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Veröffentlicht am 07.03.2022

Von einem Thriller meilenweit entfernt

Perfect Day
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Es ist wie einer immer wiederkehrender böser Traum, aus dem es kein Erwachen gibt...und das seit 14 Jahren. Seit dieser Zeit nämlich treibt ein Täter sein Unwesen, lässt Mädchen spurlos verschwinden und ...

Es ist wie einer immer wiederkehrender böser Traum, aus dem es kein Erwachen gibt...und das seit 14 Jahren. Seit dieser Zeit nämlich treibt ein Täter sein Unwesen, lässt Mädchen spurlos verschwinden und zeigt mit roten Schleifenbändern den Weg zu ihren Leichen. Die Polizei tappt im Dunkeln. Mit der Verhaftung von Walter Lesiak scheint der große Coup gelungen. Aber seine Tochter Ann ist überzeugt davon, dass ihr Vater niemals zu solchen Taten fähig ist und will beweisen, dass er zu Unrecht im Gefängnis sitzt...

Mit dem ersten Zeilen aus "Perfect Day" entsteht eine unglaublich spannungsgeladene Situation, die mich mit ihren Klauen regelrecht in die Seiten zieht. Wenn schon nach wenigen Worten eine so nervenzerreißende Stimmung herrscht, wie wird dann erst der Rest des Buches ?

Die Antwort fällt leider erschreckend nüchtern und enttäuschend aus, denn Romy Hausmann ist mit diesem Buch meilenweit davon entfernt, die typischen Merkmale eines Thrillers in ihrem Buch einzuarbeiten und die Leser:innen an die Seiten zu fesseln.

Wo ist die allgegenwärtige Angst, die sich dauerhaft wie ein dunkler Schatten an meine Fersen heftet und mich geradezu lähmt, wenn ich die nächste Seite umblättern will ? Wo ist das blanke Entsetzen, dieses Kribbeln der Nervenenden in den Fingerspitzen, weil ich in mitreißenden Szenen vor lauter Anspannung vergesse, Luft zu holen, weil mich das Gelesene schockiert und traumatisiert ? Ich lese und lese, aber ich finde eben nichts dergleichen.

Vielmehr quäle ich mich durch die Seiten, weil mich Ann mit ihrer Art einfach nur nervt. Sie wirkt fahrig und verwirrt, lässt nicht wirklich zu, dass ich einen Zugang zu ihren Gedanken und Gefühlen erhalte und weist mich daher immer mehr ab. Als Schlüsselfigur hat sie eine große Rolle inne, die sie nicht einmal halbwegs gut füllen kann. Die Schuhe, die ihr die Schreibende zugedacht hat, sind einfach zu groß, um in ihnen laufen zu können. Gerade hier liegt so viel Potenzial, das ungenutzt bleibt.

Der Schreibstil ist ebenfalls gewöhnungsbedürftig - die eingeschobenen "Wir"-Parts hinterlassen mehr Fragezeichen, als dass sie für Aufklärung sorgen und sind in meinen Augen überflüssig. So ganz wollen diese Sequenzen nicht zum übrigen Buch passen und stören daher den Lesefluss.

Was bleibt, ist der negative Eindruck- ich bin hier eher an die Grenze der ertragbaren Langweile gegangen, anstatt über diese hinaus gejagt zu werden, wenn ich Angst, Entsetzen und subtile Boshaftigkeit als Wegweiser im Buch finde. Selbst die Lösung birgt keinerlei Überraschung und reiht sich daher in die Monotonie des Buches ein.

Schade um die verschenkte Lesezeit.

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Veröffentlicht am 04.03.2022

Ein ziemlich holpriger Start

Abschied von der Heimat
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Wir denken oft und gerne an den böhmischen Wind.
Uns war sein Lied vertraut, daheim schon als Kind.
Weit in der Ferne rauscht nun leis' der böhmische Wind.
Er wird noch wehen wenn wir längst nicht mehr ...

Wir denken oft und gerne an den böhmischen Wind.
Uns war sein Lied vertraut, daheim schon als Kind.
Weit in der Ferne rauscht nun leis' der böhmische Wind.
Er wird noch wehen wenn wir längst nicht mehr sind.

(Ernst Hutter)


Erika ist gerade einmal fünf Jahre alt, da beschließen die Eltern, sie nach Böhmen zu Tante Mimi zuschicken, um daheim im Rheinland dem nagenden Hunger zu entfliehen. In der Fremde gelingt es ihr, trotz der harten Hand ihrer Tante, zu einer selbstbewussten jungen Frau heranzuwachsen, die gemeinsam mit ihren Freundinnen das Leben genießt. Das ändert sich jedoch, als das Sudetenland 1938 von den braunen Fantasten besetzt wird. Und wieder einmal steht Erika vor dem Nichts, denn sie soll der böhmischen Heimat den Rücken kehren...


Gabriele Sonnberger verarbeitet in der Böhmen-Saga Erinnerungen ihrer Mutter und lässt ihre Leser:innen daran teilhaben. Daraus formt sie die Figur Erika, die die Leser:innen durch die Geschichte führen soll, um ihnen die bewegte Vergangenheit näher zu bringen. Und da liegt auch schon das Problem - kann ich mich zu Beginn noch mit der kleinen Erika anfreunden, verliert sie mit der Zunahme an Lebensjahren immer mehr Sympathiepunkte, da sie ein recht wankelmütiger Charakter wird.

Auf der einen Seite kann sie es nicht ausstehen, wenn Ungerechtigkeit herrscht und andere benachteiligt werden. Auf der anderen Seite scheint sie sich sang- & klanglos ihrem Schicksal zu ergeben. Passt nicht wirklich zusammen und es fällt mit schwer, ihre Handlungen als glaubhaft zu beschreiben. Kann es sein, dass sich die Schreibende nicht traut, die Rückschau ihrer Mutter mit all den Fehlentscheidungen, schmerzhaften Narben und widersprüchlichen Gefühlen aufzuarbeiten, da sie ihr zu nahe steht ?

Auch missfällt mir, dass die Autorin hier die Wesenszüge ihrer Figuren sehr dramatisch kippen lässt. Gerade bei Coele, der zu Beginn ein sehr, sehr guter Freund von Erika ist, wird das deutlich. Die Schere spreizt sich bei seiner Verwandlung zum Bösen extrem und fast könnte man meinen, dass hier ein kompletter Austausch seines Wesens stattgefunden hat.

Es folgt eine Aneinanderreihung von Ereignissen, die in Erikas Leben eine Rolle spielen, ohne dass auf sie näher eingegangen wird. Sie beginnen und enden abrupt, ohne dass eine gewisse Verbindung besteht und sich die Leser:innen erst zusammenreimen müssen, in welchem Zusammenhang das Gelesene zu verstehen ist.

Manchmal habe ich das Gefühl, auf einem galoppierenden Pferd zu sitzen, das mich in rasender Geschwindigkeit durch die Geschichte bugsiert, weil sich Ereignisse, Schicksalsschläge und Emotionen regelrecht im Schnelldurchlauf an mir vorbei ziehen.

Es gibt unendlich viele Bücher, die sich mit der Thematik Vertreibung aus der Heimat unter der Herrschaft des braunen Sumpfes befassen, aber dieses hier gehört leider in die Kategorie nicht empfehlenswert.


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Veröffentlicht am 02.03.2022

Hinterlässt einen schalen Nachgeschmack, wie kalter Tee

Der Friesenhof
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Als Onno für immer die Augen schließt, sieht sich Gesa einer ungewissen Zukunft auf dem Friesenhof gegenüber. Ihr Vater hat einen Berg von Schulden hinterlassen und es gilt, den Hof in Familienbesitz zu ...

Als Onno für immer die Augen schließt, sieht sich Gesa einer ungewissen Zukunft auf dem Friesenhof gegenüber. Ihr Vater hat einen Berg von Schulden hinterlassen und es gilt, den Hof in Familienbesitz zu halten. Doch wie soll das gelingen, wenn kein Bauer auf dem Hof die Arbeit verrichtet und die anfallenden Tätigkeiten von den hinterbliebnenen weiblichen Angehörigen ausgeführt werden? Als wäre all das nicht genug, pocht Helgas Mann Günther auf die umgehende Auszahlung des Erbanteiles seiner Frau, um seinen eigenen Hof zu retten. Gesa sieht nur einen Ausweg - eine Anstellung zu finden, die nicht nur Geld in die Kasse spült, sondern auch endlich für Ruhe innerhalb der Familie sorgt. Ihr Weg fühtr sie direkt in die Geschäftsräume eines Teehandels...

Mit dem Zusatz "Die-Teehändler-Saga" weckt Fenja Lüders die Neugier auf tiefe Einblicke in die Welt des Tees, des Teehandels und der Zusammenstellung einer guten Teemischung. Und es scheint fast so, als würde auf den ersten Seiten diese Neugier schon eine direkte Befriedigung finden, denn mit dem Einbinden der ostfriesischen Teezeremonie zieht die Tradition von der Nordseeküste in die Handlung ein und das Knistern des Kluntje ist förmlich zu hören, wenn der Tee in die Tasse gegossen wird.

Aber das war es dann auch schon mit all der wunderschönen Herrlichkeit, denn der Tee findet nur ganz am Rande Beachtung und nimmt nur wenig Einfluss auf die Handlung.

Vielmehr ist es so, dass hier das Leben auf dem Hof mit all seinen Widrigkeiten in ausufernden Längen geschildert wird und die Aufarbeitung der braunen Vergangenheit von Schwager Günther im Vordergrund steht.

Dieser Mann ist ein absolutes Scheusal, nur auf seinen Vorteil bedacht und kennt keine Grenzen, wenn es darum geht, seine eigenen Interessen zu wahren und diese mit Vehemenz durchzusetzen.

Damit drückt er alle andern Protagonist:innen komplett in den Hintergrund und sie haben es unglaublich schwer, sich freizuschwimmen und ihre Facetten zu zeigen. Gesa versucht zwar mit allen Mitteln, hier eine selbstbewusste und zukunftstorientierte Frau darzustellen, aber das gelingt ihr nur manchmal. Ihre Schwester Hanna ist eine naive Deern, grün hinter den Ohren und gleicht eher einem Hans-guck-in die Luft.

Einzig Frau Becker und Tanti können mit ihren Charakterzügen die Leser:innen überzeugen, denn sie wissen, worauf es ankommt, um mit beiden Beinen mitten im Leben zu stehen, den Stürmen zu strotzen und nicht unterzugehen.

Was ich hingegen vermisse ist die Geschichte des Tees, der hier ja ausschlaggebend sein soll- außer ein paar Tee-Verköstigungen im Kontor, einer Verkaufsfahrt mit Keno und den ab und zu getrunkenen Koopje im Friesenhof bleibt diese Thematik gänzlich unbeachtet. Für einen Auftakt einer großen Romanserie rund um den Tee sehr schwach und enttäuschend.

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Veröffentlicht am 17.02.2022

Zu allgemein gehalten und nicht wirklich hilfreich

Selbstversorgung aus dem Familiengarten
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Der Trend zum Selbstversorgergarten ist ungebrochen und viele bereits Gartelnden und auch Gartenneulinge sind auf der Suche nach hilfreichen Praxisratgebern, die dein Einstieg/Umstieg erleichtern.

Was ...

Der Trend zum Selbstversorgergarten ist ungebrochen und viele bereits Gartelnden und auch Gartenneulinge sind auf der Suche nach hilfreichen Praxisratgebern, die dein Einstieg/Umstieg erleichtern.

Was auf den ersten Blick nach einem gelungenen Buch aussieht, entpuppt sich schon nach wenigen Seiten leider als Bauchlandung. Denn hier geht es nicht etwa um die Umsetzung von praktischen Tipps, die man in den eigenen Garten integrieren kann, hier dreht es sich vielmehr um Allgemeinplätze, die mit ein paar Tabellen und unglaublich vielen dekorativen Bildern ausgeschmückt werden. Referenzfotos sind schön und gut, hier aber nehmen die Aufnahmen überhand und bauschen das Buch unnötig auf. Es wird mehr zum Bilderbuch, als zur brauchbaren Handlungsanleitung.

Was aber, meiner Meinung nach, überhaupt nichts in einem Gartenratgeber zu suchen hat, ist die Verbreitung der christlichen Botschaft, die hier immer wieder in Form von Bibelzitaten und anderen Hinweisen im Buch auftaucht. Für interessierte Leser:innen, die nach dem Lesen des Klappentextes zu diesem Handbuch greifen, ist im Voraus nicht erkennbar, dass es sich hier um christliche Literatur handelt. Hier sollte ein entsprechender Vermerk deutlich sichtbar angebracht werden, um Enttäuschungen bei Menschen zu vermeiden, die sich mit diesen Werten nicht identifizieren.

Einige gute Tipps und Kniffe sind im Buch vorhanden, jedoch überwiegt hier eindeutig die absolute Enttäuschung, dass wieder einmal ein Sachbuch zum Thema Garten geschrieben wurde, weil es einfach gerade "in" ist und man auf den fahrenden Zug aufspringen möchte.

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Veröffentlicht am 13.01.2022

Dieser Zug fährt leider oder mich ab

16 Uhr 50 ab Ellingen
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Es gibt nichts unmännlicheres für Markus Wieland, als Männer in Kniebundhosen und historische Tänze und doch kann er sich der Faszination der Regency-Zeit nicht entziehen, denn sein neuester Auftrag als ...

Es gibt nichts unmännlicheres für Markus Wieland, als Männer in Kniebundhosen und historische Tänze und doch kann er sich der Faszination der Regency-Zeit nicht entziehen, denn sein neuester Auftrag als Reporter führt ihn gemeinsam mit Kollegin Elif zu einer Veranstaltung, die historisches Jane-Austen-Flair mit modernen Annehmlichkeiten verbindet. Was auf den ersten Blick romantisch erscheint, wird nach und nach zu einem Schaulaufen der Eitelkeiten. Die Veranstaltung bekommt eine dramatische Wende, als eine Teilnehmerin tot auf der Bank im Park gefunden wird...

Jane Austen und Miss Marple, zwei britische Frauen, die jede auf ihre Weise die Literatur von Generationen geprägt haben, dienen hier als Zugpferde für diesen Regio-Krimi, der leider nicht ganz so überzeugen kann, wie ich mir das erhofft habe.

Cosy-Crime mit zu viel gewolltem britischen Charme im fränkischen Land - kann gut gehen, tut es aber leider nicht. Auch wenn die wunderschönen historischen Kostüme im Epire-Stil die Teilnehmenden des Balls kleiden, bleiben sie doch eher Staffage. Die Figuren wirken sehr gekünstelt und weisen die Leser:innen eher ab, als dass sie sie an die Hand nehmen, um ihnen ihre Welt zu zeigen.

Auch stört, dass immer wieder englische Sprachfetzen zu gewollt in die Unterhaltungen einfließen, um hier so etwas wie Authentizität und Originalität zu vermitteln. Aber das wirkt über den Verlauf des Romans eher aufgesetzt und nervig.

Der Fall an und für sich ist ganz nett aufgemacht, da sich die Gliederung an dem Vorbild eines Regency-Tanzes orientiert, aber es fehlt an Lebhaftigkeit und Raffinesse, um hier über weite Strecken einen konstanten Spannungsbogen zu erzeugen bzw aufrecht zu erhalten. Auch fehlt die Möglichkeit, eigene Mutmaßungen anzustellen, kleinsten Hinweisen nachzugehen und die Puzzleteilchen so lange hin und her zuschieben, bis die Lösung klar vor den Leser:innen liegt.

Angepriesen als Retro-Krimi mit britischem Charme kann ich leider nicht viel davon finden.Vielmehr wirkt die Handlung ein wenig verstaubt und hätte ein bisschen mehr Pfiff verdient , sodass dieser Zug leider ohne mich abfährt. Schade

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