Ein Herz für Tiere
Die Frauen von Schönbrunn (Die Schönbrunn-Saga 1)Da ihr die Welt des Studiums noch nicht offen steht, widmet sich Emma ganz dem Wohlergehen der Tiere im kaiserlichen Tierpark von Schönbrunn. Jedes Tier, egal ob Zebra, Giraffe oder Orang-Utan, liegt ihr ...
Da ihr die Welt des Studiums noch nicht offen steht, widmet sich Emma ganz dem Wohlergehen der Tiere im kaiserlichen Tierpark von Schönbrunn. Jedes Tier, egal ob Zebra, Giraffe oder Orang-Utan, liegt ihr am Herzen und Emma ist mit Herz und Seele dabei, wenn es darum geht, dass es ihren Schützlingen gut geht. Aber seit Beginn des Ersten Weltkrieges wird die Hege der Tiere immer schwieriger, denn männliche Tierpfleger gibt es nicht mehr, da diese alle an der Front für Kaiser und Vaterland kämpfen. Auch die Futterrationen werden immer dürftiger, da eine ganze Nation hungert und so für die Versorgung der Tiere nicht mehr viel Verständnis übrig bleibt. Als Tierarzt Julius im Zoo seine Tätigkeit aufnimmt, beginnen sich die Ungereimtheiten zu häufen und auch Emmas Herz schlägt außer Takt.....
Beate Maly nimmt für ihren Start in die Schönbrunn-Saga perfekte Zutaten, um einen bodenständigen Schmöker mit Herz aus ihrer Feder fließen zu lassen. Als Kulisse dient ihr das historische Wien im frühen 20. Jahrhundert, der Tierpark Schönbrunn mit all seinen liebenswerten tierischen Bewohnern und natürlich Emma, die die Leser:innen von sich begeistern kann.
Ihre Tierliebe spricht aus jeder Zeile und die Lesenden spüren deutlich, wie sehr ihr das Wohlergehen eines jeden Tieres des Tierparks am Herzen liegt. Auch kann Emma mit ihrer warmherzigen Art überzeugen und ist ein Vorbild, wenn es darum geht, die eigenen Träume nicht nur zu träumen, sondern auch zu leben.
Ihr Vorgesetzter von Kochaus dagegen ist ein echter Schmierlappen, der sich bisher erfolgreich vor einem Einsatz an der Front gedrückt hat. Seine Machenschaften und sein aufdringliches Wesen führen dazu, dass ich ihm geradezu eimerweise meine Antipathie entgegen schleudere, da ich ihn absolut nicht verknusen kann. Er dreht und wendet sich wie ein Aal, nur um zu seinem Ziel zu gelangen und ist sich für keine Intrige zu schade.
Julius bleibt zu Beginn noch ein bisschen blass, kann aber dann aufholen und schleicht sich langsam in die Herzen der Leser:innen. Seine körperlichen und seelischen Narben, die der Krieg hinterlassen hat, werden in Form von wiederkehrenden Albträumen von der Schreibenden in die Geschichte eingeflochten und geben einen kleinen Einblick in sein Gefühlsleben. Auch die Auseinandersetzungen mit seiner Mutter lassen tief blicken, zeichnen sie doch ein sehr deutliches Bild der sittlichen und moralischen Vorstellungen zur damaligen Zeit.
Aber so schön das Gesamtpaket auch ist, fehlt doch das Quäntchen, um hier vollends in Begeisterungsstürme auszubrechen. Vieles läuft einfach zu glatt, zu unaufgeregt und wenn doch mal eine Hürde zu nehmen ist, löst diese sich quasi im Handumdrehen in Wohlgefallen auf. Zwar sind blitzen immer wieder einmal die Schwierigkeiten in der Tierversorgung während des Krieges auf und auch die Not der Hunger leidenden Bevölkerung wird öfter mal angesprochen, aber um ganz und gar authentisch zu sein, fehlt mir der tiefer gehende Blick in die Zusammenhänge. Aus den historischen Fakten hätten man hier ein solides Grundgerüst bauen können, auf dass sich nicht nur die Romanze stützt, sondern bei dem es vor allen Dingen darum geht, wie sehr sich die Sichtweise auf das reine "Begaffen" eines Tieres bis hin zur artgerechten Gestaltung seines Geheges im Zoo, sowie die Förderung des Spiel- & Entdeckertriebes im Verlauf des Buches verändert.
So bliebt ein recht solider Eindruck übrig, der noch viel Potenzial zur Entfaltung hat.