefühl von Familie ist wenig übriggeblieben, steht das Mädchen eher frustriert nun mitten in der Einöde, quasi ohne Handyempfang und geradezu beraubt um ihr altes Leben. Doch dann lernt sie die Brüder Colin und Gabriel kennen, die sie einführen in die Natur, sie sehen lassen, wie lebendig und schön das alles ist. Vor allem mit Gabriel fühlt sie eine starke Verbundenheit und dieser führt sie hinein in diese Urwelt, die all ihre Sinne weckt und in ihr ein tiefes Bewusstsein für deren elementare Kraft und die Magie des Lebens zum Klingen bringt.
Dies ist ein besonderes Buch, ruhig, mit einem Fortgang der Geschichte, die sich genug Zeit nimmt, um Intensität und Besinnlichkeit zugleich zu erzeugen und sich dabei einer Sprache bedient, die teilweise einen Hauch von Philosophie mit sich trägt.
Ein bisschen Zeit muss man diesem Roman schon geben, bis man sich eingefunden hat in sein 'anders sein', aber dann wird man einfach mitgenommen, auf diese Reise und kommt am Ende vielleicht nicht mit einem völlig neuen Bewusstsein, aber mit viel Gepäck zum Nachdenken wieder heraus.