Ein brillanter und bewegender Roman über die Liebe in schwierigen Zeiten - "Ein großer, unter die Haut gehender Roman." Der Spiegel
Bettina Abarbanell (Übersetzer)
Die Liebe in schwierigen Zeiten.
"Gefühlvoll und beeindruckend." Stern
PULITZER PRIZE FINALIST
NATIONAL BOOK AWARD SHORTLIST
AUSGEZEICHNET MIT DER ANDREW CARNEGIE MEDAL
AUSGEZEICHNET MIT DEM LOS ANGELES TIMES BOOK PRIZE
NEW YORK TIMES 10 BEST BOOKS 2018
Chicago, 1985: Yale ist ein junger Kunstexperte, der mit Feuereifer nach Neuerwerbungen für seine Galerie sucht. Gerade ist er einer Gemäldesammlung auf der Spur, die seiner Karriere den entscheidenden Schub verleihen könnte. Er ahnt nicht, dass ein Virus, das gerade in Chicagos „Boys Town“ zu wüten begonnen hat, einen nach dem anderen seiner Freunde in den Abgrund reißen wird.
Paris, 2015: Fiona spürt ihrer Tochter nach, die sich offenbar nicht finden lassen will. Die Suche nach der Tochter gestaltet sich ebenso zu einer Reise in die eigene Vergangenheit, denn in Paris trifft sie auf alte Freunde aus Chicago, die sie an das Gefühlschaos der Achtzigerjahre erinnern und sie mit einem großen Schmerz von damals konfrontieren.
"Die Optimisten ist eine zutiefst bewegende Geschichte darüber, wie Liebe uns retten, aber ebenso vernichten kann, und wie uns traumatische Ereignisse ein Leben lang prägen können, bis Heilung möglich wird.
"Sehr liebevoll und schön geschrieben."
Elke Heidenreich
"Toll geschrieben! Ein Buch, das einen nicht loslässt." NDR
Von Chicago während der 80er-Jahre bis ins Paris der Gegenwart zieht sich die Handlung der Optimisten. Yale arbeitet für eine Kunstgalerie in Boystown, der Gay Community Chicagos, und steht vor dem Erwerb ...
Von Chicago während der 80er-Jahre bis ins Paris der Gegenwart zieht sich die Handlung der Optimisten. Yale arbeitet für eine Kunstgalerie in Boystown, der Gay Community Chicagos, und steht vor dem Erwerb einer nennenswerten Kunstsammlung aus den 1920ern. Doch kaum, dass der beruflichen Erfolg zum Greifen nahe ist, wird die Stadt von der beginnenden Aids-Epidemie eingeholt, welche nach und nach auch im eigenen Bekanntenkreis um sich greift. Während viele weniger an das HI-Virus glauben als an ihre sexuelle Freizügigkeit, kann Yale nur machtlos zusehen, wie zunehmend einige seiner engsten Freunde mit den Folgen der Infektion kämpfen und nacheinander aus dem Leben gerissen werden. Fiona, die ihren Bruder Nico an die Krankheit verloren hat, ist ihm derweil eine große seelische Unterstützerin.
Rund dreißig Jahre später begibt sich Fiona in einem mitlaufendem Erzählstrang nach Paris, um ihre verschwundene Tochter zu suchen. Dabei stößt sie auf alte Bekannte aus Chicago und wird aufs Neue mit den damaligen Ereignissen, Erlebnissen und Verlusten konfrontiert.
Makkai schreibt über Freundschaft und Leid, von Lieben und Lebenswegen, die sich durch den Tod trennen. Und sie schreibt über den gesellschaftlichen Umgang mit einer epidemischen Krankheit, die unaufhaltbar um sich greift. Inmitten der Gay-Szene Chicagos wird ein Räsonanzboden für eine gesellschaftliche Krise aufgebrochen, in der Wut und Trauer, sowie die Unfähigkeit zu Handeln, die Gedanken vernebeln. Ein großer und dicker Roman mit einer rundum packenden und eindrucksvollen Geschichte über eine gesellschaftliche Krise und dem optimistischen Blick nach vorn, trotz aller Unsicherheit und Ungewissheit. Thematisch zwischen Kunst und HIV-Ausbruch hat Makkai ein atemberaubendes Bild einer unsteten Epoche entworfen. Zwischendurch war die Geschichte auch mal etwas weiträumiger erzählt, aber ein 600-Seiten Buch kommt wohl eher selten ohne Längen aus. Meine Erwartungshaltung war groß, aber ich wurde nicht enttäuscht - riesen Leseempfehlung.
Ich brauche Worte, gute Worte, bedeutende Worte um zu beschreiben, wie dieses Buch für mich ist.
Zwei Handlungszeiten, die durch Erinnerungen miteinander verknüpft werden.
In Chicago 1985 wütet eine ...
Ich brauche Worte, gute Worte, bedeutende Worte um zu beschreiben, wie dieses Buch für mich ist.
Zwei Handlungszeiten, die durch Erinnerungen miteinander verknüpft werden.
In Chicago 1985 wütet eine neue Krankheit unter den schwulen Männern. Es gibt fast mehr Beerdigungen als Parties und Yale Tishman muss zusehen, wie viele seiner Freunde langsam und qualvoll sterben. Vor allem der tod seine besten Freundes Nico setzt ihm zu. Nicos kleine Schwester Fiona steht ihnen allen zur Seite. Bleibt ständig zurück und überlebt so ziemlich als einzige diese harten Jahre. Aus Yales Sichtweise wird dieser Zeitabschnitt erzählt. Yale ein jüdischer Mann, der in einer schwulen Beziehung lebt und öffentlich dazu steht. Er ist loyal, empathisch, sympathisch, nett, freundlich und liebenswert. Ein Mann, der sich nicht in den Mittelpunkt stellt, der über seine Handlungen nachdenkt, ob sie Auswirkungen auf seine Mitmenschen haben. Ich wollte, dass Yale ein lebendiger echter Mensch ist. Ich hätte mich gerne mit ihm auf einen Kaffee getroffen, mit ihm gesprochen und ihm gesagt, was für ein toller Mensch er ist.
Paris 2015: Fiona sucht ihr Tochter Claire. Ihre Beziehung gestaltet sich schon recht lange schwer und Fiona weiß nicht genau, was sie sich erhofft, wenn sie Claire finden sollte. Während ihres Aufenthaltes wohnt sie bei einem alten Freund, der gerade eine Ausstellung im Centre Pompidou vorbereitet. Mit ihm erinnert sie sich an die alten Zeiten in Chicago an Nico und ihre verstorbenen Freunde.
Es gibt Bücher und Figuren, die bleiben für immer. "Die Optimisten" gehört für mich dazu. Es ist eine traurige Geschichte, mit einem sensiblen Thema, das aber auch wundervoll leichte Momente zeigt und für Liebe, Loyalität und Freundschaft eintritt.
S. 551 "Das ist der Unterschied zwischen Optimismus und Naivität. Keiner hier im Raum ist naiv. Naive Menschen haben noch keine echte Prüfung hinter sich, deshalb meinen sie, ihnen könne nichts passieren. Optimisten wie wir, haben schon etwas durchgemacht und stehen trotzdem jeden Tag auf, weil wir glauben, wir könnten verhindern, dass es noch einmal passiert. Oder wir tricksen uns einfach aus, um das zu glauben."
Im Schwulenviertel „Boystown“ im Chicago der 80er-Jahre hat Aids zu wüten begonnen. Durch mangelnde Therapiemöglichkeiten, ein schlechtes Gesundheitssystem, zu wenig ...
Spoilerfreie Rezension!
Inhalt
Im Schwulenviertel „Boystown“ im Chicago der 80er-Jahre hat Aids zu wüten begonnen. Durch mangelnde Therapiemöglichkeiten, ein schlechtes Gesundheitssystem, zu wenig Aufklärung und Schuld und Schamgefühle breitet sich das HI-Virus aus wie ein Lauffeuer und löscht nach und nach Yales Freundeskreis aus.
Dreißig Jahre später ist Fiona in Paris auf der verzweifelten Suche nach ihrer verschollenen Tochter. Da sie bei alten Freunden aus Chicago wohnt, werden immer wieder schmerzhafte Erinnerungen an ihre Vergangenheit wach.
Übersicht
Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Figuraler Erzähler, Präteritum
Perspektive: weibliche und männliche Perspektive
Kapitellänge: mittel bis kurz
Tiere im Buch: - Eine Katze wird aus Versehen stark vernachlässigt, überlebt aber. Fleisch wird gegessen. Ansonsten werden keine Tiere verletzt, gequält oder getötet. Da eine Katze in Einzelhaltung lebt, möchte ich über dieses Thema aufklären: Katzen sind alleine niemals glücklich (sie sind EinzelJÄGER, keine EinzelGÄNGER), sondern sehr einsam und unglücklich. Sie können verschiedene Verhaltensstörungen entwickeln und depressiv und/oder aggressiv werden. Wer seine Katze liebt, schenkt ihr deshalb mindestens einen Gefährten.
Triggerwarnung: Drogen, Alkoholismus, Tod von Menschen, Krankheit, Homophobie, Prostitution, sexuelle Belästigung;
Warum dieses Buch?
Die Frage sollte eher lauten: Warum nicht? Das Buch hat viel Lob und bereits Preise erhalten, viele LeserInnen schwärmen davon. Außerdem hat mich der Klappentext an eines meiner absoluten Herzensbücher erinnert: „Sag den Wölfen, ich bin zu Hause“ von Carol Rifka Brunt. Ich musste es daher einfach lesen!
Meine Meinung
Einstieg (5 Lilien)
„‘Ich kenne Männer, die noch niemanden verloren haben. Gruppen, die bisher unberührt geblieben sind. Aber ich kenne auch Leute, die haben zwanzig Freunde verloren. Ganze Mietshäuser, ausgelöscht.‘“ E-Book, Position 236
Ich hatte überhaupt keine Probleme, in die Geschichte zu finden, sondern eher das Gefühl, dass einen die Autorin auf der ersten Seite bei der Hand nimmt und nicht mehr loslässt, bis man das Buch beendet hat. Schon das erste Kapitel, das sehr rätselhaft endet, hat mich neugierig gemacht – ich wollte unbedingt weiterlesen.
Schreibstil (5 Lilien ♥)
Mit „Die Optimisten“ hat sich Rebecca Makkai in mein Herz geschrieben. Ihr Schreibstil ist wunderbar – anspruchsvoll, und trotzdem so angenehm lesbar, dass für mich jede Seite ein Genuss war. Das Buch glänzt mit wunderschönen, weisen Zitaten, treffenden Formulierungen und beeindruckend kreativen Vergleichen. Besonders großartig fand ich auch, wie nuanciert die Autorin die Gefühls- und Gedankenwelt ihrer Figuren beschreibt. Auf diese Weise kommt man ihnen unheimlich nah.
„Bevor sie den Raum verließ, blieb sie stehen und sah Yale an, als wären sie Ertrinkende und sie hätte sich gerade den letzten Rettungsring genommen.“ E-Book, Position 5900
Idee, Inhalt, Themen & Ende (5 Lilien ♥)
„‘Und es stimmt, da war dieses kleine Fenster, eine kurze Zeitspanne, in der wir uns sicherer gefühlt haben, glücklicher waren. Ich dachte, es wäre der Anfang von etwas. Dabei war es in Wirklichkeit das Ende.‘“ E-Book, Position 5280
An „Die Optimisten“ bin ich aufgrund der positiven Rezensionen mit sehr hohen Erwartungen herangegangen – und seit längerer Zeit ist es das erste Mal, dass mich ein gehyptes Buch nicht enttäuscht, sondern auf ganzer Linie überzeugen konnte. Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt: Im Jahre 1985 begleiten wir Yale dabei, wie er einen Freund nach dem anderen durch Aids verliert und im Jahre 2015 schauen wir Fiona (einer von Yales engsten Freundinnen) dreißig Jahre später dabei über die Schulter, wie sie ihre Tochter in Paris sucht. Beide Geschichten, die lose miteinander verbunden sind, haben mir auf ihre Weise gefallen und ergeben zusammen ein gelungenes Ganzes – mein Herz gehört aber mit Sicherheit dem Erzählstrang in der Vergangenheit. Er war es, der mich berührt, begeistert und am Ende sogar zum Weinen gebracht hat. Er ist der Grund dafür, dass ich nur allzu gerne über kleine Schönheitsfehler (wie z. B. die Tatsache, dass mich die Kapitel in der Gegenwart nicht in gleichem Maße fesseln konnten) hinwegsehe, dass ich diesem Buch fünf Lilien gebe und es hiermit zum Lieblingsbuch erkläre.
In „Die Optimisten“ geht es um Homophobie, Liebe, Mutterschaft, Kunst, Vergänglichkeit, Aids, Trauer und Tod. Auch Freunde als Wahlfamilie, wenn einen die eigenen Eltern verstoßen haben, gegenseitige Fürsorge, die Tatsache, dass die Aids-Kranken damals mehr oder weniger sich selbst überlassen wurden, und ihre Versuche, das durch Proteste zu ändern, werden tiefgründig im Buch behandelt. (Dabei darf natürlich auch nicht vergessen werden, dass der HI-Virus leider noch immer nicht besiegt ist und in manchen Teilen der Erde immer noch wütet und tötet.) Tragikomische und humorvolle Elemente lockern die Stimmung dabei immer wieder auf gelungene Weise auf. Makkais Buch ist ein Roman der philosophischen Fragen, tragischen Schicksale und der großen Emotionen – und trotz seiner ernsten Themen für mich ein absolutes Wohlfühlbuch, in das ich immer wieder gern eingetaucht bin. Das Lob, die Preise und die Nominierung für den Pulitzer Preis hat dieser Roman absolut verdient. „Die Optimisten“ ist jedenfalls eines der besten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe! Lasst euch dieses Lesehighlight nicht entgehen, denn es wird euch gefallen – da bin ich optimistisch!
Wenn euch „Die Optimisten“ gefallen hat, dürft ihr euch „Sag den Wölfen, ich bin zu Hause“ von Carol Rifka Brunt (auch im großartigen Eisele Verlag erschienen) keinesfalls entgehen lassen! Es behandelt ähnliche Themen – Aids, Trauer, die 80er-Jahre, Homosexualität, Liebe, Freundschaft – hat mich aber sogar noch mehr (!) berührt als das vorliegende Buch. Eine sehr gut geschriebene Rezension zu den „Optimisten“, die ich euch nur ans Herz legen kann, hat übrigens die ZEIT veröffentlicht.
„‘Optimisten wie wir haben schon etwas durchgemacht und stehen trotzdem jeden Tag auf, weil wir glauben, wir könnten verhindern, dass es noch einmal passiert. Oder wir tricksen uns einfach aus, um das zu glauben.‘“ E-Book, Position 6752
„[…] er dachte darüber nach, ob dies der beherrschende Faktor seines Lebens war: die Angst, dass ihm das Herz gebrochen werden könnte. Oder besser gesagt, die Notwendigkeit, die Reste seines Herzens zu schützen, die bei jeder Trennung, jedem Scheitern, jeder Beerdigung, jedem Tag auf der Erde in immer kleinere Fetzen gerissen wurden.“ E-Book, Position 1038
Neben dem Schreibstil ist die Figurenzeichnung die größte Stärke dieses Außenseiter-Romans. Bis in die Nebenfiguren sind die Charaktere liebevoll und sehr nuanciert ausgearbeitet. Sie wirken glaubwürdig mit ihren Stärken, Schwächen und Eigenheiten und werden beim Lesen lebendig und greifbar – und gerade das ist der Grund dafür, dass ich so intensiv mit ihnen mitgefühlt und mitgelitten habe und dass sie mir so ans Herz gewachsen sind. Mein absolutes Highlight war neben der jungen Fiona natürlich Yale – nur jemanden mit einem Herz aus Stein würde das Schicksal dieses Pechvogels kaltlassen.
„Julians Art, einen anzusehen, machte einen Teil seiner Schönheit aus. Wenn man auf den Boden starrte, konnte es passieren, dass er einem von dort unten in die Augen schaute, weil er sich gebückt hatte, als wollte er einen wieder hochziehen.“ E-Book, Position 2087
Spannung (4 Lilien) & Atmosphäre (5 Lilien ♥)
In einigen Rezensionen wurde geschrieben, dass das Buch zu langatmig sei – und mit seinen über 600 Seiten ist es auch ein ganz schöner Brocken. Sicher ist das unaufgeregte, eher ruhige Buch nicht geprägt von atemloser Spannung, aber ich möchte besonders bei den Kapiteln in den 80er-Jahren keine einzige Seite missen. Gerade dadurch, dass sich die Autorin viel Zeit für die Ausgestaltung ihrer Geschichte genommen hat, kann sie in die Tiefe gehen. Außerdem gibt es auch einige sehr gelungene unerwartete Wendungen. An manchen Stellen (besonders in den Kapiteln, die 2015 spielen) hätte ich mir vielleicht etwas mehr Tempo gewünscht, aber das ist wirklich Kritik auf sehr hohem Niveau.
Beeindruckend fand ich, wie gut es der Autorin gelingt, die 80er-Jahre und das besondere Viertel „Boystown“ zum Leben zu erwecken. Dafür hat sie sorgfältig recherchiert, und das merkt man. Rebecca Makkai beschreibt sehr atmosphärisch den Zusammenhalt in der schwulen Gemeinschaft, das aufregende Nachtleben und das Lebensgefühl der damaligen Zeit mit all ihren Sonnen- und Schattenseiten, sodass man nicht nur geschichtliche Fakten dazulernt, sondern sich auch wirklich fühlt, als würde man in eine andere Zeit eintauchen.
Feministischer Blickwinkel (5 Lilien)
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Hu++, Tussi
Eine feministische Analyse dieses Romans lässt mich zufrieden zurück. Das Buch besteht den Bechdel-Test, bespricht LGBT-Themen, bricht dadurch auch mit Geschlechterstereotypen, ist frei von Slut Shaming und enthält sehr starke, intelligente und interessante Frauenfiguren. Dass das Geschlechterverhältnis durch Yales Freundeskreis etwas unausgeglichen ist, verzeihe ich da gerne.
Mein Fazit
„Die Optimisten“ ist ein Roman der philosophischen Fragen, tragischen Schicksale und der großen Emotionen – und trotz seiner ernsten Themen für mich ein absolutes Wohlfühlbuch, in das ich immer wieder gerne eingetaucht bin. Mit ihrem angenehmen Schreibstil, ihren wunderschönen Zitaten, kreativen Vergleichen, nuancierten Schilderungen der Innenwelt ihrer liebevoll ausgearbeiteten Figuren, ihrer tiefgründigen Behandlung ernster Themen, ihren starken weiblichen Figuren, ihrem Brechen mit Geschlechterstereotypen, ihrem (tragikomischen) Humor, ihrer dichten Atmosphäre und ihrer berührenden Geschichte hat sich Rebecca Makkai in mein Herz geschrieben. Da sehe ich über kleine Schönheitsfehler sehr gerne hinweg. Kurz: Den Hype und das Lob (das Buch wurde unter anderem sogar für den Pulitzer Preis nominiert!) hat dieser Roman absolut verdient. „Die Optimisten“ ist jedenfalls eines der besten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe! Lasst es euch nicht entgehen, denn es wird euch gefallen – da bin ich optimistisch!
Wenn euch „Die Optimisten“ gefallen hat, lest unbedingt auch „Sag den Wölfen, ich bin zu Hause“ von Carol Rifka Brunt (auch im großartigen Eisele Verlag erschienen)! Es behandelt ähnliche Themen, ist aber sogar noch berührender.
Auch wenn das Jahr noch nicht einmal halb vorbei ist, kann ich jetzt schon sagen, dass „Die Optimisten“ von Rebecca Makkai zu meinen Lesehighlights 2020 gehören wird. Einerseits konnte ich es nicht aus ...
Auch wenn das Jahr noch nicht einmal halb vorbei ist, kann ich jetzt schon sagen, dass „Die Optimisten“ von Rebecca Makkai zu meinen Lesehighlights 2020 gehören wird. Einerseits konnte ich es nicht aus der Hand legen, andererseits habe ich das Ende gefürchtet. Der Roman ist zutiefst bewegend, ausdrucksstark und menschlich, wie nur wenige Bücher. Ich kann ihn uneingeschränkt weiterempfehlen.
Die Handlung wird aus der Sicht zweier Hauptcharaktere erzählt, wobei diese etwa 30 Jahre zeitversetzt von ihren Erlebnissen berichten.
Chicago 1985: Yale kommt durch einen Tipp seiner Freundin Fiona auf die Spur einer unbekannten, vermutlich mehrere Millionen Dollar teuren Bildersammlung, die seiner Karriere den entscheidenden Anstoß verleihen könnte. Gleichzeitig wird sein privates Umfeld immer mehr aus den Angeln gehoben. Das unbarmherzige HI-Virus breitet sich aus. Sein Freund Nico ist einer der ersten, der an AIDS stirbt, weitere folgen.
Paris 2015: Nicos Schwester Fiona ist auf der Suche nach ihrer verschwundenen Tochter Claire, die sich offenbar nicht finden lassen will. Dabei werden alte Wunden wieder aufgerissen und es wird klar, dass Fiona ihre Erlebnisse der 80er-Jahre und damit einhergehende Gefühle nie ganz aufgearbeitet hat.
„Das ist der Unterschied zwischen Optimismus und Naivität. Keiner hier im Raum ist naiv. Naive Menschen haben noch keine echte Prüfung hinter sich, deshalb meinen sie, ihnen könnte nichts passieren. Optimisten wie wir haben schon etwas durchgemacht und stehen trotzdem jeden Tag auf, weil wir glauben, wir könnten verhindern, dass es noch einmal passiert. Oder wir tricksen uns einfach aus, um das zu glauben.“
Das Virus sucht seine Opfer willkürlich aus, daran werden die Protagonisten, die einem im Laufe des mehr als 600 Seiten starken Buchs ans Herz wachsen, immer wieder erinnert. Ein wahlloser Rundumschlag, der „Boystown“, das Viertel der schwulen Szene Chicagos, bis ins Mark erschüttert. Die Angst, sich anzustecken, immer mehr infizierte oder kranke Freunde und Bekannte, die Auseinandersetzung mit dem Tod, auch mit dem eigenen nach Erhalt eines positiven Testresultats… Wie geht man damit um? Selbstzerstörung, Kampfbereitschaft, Fassungslosigkeit oder Selbstisolation – nur ein minimaler Bruchteil aller denkbaren menschlichen Wesenszüge. Aber vor allem ist es der Optimismus, der heraussticht, trotz der fatalen Lage. Er zeigt sich, wenn es darum geht, die letzten Wochen so angenehm wie möglich zu machen, in der Hoffnung, dass bald ein Medikament gegen das Virus gefunden wird, selbst dann noch, wenn klar ist, dass das Leben dem Ende zugeht. Denn Aufgeben kommt nicht infrage, stattdessen wird bis zuletzt für ein Umbruch in der Gesellschaft, im Gesundheitssystem, in der Forschung gekämpft – und für ein menschenwürdiges Leben und Sterben. Das klingt jetzt alles wahnsinnig ernst und traurig. Und ja, das ist es auch, aber vor allem ist die Geschichte von Mut, Freundschaft, Zusammenhalt, Liebe und Lebenslust geprägt. Aber auch von Schuld und Verlust, die neben dem Erlebten und den Erinnerungen (positive und negative) das restliche Leben beeinflussen.
Das Buch wurde mir wieder einmal empfohlen und ich muss sagen, es hat sich für mich gelohnt. Rebecca Makkai beschreibt das Chicago in den 1985er Jahren, als HIV aufkam, AIDS in aller Munde war und die ...
Das Buch wurde mir wieder einmal empfohlen und ich muss sagen, es hat sich für mich gelohnt. Rebecca Makkai beschreibt das Chicago in den 1985er Jahren, als HIV aufkam, AIDS in aller Munde war und die Menschen deshalb diskriminiert wurden. Und die zweite Zeitachse spielt in 2015 in Paris.
Beide Zeitachsen sind miteinander verbunden. Die Kapitel sind immer im Wechsel zwischen diesen Jahrzehnten aufgeteilt, was mir richtig gut gefällt. Rebecca Makkais Schreibstil liegt mit. Auch die Thematik finde ich phantastisch, da ich ein Kind der 80er Jahre bin und selbst homosexuell bin. Leider sind mit die Charaktere der 80er Jahre, altem voran Yale, etwas zu spärlich ausgearbeitet, zu wenig tiefgründig und leider zu oberflächlich abgehandelt. Dennoch gefällt mir das Buch, da es die Probleme der 80er Jahre mit dem Virus sehr gut beschreibt. Und dies war nich nur ein Problem in den USA, erinnert man sich doch noch in Deutschland an Aussagen von Herrn Gauweiler zusammen mit der Bildzeitung. Erschreckende Aussagen- auch hier in Deutschland. Und noch immer ist die Gleichstellung nicht in allen Köpfen angekommen.
Es ist ein gewaltiger Roman, der mit den Ängsten der Menschen behutsam umgeht und doch die ehrliche Realität aufzeigt, ohne Scheu, die Dinge beim Namen zu nennen. Und auch hier, hätte der Roman noch mehr Ehrlichkeit und Offenheit nötig gehabt und verdient.
Es ist ein einfühlsames Buch, dass einen hier und da schlucken lässt und nachdenken lässt, was brillant ist. Auf der anderen Seite gibt es viele humorvolle Passagen, die dem Buch gut tun. Abwechslungsreich ist es allemal. Es erinnert mich zunächst an den Roman „ein wenig Leben“, der allerdings an Genialität nicht zu überbieten ist.
„Die Optimisten“ nimmt mich mit auf eine Reise zurück in meine eigene Vergangenheit und lässt mich teilhaben am Leben der Protagonisten in Chicago und Paris. Die ersten Seiten waren nichtwirklich einfach für mich zu lesen und es dauerte etwas, bis ich in der Geschichte drin gewesen bin. Danach konnte ich es allerdings, sehr zum Leidwesen meines Partners, nicht mehr aus der Hand legen. Auch gibt es Handlungsstränge im Buch, die so vorhersehbar erscheinen und die dann doch eine komplett andere Wendung im Verlauf des Buches bekommen, sodass, was zunächst ja so klar erschien, plötzlich überraschend anders und generell als Überraschung daher kommt.