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Veröffentlicht am 01.03.2022

Bunte Mischung

DIE RESIDENZ IN DEN HIGHLANDS
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In einem Altersheim, oder besser einer Altersresidenz treffen Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen zusammen und verbringen, ob nun gewollt, oder ungewollt, ihre verbleibende Zeit miteinander. ...

In einem Altersheim, oder besser einer Altersresidenz treffen Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen zusammen und verbringen, ob nun gewollt, oder ungewollt, ihre verbleibende Zeit miteinander. In dieser speziellen Einrichtung in der Einsamkeit Schottlands sind es allerdings keine Menschen, die ihren Ruhestand genießen, sondern eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Fantasiegestalten, magischen Wesen, Monstern und sogar Stofftieren. In jeder Geschichte des Buches wird einer dieser speziellen Bewohner näher vorgestellt und der Leser macht dabei teils merkwürdige, teils skurile, aber auch witzige Bekanntschaften.

In dieser Anthologie, oder auch Episodenroman haben sich wieder verschiedene Autoren, aus verschiedenen Genres zusammengefunden. Jeder von ihnen steuert seinen ganz eigenen Bewohner, mit seiner ganz eigenen Geschichte zur Residenz bei. Natürlich ist dabei der Stil der Autoren verschieden, die eine Geschichte mag man vielleicht mehr als eine Andere. Jede von ihnen könnte ebenso allein stehen. Das Grundgerüst ist allerdings vom Herausgeber vorgegeben, in diesem Fall zb die groben Örtlichkeiten und die Grundzüge der beiden Hauptfiguren, der Leiterin der Residenz und dem Chefarzt der Selben.

Dieses beiden Figuren, genau wie einige weitere des Personals sind wiederkehrend innerhalb der einzelnen Geschichten. Leider macht es manchmal den Eindruck, dass hier die Abstimmung unter den Autoren nicht ganz funktioniert hat, da sie oft etwas widersprüchlich beschrieben werden.

Die Geschichten decken verschiedene Elemente ab, klassische Figuren aus dem Bereich Horror trifft man ebenso unter den Bewohnern, wie solche aus dem magischen Bereich, oder das typische Meeresungeheuer, das nun im Pool der Residenz Schiffeversenken spielt. Die Storys sind teils bitterböse, ironisch, traurig, oder eben total witzig. Man muss sich aber auf diese Art Thema und Ausführung auch einlassen können. Die Sammlung ist sicher nicht für jeden Leser etwas.

Marianne Labisch hat hier wieder ein gutes Händchen bei der Zusammenstellung gehabt ich fühlte mich wieder gut unterhalten und werde sicher den ein, oder anderen Autoren weiterverfolgen.

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Beck bekommt seine Chance

Eiszeit für Beck
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Das Leben von Nick Beck hat sich nach den Ereignissen im Sommer wieder beruhigt, Kollegin Cleo ist mittlerweile hochschwanger und sitzt ihre letzten Tage vorm Schwangerschaftsurlaub im Büro ab, als eine ...

Das Leben von Nick Beck hat sich nach den Ereignissen im Sommer wieder beruhigt, Kollegin Cleo ist mittlerweile hochschwanger und sitzt ihre letzten Tage vorm Schwangerschaftsurlaub im Büro ab, als eine übel zugerichtete Frauenleiche gefunden wird. Alles deutet darauf hin, dass der Elbripper seine, durch Nicks Eingreifen nötige Zwangspause beendet hat. Er scheint zurück und anscheinend hat er die Zeit genutzt, um sein Vorgehen zu optimieren.

Der zweite Band der Reihe um Nick Beck und Cleo Torner bringt die beiden Ermittler ungewollt wieder zusammen. Nick wird hier von der Vergangenheit eingeholt und kämpft wieder mit den Erinnerungen an den Fall, der zeitlich vor Band eins angelegt ist. Man könnte das Buch auch ohne Vorkenntnisse zu diesem Fall, rund um den Elbripper, lesen, allerdings ist es einfach intensiver, wenn man weiß um was es dabei geht.

Der Autor wählt für das zweite Buch eine interessante Form. Direkt zu Anfang wird die Identität des Täters offengelegt und der Leser kann teilhaben an dessen Alltag und dessen Gedankenwelt. Dies nimmt einen Großteil des Buches ein und erzeugt eine ganz eigene Dynamik, da der Leser hier den Ermittlern weit voraus ist. Trotzdem leidet die Spannung nicht, den der Autor hat durch einen clever eingebauten Spin dafür gesorgt, dass man weiter mitfiebert.

Die Figuren agieren in bekannter Art und Weise, Nick und Cleo können eben nicht aus ihrer Haut und so kommt es zu teils witzigen, aber auch gefährlichen Situationen. Gerade bei Nick geht der Autor durch die Einführung einer neuen Figur etwas mehr in die Tiefe. Obwohl Nick sich letztlich treu bleibt und man mit seiner Handlungsweise im Finale vielleicht hadern kann, ist er mir in diesem Band eindeutig sympathischer als noch in Band eins und sein Handel wird nachvollziehbarer.

Während ein Dämon aus Nicks Vergangenheit in diesem Buch ausgetrieben wird, gibt es eindeutige Hinweise darauf, dass es im nächsten Buch nicht unbedingt leichter wird für Nick Beck. Der Autor schlägt hier mit Cleo und ihrer Hartnäckigkeit den Bogen zurück zum Fall des toten Mädchens im ersten Buch. Ein guter Schachzug um die Spannung aufrecht zu halten und den Leser bei der Stange. Bin gespannt, wie das im nächsten Buch weiter gesponnen wird.

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Veröffentlicht am 30.01.2022

Glücklich sterben

Das giftige Glück
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Es ist Bärlausaison, in den Wäldern und Parks rund um Wien stehen ganze Felder des grünen Krauts und ziehen Sammler an. Plötzlich kommt es zu einigen unerklärlichen Todesfällen. Personen, die Bärlauch ...

Es ist Bärlausaison, in den Wäldern und Parks rund um Wien stehen ganze Felder des grünen Krauts und ziehen Sammler an. Plötzlich kommt es zu einigen unerklärlichen Todesfällen. Personen, die Bärlauch gegessen haben sterben, glücklich zwar und anscheinend ohne Schmerzen, aber sie sterben. Statt das Kraut nun zu meiden, wird es für viele Verzweifelte zum vermeintlichen Rettungsanker.

In dieses Szenario setzt die Autorin ihre Figuren. Kiki, die ihre an MS erkrankte zynische Freundin Olga pflegt und Jasse, die gerade mit dem Weggang ihrer Mutter klarkommen muss und der daraus resultierenden Hilflosigkeit ihres Vaters. Die Figuren sind allesamt speziell, schleppen viel Ballast mit sich herum und ihre Interaktion ist konfliktbehaftet. Das schafft eine ganz besondere Atmosphäre, die anscheinend nur einen Ausweg zulässt. Leider fehlt den Figuren etwas an Substanz. Gerade bei der dreizehnjährigen Jasse wird dies deutlich, oft erklärt sich ihr radikales Verhalten nur schwer.

Das Buch ist sehr vielschichtig aufgebaut und vereint verschiedene Genre miteinander. Zeitweise war ich etwas unschlüssig, wohin die Autorin mich mitnehmen möchte. Die Geschichte zeigt eindeutig Krimielemente, ist Gesellschaftskritik und in gewisser Weise auch eine dystopische Zukunftsversion und hat auch ein bisschen was von einer Tragikkomödie mit abgrundtief schwarzem Humor. Im Grunde ist das aber auch ganz egal, denn auch ohne in eine Schublade zu passen, bringt einen das Buch zum Nachdenken.

Wir Alle werden sterben, diese unausweichliche Tatsache steht fest, seit dem Tag unserer Geburt. Die meisten von uns haben keine Angst vor dem Tod an sich, sondern eher vor dem Wie. Hier setzt die Autorin an. Was würden wir tun, würde die Natur uns hier einen schmerzfreien Ausweg aufzeigen? Eigentlich doch eine beruhigende Vorstellung, man hätte da sein "Notfallkit" Zuhause und würde, im Fall des Falles, Tag und Uhrzeit selbst bestimmen und glücklich aus dem Leben scheiden. Verlockender Gedanke, oder nicht?

Ein interessantes Gedankenspiel mit ernstem Hintergrund, gerade angesichts der Diskussion um Patientenverfügungen, lebensverlängernde Maßnahmen, selbstbestimmtes Sterben und Sterbehilfe.

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Veröffentlicht am 30.01.2022

Untypisch

Die Katze im Taubenschlag
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Meadowbank ist ein sehr angesehenes Internat, das sogar Prinzessin unter den Schülerinnen hat. Das neue Schuljahr bringt einiges an Aufregung, so kommen nicht nur neue Schülerinnen an, sondern auch einige ...

Meadowbank ist ein sehr angesehenes Internat, das sogar Prinzessin unter den Schülerinnen hat. Das neue Schuljahr bringt einiges an Aufregung, so kommen nicht nur neue Schülerinnen an, sondern auch einige neue Lehrerinnen beginnen ihren Dienst und schon nach wenigen Wochen erschüttert ein Mord die ehrwürdigen Mauern.

Das Buch ist bereits der 51. Kriminalroman von Agatha Christie. Direkt zu Beginn werden eine Unmenge an Personen eingeführt. Das macht es zeitweise etwas schwierig, da man ja auch noch nicht weiß, wer für den Fortgang noch wichtig sein wird, wird im Verlauf der Geschichte aber besser. Die Geschichte ist facettenreich, irgendwie kein typischer Poirot, hat über weite Strecken eher etwas von einer Spionagegeschichte, als von einem klassischen Krimi. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass A.C. nicht recht wusste wohin die Reise gehen sollte. Für mich erklärt das auch den recht späten Auftritt vom Meisterdetektiv. Die Geschichte dümpelt etwas vor sich hin, vielleicht fehlte die zündende Idee fürs Finale und dann kommt Poirot und lösst quasi im Alleingang, nur mit Hilfe seiner kleinen grauen Zellen den Fall.

Trotz allem ein gut konstruiertes Buch, mit Verwicklungen und überraschenden Wendungen. Immer wenn man denkt, man hat das Rätsel gelöst, merkt man, dass nur die Hälfte davon stimmt. Kein ganz typischer Poirot, aber spannend und lesenswert.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Alles für die Familie

Die Erfindung der Hausfrau. Geschichte einer Entwertung
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" Diener für niedere Arbeiten konnte sich nur eine Minderheit der vorindustriellen Gesellschaft leisten, im Zuge der Demokratisierung steht heute fast dem gesamten männlichen Bevölkerungsteil eine Ehefrau ...

" Diener für niedere Arbeiten konnte sich nur eine Minderheit der vorindustriellen Gesellschaft leisten, im Zuge der Demokratisierung steht heute fast dem gesamten männlichen Bevölkerungsteil eine Ehefrau als Dienerin zur Verfügung."
Dieser Satz findet sich fast am Ende des Buches von Evke Rulffes und er wirkt unwirklich. Nach der Lektüre bildet er allerdings eine logische Konsequenz aus der bisherigen Entwicklung, schließlich ist es nichts anderes, was eine Ehefrau verrichtet, Dienste, die früher von Dienstboten verrichtet wurden und aus Kostengründen irgendwann immer mehr in die Verantwortung der Ehefrau übergingen.

Die Autorin setzt in ihren Ausführungen recht früh an, geht Jahrhunderte zurück, zeigt eine Zeit in der es vollkommen normal war, das Frauen Betriebe führten, ein Handwerk ausübten, Handel trieben. Gerade in Kriegszeiten war es unabdingbar, dass Frauen all diese Tätigkeit autark und selbständig ausführen konnten, um so in Abwesenheit der Männer das Auskommen der Familie zu sichern. Später werden Mann und Frau als Partner dargestellt, allerdings kommt es immer mehr zu einer gewissen Aufgabenverteilung. Während der Mann die Rolle des Hausvorstandes ausübt, obliegt es der Frau über das Gesinde und die täglichen Aufgaben in Haus und Hof zu wachen. Es gibt für ihr Aufgabenfeld schriftliche Ratgeber, Die Hausmutter, erscheint in mehreren Bänden und gibt umfassende Tipps für alle Lebensbereiche, von Rezepten, über das Verhalten gegenüber dem Gesinde, bis hin zu ehelichen Pflichten wird alles behandelt. Diesem Abschnitt widmet sich die Autorin über weite Strecken des Buches, sehr interessant, aber manchmal etwas langatmig.

Das Buch zeigt sehr eindrücklich die Anforderungen, die an eine Ehefrau in verschiedenen Zeiten gestellt wurden und wie sie immer wieder an ihrem Verhalten gemessen wird. Nach der Lektüre verstehe ich um einiges besser, warum Frauen auch heute noch anders gesehen werden, in Rollen feststecken, unsicher sind und von Selbstzweifeln geplagt werden und sich aufreiben im Spagat zwischen Familie, Haushalt und Beruf.
Die Hausfrau ist tatsächlich eine Erfindung, wie der Titel ganz richtig beschreibt. Eine Erfindung der Gesellschaft, aber vor allem eben von Männern. Die Ehefrau, die schon immer zum Einkommen der Familie beigetragen hat, darf dieses nicht mehr offen, denn es würde dem Ansehen des Mannes schaden. Sie soll repräsentieren, den Wohlstand mehren, in dem sie Arbeiten nicht mehr auslagert, sondern selbst ausführt. Sie soll die Erziehung der Kinder übernehmen, dem Mann nach einem schweren Tag eine Stütze sein, nie klagen, oder sich beschweren und möglichst trotz einem vollgepackten Tag noch ihren ehelichen Pflichten nachkommen.

So sehr wir bei diesem Bild auch schmunzeln, zeigt die Autorin doch, wie weit in die jüngere Vergangenheit hinein dies Alltag war. Die Erkenntnis regt zum Nachdenken an und zum reflektieren über eigene Rollenbilder.

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