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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.01.2017

Nichts für schwache Nerven

DNA
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Die ersten Seiten lassen schon erahnen, warum der Titel des Buches eine große Rolle in der nachfolgenden Mordermittlung spielen wird. Drei Geschwister haben Schlimmes durchgemacht und sollen nun getrennt ...

Die ersten Seiten lassen schon erahnen, warum der Titel des Buches eine große Rolle in der nachfolgenden Mordermittlung spielen wird. Drei Geschwister haben Schlimmes durchgemacht und sollen nun getrennt adoptiert werden. Was das damit zu tun hat, dass ein Killer seine Opfer bestialisch ermordet, ohne dafür großartig einen Finger krumm zu machen, wird sich herausstellen. Jedenfalls ist eine Menge Klebeband im Spiel, und alltägliche Haushaltsgeräte kommen auch zu ihren „5 Minuten Ruhm“, wenn dieser Ruhm auch sehr zweifelhaft ist.

Da beim ersten Mord ein Kind der einzige Zeuge ist, ist die Polizei auf die Hilfe der Kinderpsychologin Freya angewiesen. Der Polizist, der plötzlich und unerwartet die Ermittlung leiten soll, ist sehr überrascht als er die Psychologin trifft. Denn die beiden hatten einen One Night Stand, bei dem er sich eher unrühmlich verhalten hat..

Stil, Machart, Meinung

Der Thriller ist gut und flüssig geschrieben. Definitiv ist das Buch nichts für schwache Nerven, denn die Morde sind sehr brutal und detailreich geschildert. Auch wenn der Trend zu immer bestialischeren Morden zu gehen scheint, hat die Autorin sich hier kreativ ausgelebt und keine 08/15 Morde inszeniert.
Der normale Thriller mit Morden, deren Aufklärung, Spannung und einem Wettlauf gegen die Zeit wird von Yrsa Sigurdardóttir, wie ich es auch schon in der vorherigen Reihe um die Rechtsanwältin Dora geschätzt habe, um eine Dimension erweitert: Die Vergangenheit. Auch dieses Mal hängt die Mordserie offensichtlich mit Geschehnissen in der Vergangenheit zusammen, die der Leser größtenteils nur durch die Anfangsszene erahnen kann. Während ich mich also immer fragte „wie hängt das zusammen, ist eine der handelnden Personen eines dieser Kinder aus der ersten Szene?“, gab es von der Autorin jedoch bis zur Auflösung nur wenig Hinweise. Trotzdem, oder auch gerade deswegen, mag ich diese Verbindung in die Vergangenheit sehr.
Was mir allerdings nicht ganz so gut gefallen hat wie der Rest, ist die Balance der Perspektiven. Während ich mir mehr Handlung aus der Perspektive der Kinderpsychologin und des Ermittlers und den Ermittlungen gewünscht hätte, waren mir die Perspektiven des Ermittlers mit einem privaten Problems mit einem Kollegen und die eines Amateurfunkers etwas zu ausführlich. Ich kann nicht mehr dazu sagen, ohne zu spoilern. Das ist natürlich nur mein subjektives Empfinden und die Autorin kann auf jeden Fall machen, was sie will. Ich kann nur sagen: es war mir phasenweise etwas lang, während andere interessante Dinge etwas kurz gehalten waren.

Die Reihe

DNA ist der Auftakt der Reihe um die Kinderpsychologin Freya und den Ermittler Huldar. Die Beziehung zwischen den beiden und die verschiedenen Berufe bieten viel Potential für weitere Fälle, daher werde ich mir den zweiten Teil sicherlich auch zulegen..

Fazit

4 von 5 Sternen. Einen Punkt ziehe ich ab, weil mir einige Dinge etwas zu ausführlich waren, während ich mir wieder andere Sachen gern etwas länger gewünscht hatte. Trotzdem kann ich diesen Thriller nur empfehlen, die normalen Zutaten eines guten Thrillers werden durch Geschehnisse in der Vergangenheit zu einem spannenden Rätsel. Ich werde auch den zweiten Teil dieser Reihe gern lesen.

Veröffentlicht am 13.12.2016

Thriller, Krimi und Milieustudie

I.Q.
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I.Q. ist in den Hoods von L.A. die männliche Miss Marple. Seine herausragende Intelligenz und sein kriminalistischer Spürsinn sprechen sich schnell rum, und so wird er vom Top-Rapper The Black Knife beauftragt. ...

I.Q. ist in den Hoods von L.A. die männliche Miss Marple. Seine herausragende Intelligenz und sein kriminalistischer Spürsinn sprechen sich schnell rum, und so wird er vom Top-Rapper The Black Knife beauftragt. Denn dieser sah sich in seiner Küche plötzlich mit einem Kampfhund in der Größenversion eines Pferdes konfrontiert. Gut, dass der tierische Auftragskiller keinen Erfolg hatte. Schlecht, dass er immer noch draußen rumläuft. Schnell wird klar, dass ein Mitglied aus dem engsten Kreis des Rappers es auf ihn abgesehen zu haben scheint. I.Q. und sein alter Kumpel Dodson, beide selbst nicht ohne kriminelle Energie, ermitteln. Und es wird gefährlich.

Stil, Machart, Meinung

Zunächst einmal muss ich sagen, dass dieser Thriller mal was ganz anderes ist. Wir haben „Ermittler“, die selbst auch keine heiligen sind. Und die Geschichte spielt in einem Milieu, in dem eher wenige Thriller spielen. Erschreckenderweise konnte ich mich sehr gut in die Charaktere und die Umgebung einfinden, da ich aus meinem alten Job als Teammanagerin bei einem Basketballclub täglich mit zumindest einem Teil dieser Welt zu tun hatte. Das ist jedenfalls mal etwas anderes, welches in diesem Thriller toll in Szene gesetzt wird.
Thriller, steht auf dem Cover. Ein Thriller ist es auch, denn wir haben einen dramatischen Mordversuch, der Täter wird wieder zuschlagen, er muss gefunden werden, die Zeit rennt. Es gibt noch dazu einige Krimi-Elemente, denn der brillante I.Q. versucht herauszufinden, wer aus den eigenen Reihen des Rappers es denn nun auf ihn abgesehen hat. Und tatsächlich gibt’s nicht nur brutale Killer- Kampfhunde, sondern ganz im Gegenteil ist der Thriller zu einem Drittel auch einfach Roman. Denn es kommen viele Details aus dem Leben des Ermittlers und seines Sidekick – Gangsters ans Licht, die die Lebensumstände erklären und von Moral, Trauer und Freundschaft berichten.
Die Schreibweise ist fluffig und verfügt außerdem über eine große Portion Umgangssprache und Humor. Es gibt ganz hervorragende, lustige Sätze, die aber auch oft eine interessante Feststellung enthalten. Beispielsweise hält I.Q. Rap für „wortgewaltige Darstellungen eines Lebens, das er nie angestrebt hatte“. Dafür hat er laut Kumpel Dodson allerdings auch Defizite im Sozialen Bereich:
„Kundenkontakte auf dieser Ebene sind nicht dasselbe wie beim Aufspüren von vermissten Hunden. Hier braucht man diplomatisches Geschick, Raffinesse und kaufmännisches Talent. Fähigkeiten, die dir griesgrämigem Penner traurigerweise völlig abgehen.“
Diesen Satz habe ich gerade mal raus gepickt, weil der Humor und die Umgangssprache in dem doch auch irgendwie anspruchsvollen Dialog gut rauskommen und das irgendwie bezeichnend für das Buch ist.
Das Buch ist packend, nicht so unbedingt weil man den Rapper jetzt unbedingt vor dem Killer geschützt und lebendig wissen will, sondern vor allem weil man möchte, das dieser interessante I.Q. diesen Fall aufklärt und alles ins Lot kommt. Für mich war es nicht wie sonst bei Thrillern die Mörderjagd mit der tickenden Uhr, sondern vor allem auch die Person I.Q. mit seinem Talent, seiner Moral und seinem Schicksal. Der Autor nimmt sich Zeit für die Geschichte seiner Hauptperson, und das ist auch gut so.

Zielgruppe

Wie schon gesagt, ist das Milieu in diesem Thriller recht speziell. Schwarze Gangster in L.A, Rapverse im Buch, OG´s, Gangs, Drogendeals, Kleinkriminelle, Großkriminelle, Krieg auf den Straßen .. das alles dürfte für viele Leser absolutes Neuland sein. Eine –etwas erschreckende – Erkenntnis für mich war, dass ich mich in dieser Szene überraschenderweise recht gut auskenne. Ich bin keinesfalls irgendwie in dieses Milieu verstrickt, habe aber aus dem täglichen Kontakt mit den amerikanischen Basketballern (von denen manche dann doch tatsächlich einen derartigen Hintergrund hatten..) aber auch meiner eigenen Vorliebe für Rap und Hip Hop recht gut geschult. Da mein Englisch in der Richtung auch dementsprechend geschult ist, konnte ich mit den Rapversen etwas anfangen und fand sie sehr passend und als Stilmittel gut geeignet.
Man muss nun also kein Gangster sein, um dieses Buch zu lesen. Man muss sich nicht mal mit Rap, OG´s und dem Drogenhandel auskennen, aber Vorwissen tut der Leseerfahrung auch keinen Abbruch. Es ist in meinen Augen einfach eine sehr tolle Darstellung des Lebens in einer solchen Umgebung, die ich mir auch so vorstellen kann und (ohne dort gelebt zu haben) auch als realistisch erachte. Der Autor vermischt Schwarz und Weiß (jetzt nicht im Sinne der Hautfarbe sondern im Sinne von Gut und Böse!) zu einer packenden und interessanten Graustufe.
Wer sich in dem Livestyle ein bisschen auskennt, wird besondere Freude an diesem Buch haben. Wer sich hier überhaupt nicht auskennt, wird eine ganz neue und interessante Perspektive erleben, die sicherlich länger in Erinnerung bleiben wird. Deshalb ist diese Geschichte also eigentlich etwas für viele Leser, obwohl dieses spezielle Milieu es nicht vermuten lässt. Einfach mal ausprobieren und sich auf das Lese-Neuland einlassen!

Fazit

Ich vergebe 4 von 5 Sternen. Für 5 Sterne hätte der Thriller für mich mehr Thrill und ein größeres Rätsel um den Täter haben können, obwohl das jetzt sehr subjektiv ist und wirklich mehrere dramatische Situationen und eine dauerhaft lauernde Gefahr zu lesen sind. Ich mag es, dass der Thriller gleichzeitig auch Krimi ist und noch dazu eine ganz packende Geschichte über einen jungen Mann erzählt, der einiges Durchmachen musste. Die Mischung macht’s! Ich habe das Buch sehr gern gelesen und fand den Schreibstil und auch die Sache mit den Raptexten sehr erfrischend. Hauptperson I.Q. ist ein sehr facettenreicher und interessanter Ermittler mit eigenem kriminellen Hintergrund, von dem ich sehr gern mehr lesen würde. Jetzt, nachdem ich ihn und seine Geschichte kennengelernt habe, würde ich dann allerdings noch mehr Miss-Marple- Fall mit Thriller haben wollen. Ich werde mir den Namen Joe Ide auf jeden Fall merken und hoffe, es gibt einen zweiten Band.

Veröffentlicht am 25.09.2016

Heiter, fluffig und mal was anderes

Jules
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In diesem Roman geht es um Jules. Jules ist ein ganz besonderer Hund, denn er kümmert sich aufopferungsvoll um sein blindes Frauchen Alice. Die Geschichte spielt in Frankreich. Als Hund und Frauchen am ...

In diesem Roman geht es um Jules. Jules ist ein ganz besonderer Hund, denn er kümmert sich aufopferungsvoll um sein blindes Frauchen Alice. Die Geschichte spielt in Frankreich. Als Hund und Frauchen am Flughafen die Bekanntschaft eines netten, genialen Verkäufers am Macarons-Stand machen, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Denn als das Frauchen plötzlich wieder sehen kann, ist Jules arbeitslos und wird depressiv. Als letzter Ausweg bleibt dann der nette Macaronsverkäufer, der überhaupt nicht begreift wie ihm geschieht, nach der Begegnung mit dem Frauchen allerdings nachhaltig angetan von ihr ist und sich so auf eine unglaublich lustige und interessante Reise mit dem Hund begibt.

Stil, Machart, Meinung
So heitere Liebesromane sind ja eigentlich nicht mein liebstes Genre. Ab und zu, wenn eine Story besonders außergewöhnlich, toll und vielversprechend klingt, dann lese ich jedoch sehr gern auch einmal so etwas „Seichtes“. Diese Story hier fand ich gleich super, denn ein arbeitsloser Blindenhund der depressiv wird und dann ganz clever in den Problemlösungs-Modus schaltet, das ist doch mal was! Eine gute Story gewinnt also schon einmal Leser, jetzt muss die Umsetzung auch passen..
..und die Umsetzung ist gelungen. Dieser Roman ist gleichzeitig schön, unterhaltsam, lustig und manchmal auch traurig. Die Handlung geht schnell voran, beschreibt oft ungewöhnliche und lustige Dinge und hält sich nie unnötig mit Geschwafel oder Beschreibungen auf. Man rast durch die Handlung, ist schnell durch und bleibt nach dem Lesen immer mit einem wohligen Gefühl zurück. Es gibt mehrere interessante Verbindungen von Menschen und viele Wendungen bzw. Entscheidungen überraschen. Die Botschaft der Geschichte ist brauchbar und positiv, es geht so in die Richtung „nicht aufgeben, anstrengen, und dann wird’s gut“ (da möchte ich jetzt nicht zu viel verraten, und keine Angst, auch das Ende überrascht).
Diese nette und lustige Geschichte informiert nebenbei sogar noch. Ich hatte vorher wenig Ahnung von Blindenhunden, ihrer Ausbildung und die daraus resultierenden Fähigkeiten. Auch die Forschungsgebiete des genialen aber abgebrannten Macarons- Verkäufers sind ganz interessant und waren Neuland für mich.

Ein Manko für mich sind tatsächlich manche Entscheidungen bzw. Entwicklungen, die irgendwie zu schnell gehen und im wahren Leben wohl eher nicht mal eben so spontan getroffen werden. Da war ich allerdings nachsichtig, denn davon lebt diese Geschichte, und die ist gut.Die zwei Hauptfiguren und ihre Probleme bzw. Lebensinhalte sind allerdings vergleichsweise vielfältig und man sollte vielleicht ein paar eigene Gedanken in die Geschichte investieren, damit manche Handlungen auch verständlich sind. Ein bisschen Empathie ist erforderlich, denn ich kann mir vorstellen, dass einige eine Hauptperson eventuell unsympathisch finden könnten oder Probleme mit einigen Verhaltensweisen haben. Ich finde das aber eigentlich ganz gut, denn ewig stereotype Charaktere ohne Ecken und Kanten sind ja auch langweilig..

Zielgruppe
Wie es bei Liebesromanen so ist, sind es zunächst einmal Frauen. Es ist eine recht universelle Geschichte, die eigentlich überall gut ankommen sollte und auch mehrere Leserschichten ansprechen dürfte. Im Besonderen eignet sich dieses Buch aber natürlich, man ahnt es schon, für Hundebesitzer. Falls in naher Zukunft also eine Hundebesitzerin beschenkt werden sollte, ist diese Geschichte ein ganz heißer Geheimtipp.

Fazit
Locker, fluffig, rührend und mit keinen unnötigen Beschreibungen bietet dieses Buch ein schnelles und heiteres Abenteuer von einem Mann und einem Hund, die eine ehemals blinde Frau suchen die sie beide begehren.. Es gibt einige Überraschungen und das Lesen lohnt sich. Diese Geschichte bleibt einem auch nach dem Lesen irgendwie im Kopf und bringt einem auch einige neue Themen nahe. Ich habe oft geschmunzelt und hatte das Buch fix durch.Ich gebe „Jules“ 4 Sterne und empfehle diesen Roman gern weiter.

Falls euch meine Rezension gefallen hat, schaut doch mal auf meinem Blog vorbei:
www.dietipperin.wordpress.com
Ich würde mich freuen!

Veröffentlicht am 03.03.2022

Erschreckend mögliches Szenario

Die letzte Wahl
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Der Journalist Nicholas Moor hat nicht gerade die beste Zeit seines Lebens und einige Probleme. Als er mit seiner Tochter ein Wochenende in einem Berghotel verbringen möchte, wird es noch schlimmer. Zufällig ...

Der Journalist Nicholas Moor hat nicht gerade die beste Zeit seines Lebens und einige Probleme. Als er mit seiner Tochter ein Wochenende in einem Berghotel verbringen möchte, wird es noch schlimmer. Zufällig filmt die Drohne, mit der er seine Tochter beeindrucken will, ein geheimes Treffen der rechtspopulistischen Volkspartei. Nach einer nervenaufreibenden Flucht vor den Sicherheitsleuten entziffert er auf den Videoaufnahmen ganz wichtige Informationen: Umsturzpläne für die Zeit nach der anstehenden Wahl. Während sein journalistisches Gespür zum Leben erwacht und er über gefährliche politische Zusammenhänge stolpert, sucht die Partei nach ihm und seiner Tochter. Er ist gleichzeitig Jäger und Gejagter und wächst trotz seiner Einschränkungen über sich hinaus. Bald geht es um Leben, Tod und die Freiheit der gesamten Bundesrepublik..

Stil, Machart, Meinung
Dieser Thriller ist genauer gesagt brandaktuell und politisch. Der Autor zeichnet im Rahmen des spannenden Thrillers eine Zukunft, die unglaublich erscheint – aber irgendwie auch nicht so weit weg ist. Es ist kurz vor der nächsten Wahl und die Rechten stehen sehr gut da. Die Methoden, mit denen sie um die Zustimmung der deutschen Bevölkerung kämpfen sind leider nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern konnten beispielsweise bei Trump schon beobachtet werden. Und dann findet ausgerechnet Nicholas, Journalist, brisante Umsturzpläne. Er findet nur wenig Hilfe und Rückhalt, ist fast auf sich allein gestellt. Er geht das Ganze nicht besonders schlau an, hat aber immer wieder sehr gute Momente. Gerade das war ein sehr interessanter Aspekt, denn man hatte nie das Gefühl, dass das Problem in guten Händen liegt. Trotz seiner eigenen Unzulänglichkeiten wird er dann doch irgendwie sympathisch und man wünscht ihm den Erfolg.
Die Schreibe ist locker, flockig und der Autor hält die Spannung aufrecht. Ich muss trotzdem sagen, dass ich anfangs nicht so gut ins Buch reinkam und es mich nicht unbedingt immer fesseln konnte. Warum, kann ich leider nicht sagen – es war einfach so. Vielleicht waren manche Situationen einfach zu langwierig beschrieben, andere potentielle Geschehnisse kamen dahingegen etwas zu kurz. Am Ende hat es mich dann doch gepackt. Was mich jedoch noch mehr gepackt hat als der Plot an sich; das so etwas tatsächlich passieren könnte.
Der Thriller ist nicht Teil einer Reihe – obwohl durchaus noch eine Fortsetzung drin wäre.

Fazit
Ich habe jetzt einige Zeit gebraucht, die Rezension zu schreiben. Und ich bin mir immer noch nicht so sicher, wie ich das Buch eigentlich fand. Die Idee ist erschreckend gut und leider auch erschreckend nah an der Realität. Es ist ein beunruhigender Ausblick und auch einfach eine Warnung. Ich mag die Schreibe, den Plot und habe auch sonst nicht sehr viel zu meckern. Nur irgendwie hat es mich nicht immer so gepackt, wie ich es mir von einem Thriller (oder auch: einem Buch generell!) wünsche. Genau kann ich es nicht fassen, und daher kann ich mich zwischen 3 oder 4 Sternen einfach nicht entscheiden. Ich verbleibe also leider bei „3,5“ Sternen und kann das Buch trotzdem empfehlen.

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Veröffentlicht am 20.03.2020

Graustufen

Westwall
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Julia ist Polizeischülerin, obwohl sie mit ihrem Vater in einer Kommune groß geworden ist, die von der Polizei nicht wirklich etwas hält. Eines Abends lernt sie Nick kennen. Die beiden verstehen sich gut, ...

Julia ist Polizeischülerin, obwohl sie mit ihrem Vater in einer Kommune groß geworden ist, die von der Polizei nicht wirklich etwas hält. Eines Abends lernt sie Nick kennen. Die beiden verstehen sich gut, doch irgendetwas stimmt an der ganzen Sache nicht.; beispielsweise das riesige Hakenkreuz auf seinem Rücken und die Tatsache, dass er Julia einen falschen Namen gesagt hat.Und dann passieren mehrere schlimme Dinge in Julias Umgebung und mit Menschen, die sie mag. Es scheint irgendwie alles mit Julia zusammen zu hängen, aber sie hat keine Ahnung was überhaupt los ist. Und so muss sie sich entscheiden, wem sie traut und was sie tut. Der Westwall spielt eine große Rolle in der Geschichte.
Stil, Machart, Meinung
Zunächst muss ich einmal sagen, dass der Westwall, Namensgeber des Buches und wichtiger Schauplatz, mir nicht so vertraut war. Klar, man hat das mal gehört, Verteidigungslinie, Hitler und Krieg fallen mir zuerst ein. Ein paar Bilder hatte ich im Kopf, aber sonst eher keine Ahnung. Das hat sich jetzt geändert, denn dieses Buch baut den Westwall nicht nur als Schauplatz passend und informativ ein – im Anschluss gibt es sogar noch ein schnelles Briefing vom Autor.
Der Westwall ist nicht nur Schauplatz, einige Protagonisten tragen Westwallringe und überhaupt findet man eine Menge „rechtes Gedankengut“ in der Geschichte. Natürlich so, dass es nicht gefeiert sondern verurteilt wird! Es hat definitiv eine politische Dimension, rechte Gruppierungen und der Verfassungsschutz spielen eine Rolle. Mehr möchte ich nicht verraten.
Trotz der eben genannten Dimension geht es in dem Thriller um die Menschen und ihre Beziehungen zueinander. Besonders erwähnen möchte ich, dass ich die Graustufen sehr mag. Mehrere Leute spielen ein doppeltes Spiel. Man kann sie einerseits verstehen, andererseits aber auch wieder nicht. Das finde ich sehr gelungen.
Nun zu den wichtigsten Elementen eines Thrillers: Spannung und Plot. Zunächst kam ich nicht recht in die Geschichte rein, aber irgendwann hatte sie mich dann doch gepackt. Man hätte zwar schon etwas kürzen können, aber im Nachhinein bin ich froh, diesen Thriller gelesen zu haben. Der Plot ist gut aufgebaut, die Ziele und Verbindungen der Personen werden langsam enthüllt und fügen sich zum Ende hin gut zusammen. Die Spannung steigt kontinuierlich, zwischendurch gibt’s kleine Längen. Das Finale ist gut gemacht und bietet definitiv auch die Chance eines zweiten Teils.

Fazit
Ich kam zwar schwer rein, mein Interesse stieg jedoch proportional zur Seitenzahl. Es war Spannend, die Figuren waren sehr gut angelegt und der Plot war gut gemacht. Nach und nach dröselten sich die Verbindungen und Motive auf, das Ende war fulminant. Manchmal war bei mir etwas die Luft raus und es war ein wenig zu langatmig, aber ich bin wirklich froh, diesen Thriller gelesen zu haben. Einen zweiten Teil würde ich auch gern lesen. Dieser Thriller ist nichts für schwache Nerven, aber auch nicht unsagbar blutig. Wer politisches und interessante Charaktere in seinem Thriller mag, der muss hier zuschlagen..

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