Profilbild von Azyria_Sun

Azyria_Sun

Lesejury Star
offline

Azyria_Sun ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Azyria_Sun über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.04.2022

Schwächer als die Vorgänger – aber Warren war genial

Der Fünf-Minuten-Killer
0

Worum geht’s?
Oft wünschen sich die Hinterbliebenen eines grausam ermordeten Opfers nur eins: 5 Minuten mit dem Täter. Der 5-Minuten-Killer gibt ihnen genau das. 5 Minuten für ihre Rache. Er könnte ein ...

Worum geht’s?
Oft wünschen sich die Hinterbliebenen eines grausam ermordeten Opfers nur eins: 5 Minuten mit dem Täter. Der 5-Minuten-Killer gibt ihnen genau das. 5 Minuten für ihre Rache. Er könnte ein Held sein, aber dann läuft alles aus dem Ruder.

Meine Meinung:
„Der 5-Minuten-Killer“ von Paul Cleave ist der 4. Thriller um seinen Ermittler Theodor Tate und scheint leider auch der letzte zu sein – obwohl bei mir am Ende noch einige Fragen offen waren. Das Buch selbst war wieder richtig packend, auch wenn es nicht ganz so intensiv und mitreißend war, wie die Vorgänger. Auch war es etwas weniger brutal – aber dennoch nichts für zartbesaitete Wesen, der Autor weiß wirklich, wie man blutige Bilder heraufbeschwört.

Ein kleines Highlight für mich war in diesem Band die Spinne Warren, der Mitbewohner von Carl. Ein außergewöhnlicher aber interessanter Protagonist. Aber auch sonst haben mir die Protagonisten alle gut gefallen. Bridget, die aus dem Wachkoma zurück ist, ist absolut perfekt dargestellt, wie sie immer wieder in die Vergangenheit driftet oder Aussetzer hat. Erschreckend und doch genial.

Dann die Geschichte selbst. Man weiß recht schnell, wer hinter dem 5-Minuten-Killer steckt, aber gerade das ist eine Spezialität von Paul Cleave, dass er es dennoch schafft, Spannung ins endlose aufzubauen. Und einen immer wieder dazu bringt, mit den Tätern fast zu sympathisieren. Wobei es mir diesmal im Vergleich zu den Vorgängerbänden fast ein bisschen ruhig war. Immer noch grausam und blutig, aber anders als die anderen Teile. Der Grundgedanke hat mir allerdings gut gefallen. Selbstjustiz, korrupte Cops und zweite Chancen. Mitreißend eingeflochten in den Fall und es ist wieder ein Buch, bei dem die Seiten nur so dahinfliegen! Da dieser Band von 2014 ist, scheint damit leider die Serie um Theo Tate beendet zu sein. Dabei hätte ich noch so viele Fragen und würde zu gerne wissen, wie es mit ihm und Bridget weitergeht. Und mit Rebecca. Und mit all den anderen.

Fazit:
Mit „Der 5-Minuten-Killer“ bringt uns Paul Cleave in dem wohl letzten Thriller um seinen Ermittler um Theo Tate in einen neuen Fall von Selbstjustiz. Wir sehen alle Vor- und Nachteile, die diese in sich vereint, anhand eines wirklich spannenden Falls; es gibt wieder grausame Szenen, unheimliche Gassen und Gebäude und das Buch ist einfach wieder ein Pageturner – auch wenn es diesmal nicht ganz so packend ist, wie in den Teilen zuvor. Mein absolutes Highlight in diesem Band war die Spinne Warren – das war ein wirklich uriger Charakter.

4 Sterne von mir und ich hoffe, vielleicht irgendwann doch nochmal von Tate hören zu dürfen, wie es mit ihm und all den anderen weitergeht!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.03.2022

Ein gelungener Mix aus historischen Fakten, Fiktion und Mystik

Das Flüstern der Bienen
0



Worum geht’s?
Nana Reja war ihr Leben lang als Amme tätig. Jetzt ist sie alt und verbringt ihren Lebensabend in einem Schaukelstuhl, bis sie den Ruf eines Babys hört. Sie steht auf und findet Simonopio, ...



Worum geht’s?
Nana Reja war ihr Leben lang als Amme tätig. Jetzt ist sie alt und verbringt ihren Lebensabend in einem Schaukelstuhl, bis sie den Ruf eines Babys hört. Sie steht auf und findet Simonopio, von Bienen umschwärmt. Ein Neugeborenes mit Hasenscharte, das in der Familie Morales herzlich aufgenommen wird, von einigen Dorfbewohnern jedoch als vom Teufel geküsstes Kind gefürchtet ist.

Meine Meinung:
Mit „Das Flüstern der Bienen“ schreibt Sofía Segovia einen wunderschönen Roman und erzählt eine unglaubliche Geschichte, die von der realen Geschichte eines Dorfes im Norden Mexikos inspiriert ist. So fantastisch und eindrucksvoll wie ihre Sprache, ist auch die Geschichte selbst. Wie die Autorin im Nachwort schreibt, hat sie bei den historischen Details überwiegend versucht, bei der Wahrheit zu bleiben, ein paar Daten jedoch der Fiktion angepasst und zugunsten ihrer Fantasie verschoben.

Die Geschichte selbst wechselt in den einzelnen Kapiteln zwischen älterer und neuerer Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Meist wird aus der dritten Person oder aus der Sicht von Simonopio erzählt, ab und an jedoch auch aus der Ich-Perspektive des kleinen Francisco. Doch obwohl man nicht immer gleich weiß, in welcher Zeit man sich befindet, liest sich das Buch flüssig. Ich bin immer mitgekommen, war nie verwirrt oder verloren. Lediglich auf den ersten Seiten musste ich mich in den Schreibstil und die Erzählweise einfinden, aber einmal drin, war alles klar verständlich und wunderschön erzählt. Selbst die etwas mystisch anmutenden Visionen von Simonopio haben mich in der Geschichte nicht gestört, das hat genau hierher gepasst. Überhaupt der ganze Roman war einfach nur schön zu lesen. Er war voll von Geschichte, voll von Gefühl und voll von herzlichen Menschen und der Kraft und dem Zusammenhalt einer Familie und das Leben als Kind, das anders ist als andere. Bei den Teilen, die in der Zeit spielen, als die Spanische Grippe wütete, wurde ich sehr an die Pandemie heute erinnert. So lange her und doch so ähnlich. Dann die Agrar Reform, wie die Menschen gekämpft haben und Gesetze umgangen sind. Diese historischen Details und auch die Details der sich entwickelnden Technik, die ersten Eisenbahnen, Elektrizität, Traktoren. Alles perfekt in die Geschichte selbst eingebunden.

Das Flüstern der Bienen ist ein Buch, das ich einfach nur genossen habe zu lesen. Die Entwicklung von Simonopio, seine Bienen aber auch das Leben von Francisco vom kleinen Baby bis zum alten Mann. Ein wunderschöner Kreislauf, der dort endete, wo alles begann. Und die Stationen dazwischen waren voll von Gefühlen, Erlebnissen, Geschichten. Wahren Geschichten und auch Legenden. Ein wunderschönes und herzerwärmendes Buch voller Fantasie.

Fazit:
Mit „Das Flüstern der Bienen“ schreibt Sofía Segovia einen Roman, der Historie und Fiktion, Geschichte und Legende in sich vereint. Der Sprachstil ist wunderschön und auch die Wechsel zwischen den jeweiligen Zeiten haben mich zu keinem Zeitpunkt gestört. Trotz der Zeitsprünge war ich immer mitten drin in der Geschichte. Der Geschichte von Simonopio und seinen Bienen und der Geschichte von Franciscos Leben als kleiner Junge bis hin zum alten Mann, der zurück zu seinen Wurzeln kehrt. Wir erleben die Spanische Grippe mit, die Entwicklung der Technik. Und lernen Menschen kennen, eine Familie, die zusammenhält und füreinander da ist. Am Anfang hat es kurz gedauert, bis ich mich an den Schreibstil gewöhnt hatte, aber dann war es einfach nur herzerwärmend zu lesen, was Simonopio und der kleine Francisco alles erlebt haben. Miterleben zu dürfen, wie Simonopio trotz seinem Anderssein in diese herzliche Familie aufgenommen wurde und mitzuerleben, wie diese Familie sich weiterentwickelt hat.

4 Sterne für diese herzliche Mischung aus Geschichte und Legende, Historie und Fiktion und einem kleinen bisschen Mystik!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.03.2022

Geniale Charaktere und amüsante Sitzungen

Monster auf der Couch
0



Worum geht’s?
Für ihr Buch bittet die Psychologin die monströsen Figuren der Literatur zu sich auf die Couch. Sei es Dr. Jekyll, die Vampirin Carmilla, Dorian Gray oder Dr. Frankenstein, sie versucht, ...



Worum geht’s?
Für ihr Buch bittet die Psychologin die monströsen Figuren der Literatur zu sich auf die Couch. Sei es Dr. Jekyll, die Vampirin Carmilla, Dorian Gray oder Dr. Frankenstein, sie versucht, ihren Psychosen auf den Grund zu kommen und sie alle zu therapieren.

Meine Meinung:
Mit „Monster auf der Couch“ schreiben Jenny Jägerfeld und Mats Strandberg ein Buch bestehend aus mehreren Patientenakten, so kann man es wohl am ehesten bezeichnen. Die Aufmachung des Buches ist so außergewöhnlich wie genial. Bereits die Haptik des Covers begeistert und nicht nur das: Die Aufmachung ist tatsächlich in Form von Patientenakten. Mit Randnotizen, Gesprächsmitzeichnungen, Haftnotizen, Skizzen – manchmal hinterfragend, manchmal sarkastisch aber immer ein Hingucker!

Dann die Sitzungen selbst, einfach genial! Das Autorenduo erstellt ein perfektes Bild der Charaktere und man kann die Stimmung in den Sitzungen richtiggehend fühlen. Mein Lieblingscharakter in dem Buch ist wohl das von Dr. Frankenstein erschaffene Monster, die Psychologin nennt es das Wesen, das so empathisch ist und eigentlich nur geliebt werden möchte. Doch auch die anderen Charaktere kommen perfekt herüber, als wären sie tatsächlich mit einer Zeitmaschine ins Hier und Jetzt transportiert worden. Der überhebliche Dorian Gray, der sehr von sich überzeugte Dr. Frankenstein, Carmilla, die Vampirin, die sich nicht auf die Beziehung mit nur einer Frau einlassen kann. Alle waren einfach zu köstlich und selbst in Situationen, in denen die Sitzungen eskaliert sind, perfekt dargestellt!

Und das alles vor dem Hintergrund, dass wir zwar diese Persönlichkeiten kennen oder zumindest eine gewisse Ahnung vom Background haben, die Psychologin jedoch komplett ahnungslos ist. Gerade durch diese Ahnungslosigkeit kommt es oftmals zu Dialogen, bei denen man nur Schmunzeln kann und die mich auch tatsächlich zum Lachen gebracht haben. Z.B. in Bezug auf Frankensteins Monster, bei dem zunächst der Gedanke an ein uneheliches Kind aufkam. Einziger negative Punkt ist vielleicht, dass es gemäß Untertitel und Klappentext darum geht, das Verschwinden der Psychologin aufzuklären, das kommt in dem Buch nicht wirklich vor und wir erhalten hierzu nicht wirklich Hinweise und keine Lösung. Ansonsten war das Buch ein Fest der Fantasie mit absolut treffenden Diagnosen und sehr spannenden Sitzungen. Zu gerne würde ich noch mehr Akten über noch mehr Monster lesen, die Umsetzung und Darstellung war einfach zu köstlich!

Fazit:
Mit „Monster auf der Couch“ bringen Jenny Jägerfeld und Mats Strandberg Charaktere aus der Literatur, die wir alle kennen, in Therapiesitzungen und versuchen, ihren Psychosen auf den Grund zu kommen und sie zu therapieren. Sei es Dr. Jekyll, Dorian Grey oder – mein Lieblingscharakter – das Monster des Dr. Frankenstein, hier treffen wir sie alle und die Sitzungsaufzeichnungen sind einfach der Hammer! Man fühlt sich in der Zeit zurückversetzt, erlebt amüsante Dialoge, sehr genial auch die Familientherapie der Frankensteins. Und das alles in einem Buch, das wirklich genial gestaltet ist, als hätte man tatsächlich die Patientenakte mit all ihren Randnotizen, Vermerken und Artikeln zur Gedächtnisstütze in der Hand. Auch wenn das Buch für mich mit dem Verschwinden der Psychologin nicht viel zu tun hat – wofür ich einen Stern in Abzug bringen muss – war es mehr als genial zu lesen und ich habe mehr als einmal lachen müssen!

4 Sterne von mir und ich würde mir so sehr wünschen, noch mehr Monster zu ihren Therapiesitzungen begleiten zu dürfen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.03.2022

Anders aber literarisch unterhaltsam

Das Fundbüro der verlorenen Träume
0

Worum geht’s?
Nach dem Selbstmord ihres Vaters zieht sich Dot zurück von ihrer Welt und ihren Träumen und lebt nur noch für ihre Arbeit im Fundbüro. Bis eines Tages ein älterer Herr kommt und die Tasche ...

Worum geht’s?
Nach dem Selbstmord ihres Vaters zieht sich Dot zurück von ihrer Welt und ihren Träumen und lebt nur noch für ihre Arbeit im Fundbüro. Bis eines Tages ein älterer Herr kommt und die Tasche seiner verstorbenen Frau sucht. Auf der Suche nach der Tasche findet Dot nicht nur diese, sondern auch sich selbst und ihr wirkliches Leben wieder.

Meine Meinung:
„Das Fundbüro der verlorenen Träume“ von Helen Frances Paris ist ihr Debütroman und ein Roman, der anders ist. Den Schreibstil finde ich schon literarisch anspruchsvoll, aber auch empathisch und liebevoll. Allein die Überschriften, bei denen auf Etiketten in wenigen Worten die Inhalte der Kapitel auf den Punkt gebracht werden. Die Dinge, Ereignisse und Personen, die die Autorin beschreibt, sie bringt es auf außergewöhnlich Weise immer genau auf den Punkt.

In dem Buch begleiten wir Dot, die in einem Reisebüro arbeitet und fast wirkt, wie eine alte Dame in ihren Lodenklamotten, die aber noch recht jung zu sein scheint. Sie hatte einst einen Traum von ihrem Leben, aber durch den Selbstmord ihres Vaters hat sie diesen verloren. Bis Mr. Appleby auf der Suche nach der Tasche seiner verstorbenen Frau zu ihr kommt. Von da an dürfen wir Dot begleiten, erleben ihre Höhen und Tiefen, ihre Stimmungsschwankungen. Ihre Freude und ihre Verzweiflung und all diese Emotionen bringt die Autorin so perfekt mit Worten zum Ausdruck, wie man es selten lesen darf. Auch die Charaktere sind allesamt herzig, Dot, ihre Schwester Philippa, ihre demente Mum, aber auch die Leute aus dem Fundbüro – Anita, Big Jim und all die anderen. Einziger negative Punkt für mich sind die etwas seltsam anmutenden Szenen, wenn es doch etwas mystisch wird und die Geister der Vergangenheit auftauchen, das war so gar nicht meins. Aber ansonsten hat es mir unheimlich viel Spaß gemacht, Dot auf ihrer Reise durch das Land und auch auf ihrer Reise zurück zu sich selbst zu begleiten, mit ihr Dinge erleben zu dürfen wie den Tanzabend mit Anita, den Ausflug in das japanisierte B&B. Und zu sehen, dass verlorene Dinge nicht nur Dinge sind, sondern wie viele Erinnerungen und Emotionen oftmals mit diesen kleinen, unscheinbaren Gegenständen verbunden sind. Wie viele Geschichten darin stecken. Es hat wirklich Spaß gemacht, das Buch zu lesen.

Fazit:
Mit „Das Fundbüro der verlorenen Träume“ schreibt Helen Frances Paris ihr Romandebüt in einer wundervollen Sprache. Unglaublich treffend wählt sie ihre Worte und Sätze und macht damit Gefühle und Augenblicke greifbar und lebendig. Ich mochte Dot und es hat mir Freude gemacht, mit ihr gemeinsam auf die Reise zu gehen und fündig zu werden. Bis auf ein paar Szenen zwischendurch, wenn es etwas mystischer wurde, was für mich nicht ganz in das Buch gepasst hat, hatte ich viel Freude beim Lesen und bin schon sehr gespannt auf die weiteren Bücher der Autorin.

4 Sterne von mir für diesen liebevollen Roman.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.02.2022

Spannende Ermittlungen im Zeichen der Ostalgie

Im Schatten der Wende
1



Worum geht’s?
Tobias Falck macht in der DDR eine Ausbildung zum Polizisten. Als er fast fertig ist, fällt die Mauer und alles ändert sich. Er wird dem Kriminaldauerdienst Ost zugeteilt und die Ermittlungen, ...



Worum geht’s?
Tobias Falck macht in der DDR eine Ausbildung zum Polizisten. Als er fast fertig ist, fällt die Mauer und alles ändert sich. Er wird dem Kriminaldauerdienst Ost zugeteilt und die Ermittlungen, die er vor dem Mauerfall begann, verfolgen ihn weiter. Ermittlungen, die im Schatten der Wende stehen und die ihn fast an seine Grenzen bringen.

Meine Meinung:
Mit „Im Schatten der Wende“ (dtv Verlagsgesellschaft, Februar 2022) schreibt Frank Goldammer einen Kriminalroman, der nicht nur spannend ist, sondern auch deutlich darstellt, wie es für die Menschen dort im Allgemeinen und die Polizei im Besonderen war, als die Mauer fiel. Vor welchen Problemen und Zukunftsängsten sie plötzlich standen und welche Hoffnungen sie hatten. Er beleuchtet hierbei in einem ausdrucksstarken Schreibstil auch das Leben in der DDR vor dem Mauerfall. Und wir dürfen Teil sein an polizeilichen Ermittlungen Ende der 1980er Jahre, erleben den Sturm auf das Stasi-Hauptgebäude und bekommen einen Einblick in das Leben der Menschen, das Warten auf eine Wohnung, den Zerfall der Gebäude und in die Ostalgie der 1980er Jahre.

Besonders gut gefallen hat mir Tobias Falcks Vorgesetzter Schmidt. Er macht zugleich auch die wohl größte Entwicklung durch. Von einem kauzigen Eigenbrötler zu einem echten Teamplayer. Doch auch Tobias gefällt mir gut und seine Kollegin Steffi Bach. Die drei entwickeln sich im Laufe des Buches zu einem tollen Ermittler-Trio bzw. -Quartett, als dann noch Westpolizisten Suderberg hinzukommt.

Und anhand dieser Charaktere dürfen wir einen wirklich spannenden Kriminalfall erleben, der es in sich hat und am Ende richtig an Fahrt und Spannung aufnimmt. Dies alles vor den Kulissen der ehemaligen DDR. Den Problemen, denen sich die Bevölkerung ausgesetzt sah. Der Bespitzelung durch die Stasi – war dein Nachbar Freund oder Feind? Der Wohnungssuche, nur als Familie mit Kind hattest du Chancen, eine gute Wohnung zu bekommen. Das bringt Frank Goldammer wie nebenbei mit in die Ermittlungen ein, dass man die damalige Zeit im Osten wirklich vor sich sieht. Das Handeln mit Westgütern. Die Gedanken und Träume der Menschen. Dieses Buch ist nicht nur ein Kriminalroman, sondern so viel mehr. Zwischendrin hatte ich zwar kurzzeitig das Gefühl, als mache der Autor einen Zeitsprung und hier fehlt mir auch etwas, als es plötzlich mit dem KDD weitergeht, aber ansonsten hat mich das Buch gut unterhalten und ich hatte das Gefühl, einen wirklich authentischen Blick in das ehemalige Ostdeutschland bekommen zu dürfen.

Fazit:
„Im Schatten der Wende“ von Frank Goldammer ist nicht nur ein Kriminalroman, der am Ende an Spannung richtig Fahrt aufnimmt, sondern auch ein historischer Roman, der das Leben und Arbeiten in der ehemaligen DDR aufzeigt. Die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, die Werte der Menschen und der Politik, das Leben im Schatten der Stasi. Wir dürfen Tobias, Steffi und Schmidt auf ihren Ermittlungen begleiten, erleben ihre Entwicklung zu einem guten Ermittler-Trio mit. Sehen die Unterschiede zwischen der Zeit vor und nach dem Mauerfall. Auch wenn es in der Mitte des Buches m.E. eine Lücke gegeben hat, und Tobias plötzlich von der Polizei der DDR im KDD saß – da hätte ich tatsächlich gerne mehr erfahren. Wie das kam, was dazwischen passierte. Aber wirklich gestört hat das nicht und am Ende war das Buch sogar nochmal richtig spannend.

4 Sterne von mir für diesen ostalgisch spannenden Kriminalroman!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere