Cover-Bild Der Dornengarten
10,90
inkl. MwSt
  • Verlag: edition a
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Ersterscheinung: 01.10.2016
  • ISBN: 9783990011959
Wahrburg Eva

Der Dornengarten

1824, ein verarmtes Gut im Wald, eine Zeit, in der die Menschen noch an die Vererbung von Schuld und Verdammnis glauben. Eine scheue Frau, die sich für verflucht hält, und ein Mann, der Schwäche verachtet. Ein Kontertanz aus Angst und Anziehung.

Die Erbin eines verarmten Gutes muss den von der Kirche entsandten Restaurator Herwegh bei sich aufnehmen. Maria von Eschweih, die von einem Priester sinnesfeindlich und asketisch erzogen wurde, hat gelernt, Männer zu fürchten. Mit Herwegh wird ein Albtraum für sie wahr, denn er stellt sich als zynischer, wollüstiger Gewaltmensch dar. Ein Unfall des Restaurators enthüllt überraschende Seiten seines Wesens, die ihr einen Spiegel ihrer eigenen Irrtümer vorhalten. Doch eine neue Entdeckung stößt sie und Herwegh wieder in die alten Rollen, denn der Griff der Vergangenheit ist allgegenwärtig und nicht alles, das man zu sehen glaubt, existiert auch wirklich. Wie sehr können wir unserer Wahrnehmung trauen?

Atmosphärisch dicht, spannungsgeladen und düster. Eine schicksalshafte Begegnung, eine Selbstfindung durch Konflikt, ein Strudel von Emotionen und Ereignissen.

Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei tinstamp in einem Regal.
  • tinstamp hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2017

Der Dornengarten

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Ich habe die KLappenbroschur gelesen! (die findet man hier leider nicht)

Ich muss zugeben, dass mir eine Rezension zu diesem Buch sehr schwer fällt. Die richtigen Worte zu finden und die Aussage dieses ...

Ich habe die KLappenbroschur gelesen! (die findet man hier leider nicht)

Ich muss zugeben, dass mir eine Rezension zu diesem Buch sehr schwer fällt. Die richtigen Worte zu finden und die Aussage dieses Romans wiederzugeben, ist hier wirklich nicht einfach. Ich hatte mir etwas ganz anderes vorgestellt...eine Geschichte, ähnlich den historischen Romanen, die ich bis jetzt gelesen habe und wurde absolut überrascht.

Leider hatte ich zu Beginn einige Schwierigkeiten in das Buch zu finden. Der Schreibstil der Autorin ist besonders, die Geschichte so gänzlich anders, als alles was ich bisher gelesen habe. Doch nach den ersten hundert Seiten bekam ich das Gefühl für die Sprache und die Atmosphäre und habe den Rest in einem Rutsch durchgelesen. Und das ist gar nicht einfach, denn für dieses Buch benötigt man Zeit und Muße!
Für einen Vielleser, wie mich, nicht so einfach ;) Doch für manche Schätze muss man sich diese Zeit nehmen.
Obwohl ich bereits einige christliche Bücher gelesen habe, überraschte mich der religiöse Hintergrund des Romans. Dieser findet sich aber vorallem zu Beginn der Erzählung. Unsere Protagionistin Maria von Eschweih lebt total zurückgezogen auf einem heruntergekommen Gutshof. Als uneheliches Kind wurde sie von den Menschen im Dorf ausgestoßen und nach dem Tod ihrer Mutter von ihrem strenggläubigen Onkel aufgezogen. Der weltfremde Priester lehrte Maria zwar das Lesen, Schreiben und fremde Sprachen, aber vorallem lebte er ihr seine religiöse Lehre vor, die alles Schöne und Weltliche verbannt. Sie wächst in emotionaler Kälte und Isolation auf. Im Haus regierte alleinig der Gott des Zornes und der Askese und nicht der Gott der Liebe, der vergibt. Als Marias Onkel stirbt ist sie jedoch bereits gefangen in einer Welt, in der es nur Schuld, Sühne und Verdammnis gibt....

Die Anzahl der Figuren ist beschränkt. Die Autorin konzentriert sich auf Maria und später auch auf Herwigh. Durch die Ich-Perspektive der Hauptprotaginistin, erleben wir ihre Gefühle und Gedanken hautnah mit. Diese waren nicht immer für mich verständlich, denn Maria ist in einer düsteren Welt gefangen, in der sie unfreiwilig aufgewachsen ist. Sie hat dieses vorgegebene Weltbild nie in Frage gestellt und sich immer als Sünderin und Verdammte gesehen. Männer sind für sie raue Gesellen, die Frauen nur schänden wollen.
Durch den Restaurator Herwegh kommt erstmals ein nicht gottesfürchtiger Mann auf den Gutshof, dem noch dazu kein guter Ruf voraus eilt. Er soll ein Fresko in der Kapelle restaurieren, das den Fortbestand von Marias Erbe sichern soll. Für vierzig Tage lebt er auf dem Gutshof, gerade so lange bis das Bild wiederhergestellt ist. Maria erstarrt in Furcht vor dem Mann.

Mit Marias Gedanken und Handlungen tat ich mir schwer. Ich konnte vieles nicht nachvollziehen, doch mit der Zeit erfährt man, warum sie sich mit diesen Überlegungen auseindersetzt. Man hofft, dass sie sich aus dieser Welt, die sie gefangen hält, endlich befreien kann. Herwegh macht sie mit den Lehren des Philosophen David Hume bekannt und lernt durch ihn ein völlig neues Weltbild kennen. Doch jahrzehntelange "Gehirnwäsche" lässt sich nicht so schnell verbannen...
Die Atmosphäre ist bedrückend und trostlos. Die Einsamkeit, die von Maria ausgeht, ist spürbar. Nur langsam beginnt sie sich der Außenwelt zu öffnen und ihr Denken zu ändern. Aber auch Herwegh ist ein verschlossener Mann mit Vergangenheit. Hinter seinen rauhen Schale versteckt sich ein guter Mensch, der jedoch die christliche Lehre ablehnt und sich mehr der philosphischen Gedankenwelt eines David Hume zuwendet. Zu dieser Zeit sind jedoch Religion und Wissenschaft nicht wirklich vereinbar.

Die christlichen Werte und die philosophischen Ansichten eines David Hume sind die Eckpfeiler der Geschichte. Die Fragen nach dem "Wer bin ich?" und "Wohin gehe ich?", wie auch der Aspekt, ob sich der Mensch wirklich ändern kann, sind allgegenwärtig. Auch die Vergangenheit spielt eine große Rolle und ebenso Vorurteile gegenüber anderen Menschen. Einordnen lässt sich dieser vielschichtige Roman schwer, da er genreübergreifend ist, aber der Kern ist eindeutig historisch.
Wer hier Romantik sucht, wird sie nicht finden. Wer aber etwas ganz Besonderes lesen will, der ist mit "Der Dornengarten" gut beraten.
Warum trotzdem keine fünf Sterne? Die anfänglichen Startschwierigkeiten waren doch massiv und Marias Gedanken konnte ich nur schwer nachvollziehen. Erst wenn man sich auf die Geschichte einlässt, fühlt man das Besondere dara.


Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist einzigartig. Er ist der Zeit angepasst, jedoch sprachgewaltig und voller Emotionen. Man spürt Marias Zweifel, ihre Einsamkeit und die Unsicherheit. In sehr poetischen Worten und gänzlich anders, als ich es kenne, erzählt Eva Wahrburg hier eine Geschichte, die noch lange nachhallt. Man muss sich darauf einlassen und falls man, wie ich, anfangs Schwierigkeiten damit hat, nicht zu schnell aufgeben.

Fazit:
Ein ungewöhnlicher Roman, der mich nach anfänglichen Startschwierigkeiten, gefangen genommen hat. Die Geschichte ist vielschichtig, poetisch und düster. Man muss sich auf diese Geschichte einlassen können und sich Zeit für den Roman nehmen.