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Veröffentlicht am 10.03.2022

Kein leichter Posten

Die Diplomatin
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Die Diplomatin
Lucy Fricke

Habe ich euch eigentlich schon erzählt, dass ich Diplomaten immer sehr speziell finde? (Entschuldigung an die Diplomaten an dieser Stelle).
Auch wenn ihr jetzt denkt: Na so ...

Die Diplomatin
Lucy Fricke

Habe ich euch eigentlich schon erzählt, dass ich Diplomaten immer sehr speziell finde? (Entschuldigung an die Diplomaten an dieser Stelle).
Auch wenn ihr jetzt denkt: Na so viele wirst du ja nicht kennen… liegt ihr leider falsch. Ich lebe seit 22 Jahren in Thailand und habe viele Diplomaten kennengelernt. Es bedingt einer speziellen Profession und erfordert besondere Charakteristika, um den täglichen Herausforderungen gerecht zu werden.

Vielleicht kann die Protagonistin Frederike, von allen nur Fred genannt, mich doch eines Besseren belehren?!

Seit sechs Wochen ist Fred in Montevideo auf Posten. Die Konsulin ist eine Frau, die selbst gerne anpackt, gradlinig ist und sich nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen lässt.
Als eine junge Frau von deren Mutter, Elke Büscher, eine bekannte Zeitungsherausgeberin, als vermisst angezeigt wird, lässt Fred die Ermittlungen eher langsam angehen, denn schlussendlich hat die Mutter ihre Tochter nur als vermisst gemeldet, weil sie seit 24 Stunden nichts mehr auf Instagram gepostet hat.
Später wird Fred ihr Zögern vorgeworfen und somit zum Verhängnis, sie wird zurück nach Bonn zitiert und strafversetzt.

Ein Jahr später bekommt Fred eine Neue Chance in Istanbul.

Meral, die eine doppelte Staatsbürgerschaft besitzt, wurde verhaftet und sitzt im Gefängnis ein, weil sie kurdische Künstlerinnen und politisch Verfolgte unterstützt hat.
Als ihr deutsch/kurdischer Sohn Baris, den man davon abgeraten hat in die Türkei zu reisen, eintrifft und vom Geheimdienst festgenommen wird, verstrickt sich Fred tief in die Machenschaften des türkischen Geheimdienstes, was sie wiederum mitten in die komplizierten diplomatischen Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland katapultiert.

Es geht um die Rechte in einer Demokratie, wie Freiheit und freie Meinungsäußerung ,um das, was für uns Deutsche so selbstverständlich ist.

Die Diplomatin gefiel mir wirklich sehr gut, das muss ich sagen. Fred war mir sehr sympathisch und ich mochte ihren trockenen, leicht zynischen Humor. Ganz besonders haben mir die Dialoge zwischen ihr und ihren Kollegen gefallen.
Das Buch liest sich wahnsinnig schnell und leicht. Es sind kurze Kapitel und es war mir eigentlich viel zu schnell zu Ende.
Eine grosse Leseempfehlung von mir und vielleicht ändere ich jetzt noch mal meine Meinung über Diplomaten.
4½ Sterne

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Kann ein Loser auch zum Helden werden?

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
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Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
Maxim Leo
Sprecher: Peter Kurt

Michael Hartung ist ein Loser, ambitionslos und ein Nichtstuer, aber er geniesst das herrliche Nichts, indem er stundenlang in seiner ...

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
Maxim Leo
Sprecher: Peter Kurt

Michael Hartung ist ein Loser, ambitionslos und ein Nichtstuer, aber er geniesst das herrliche Nichts, indem er stundenlang in seiner Videothek sitzt und in die Gegend starrt. Kundschaft bleibt seit langem aus, aber auch das würde ihn nicht stören, wenn das Geld nicht auch gleichzeitig ausbliebe.
Er hatte kein Glück im Leben: Nach dem Mauerfall ist er in den Westen gezogen, Frau und Tochter haben ihn verlassen und beruflich hat er mit der Videothek auch aufs falsche Pferd gesetzt.
Wovon jetzt also die Ladenmiete bezahlen?

Sein Leben verändert sich schlagartig, als der Journalist Alexander Landmannn seinen Laden betritt.
Dieser recherchiert über eine spektakuläre Massenflucht aus der DDR, bei der 127 Menschen in einem S-Bahnzug am Bahnhof Friedrichstraße in den Westen gelangten. Landmann hat Stasi-Akten entdeckt, aus denen hervorgeht, dass Hartung, der früher Stellwerksmeister am Bahnhof Friedrichstraße war, die Weiche so umstellte, das der Zug in den Westen gelangte.

Hartung ist jedoch alles andere als ein Held und die Weiche hat er damals versehentlich zerbrochen und nicht absichtlich umgestellt.
Das große Geld lockt und Landmann braucht dringend eine gute Story - warum also nicht die Geschichte ein wenig verändern und ausschmücken?
Hartung wird über Nacht zum Held. Tritt in Shows auf und erzählt jedem, der es hören möchte, seine erfundene Geschichte.
Das geht genau so lange gut, bis er Paula, die damals mit ihren Eltern in dem besagten Zug saß, trifft.
Frage: Bleibt der Loser am Ende der Loser oder kann ein Loser auch zum Helden werden?

Maxim Leo hat hier ein wunderbares, humorvolles Buch mit Tiefgang geschrieben. Er weist auf die noch immer komplizierte Beziehung zwischen Ost- und Westdeutschland hin.
Den einsamen Protagonisten Hartung kann man mit seiner bescheidenen Art einfach nur ins Herz schliessen und ihm deshalb die eine oder andere „Umgestaltung der Wahrheit“ verzeihen.

Auf jeden Fall muss auch der Sprecher des Hörbuchs hier erwähnt werden: Peter Kurt mit seiner unverwechselbaren Stimme wusste dieses großartige Buch zu verfeinern.
Grosse Lese/Hörempfehlung von mir.
4½ Sterne

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Veröffentlicht am 02.03.2022

Spannend....

Das gekaufte Leben
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3…2…1... - meins!

Clemens Freitag ersteigert ein komplett neues Leben.
Ein Haus am See, inkl. Geländewagen, Ferienhaus und Boot. Der Verkäufer hat alle seine Sachen dagelassen und seinen Job kann er auch ...

3…2…1... - meins!

Clemens Freitag ersteigert ein komplett neues Leben.
Ein Haus am See, inkl. Geländewagen, Ferienhaus und Boot. Der Verkäufer hat alle seine Sachen dagelassen und seinen Job kann er auch direkt übernehmen.

Was für ein Glück, denkt Freitag. Nie hätte er sich träumen lassen so ein Haus zu besitzen. Er, der eher ein Loser ist, einer, der lieber ausschläft als zu arbeiten...
Freitags neue Nachbarn sind freundlich, die neuen Kollegen zuvorkommend und selbst die Angler-Stammtischrunde nimmt ihn sofort als Mitglied auf.
Da muss es doch irgendwo einen Haken geben!

Eines Tages findet Freitag einen Artikel in einer alten Zeitung: Ein Angler hat aus seinem geliebten See einen Finger gefischt. Doch gab es keine Leiche!
Vielleicht hat ja nur ein großer Fisch einem Angler den Finger abgebissen, denkt sich Freitag.
Nachdem jedoch seine Wände mit Drohungen besprüht werden und er zusätzlich Drohbriefe erhält, ahnt er, dass er den Haken des neuen Lebens schneller gefunden hat, als er wollte.

Das gekaufte Leben
Tobias Sommer,
gelesen von Philipp Oehme

Eine interessante Buch-Idee, die ganz langsam zu einem Psycho Thriller mutiert. Das Hörbuch hat mich wirklich gepackt.
Mit angenehmer Stimme zieht mich der Sprecher Phillip Oehme immer tiefer in die Geschichte hinein, bis ich irgendwann im Bett meine Augen aufschlage, um zu prüfen, ob ‘’Ophelia52'' nicht vor meinem Bett mit einer Angelsehne steht.

Lese/Hörepfehlung von mir. 4½ Sterne

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Veröffentlicht am 24.02.2022

Spannender Krimi

Der Mann, der zweimal starb (Die Mordclub-Serie 2)
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Habt Ihr den ersten Teil des Donnerstagsmordclubs gelesen?
Nein? Ich auch nicht.
Das tut diesem Buch aber gar keinen Abbruch.

Der Mann, der zweimal starb: Ein neuer Fall für den Donnerstagsmordclub
Richard ...

Habt Ihr den ersten Teil des Donnerstagsmordclubs gelesen?
Nein? Ich auch nicht.
Das tut diesem Buch aber gar keinen Abbruch.

Der Mann, der zweimal starb: Ein neuer Fall für den Donnerstagsmordclub
Richard Osman

Ein britischer Rentner-Club, auch der Donnerstagsmordclub genannt, dem seit der Lösung seines letzten Falls ein wenig langweilig ist, bekommt schneller wieder etwas zu ermitteln, als gedacht.
Elizabeths Ex-Geheimdienstkollege, der zufällig auch ihr Ex-Ehemann ist, Douglas Middlemiss, lässt bei einem Einsatz Diamanten, im Wert von 20 Millionen Pfund, mitgehen. Dabei hat er nicht nur die Mafia bestohlen, sondern sich auch noch ohne Maske von einer Überwachungskamera filmen lassen.
Er sucht Hilfe bei Elizabeth und ihren Freunden Joyce, Ron und Ibrahim. Doch auch deren Hilfe währt nicht lange, denn schon bald findet das Quartett zwei Leichen. Eine von ihnen ist Douglas. Wer wußte von Douglas Versteck und wo sind die Diamanten? Eine spannende Ermittlung beginnt.

Rentnerclub? Wer jetzt denkt, dass ein lahmer Rentnerkrimi daherkommt, liegt hier schlichtweg falsch: Drogenhandel, Körperverletzung, Mord und Diamantenraub.
Ein rasanter, liebenswerter und facettenreicher Kriminalroman, der mit zarten und schwarzen Humor gute Spannung aufbaut. Der Schreibstil ist klar und man liest sich sofort ein.

Fazit: So ein Kriminalroman mag ich und deshalb bekommt er eine klare Leseempfehlung von mir.
4½ Sterne.

Übrigens habe ich bei der Hälfte des Buches zum Hörbuch gewechselt. Ich wollte einfach mal wissen, wie die vielen Stimmen umgesetzt werden. Ein wahres Hörerlebnis mit zwei Sprecher:innen:
Johannes Steck und Beate Himmelstoß, müssen hier unbedingt erwähnt werden.

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Veröffentlicht am 11.01.2022

Genial

Zum Paradies
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Da ist es endlich: Das Buch, auf das ich so lange gewartet habe:

Zum Paradies von Hanya Yanagihara. Übersetzt ins Deutsche von Stephan Kleiner.

Ich bin so gespannt: Am liebsten würde ich die Fortsetzung ...

Da ist es endlich: Das Buch, auf das ich so lange gewartet habe:

Zum Paradies von Hanya Yanagihara. Übersetzt ins Deutsche von Stephan Kleiner.

Ich bin so gespannt: Am liebsten würde ich die Fortsetzung von „Ein wenig Leben“ lesen, aber wie soll das gehen? (Vorsichtig Spoiler:) Jude ist tot.
Und wäre Hanya Yanagihara nicht auch eine schlechte Autorin, wenn sie einfach eine ähnliche Story schreibt, einen Abklatsch?

Nein, hier kommt etwas total anderes:

Drei Geschichten, in drei verschiedenen Zeitebenen.
Geschichten, die in der Vergangenheit und in der Zukunft spielen.

Ich beginne die erste Geschichte, die in 1893 spielt, zu lesen. Amerika gehört zu den Free States, jeder darf seine Liebe ausleben: So sind Männer mit Männern verheiratet oder Frauen mit Frauen. Kinder werden einfach adoptiert.
David Bingham ist ein Sohn einer wohlhabenden Familie und verliebt sich in einen zweifelhaften jungen Mann, der es nur auf sein Geld abgesehen hat, so scheint es.
Doch was ist das? Gerade als es so richtig spannend wird, hört die Geschichte auf! Oh nein!

Gut, ich beginne also mit der zweiten Geschichte, die hundert Jahre später spielt: Aber was ist das wieder: Alle Protagonisten haben ja dieselben Namen wie in der ersten Geschichte?.
Mein Gehirn versucht ständig beide Geschichten miteinander zu verknüpfen, aber es gelingt mir nicht. .. Ist das der Sohn? Nein, zu jung, es kann ja nur der Großvater sein .. Nein, passt nicht.
Und auch dieses zweite Buch, wo der Protagonist ein Hawaiianer ist, mitten in der AIDS- Epidemie spielt, hat ein abruptes Ende, aber ich bin gespannt, bestimmt wird die Autorin noch alles auflösen, es gibt ja noch mehr als 450 Seiten.

Die letzte Ebene hat es in sich: 2093, wieder 100 Jahre später, aber die Welt ist von Seuchen und Epidemien zerstört. Reisen, Internet und Nachrichten jeglicher Art sind verboten, der Staat kontrolliert was du sagst, isst, wann du duscht oder deine Wäsche wäscht. Die meisten Menschen sind steril, Liebe zwischen Gleichgeschlechtlichen sind verboten.
Und wieder tragen alle Protagonisten die Namen aus den ersten zwei Geschichten.
Die Enkeltochter eines sehr angesehenen Wissenschaftlers bzw. Tochter eines hingerichteten Staatsfeindes versucht ihr Glück in einer arrangierten Ehe zu finden.

Doch ob am Ende alle Geschichten verknüpft und aufgelöst werden, müsst ihr selber herausfinden.

4½ Sterne

Sie hat es wieder geschafft: Hanya Yanagihara hat, wie auch in ihrem ersten Buch „Das Volk der Bäume“, die Welt auf den Kopf gestellt. Es ist ein anderes Leseerlebnis, eines, das viele Fragen aufwirft, die allerdings unbeantwortet bleiben.
Meiner Meinung nach kann das Buch nicht an „Ein wenig Leben“ anknüpfen, aber es ist ein wirklich lesenswertes und spannendes Buch auf 895 Seiten, das zum Nachdenken anregt.

Eine Leseempfehlung von mir, aber nur wenn man sich auf die manipulierende Schreibintention der Autorin einlässt.

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