Geschichtsstunde der anderen Art
1923 war in vielerlei Hinsicht ein Schicksalsjahr für Deutschland und die damals noch junge Weimarer Republik. Während Frankreich das Ruhrgebiet besetzte, Streikwellen über das Land liefen, Kommunisten ...
1923 war in vielerlei Hinsicht ein Schicksalsjahr für Deutschland und die damals noch junge Weimarer Republik. Während Frankreich das Ruhrgebiet besetzte, Streikwellen über das Land liefen, Kommunisten und Nationalsozialisten versuchen, die Macht an sich zu reißen, explodiert die Inflation. Während die einen in bitterer Armut und Hunger versinken, feiern die anderen rauschende Feste.
Große Geschichte erzählt Christian Bommarius in 12 Kapiteln, gleichsam in einer Art Jahreskalender und in kurzen Geschichten von bekannten und unbekannten Personen und Persönlichkeiten aus Politik, Literatur, Kunst und Schauspiel, aber auch der ganz normalen kleinen Leute. So entsteht ein sehr eindrucksvolles Bild einer Zeit, die voller Elend und Blutvergießen war. Und es zeigt, wie ein gewisser Adolf Hitler vom „Hofbräu Agitator“ zum großen Führer aufsteigen konnte. Das liest sich locker und interessant, und doch hält man immer wieder inne, lässt das Gelesene sacken und schlägt Namen, Orte und Geschehnisse nach. Dass die Parallelen zur heutigen Zeit mit Krieg in Europa, politischen Extremen und drohender Inflation dabei nicht zu übersehen sind, stimmt einen noch nachdenklicher. Besonders gelungen finde ich die Einführung in die einzelnen Kapitel mit kurzem Monatsabriss, Bildern und dem stetig wachsenden Brotpreis!
Mein Fazit: eindrückliche Geschichtsstunde der anderen Art. Sehr empfehlenswert.