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Veröffentlicht am 09.04.2022

Ein Herz für Tiere

Die Frauen von Schönbrunn (Die Schönbrunn-Saga 1)
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Da ihr die Welt des Studiums noch nicht offen steht, widmet sich Emma ganz dem Wohlergehen der Tiere im kaiserlichen Tierpark von Schönbrunn. Jedes Tier, egal ob Zebra, Giraffe oder Orang-Utan, liegt ihr ...

Da ihr die Welt des Studiums noch nicht offen steht, widmet sich Emma ganz dem Wohlergehen der Tiere im kaiserlichen Tierpark von Schönbrunn. Jedes Tier, egal ob Zebra, Giraffe oder Orang-Utan, liegt ihr am Herzen und Emma ist mit Herz und Seele dabei, wenn es darum geht, dass es ihren Schützlingen gut geht. Aber seit Beginn des Ersten Weltkrieges wird die Hege der Tiere immer schwieriger, denn männliche Tierpfleger gibt es nicht mehr, da diese alle an der Front für Kaiser und Vaterland kämpfen. Auch die Futterrationen werden immer dürftiger, da eine ganze Nation hungert und so für die Versorgung der Tiere nicht mehr viel Verständnis übrig bleibt. Als Tierarzt Julius im Zoo seine Tätigkeit aufnimmt, beginnen sich die Ungereimtheiten zu häufen und auch Emmas Herz schlägt außer Takt.....

Beate Maly nimmt für ihren Start in die Schönbrunn-Saga perfekte Zutaten, um einen bodenständigen Schmöker mit Herz aus ihrer Feder fließen zu lassen. Als Kulisse dient ihr das historische Wien im frühen 20. Jahrhundert, der Tierpark Schönbrunn mit all seinen liebenswerten tierischen Bewohnern und natürlich Emma, die die Leser:innen von sich begeistern kann.

Ihre Tierliebe spricht aus jeder Zeile und die Lesenden spüren deutlich, wie sehr ihr das Wohlergehen eines jeden Tieres des Tierparks am Herzen liegt. Auch kann Emma mit ihrer warmherzigen Art überzeugen und ist ein Vorbild, wenn es darum geht, die eigenen Träume nicht nur zu träumen, sondern auch zu leben.

Ihr Vorgesetzter von Kochaus dagegen ist ein echter Schmierlappen, der sich bisher erfolgreich vor einem Einsatz an der Front gedrückt hat. Seine Machenschaften und sein aufdringliches Wesen führen dazu, dass ich ihm geradezu eimerweise meine Antipathie entgegen schleudere, da ich ihn absolut nicht verknusen kann. Er dreht und wendet sich wie ein Aal, nur um zu seinem Ziel zu gelangen und ist sich für keine Intrige zu schade.

Julius bleibt zu Beginn noch ein bisschen blass, kann aber dann aufholen und schleicht sich langsam in die Herzen der Leser:innen. Seine körperlichen und seelischen Narben, die der Krieg hinterlassen hat, werden in Form von wiederkehrenden Albträumen von der Schreibenden in die Geschichte eingeflochten und geben einen kleinen Einblick in sein Gefühlsleben. Auch die Auseinandersetzungen mit seiner Mutter lassen tief blicken, zeichnen sie doch ein sehr deutliches Bild der sittlichen und moralischen Vorstellungen zur damaligen Zeit.

Aber so schön das Gesamtpaket auch ist, fehlt doch das Quäntchen, um hier vollends in Begeisterungsstürme auszubrechen. Vieles läuft einfach zu glatt, zu unaufgeregt und wenn doch mal eine Hürde zu nehmen ist, löst diese sich quasi im Handumdrehen in Wohlgefallen auf. Zwar sind blitzen immer wieder einmal die Schwierigkeiten in der Tierversorgung während des Krieges auf und auch die Not der Hunger leidenden Bevölkerung wird öfter mal angesprochen, aber um ganz und gar authentisch zu sein, fehlt mir der tiefer gehende Blick in die Zusammenhänge. Aus den historischen Fakten hätten man hier ein solides Grundgerüst bauen können, auf dass sich nicht nur die Romanze stützt, sondern bei dem es vor allen Dingen darum geht, wie sehr sich die Sichtweise auf das reine "Begaffen" eines Tieres bis hin zur artgerechten Gestaltung seines Geheges im Zoo, sowie die Förderung des Spiel- & Entdeckertriebes im Verlauf des Buches verändert.

So bliebt ein recht solider Eindruck übrig, der noch viel Potenzial zur Entfaltung hat.

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Veröffentlicht am 04.04.2022

Verliert leider den Bezug zum Titel

Das Fundbüro der verlorenen Träume
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Dot hat nach dem Selbstmord ihres Vaters das wirkliche Leben gegen die Arbeit im Fundbüro eingetauscht. Es scheint, als würden mit den kleinen und größeren Fundstücken immer wieder neue Geschichten Einzug ...

Dot hat nach dem Selbstmord ihres Vaters das wirkliche Leben gegen die Arbeit im Fundbüro eingetauscht. Es scheint, als würden mit den kleinen und größeren Fundstücken immer wieder neue Geschichten Einzug halten, die von ihren Besitzer:innen erzählen. Als Mr Appleby ganz traurig im Fundbüro erscheint und nachfragt, ob vielleicht die Tasche seiner verstorbenen Frau abgegeben wurde, klingt in Dot eine Saite, die sie längst verstummt geglaubt hat. Sie verspricht ihrem Kunden, alles Erdenkliche zu tun, um die geliebte Tasche wieder zu finden. Und diese Suche erlebt sie intensiver, als sie es für möglich gehalten hätte....


Ich muss gestehen, dass ich mich regelrecht in das Cover und den den Titel des Buches verliebt habe. Pastelliger Hintergrund und eine bereits erblühe Tulpe in einer lilafarbenen Handtasche im Zusammenhang mit verlorenen Träumem....klingt gefühlvoll und nach bewegten Szenen.

Allerdings rücken die verlorenen Träume und Sehnsüchte vollkommen in den Hintergrund. während Dot immer mehr sich selbst aus den Augen verliert. Ich hatte mit erhofft, dass die Autorin mehr auf die Träume und Sensüchte der Besitzer:innen in Verbindung mit den verlorenen Gegenständen eingeht und diese den Leser,innen näher bringt, aber dem ist leider nicht so.

Vielmehr werden die Lesenden Zeug:innen, wie sich das Familienkonstrukt von Dot immer mehr auflöst. Die Familiengeschichte ist sehr melancholisch zu lesen, erzählt von alten Wunden und Narben, einer unerfüllten Liebe und letztendlich dem Selbstmord von Dots Vater, der einfach keinen anderen Ausweg mehr gesehen hat. Schuld und Gewissensbisse plagen Dot, da sie sich für den endgültigen Schritt ihres Vaters verantwortlich fühlt.

Auch fehlt mir das Vertiefen der Episode mit Mr Appleby, denn hier hängen wirklich verlorene Träume im Raum und ich hätte es schön gefunden, ein wenig mehr von dieser wunderbaren Liebesgeschichte zu erfahren. Stattdessen endet die erneute Begegnung mit ihm abrupt und wird nicht weiter erzählt.

Irgendwie hatte ich mir eine romantische Geschichte erhofft, die Fundstücke und Besitzern:innen wieder zusammenbringt, da Dot ihre Finger mit ihm Spiel hat. Was bleibt ist mitunter ein bisschen Ratlosigkeit, nicht immer einfach zu lesende Passagen und das Finden des eigenen Ichs von Dot. Nicht ganz das, was ich mir erwartet hatte.


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Veröffentlicht am 28.03.2022

Es hätte die große Buchliebe werden können....

Geschichte einer großen Liebe
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Edith und Andrea stehen sich 1978 gegenüber und in ihren Herzen bewegt sich etwas. Die Gefühle, die beide empfinden, sind aber noch nicht das, was sie beide vom Leben erhofft haben. Und doch haben sie ...

Edith und Andrea stehen sich 1978 gegenüber und in ihren Herzen bewegt sich etwas. Die Gefühle, die beide empfinden, sind aber noch nicht das, was sie beide vom Leben erhofft haben. Und doch haben sie nachhaltige Spuren hinterlassen, denn Andrea löst seine Verlobung, um mit Edith gemeinsam durchs Leben zu gehen. Er hat die Rechnung aber ohne Edith gemacht, die auf seinen Heiratsantrag mit einem schroffen "Nein" reagiert. Auch wenn sie danach getrennte Wege gehen, bleiben sie immer im Herzen miteinander verbunden, bis sie sich eines Tages wieder gegenüberstehen....


Mit "Geschichte einer großen Liebe" möchte Susanna Tamaro ihre Leser verzaubern und ihnen das Gefühl vermitteln, dass es sie wirklich gibt- die eine, die einzige große Liebe, die von einem Herz Besitz ergreift und es nie mehr wieder los lässt.

Sie nimmt die Leser;innen mit auf die Lebensreise von Andrea und Edith und lässt sie an den mal mehr, mal weniger schmerzhaften Stationen Halt machen. Ihre Schreibweise ist metaphorisch, aber leider weit davon entfernt, Poesie und Gefühle zu transportieren.

Vielmehr werden durch die Bilder immer wieder Grenzen gezogen, die die beiden Schlüsselfiguren von den Lesenden entfernen und sie so auf Abstand halten. Lediglich in einigen wenigen Situationen gelingt es ihr, die Gefühlsregungen der Figuren nachzuspüren.

Zwar sind die Worte der Lebensgeschichte schön formuliert, aber mir fehlt der Zugang zu den Emotionen, die mir eine unerschütterliche Liebe näher bringen. Bei Andrea kann ich noch mitfühlen und seinen Schmerz mitunter nachempfinden, aber Edith bleibt mir komplett fremd und unnahbar. Es heißt ja immer, dass es in einer Beziehung immer einen Part gibt, der mehr an Gefühl und Emotionen investiert und einen, der eher nimmt. Dieses Ungleichgewicht ist hier deutlich zu spüren, da Andrea sein Herz mehr öffnet und für die Leser:innen zugänglich macht und Edith eher ihren Weg geht und sich auch die ein oder andere Auszeit nimmt.

Der Roman erzählt vom Suchen und Finden der großen Liebe, aber so ganz will man den Protas diese Geschichte nicht abkaufen. Schade, es hätte die große Buchliebe werden können...

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Veröffentlicht am 21.03.2022

Wird durch störende Werbung unterbrochen wie ein Film bei den Privaten

Abenteuer Hallertau
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Aufregend, unerwartet schön, abenteuerlich und immer wieder neu - so kann die unmittelbare Umgebung sein, wenn man sich einfach mal die Zeit nimmt, direkt vor der Haustür ins nächste Abenteuer zu starten.

Die ...

Aufregend, unerwartet schön, abenteuerlich und immer wieder neu - so kann die unmittelbare Umgebung sein, wenn man sich einfach mal die Zeit nimmt, direkt vor der Haustür ins nächste Abenteuer zu starten.

Die Idee ist gut, macht Laune, weckt Interesse und setzt viele neue Impulse, nicht nur das Hopfenland, sondern die Heimatregion überhaupt neu und bewusst zu entdecken. Zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Kajak...es gibt so viele nachhaltige Möglichkeiten, umweltbewussten und sanften Tourismus direkt vor der eigenen Haustür umzusetzen und zu erleben.

Michael Urban und Tobias Rossman erkunden das Hallertauer Hopfenland und fühlen sich dabei wie Hobbits, die durch das sagenumwobene Auenland streifen und sich den kleinen und großen Herausforderungen am Wegesrand stellen. 30 Abenteuer, die nicht nur die beiden Entdecker begeistern, sondern bei denen der Enthusiasmus direkt aus den Seiten auf die Leser:innen überspringt und sie in den Entdecker:innenmodus versetzt: Winter-Tea-Time, Glühwürmchen-Quest, Sternenjagd, Hopfengarten-Rallye oder Pferdemagie lassen den Traum von Indiana Jones, Star Wars oder Die Reise durch das Labyrinth real werden und setzten echte Glanzpunkte.

Die Texte spiegeln die Begeisterung der beiden Autoren wieder und werden mit wunderschönen Fotos untermalt.

Und jetzt kommt das dicke Aber - die Abenteuerberichte werden immer wieder durch ganzseitige Werbeanzeigen der Sponsoringpartner:innen unterbrochen und zerstören den guten Gesamteindruck. Es fühlt sich so an, als würde man einen Abenteuerfilm beiden privaten Fernsehsendern anschauen, der immer wieder durch lästige Werbepausen unterbrochen wird. Das an und für sich harmonische Layout wird dadurch komplett aus dem Konzept gerissen und wirkt aufgrund dessen eher laienhaft und unprofessionell.

Die Grundidee des Buches gefällt mir sehr gut, aber der Lesefluss wird immer wieder unterbrochen und vermittelt den Leser:innen eher das Gefühl, eine Werbebroschüre in den Händen zu halten. Schade : (

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Veröffentlicht am 01.03.2022

Hier prickelt leider nichts

Der Winzerhof – Das Prickeln einer neuen Zeit
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Nicht nur Wiesbaden liegt 1945 in Trümmern, auch Hennis Leben ist ein einziger Trümmerhaufen. Es scheint als habe sich alles gegen sie verschworen, um ihr den Neuanfang so schwer wie möglich zu machen. ...

Nicht nur Wiesbaden liegt 1945 in Trümmern, auch Hennis Leben ist ein einziger Trümmerhaufen. Es scheint als habe sich alles gegen sie verschworen, um ihr den Neuanfang so schwer wie möglich zu machen. Ihr geliebter Ehemann wird in Russland vermisst, über den Verbleib von ihrer jüngsten Schwester Bille weiß niemand etwas und die heimische Sektkellerei ist auch nicht unbeschadet aus den Bombardements hervorgegangen. Aber Henni lässt sich nicht so leicht unterkriegen und krempelt die Ärmel hoch, denn schließlich gilt es das Familienerbe zu retten und in eine neue Zukunft zu führen...

Mit dem ersten Band der Winzerhof-Saga entführt Linda Winterberg ihre Leser:innen an den Rhein und lässt die vorherrschende desolate wirtschaftliche als auch persönliche Situation kurz nach Kriegsende für sie aus den Seiten steigen. Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und sehr plastisch, ermöglicht einen Besuch der Sehenswürdigkeiten entlang des Rheins (Neroberg, Rüdesheim mit Niederwalddenkmal) und zeigt die Probleme des Wiederaufbaus, mit denen sich Henni herumschlagen muss.

Zwar ist Henni an und für sich eine starke Persönlichkeit, aber sie erscheint trotz allem unnahbar und fremd. Auch wenn sie etliche Schicksalsschläge verkraften muss, macht sie das nicht zugänglicher, sondern sie schirmt sich immer mehr von den Leser;innen ab und verwehrt ihnen so den Zugang zu ihrer Gefühls- & Gedankenwelt.

Lisbeth ist ein ganz schön durchtriebenes Früchtchen, eifersüchtig hoch zehn und überlegt die ganze Zeit, wie sie zum vernichtenden Schlag gegen ihre große Schwester ausholen kann. Sie lässt keine Gelegenheit aus, um Henni nicht nur Steine, sondern echte Felsbrocken vor die Füße zu werfen, um ihr das Leben so schwer wie möglich zu machen.

Mit Heimkehrerin Bille zieht ein wenig die Sanftmut in die Handlung ein, aber auch hier macht das Schicksal nicht halt und schlägt unbarmherzig zu. Alle Achtung, wie sie den Umgang mit dem Verlust meistert und immer wieder all ihre Kräfte mobilisiert, um nach vorn zu blicken.

Linda Winterberg packt bereits in den Auftakt ihrer Familien-Saga so unglaublich viele Themen, Drama und Leid, sodass den Leser:innen der Kopf schwirrt und man sich unweigerlich fragt, was denn da in den folgenden zwei Bänden noch passieren soll, da eigentlich schon alles erzählt ist.

Der Markt wird momentan geradezu überschwemmt von Familiengeschichten, deren Handlung in der Nachkriegszeit angesiedelt ist und bei denen es immer darum geht, dass eine junge Frau für das Fortbestehen des Familienunternehmens verantwortlich ist. Leider gleichen sich die Bücher in Aufbau und Handlung doch sehr, sodass es auch hier nicht wirklich viel Neues zu lesen gibt.

Das Buch hebt sich leider nicht aus der breiten Masse ab und daher kann ich nur 3 Sternchen vergeben. Auf die Fortführung der Reihe werde ich verzichten.


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