Cover-Bild In die Arme der Flut
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Luchterhand
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 04.10.2021
  • ISBN: 9783630876511
Gerard Donovan

In die Arme der Flut

Roman
Thomas Gunkel (Übersetzer)

Nebel steigt auf über dem Fluss bei Ross Point in Maine, und auch um die hohe Brücke vor der Mündung ins Meer wallen Nebelschwaden. Dort steht Luke Roy und wartet. Er will springen - schon öfter hat er an Selbstmord gedacht. Als der Himmel endlich klar wird, hört er vom Fluss her Schreie. Ein Ausflugsboot ist gekentert, und ein Junge wird von der Strömung Richtung Klippen und Meer getrieben. Luke zögert nicht: Der Außenseiter wird zum Helden wider Willen, und sein Leben ändert sich auf eine Weise, die er sich nie hätte träumen lassen …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.04.2023

Todessehnsucht

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Ein ruhiger Roman mit einer sehr depressiven Grundstimmung. Der Autor versteht es, sehr poetisch eine detailreiche Geschichte zu erzählen.
Die Todessehnsucht des Protagonisten wird so beeindruckend beschrieben, ...

Ein ruhiger Roman mit einer sehr depressiven Grundstimmung. Der Autor versteht es, sehr poetisch eine detailreiche Geschichte zu erzählen.
Die Todessehnsucht des Protagonisten wird so beeindruckend beschrieben, dass man den Eindruck gewinnt, der Autor würde aus eigener Erfahrung berichten. Es wird auch gut geschildert, welche Macht die sozialen Medien heute haben. Erst wird ein Mensch als Held gefeiert, aber bei erster Gelegenheit wird er niedergemacht.

Bis auf einige kleine Momente, in denen der Protagonist verliebt ist, besteht der Roman nur aus Tristesse und Hoffnungslosigkeit.
Man muss als Leser nervlich schon sehr stabil sein, um das Buch bis zum Ende auszuhalten.

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Veröffentlicht am 02.03.2022

Leben und Sterben in einer Kleinstadt

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Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: Luchterhand Literaturverlag (4. Oktober 2021)
ISBN-13: 978-3630876511
Originaltitel: The Dead Lit Faintly
Übersetzung: Thomas Gunkel
Preis: 20,00 €
auch als E-Book ...

Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: Luchterhand Literaturverlag (4. Oktober 2021)
ISBN-13: 978-3630876511
Originaltitel: The Dead Lit Faintly
Übersetzung: Thomas Gunkel
Preis: 20,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Leben und Sterben in einer Kleinstadt

Inhalt:
Luke Roy, Mitte dreißig, lebt in Ross Point, einer in der Bedeutungslosigkeit versunkenen Kleinstadt in Maine. Seit frühester Kindheit empfindet er eine Todessehnsucht, hat schon mehrfach seinen Suizid geprobt, aber dann doch nicht konsequent durchgezogen.
An einem nebligen Tag steht er auf einer nahegelegenen Brücke, 35 Meter über einem Fluss mit todbringenden spitzen Felsen. Stundenlang sinniert er, ob er springen soll oder nicht.

Doch dann sieht Luke, dass ein Ausflugsboot gekentert ist und ein Junge hilflos im Wasser treibt. Ohne zu zögern, wirft Luke sich ins Wasser und rettet Paul. Die Medien machen einen Helden aus ihm, Politiker missbrauchen ihn für ihren Wahlkampf. Die Menschen lieben ihn - bis sie ihn hassen …

Meine Meinung:
Auf mich übte dieser Roman einen ungemeinen Sog aus. Lukes Überlegungen zu Leben und Tod im ersten Teil der Handlung erschienen mir absolut nachvollziehbar. Wer in dieser Hinsicht psychisch vorbelastet ist, sollte lieber die Finger von dem Buch lassen!

Mit eindringlichen Worten und leicht poetischen Bildern zeichnet Gerard Donovan seinen Protagonisten Luke. Der Charakter ist tiefgründig und plastisch angelegt, er wirkt authentisch und realitätsnah, dabei auch sehr sympathisch. Ich habe mit ihm gelitten und gebangt, gehofft und mich mit ihm gefreut. Es war eine Achterbahn der Gefühle.

Die Medien und die Politik bekommen in diesem Buch ihr Fett weg. Sie stilisieren einen Mann, der etwas Selbstverständliches tut, zu einem Helden wider Willen hoch. Luke wird von einer üblen Maschinerie vereinnahmt, was sein Leben nicht leichter macht - stets zum Nutzen der Medien oder der Politiker. Und er wird gnadenlos fallengelassen, wenn es den anderen in den Kram passt.

Mich haben die Bilder, die Gerard Donovan in meinem Kopf erzeugte, beeindruckt und bedrückt, aber nicht heruntergezogen. Diese Lektüre wird mir sicher noch lange in Erinnerung bleiben und nachhallen.

★★★★★

Veröffentlicht am 04.10.2021

wunderbar erzählt

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"Nebel steigt auf über dem Fluss bei Ross Point in Maine..."

Auf den ersten siebzig Seiten lässt der Autor seinen Helden Luke über sein Vorhaben, sich in die Fluten zu stürzen und sein Leben zu beenden, ...

"Nebel steigt auf über dem Fluss bei Ross Point in Maine..."

Auf den ersten siebzig Seiten lässt der Autor seinen Helden Luke über sein Vorhaben, sich in die Fluten zu stürzen und sein Leben zu beenden, nachdenken.
Aber dann geschieht etwas Unvorhergesehenes und alles ändert sich...

Der Schreibstil ist anders. Der Autor lässt sich Zeit, holt weit aus, schweift ab, bringt einem die Schönheit des Ortes näher und gibt Luke viel Raum für seine Gedanken. Und er gibt seinen Lesern viel zum Nachdenken, Mitfühlen und berührt sie mit seinen Worten, mit Lukes Worten.

Titel, Cover, Inhalt...hier stimmt einfach alles!

Ich war sehr beeindruckt von dieser Geschichte und kann sie 100% weiterempfehlen!

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Veröffentlicht am 22.09.2021

absolute lesenswert

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"Dort steht Luke Roy und wartet. Er will springen -"

Mit diesem Satz schon hatte mich der Autor eiskalt erwischt. Ich weiß nicht genau, warum. Die Vorstellung, dass jemand auf einer nebelumhüllten Brücke ...

"Dort steht Luke Roy und wartet. Er will springen -"

Mit diesem Satz schon hatte mich der Autor eiskalt erwischt. Ich weiß nicht genau, warum. Die Vorstellung, dass jemand auf einer nebelumhüllten Brücke steht und sich ins kalte Meer stürzen möchte, hat mich ziemlich betroffen gemacht. Da war es fast schon eine Erleichterung, als ich las, dass die Schreie eines Jungen ihn schließlich am Suizid hinderten.

Damit haben wir auch direkt mit unserem Hauptprotagonisten zu tun, der auf mich wirkte wie ein einsamer Wolf. Was wiederum zum Stil des Autors passt, der auch in seinen anderen Geschichten Charaktere erschaffen hat, die sehr authentisch sind und mit denen man einfach unweigerlich mitfühlt. Luke ist mir problemlos ans Herz gewachsen. Ich wollte unbedingt erfahren, welchen Jungen er gerettet hat und wie es mit den beiden weitergeht. Auf den Leser warten Themen wie Mediengeilheit, Gesellschaftstabus, Moralische Aspekte... Man muss sich einmal vor Augen führen, wie sich jemand fühlt, der eben noch an den eigenen Tod dachte und plötzlich als Held im Rampenlicht steht. Das muss ein wahnsinniges Gefühlschaos sein.

Donovans Stil zeichnet sich außerdem darin aus, dass er genau weiß, wie er mit den Empfindungen und Wahrnehmungen des Lesers spielen kann. Das ist fast schon ein bisschen gemein, denn er packt uns dort, wo es aufwühlt, wo es weh tut und wo es erschüttert. Er trifft stets den richtigen Ton und driftet nur so weit ab, wie es für die Story nötig ist. Das beherrscht nicht jeder Autor.

Fazit: Mich hat die Geschichte um Luke tief berührt und nachdenklich gestimmt. Ein Stück von ihr wird mich noch eine ganze Weile begleiten. Ich hoffe, dass viele Leserinnen und Leser dieses kleine Schmuckstück entdecken und genauso lieben lernen wie ich.

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Veröffentlicht am 08.02.2022

"Wenn du stirbst...

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…bist du vollkommen glücklich und deine Seele lebt irgendwo weiter. Ich habe keine Angst zu sterben. Vollkommener Frieden nach dem Tod, jemand anderes zu werden ist die beste Hoffnung, die ich habe.“ Mit ...

…bist du vollkommen glücklich und deine Seele lebt irgendwo weiter. Ich habe keine Angst zu sterben. Vollkommener Frieden nach dem Tod, jemand anderes zu werden ist die beste Hoffnung, die ich habe.“ Mit diesem Zitat von Kurt Cobain könnte man den Punkt beschreiben, an dem sich auch die Hauptfigur in Gerard Donovans „In die Arme der Flut“ befindet.

Luke Roy lebt in Ross Point, einem von Gott und der Welt verlassenen Kaff in Maine, arbeitet dort in einer Fabrik, tagaus, tagein die gleiche Monotonie. Sein Denken kreist seit frühester Jugend um den Tod, es ist ein diffuses Sehnen nach dem Ende. Versucht hat er es bereits, allerdings nicht in letzter Konsequenz durchgeführt. Aber jetzt ist es soweit. Schnell soll es gehen, und im wahrsten Sinn des Wortes todsicher sein. Der richtige Zeitpunkt scheint gekommen. Ein Sprung von der Brücke in den Moss River, 35 Meter in die Tiefe, der Körper zerschmettert, von der Strömung ins Meer gezogen. Oder doch nicht? Er zaudert, er zögert, entscheidet sich dagegen, dreht um und bemerkt im Weggehen ein Kind, das aus einem gekenterten Boot gefallen ist und auf einen Strudel zutreibt. Ohne Zögern wagt er den Sprung, bekommt es zu fassen und rettet es. Es scheint, als ob Paul, so der Name des Jungen, ein Seelenverwandter Lukes wäre, da er keinerlei Anstrengungen unternommen hat, den Fluten zu entkommen.

Passanten haben die Aktion beobachtet, stellen ihre Fotos davon ins Netz, die Anzahl der Klicks explodiert. Luke steht plötzlich im Zentrum des Interesses, wird zur Berühmtheit, erhält eine Tapferkeitsmedaille. Politiker lassen sich mit ihm ablichten, instrumentalisieren ihn für ihren Wahlkampf. Doch Ruhm ist vergänglich. Alles ändert sich, als ein Video auftaucht, das das Ereignis in einem anderen Licht erscheinen lässt, und plötzlich schlägt ihm blanker Hass entgegen. Diejenigen, die ihm gestern noch auf die Schulter geklopft haben, wenden sich von ihm ab. Steine fliegen, das Boot, auf dem er lebt, geht in Flammen auf. Doch dann wird der Zeitung ein weiterer Film zugespielt, der Lukes Version bestätigt, und schon ist der Außenseiter wieder der strahlende Held, der er nie sein wollte. Aber für die Brandstiftung, den Verlust seines Bootes, seines Heims, übernimmt niemand Verantwortung.

Wie bereits in dem erfolgreichen „Winter in Maine“ steht auch in dem diesem Roman ein Mensch im Mittelpunkt, dessen Leben von einem Gefühl der Isolation durchdrungen ist. Luke fühlt sich fremd unter Menschen, ist einsam und hat im Laufe seines Lebens eine ungesunde Faszination für den Tod entwickelt. Leidet er an Depressionen? Will er sterben? Eindeutig ist beides nicht, es bleibt in der Schwebe.

Aber der Roman ist mehr als das Psychogram eines Außenseiters, er ist gleichzeitig eine Abrechnung mit unserer medialen Welt, die sensationsgierig jede halbwegs interessante Information durch den Wolf dreht, jedoch das, was dieses Vorgehen mit den Menschen macht, völlig ignoriert. Hauptsache, die Anzahl der Klicks stimmt.