Spannender Krimi mit aktueller Thematik
Sylter Flammenmeer„...Lernen heißt begreifen. Begreifen bedeutet Konsequenzen ziehen. Wir haben begriffen. Wir ziehen die Konsequenzen...“
Die ersten Sätze des kursiv geschriebenen Vorworts klingen fast philosophisch. ...
„...Lernen heißt begreifen. Begreifen bedeutet Konsequenzen ziehen. Wir haben begriffen. Wir ziehen die Konsequenzen...“
Die ersten Sätze des kursiv geschriebenen Vorworts klingen fast philosophisch. Doch in ihnen steckt die Sprengkraft, die für immense Spannung in dem Krimi sorgt.
Wenige Seiten später wird ein im Bau befindliches Ferienhaus auf der Insel Sylt abgefackelt. Die verwendeten Benzinkanister stehen noch daneben.
Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Hintergrund ist ein gesellschaftlichen Problem, das nicht nur für Sylt gilt, aber dort besonders augenfällig ist. Der Touristenboom zieht Grundstückspekulanten an und Einheimische können sich kaum noch eine Wohnung leisten
Der Schriftstil ist ausgereift. An manchen Stellen fällt der sprachliche Feinschliff besonders auf. Das gilt auch für einige Dialoge.
„...Ich verstehe die Frauen nicht. Mara hat immer gesagt, ich würde nicht reden, und du sagst, ich soll die Klappe halten. Was denn nun?“ „Es gibt eine Zeit zum Reden und es gibt eine Zeit zum Schweigen. Jetzt ist deine Zeit zum Schweigen.“...“
Der Fall landet bei Kommissar Ed Koch. Sein Freund Rob ist Fotograf und mischt fleißig mit. Er mischt sich zwar nicht in den Fall ein, ist aber immer zur Stelle, wenn Ed jemand zum Reden braucht.
Das Wohnungsproblem betrifft auch Ed. Noch wohnt er mit seiner Ex im gemeinsamen Haus. Das geht aber auf die Dauer nicht gut. Ein sehr gutes Verhältnis hat er zu seinen beiden Kindern. Es gibt interessante Gespräche. Leider hat Ed aber kein Ohr für Zwischentöne.
Sehr schön wird die Landschaft beschrieben.
„...Das helle Grau des Himmels verschmolz im Januarlicht mit dem Graubraun der Heide. Der Strandhafer setzte darin schüchterne Akzente...“
Dann brennt das nächste Haus. Jetzt kann man von einer Serie reden. Glücklicherweise ist Januar, sodass viele der Ferienwohnungen unbesetzt sind. Und der Journalist Hinnerk ist nur interessiert an Klicks im Netz. Die Belange der Polizei sind dabei zweitrangig. Dass er damit den Feuerbrand auch in andere Gegenden trägt, ist ihm egal. Einer der betroffenen Bauherren äußert:
„...Die Pflanze Neid gedeiht schließlich ganz besonders prächtig in Deutschland. Das ist auf Sylt nicht anders als in Hamburg. Da müssen Sie nur die Zeitung aufschlagen...“
Beim dritten Brand aber gibt es einen Toten. Plötzlich stellen sich viele Fragen neu. Auch Eds Privatleben wird bis ins Mark erschüttert.
Der Autor versteht es, Stimmungen durch den Schriftstil deutlich zu machen. An entscheidenden Stellen wird er aufs Minimale reduziert.
„...Morgen also. Vielleicht morgen. Bestimmt morgen, dachte Ed...“
Am Ende sind alle Fragen beantwortet. Oder doch nicht? Es gibt allerdings ein Geständnis.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Hier stimmen Stil und Inhalt. Außerdem wird das Geschehen gekonnt in das Leben auf der Insel mit seinen Feiern und Bräuchen integriert.