Cover-Bild Das ferne Licht der Sterne
(1)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
14,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Knaur eBook
  • Themenbereich: Belletristik - SciFi: Weltraumforschung
  • Genre: Fantasy & Science Fiction / Science Fiction
  • Ersterscheinung: 01.05.2021
  • ISBN: 9783426460375
Laura Lam

Das ferne Licht der Sterne

Roman | Ein dystopischer Science-Fiction-Thriller der britischen Bestsellerautorin Laura Lam
Kristina Koblischke (Übersetzer)

Die Zukunft der Menschheit entscheidet sich im Weltall – – und zwischen zwei Frauen, von denen eine ein tödliches Geheimnis bewahrt
In einer nahen Zukunft steht die Erde kurz vor dem endgültigen Kollaps. Einen anderen bewohnbaren Planeten zu finden, ist die letzte Chance fürs Überleben der Menschheit. An diesem Projekt arbeiten die Biologin Naomi Black und ihre Adoptivmutter, die visionäre Tech-Pionierin Valerie, praktisch Tag und Nacht.
Doch als Valerie durch eine politische Intrige von der Mission ausgeschlossen werden soll, überschlagen sich die Ereignisse: Naomis Mutter kapert das Raumschiff und startet gemeinsam mit ihrer Tochter und drei weiteren Wissenschaftlerinnen zu einer ungewissen Reise ins Weltall.
Bald kommt es an Bord zu ersten Zwischenfällen, und Naomi muss erkennen, dass jemand ein tödliches Geheimnis verbirgt. Und dass sie und Valerie möglicherweise nicht dasselbe Ziel verfolgen.
»Laura Lam nutzt in dieser weiblichen Science Fiction geschickt die klaustrophobischen Verhältnisse an Bord eines Raumschiffs, um den sich entwickelnden Kampf zwischen Naomi und Valerie um die Seele der Mission und die Rettung der Menschheit zu schildern.«
Publisher's Weekly

Weitere Formate

Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Narr in einem Regal.
  • Narr hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.02.2022

Feministische Sciene-Fiction-Dystopie mit Klimakrise

0

Irgendwie habe ich es in den letzten Monaten mit Weltraum-Romanen. Das liegt vielleicht daran, dass mir Anfang des Jahres Aurora erwacht von Amie Kaufman und Jay Kristoff so gut gefallen hat, vielleicht ...

Irgendwie habe ich es in den letzten Monaten mit Weltraum-Romanen. Das liegt vielleicht daran, dass mir Anfang des Jahres Aurora erwacht von Amie Kaufman und Jay Kristoff so gut gefallen hat, vielleicht auch daran, dass aktuell scheinbar viele solcher Titel erscheinen. Wie auch immer; als bei NetGalley Das ferne Licht der Sterne angeboten wurde, habe ich das Buch direkt angefragt. Der Klappentext verspricht nämlich mehr als “nur” Science Fiction: Hier geht es um das Aufbrechen von patriarchalen Strukturen, globale Umweltzerstörung, Beziehungen zwischen Freunden und Familien und ja, nebenbei auch um eine Reise durchs Weltall.

[Klappentext]

Diese Welt würde ich auch verlassen wollen

Naomi Lovelace, Valerie Black, Hixton, Hart und Lebedev – das ist die Crew der Atalanta, dem geklauten Raumschiff. Diese fünf Frauen machen sich aus verschiedenen Gründen auf den Weg ins All. Einer davon ist, dass die amerikanische Politik zunehmend Frauen ausschließt. Grundsätzlich. Es ist zum Beispiel gesetzlich vorgeschrieben, dass Frauen nach der Geburt eines Kindes entweder fünf Jahre nicht arbeiten dürfen oder auf den finanziellen Bonus verzichten müssen. Den bekommt man außerdem nur für das erste Kind. In der Praxis ist das also eine Art Ein-Kind-Regel. Bei Beförderungen werden Frauen darüber hinaus immer mehr übergangen. Frauen, die erfolgreich in ihren Berufen sind, werden schleichend durch Männer ersetzt. Kurz gefasst: Frauen werden wieder zu Haus und Herd zurückgedrängt.

Zusätzlich geht der Planet Erde vor die Hunde. In mehreren Szenen tragen die Charaktere Atemschutzmasken, um sich vor dem Smog zu schützen. Das tun sie nicht freiwillig, auch das wird durch Gesetze geregelt. Die Feinstaubbelastung der Luft ist dermaßen hoch, dass die Masken unter freiem Himmel nur wenige Stunden oder Minuten am Tag abgesetzt werden können. Es gibt Rohstoffverknappung, Slumbildung durch massenhafte Fluchtbewegungen – die Suche nach einem anderen, bewohnbaren Planeten ergibt also durchaus Sinn. Die im Klappentext erwähnte “letzte Chance fürs Überleben der Menschheit” trifft es ganz gut.

Die Autorin schafft es, diese düstere, beinah hoffnungslose Ausgangssituation sehr genau zu beschreiben. Ich konnte mir die einzelnen Szenen oft bildlich vorstellen und hatte selbst oft den Drang, diese dargestellte, dystopische Welt hinter mir zu lassen. Die Menschheit hat den Planeten zugrunde gewirtschaftet und ist jetzt dabei, durch politisches Strippenziehen Frauen aus dem öffentlichen Leben zu verdrängen – puh. Hoffen wir, dass es in der Realität nie (wieder) so schlimm wird wie in Das ferne Licht der Sterne.

Naomi und Valerie sind intelligente Frauen, die in ihren eigenen Bereichen sehr erfolgreich sind. Naomi hat sich einen Namen als Biologin gemacht und träumt schon Ewigkeiten davon, ihre Fähigkeiten beim Terraforming eines neuen Planeten einzusetzen. Valerie, ihre Adoptivmutter, hat das Geld und auch selbst den Forscherinnentrieb, um solche Träume wahr werden zu lassen und investiert in entsprechende Projekte oder startet diese einfach selbst.

Das Projekt “Cavendish” zielt darauf ab, einen neuen, bewohnbaren Planeten für die Menschheit erreichbar zu machen. Dazu wurde mit einer kniffligen Technik eine Art Weltraumschleuse entwickelt, die Langstreckenreisen im Weltall verkürzen soll. Diese Schleuse funktioniert – sofern ich die Science Fiction-Erklärung richtig verstanden habe – wie ein Wurmloch: man fliegt hier rein und kommt dort, weit entfernt, nach viel kürzerer Zeit wieder heraus, als wenn man die Strecke normal geflogen wäre.

Allerdings wurde sie noch nie mit lebender Biomasse durchquert. Das soll die Crew der Atalanta testen. Als die NASA beschließt, die rein weibliche Crew kurz vor dem Start durch ein rein männliches Team zu ersetzen, bringt das das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen und Valerie, Naomi und drei weitere Fachfrauen kapern das Raumschiff. Eine Rückkehr zur Erde ist nicht geplant: Es muss nur das Signal zur Erde gelangen, dass der Sprung durch die Schleuse geglückt ist.

Die Figuren in Das ferne Licht der Sterne finde ich spannend. Mit jedem Kapitel lernen wir mehr über das Beziehungsnetz zwischen ihnen. Auf engem Raum mit akribisch genauen Arbeitsabläufen ist die Reise durch den Weltraum eine Belastungsübung für alle von ihnen, doch sie funktionieren wie eine gut geölte Maschine – jedenfalls am Anfang. Je länger die Reise geht, je näher sie ihrem Ziel kommen, desto deutlicher wird, dass etwas ganz und gar nicht nicht stimmt.

Der Thriller

Hier wird die Science-Fiction-Dystopie zum Thriller. Mit einer tickenden Uhr im Hinterkopf – schließlich hat ein Raumschiff nur begrenzten Treibstoff und nur eine genau berechnete Menge an Nahrungsmitteln – versucht Naomi herauszufinden, was genau nicht stimmt. Was steckt hinter den Geheimnissen, die sie nach und nach aufdeckt? Was verbirgt das Raumschiff selbst? Und wem kann sie trauen?

Laura Lam erzählt die Geschichte dieser Frauen auf zwei Zeitebenen: die Zeit der Reise mit der Atalanta und einige Jahre zuvor, um die Zusammenhänge von Figuren und Ereignissen zu erklären. Ich habe anfangs zum Beispiel nicht verstanden, warum zwischen Naomi und Valerie so eine Spannung herrscht, obwohl sie eine so deutliche Zuneigung zueinander verspüren. Das wird im Lauf der Geschichte sehr deutlich erklärt – zur gegebenen Zeit. Auf diese Weise schweben wir Lesenden öfter mal im Ungewissen und ich habe mich mehrfach dabei ertappt, verschiedenen Figuren die Schuld in die Schuhe zu schieben. Je weiter ich las, desto genauer zeichnete sich ab, wer der Bösewicht ist. Und wer auf der Seite der Guten steht.

Dabei sind Gut und Böse, Schwarz und Weiß gar nicht so einfach voneinander zu trennen. Stattdessen gibt es sehr viele Graubereiche. Die Autorin stellt uns gekonnt vor existenzielle Fragen: Bin ich bereit Menschen zu opfern, die davon nichts mitbekommen würden, um eine kleine Gruppe zu retten und damit das Fortbestehen der Mission, der Menschheit einen Weg auf einen neuen bewohnbaren Planeten zu ebnen, zu gewährleisten? Ist es besser, die Erde aufzugeben und einen neuen Planeten zu suchen, oder sollten wir versuchen, die Erde bestmöglich zu “reparieren”? Vertraue ich darauf, dass mir nahestehende Personen nach meinen eigenen Moral- und Wertvorstellungen handeln oder schnüffle ich ihnen hinterher, um sicherzugehen – und riskiere dabei einen Verrat?

Großartig geschrieben

Zu Beginn fiel es mir schwer, richtig hineinzukommen, aber nach den ersten zwei Kapiteln konnte ich nicht mehr aufhören zu lesen. Ich habe Das ferne Licht der Sterne innerhalb von 2 Nächten durchgelesen, nachdem ich es – wegen besagter Anfangsschwierigkeiten und einigen sehr stressigen Phasen in meinem Leben – ganze 6 Monate vor mir her geschoben habe. Hätte ich im Juni gewusst, dass ich nur fünf Seiten weiterlesen müsste, damit die Handlung an Fahrt aufnimmt, ich wäre so viel früher fertig gewesen!

Denn ab dem Punkt geht es so richtig ab. Es gibt kein Kapitel, in dem nichts Wichtiges passiert, keine zwei Seiten am Stück, die ich nicht irgendwie spannend fand. Laura Lam schreibt – und Kristina Koblischke übersetzt – auf eine Weise, die mich nach mehr Informationen lechzen lässt und wenige Kapitel später für meine Geduld belohnt. Das passt super zur erzählten Geschichte. Die Rückblicke in die Anfangszeiten des Projekts, das Studierenden- oder Eheleben von Naomi haben Fragezeichen in meinem Kopf durch Ausrufezeichen ersetzt. Kurze Interaktionen in klitzekleinen Szenen ließen meine Alarmglocken schrillen und dezente Andeutungen haben mir eine Lösung verraten, bevor das Buch überhaupt das Problem vorgestellt hat. Es hat richtig Spaß gemacht, dieser Geschichte zu folgen!

Es ist gar nicht so einfach, eine Rezension zu Das ferne Licht der Sterne zu schreiben, ohne zu viel zu verraten. Ich kann nicht über alle Figuren sprechen, manche Beziehungen beinhalten zu große Spoiler. Auch einige Themen kann ich nicht erwähnen, ohne zu deutlich auf das Ende hinzuweisen. Ich empfehle deshalb einfach allen, die sich für die eingangs genannten Themen interessieren, einen Blick in Das ferne Licht der Sterne zu werfen. Oder zwei.

Fazit

Hätte mir vorher jemand gesagt, die Kombination aus Science Fiction im Weltall, dystopischer Klimakrise und Feminismus würde so gut funktionieren – ich wäre mindestens skeptisch gewesen. Ich beschäftige mich mit diesen ernsthaften Themen nämlich lieber nacheinander, nicht mit allen auf einmal. Aber hier funktioniert es. Und das richtig gut.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere