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Veröffentlicht am 25.03.2022

Die Forelle und der Fliegenfisch – eine Reisegeschichte

Bergers unverhoffte Reise
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„Ihr, die ihr noch am Quelle, Der sichern Jugend weilt, Denkt doch an die Forelle, Seht Ihr die Gefahr, so eilt!“ Schubertlied, Die Forelle, S.49

"Der neue Name ist nun Atlantik Fliegender Fisch"

Max ...

„Ihr, die ihr noch am Quelle, Der sichern Jugend weilt, Denkt doch an die Forelle, Seht Ihr die Gefahr, so eilt!“ Schubertlied, Die Forelle, S.49

"Der neue Name ist nun Atlantik Fliegender Fisch"

Max Berger, 22 Jahre alt, Student, erhält just in dem Moment, als ihm klar ist er muss sich verändern (örtlich), ein briefliches Angebot einer älteren Freundin: Hauslehrer zweier Grundschulkinder einer deutschen Familie in Indonesien für ein Jahr. Max, der Psychologie studiert, nimmt sich eine Auszeit, weil er frei und ungebunden sein will. Die Mutter Anne Stoll kennt er schon seit seinem 16. Lebensjahr (er schwärmt für sie). Doch er trifft sie jeweils in den Sommermonaten, wenn sie in seiner süddeutschen Heimat auftaucht, auch Anne Stoll stammt von da. Mit dem Ablegen des Schiffes beginnt auch Max Bergers Hauslehrerdasein. Die Kinder erinnern ihn ständig daran und rufen ihn ‚Hauslehrer‘. Neben der Mutter Anne Stoll sind noch weitere Passagiere auf dem Frachtschiff, und natürlich die Mannschaft. Diese Reise wird zu einem bunten Wirrwarr an Emotionen, Beziehungen, Geheimnissen und Offenbarungen. Das Schiff hat in Hamburg losgelegt, nimmt die meisten der Passagiere in Rotterdam auf und fährt durch den Ärmelkanal Richtung Atlantik. Max war aber noch nie als Lehrer tätig und muss sich zuerst darauf vorbereiten. Auf dem Schiff, dem eng begrenzten Raum, kommen sich die Passagiere näher. Der Schriftsteller, die Gräfin, das niederländische ältere Ehepaar und natürlich Anne Stoll mit ihren beiden Kindern. Dazu kommen die Offiziere und die Mannschaft, die das Schiff unterhält. In der ‚closed room‘ Situation der vier Wochen erzählen sich die Passagiere aus ihrem Leben. Jede und jeder trägt so sein oder ihr Bündel. Dass Max nicht nur freundschaftliche Gefühle für Anne Stoll empfindet, merken nach kurzer Zeit alle auf dem Schiff.
In diesem engen Raum, wo überwiegend Männer sich bewegen (die Mannschaft und die Offiziere) reizen natürlich zwei attraktive Frauen und die Frauen, enttäuscht von ihren Ehemännern, sind durchaus offen für Begegnungen der sexuellen Art. Im Laufe der Reise teilen sich die Passagiere untereinander ihre Probleme, Ängste und Sorgen mit. Manches zeichnet sich gleich zu Beginn der Erzählung ab und wird dann im Laufe der Reise ausführlicher dargestellt.

Sehr schön sind die Erlebnisse auf dem Schiff (Besichtigungen, Alltag der Mannschaft, Arbeit und Abläufe) und auch die Beschreibung des Streckenverlaufes mit ihren Erlebnissen und Höhepunkten. Das ist sehr gut eingearbeitet, denn anderenfalls wäre rein die emotionalen Verwicklungen der beteiligten Personen im ‚closed room‘ langweilig.

Umschlagsbild: schlicht gehalten und das ist auch mal schön, wo es jetzt ‚en vogue‘ ist sehr bunt schillernde Umschlagsbilder (neudeutsch Cover) zu gestalten. Darauf ein Fliegenfisch.

Das Büchlein liest sich spannend und hält am Lesen, auch die Wortwahl ist gut getroffen.
Da der Autor Hans Walker im Studium ebenfalls einige Zeit als Privatlehrer in Indonesien lebte, bevor er sein Studium beendete und promovierte, dürften durchaus persönliche Erfahrungen des Autors in diesen geschickt gestalteten Roman eingeflossen sein. Doch wie viel von seiner eigenen Biografie tatsächlich im Roman steckt, bleibt das Geheimnis des Schreibenden.
Obwohl Max mir unsympathisch vorkommt (Egoist mit seinem Problem von ‚Nähe‘ und Muttersöhnchen) verbindet er gerne das Nützliche (die Mutter von Claudia ist auch seine Vermieterin) mit dem Angenehmen (Claudia war verfügbar und wohnte sogar im gleichen Haus, sie ganz oben, er ganz unten). Insofern ist diese Geschichte auch ein Zeitbild (war nicht der Spruch der 68er Männer, ‚wer zweimal mit der gleichen pennt, gehört schon zum Etablishment‘), man wehrte sich gegen die Bürgerlichkeit der Elterngeneration mit den Gedanken an die Nazi- und Kriegszeit. Es ist ein Männerbuch, Sicht auf Frauen aus dem Blickwinkel der Männer.

Bergers unverhoffte Reise, Hans Walker
Verlag buch&media, März 2022

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Veröffentlicht am 16.03.2022

Dror Mishani

Vertrauen
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Dror Mishani, ein in Israel bekannter Autor, schreibt Krimis über den Polizisten Avi, der es Leid ist nur solche Fälle aufzuklären, wo der Vater den Sohn umgebracht hat und der Ehemann die Mutter seiner ...


Dror Mishani, ein in Israel bekannter Autor, schreibt Krimis über den Polizisten Avi, der es Leid ist nur solche Fälle aufzuklären, wo der Vater den Sohn umgebracht hat und der Ehemann die Mutter seiner Kinder. Doch nun wird ein Baby abgelegt und dann verschwindet ein Tourist. Avi versucht in einem herunter gekommenen Hotel am Strand Hinweise auf dessen Identität zu erhalten...Aber eigentlich träumt Avi davon, dass sich CIA oder MI6 bei ihm melden. Weil er will etwas für die Gerechtigkeit in der Welt unternehmen...
Auf subtil - geniale Weise bringt Avi Informationen zusammen. Nicht umsonst wird er als einer der besten Ermittler in Israel genannt.

Zuerst einmal spannend, doch auch zwiespältig (das Leben ist ein Trümmerhaufen mit angenehmen Momenten)

Dror Mishani schafft es auf seine Weise eine gute Spannung aufzubauen, die am Lesen hält. Dabei wird man intellektuell auch gefordert. Da ich selbst in Israel lebte, hat auch vieles, was er beschreibt, einen hohen Wiedererkennungswert. Den Autor kannte ich bislang noch nicht, doch ich werde ihn mir merken!

Der Diogenes - Verlag steht für gehobene Literatur (bislang haben mich viele Bücher aus diesem feinen Verlag begeistern können). Auch mit Dror Mishani hat Diogenes gut gewählt.

Das Umschlagsbild - eine Frau, geheimnisvoll, modern - ist im Diogenes - Stil gemacht worden und passt zu dem Roman. Es braucht nicht immer schrille Bilder auf dem Umschlag.

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Action Thriller Thailand, China, Ostafrika

Weißes Gold - Im Sog der Gier
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Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut. (Laotse)

In dem temporeichen Thriller ‚Weißes Gold‘ geht es um illegalen Handel mit Elfenbein, um das Abschlachten ...

Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut. (Laotse)

In dem temporeichen Thriller ‚Weißes Gold‘ geht es um illegalen Handel mit Elfenbein, um das Abschlachten von geschützten Elefanten, und noch schlimmer das Vergiften ihres Fleisches, damit daran Aas fressende Tiere verenden, um nicht den Rangers die Fährte zu den Wilderern zu weisen. Gleichzeitig geht es um Mädchenhandel und den Missbrauch von Minderjährigen, um die totale Willensbrechung von Straßenjungs und Züchtung von willenlosen Verbrechern. Der Roman spielt überwiegend in Thailand, aber auch in China und in Ostafrika.

Ein Meeeresbiologe namens Alex und sein Freund Jaidee, ein thailändischer Polizist, legen sich mit der chinesischen Mafia an, die mit Elfenbein und Mädchen handelt. Beide Männer sind gut trainierte Kampfsportler, was ihnen im Laufe der Geschichte hilft, um ihr Leben zu retten. Jaidees Familie wird in Sicherheit gebracht. Chakri, ein Kollege von Jaidee, wird brutal ermordet, mit Kobrabissen. Ein Chinese namens Long foltert brutal.

Das ist schwer auszuhalten. Auch die Beschreibungen über die Morde an Elefanten, die Vergiftung der Tierkörper, so dass auch andere Wildtiere sterben. Das ist ebenfalls so brutal. Alex ist anscheinend gut aussehend, aber ein Beziehungsneurotiker, doch zumindest ein fairer Chef und ein loyaler Freund. Er ist umgeben von wirklich guten Freud:innen. Walter, Monica, Kim (die in ihn verliebt ist)… Walter ist der Vater von Kim und ein hervorragender Hacker.

Die thailändische Polizei kommt in dem Roman nicht sehr gut weg, aber den Ruf einer korrupten Behörde hat die Thai – Polizei auch im wahren Leben inne. Und der Mädchenhandel in Thailand ist eines der dreckigsten Geschäfte der Welt, dass Polizei und Behörden mit involviert sind, ist ein offenes Geheimnis. Demokratie ist nicht gerade eine Stärke Thailands. Schade, denn es gibt dort wunderbare Menschen und durch die Prostitution und den Mädchenhandel bekommt das Land einen schalen Beigeschmack (selbst gesehen, wie Kinder angeboten werden).

San Long, der als ein unbedeutender Straßenjunge, in die Hände eines gerissenen alten Lustmolchs fällt. San, der schnell lernt und weiß wie er an Geld und Achtung kommt. Er lernt sogar, z.B. über die chinesischen Philosophien, aber nach wie vor missbraucht er Mädchen. Frauen haben keinen Stellenwert.

Es ist gut geschrieben, aber brutal, keine hohe Literatur, doch führt in das chinesisch-thailändische Leben ein, es stößt ab und fasziniert gleichzeitig. Doch es ist auch so widerwärtig beschrieben, dass man hart gesottet sein muss, um die brutalsten Stellen zu überstehen. Schön sind auf jeden Fall die Beschreibungen von Thailand, gespickt mit viel Thai Kultur, sowie auch die Beschreibungen von Ostafrika.
Wenn man aufmerksam liest, dann bekommt man ziemlich schnell mit, wer der Verräter in den eigenen Reihen ist. Sehr offensichtlich...

Wie bereits erwähnt, temporeich – der Roman springt von einem brutalen Ereignis zum anderen, besteht nur aus Höhenpunkten. Manche dieser Ereignisse kommen einem unglaubwürdig vor, dass es wirklich in dieser Art und Weise sich abspielen kann. Es ist ein Roman! Doch bei den kriminellen Aktivitäten kann man ziemlich sicher davon ausgehen, dass die leider realistisch sind.

Das Buch hält einem am Lesen, so spannend ist der Ablauf, doch ich habe mehr als einmal das Gesicht geekelt verzogen angesichts der beschriebenen Szenen. Wie es wohl der Autorin beim Schreiben erging?

Empfehlenswert für die hart Gesottenen
eBooks von beTHRILLED

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Veröffentlicht am 02.03.2022

Welt in Aufruhr - Kryptowährung

Das Bitcoin-Komplott
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„Er machte sich sich keine Sorgen, dazu gab es noch keinen Grund. Die Welt funktionierte nicht so, wie Blake glaubte. Er steckte zu tief in dem Knäuel aus Vorschriften, Regeln, Gesetzen und vermeintlichen ...

„Er machte sich sich keine Sorgen, dazu gab es noch keinen Grund. Die Welt funktionierte nicht so, wie Blake glaubte. Er steckte zu tief in dem Knäuel aus Vorschriften, Regeln, Gesetzen und vermeintlichen Loyalitäten dem Staat gegenüber. Geld war mächtiger als jedes Gesetz. Geld kaufte Gesetze und änderte sie“. (S. 291)

Dieses Zitat ist die Quintessenz der Denkweise einer Gruppe von ‚global players‘, die ihre Finger in so gut wie jedem Geschäft hatten und einen ungeheuren Reichtum besitzen. Sie nennen sich die ‚Sieben‘ und stammen aus den USA, Großbritannien, Indien, China und und und… Sie sind dabei einen wirtschaftlichen Umsturz vorzubereiten, der ihnen die Weltmacht und die Neuregelung des Planeten sichern soll. Hohe Arbeitslosigkeit, Hunger, Kriminalität und der Verlust von Leben ist ihnen egal… denn sie glauben an die Macht des Geldes und wollen die Regierungen aller Länder stürzen. Keine Währung der Welt soll mehr funktionieren, nur noch Bitcoins und Blockchains.

Doch ihnen stellen sich – trotz perfekter Planung und dem Einsatz von viel Geld – Widerstände entgegen… Lassen sich die Regierungen der wichtigsten Länder der Welt wirklich so einfach aushebeln, wenn auch geschickt getarnt? Welche andere ‚players‘ spielen in diesem perfiden Spiel mit?

Eine Gruppe junger Leute geht einen eigenen Weg, allen voran Martin Freeman, Sohn eines reichen Vater, dessen Eltern jedoch vor vier Jahren den Unfalltod erlitten.

Martin will ein Buch schreiben zu Bitcoin. Bei seinen ersten Schritten zur Recherche erhält er vom ehemaligen Geschäftspartner seines Vaters eine SD-Speicherkarte, darauf versteckt sind Informationen. Bei der Entschlüsselung hilft ihm die smarte Dakota. Doch nicht nur er und Dakota wollen diese Informationen finden, sondern plötzlich werden sie gejagt und die Jäger gehen über Leichen.

In diesem, exzellent recherchierten, Wirtschaftskrimi (IT/KI – Krimi) ist die Rede von Bitcoins, Blockchains, BlackRock (als Whitestone getarnt), Billingcat, Ex-Cum und vielen anderen IT – Finanzgeschäften. Auf knapp 600 Seiten wird so mancher Skandal der letzten Jahrzehnte aufgerollt und ein Zukunftsszenario entworfen (in nicht zu weiter Zukunft) bei dem ein paar gerissene ‚global players‘ skrupellos Finanzmärkte steuern.

Spannend geschrieben werden schwierige Sachverhalte des globalen Finanzmarktes erklärt, werden die unterschiedlichen Regierungsformen eingebracht, werden reale Figuren (Putin mit Parkinson, hach, wäre es nur schon so weit!) eingebracht.

Hohe Lese-Empfehlung!

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Veröffentlicht am 24.02.2022

Mathijs Deen - den Namen muss man sich merken

Der Holländer
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Mathijs Deen ist in den Niederlanden gut bekannt, jetzt auch in deutscher Übersetzung:

Über das Watt zu lesen ist interessant, Wattwanderungen sind spannend, aber auch gefährlich - man muss die Gezeiten ...

Mathijs Deen ist in den Niederlanden gut bekannt, jetzt auch in deutscher Übersetzung:

Über das Watt zu lesen ist interessant, Wattwanderungen sind spannend, aber auch gefährlich - man muss die Gezeiten kennen. Und jetzt plötzlich ein Toter im Watt, hat er die Zeiten nicht gekannt, wo es gefährlich wird?
Allein der Titel macht neugierig. Und wir befinden uns im Grenzgebiet zwischen Holland und Deutschland.

Liewe Cupido, genannt der Holländer, wird eingesetzt, ein ruhiger Mensch, der aber beide Länder und vor allem die Region gut kennt. Cupido (der nichts mit dem pausbäckigen Liebesengel zu tun hat) bringt sein Hintergrundwissen ein. Hilfreich!

Der Krimi ist von der ersten Seite bis zur letzten gut lesbar und zieht einem mit seiner ruhigen, ungekünstelten Art in den Bann.

Auf jeden Fall hat der Autor ebenfalls gutes Hintergrundwissen, allein das macht es schon lesenswert... doch ein Krimi, der im Watt spielt, zwischen Deutschland und den Niederlanden - eine neue Idee, noch lesenswerter!
Hilfreich ist jedoch die Karte vom Grenzgebiet, wo sich immer wieder nachschlagen lässt, wo alles gerade abläuft.

Titelbild - auffallend, das Watt, golden beleuchtet, zwei dunkle Menschen: Das erregt sofort Aufmerksamkeit.

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