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Veröffentlicht am 29.04.2022

Wenn der Sohn in die falschen Kreise gerät

Was es braucht in der Nacht
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Die Region Lothringen in Frankreich: Nach dem Tod der Mutter müssen Frédéric, genannt Fus, und sein Bruder Gillou schon in jungen Jahren oft alleine zurechtkommen. Der Vater ist gelegentlich beruflich ...

Die Region Lothringen in Frankreich: Nach dem Tod der Mutter müssen Frédéric, genannt Fus, und sein Bruder Gillou schon in jungen Jahren oft alleine zurechtkommen. Der Vater ist gelegentlich beruflich über Nacht unterwegs. Dennoch schlagen sie sich noch recht passabel, obwohl die Mutter sehr fehlt. Doch dann gerät Fus mit Anfang 20 in den Dunstkreis einer rechtsextremen Gruppe…

„Was es braucht in der Nacht“ ist der Debütroman von Laurent Petitmangin.

Meine Meinung:
Der Roman gliedert sich in 23 kurze Kapitel und endet mit einem Brief, der als eine Art Epilog verstanden werden kann. Es gibt mehrere Zeitsprünge, wobei sich die Handlung nur ungefähr zeitlich einordnen lässt.

Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht des Vaters. Die Wortwahl entspricht eher der Umgangssprache, was mich in diesem Fall aber nicht gestört hat, weil es sehr authentisch und passend zum Arbeitermilieu wirkt. Der Schreibstil ist schnörkellos und wenig detailreich, aber atmosphärisch. Die reduzierte Ausdrucksweise erfordert ein Lesen zwischen den Zeilen und lässt Raum für Interpretationen.

Inhaltlich hat mich der Roman sehr gereizt. Die Frage, wie ein Kind in den Extremismus abrutschen kann und wie sich ein Elternteil verhalten sollte, ist sehr interessant und regt zum Nachdenken an. Diese aktuelle Thematik steht im Mittelpunkt des Romans.

Auf weniger als 150 Seiten herrscht durchweg eine schwelende Grundspannung, die neugierig auf den weiteren Verlauf der Geschichte macht. Auch eine dramatische Wendung im letzten Drittel sowie der überraschende Schluss erzeugen einen hohen Unterhaltungswert. Alles in allem habe ich jedoch das Gefühl, dass die Geschichte zu viele Leerstellen und offene Fragen lässt.

Das größere Manko ist aber für mich die Ausgestaltung der drei Protagonisten. Sowohl der namenlose Vater als auch seine beiden Söhne blieben mir fremd und unsympathisch. Trotz der recht dramatischen Geschichte kamen bei mir kein Mitgefühl und nur wenig Verständnis auf. Gedanken und Beweggründe werden nur beim Vater richtig deutlich. Nachvollziehbar sind seine Reaktionen aber nicht für mich. Das trifft nicht nur, aber vor allem auf die letzten Kapitel zu.

Der deutsche Titel, der sich nahe am französischen Original („Ce qu‘il faut de nuit“) orientiert, erschließt sich mir leider nicht so ganz. Dagegen finde ich das Cover jedoch nicht unpassend.

Mein Fazit:
Meinen hohen Erwartungen wurde Laurent Petitmangin mit seinem Roman leider nicht in Gänze gerecht. Trotzdem ist „Was es braucht in der Nacht“ durchaus eine lohnenswerte Lektüre, die nachhallt. Auf die Verfilmung bin ich neugierig.

Veröffentlicht am 27.04.2022

Kuscheln mit Mama

Glücksfisch: Meine liebste Mama
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Zusammen spielen, kuscheln und einschlafen: Bei ihrer Mutter können sich auch Tierkinder sicher wissen und wohlfühlen. Nicht nur bei uns, sondern überall auf der Welt…

„Meine liebste Mama“ ist ein Bilderbuch ...

Zusammen spielen, kuscheln und einschlafen: Bei ihrer Mutter können sich auch Tierkinder sicher wissen und wohlfühlen. Nicht nur bei uns, sondern überall auf der Welt…

„Meine liebste Mama“ ist ein Bilderbuch für Kleinkinder.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus zehn Seiten, auf denen jeweils eine einzelne Szene abgebildet ist. Jede Seite ist zudem mit einem oder zwei Sätzen betextet.

Das Buch arbeitet mit Reimen, die teilweise etwas ungelenk sind, was jedoch nicht allzu sehr stört. Der Text beginnt auf jeder Seite mit der Anrede „Meine liebste Mama“. Die Sprache ist altersgemäß kurz und einfach. Sie beinhaltet gebräuchliche Wörter. Dadurch eignet sich das Buch gut zum Vorlesen.

Die Illustrationen von Denise Hughes sind liebevoll und mit einem Auge für Details. Es gibt einiges zu entdecken, ohne dass die Kleinsten überfordert werden.

Zu sehen sind zehn unterschiedliche Arten: Tiger, Biber, Faultier, Robbe, Elefant, Hase, Affe, Känguru, Ente und Eisbär, wobei diese jedoch nicht benannt werden. Immer ein Muttertier und der jeweilige Nachwuchs werden gezeigt. Die Botschaft: Auch in der Tierwelt wird gerne mit Mama gekuschelt. Die Umsetzung in Text und Bild ist gelungen.

Es gibt sieben verschiedene motorische Spieleffekte: etwas zum Herausziehen, zum Umklappen, zum Schieben und zum Fühlen. Sie funktionieren sehr gut und lassen sich auch von kleinen, weniger geschickten Kinderhänden bedienen. Noch schöner wäre es gewesen, wenn zu jedem Bild ein Effekt verfügbar wäre, wie es auf dem Cover suggeriert wird. Zwei Zeichnungen müssen ohne ein Element auskommen.

Sowohl die Spielelemente als auch die Seiten selbst sind aus stabiler Pappe gefertigt und machen einen soliden Eindruck. Empfohlen wird das Buch für Kinder ab zwei Jahren. Mit entsprechender Begleitung durch einen Erwachsenen können auch schon Einjährige ihre Freude daran haben.

Das Cover ist sehr niedlich und kindgerecht gestaltet. Mir gefällt sehr, dass auch hier ein Effekt genutzt werden kann.

Mein Fazit:
„Meine liebste Mama“ ist ein süßes Bilderbuch mit nur wenig Verbesserungspotenzial.

Veröffentlicht am 31.03.2022

Keine einfache Beziehung

Unser wirkliches Leben
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In London studiert Anna (24) Operngesang und hat Probleme, ihr Leben zu finanzieren. Tagsüber muss sie sich gegenüber ihren Kommilitonen behaupten, am Abend verdient sie ihren Unterhalt als Jazzsängerin ...

In London studiert Anna (24) Operngesang und hat Probleme, ihr Leben zu finanzieren. Tagsüber muss sie sich gegenüber ihren Kommilitonen behaupten, am Abend verdient sie ihren Unterhalt als Jazzsängerin in einer Bar. Dort trifft sie auf Max, einen 14 Jahre älteren Banker…

„Unser wirkliches Leben“ ist der Debütroman von Imogen Crimp.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus vier Teilen sehr unterschiedlicher Länge. Sie umfassen insgesamt 23 Kapitel. Der Aufbau ist unkompliziert und funktioniert gut.

In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman komplett überzeugt. Erzählt wird weitgehend chronologisch in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Anna. Der Schreibstil ist recht dialoglastig. Die Sprache wirkt zunächst ziemlich nüchtern, ist zugleich aber atmosphärisch, bildhaft und eindringlich.

Protagonistin Anna ist kein ganz einfacher Charakter. Ihr offener Umgang mit ihren Schwächen und ihre Selbsterkenntnis machen sie jedoch menschlich verständlich und sogar durchaus sympathisch. Ich mochte auch ihre teils bissigen oder zumindest frechen Bemerkungen. Mit der Figur von Max habe ich mich dagegen schwergetan.

Im Kern des Romans geht es um eine moderne Liebesgeschichte zwischen zwei ungleichen Personen. Die Darstellung dieser Beziehung verzichtet erfreulicherweise auf Kitsch und übermäßige Dramatik. Ich empfinde sie in Teilen jedoch als problematisch. Zudem wurde mir nicht so richtig klar, was Anna bei Max hält. Auch die weitere Entwicklung, also der Schluss des Romans, hat mich eher enttäuscht.

Die weiteren Themen und Facetten der Geschichte konnten mich hingegen erreichen. So spielen beispielsweise feministische Punkte eine wichtige Rolle. Darüber hinaus verfügt die Geschichte über psychologischen Tiefgang. Zudem ist dem Roman anzumerken, dass sich die Autorin mit Inhalten wie dem Operngesang bestens auskennt.

Auf den immerhin rund 460 Seiten ist der Roman kurzweilig und unterhaltsam. Tatsächlich entwickelt die Geschichte sogar einen Sog, dem ich mich kaum entziehen konnte.

Der deutsche Titel weicht stark vom englischen Original („A Very Nice Girl“) ab, den ich weitaus passender finde. Das moderne Cover, dessen Motiv sich in der Innengestaltung des Buches fortsetzt, ist allerdings sehr gut gelungen.

Mein Fazit:
Obwohl mich Imogen Crimp auf der inhaltlichen Ebene nicht vollends überzeugen konnte, ist „Unser wirkliches Leben“ ein durchaus lesenswerter Roman.

Veröffentlicht am 27.03.2022

Verlust hat viele Formen

Das Fundbüro der verlorenen Träume
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Zwölf Jahre ist es her, seit Dorothy, kurz Dot oder Dots, Watson einen Verlust erlitten hat. Die Schuldgefühle verfolgen sie bis heute. Inzwischen arbeitet sie in einem Fundbüro der Londoner Verkehrsbetriebe ...

Zwölf Jahre ist es her, seit Dorothy, kurz Dot oder Dots, Watson einen Verlust erlitten hat. Die Schuldgefühle verfolgen sie bis heute. Inzwischen arbeitet sie in einem Fundbüro der Londoner Verkehrsbetriebe und führt mit Anfang 30 ein zurückgezogenes Leben. Als John Appleby, ein älterer Mann, bei ihr eine Geldbörse seiner verstorbenen Frau als vermisst meldet, löst sein Kummer etwas bei Dot aus…

„Das Fundbüro der verlorenen Träume“ ist der Debütroman von Helen Frances Paris.

Meine Meinung:
Die Geschichte wird eingerahmt von einem kurzen Prolog und ebenso knappen Epilog. Dazwischen besteht der Roman aus 29 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Jedes der Kapitel beginnt mit einem kleinen Steckbrief zu einem Fundstück - eine schöne Idee.

Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Dot. Sprachlich ist der Roman unauffällig, aber anschaulich, atmosphärisch und nicht zu platt.

Im Fokus der Geschichte steht Dot. Die Protagonistin wird mit psychologischer Tiefe und viel Authentizität dargestellt. Sie ist keine typische Sympathieträgerin, aber eine interessante Figur, deren Gedanken und Gefühle sich sehr gut nachvollziehen lassen. Darüber hinaus sind im Roman noch weitere recht spezielle Charaktere zu finden, was zur Unterhaltsamkeit beiträgt.

Zwar enthält der Roman auch eine Liebesgeschichte. Inhaltlich ist er aber vielschichtig und durchaus tiefgründig. Mit Themen wie Tod, Verlust und Einsamkeit legt der Roman seinen Schwerpunkt auf Dramatik und menschliche Probleme. Das erzeugt naturgemäß eine eher schwerfällige Stimmung, machte das Buch für mich aber bewegend. Die Botschaft der Geschichte hat mich überzeugt. Alles in allem setzt das Buch Impulse zum Nachdenken.

Auf rund 350 Seiten kommt trotz des gemächlichen Erzähltempos keine Langeweile auf. Gut gefallen hat mir auch das nicht weichgespülte Ende.

Der deutsche Titel klingt im Gegensatz zum englischsprachigen Original („Lost Property“) pathetischer und etwas kitschig. Er würde besser zu einer seichteren Lektüre passen. Das Cover ist hübsch gestaltet, könnte aber ebenfalls falsche Erwartungen wecken.

Mein Fazit:
„Das Fundbüro der verlorenen Träume“ von Helen Frances Paris ist ein berührender Roman mit Tiefgang.

Veröffentlicht am 03.03.2022

Den Bauernhof sprachlich entdecken

Meine ersten Wörter vom Bauernhof - Sprechen lernen mit großen Schiebern und Sachwissen für Kinder ab 12 Monaten
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Bei der Arbeit auf dem Feld, auf der Weide oder im Stall: In der Landwirtschaft gibt es viel zu tun und oft spielen Tiere eine wichtige Rolle.

„Meine ersten Wörter vom Bauernhof“ ist ein Bilderbuch von ...

Bei der Arbeit auf dem Feld, auf der Weide oder im Stall: In der Landwirtschaft gibt es viel zu tun und oft spielen Tiere eine wichtige Rolle.

„Meine ersten Wörter vom Bauernhof“ ist ein Bilderbuch von Cornelia Frank.

Meine Meinung:
Das Bilderbuch umfasst fünf Doppelseiten, die sich je einem bestimmten Bereich widmen. Jeweils rechts ist ein seitenfüllendes Bild zu sehen, jeweils links gibt es einzelne kleinere Abbildungen. Es richtet sich an Kleinkinder ab zwölf Monaten.

Die Illustrationen stammen von Steph Hinton und Carol Herring. Sie sind zum Teil stark vereinfacht und unproportional, zum Beispiel was die Köpfe der Figuren angeht. Die Zeichnungen schauen aber niedlich aus. Sie sind zudem divers und bilden unterschiedliche Personen ab.

Auf jeder Doppelseite wird der jeweilige Bereich mit zwei Zeilen beschrieben. Darüber hinaus stehen die entsprechenden Wörter neben den Abbildungen, beispielsweise „der Traktor“. Auch die Schieber beinhalten Vokabeln. Die ausgewählten Wörter passen gut zum Thema und sind - mit Ausnahme der „Gössel“ - nicht zu speziell. Sie eignen sich daher für Kleinkinder, die noch keinen großen Wortschatz haben. Die erklärenden Sätze sind leicht verständlich und damit ebenfalls altersgerecht.

Thematisch ist das Bilderbuch nicht allumfassend, aber deckt die wichtigsten Bereiche ab: Feld, Weide, Bauerngarten, bei den Hühnern und den Schweinen. Der Fokus wird auf die Tiere und Fahrzeuge gelegt. Aber auch alltägliche Gegenstände wie Eimer und Gießkanne kommen vor. Die Chance, hier auch Obst und Gemüse in seiner Vielfalt darzustellen, bleibt größtenteils ungenutzt. Zum sprachlichen Einstieg in das Themenfeld Bauernhof ist das Bilderbuch aber dennoch hilfreich.

Zu jeder Doppelseite und zum Cover ist rechts ein Schieber integriert. Durch ihn verändert sich das rechte Bild und es tauchen auf dem Schieber selbst weitere Abbildungen auf. Dieser Mechanismus, der ebenso wie die stabilen Seiten ausreichend robust ist, kam bei meinem Kind sehr gut an.

Mein Fazit:
Das Bilderbuch „Meine ersten Wörter vom Bauernhof“ eignet sich prima als Einstieg, um Kleinkinder im zweiten Lebensjahr mit der Arbeit in der Landwirtschaft sprachlich und optisch in Berührung zu bringen. Für ältere Kinder oder besonders wissbegierige Entdecker bietet dieses Buch dagegen zu wenig.