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Veröffentlicht am 11.03.2022

Liebe das Monster (in dir) - hochwertiges Leseerlebnis

Monster auf der Couch
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Das Buch beginnt mit einem verzweifelten Brief von M. an die Schwedische Polizeibehörde. Noch immer weiß niemand, was mit der Psychotherapeutin J. passiert ist. Sie bleibt vermisst. Das baut Spannung auf, ...

Das Buch beginnt mit einem verzweifelten Brief von M. an die Schwedische Polizeibehörde. Noch immer weiß niemand, was mit der Psychotherapeutin J. passiert ist. Sie bleibt vermisst. Das baut Spannung auf, allerdings bleibt man auf dem selben Wissenstand, wie die Schwedische Polizeibehörde, die vermutlich die Akten durchgeht. Denn neben dem Brief enthält das Schreiben vier Akten der Therapeutin. Das besondere: ihre Klienten waren „Ikonen der viktorianischen Schauerliteratur“: der zerrissene Dr. Jekyll, die Vampirin Carmilla und ihre Geliebte, der selbstverliebte Dorian Gray und der geplagte Dr. Frankenstein und seine Familie. Alle durch die Zeit gereist, um von den Fortschritten in der Psychologe zu profitieren. Ziemlich bizarr - vor allem die Paartheraphie einer Vampirin mit einer Sterblichen - aber auch eine spannende Idee, unheimlichen Persönlichkeiten aus der Literatur eine neue Richtung geben zu wollen, deren Psychosen möglicherweise auch auf das rückschrittliche Zeitalter zurückzuführen sind . Es gibt einige, die mitmachen, andere verschließen sich - die Reaktionen sind so vielfältig und spannend, wie die Persönlichkeiten selbst.

Es geht um Themen wie Polyamorie, Homosexualität, Feminismus, Schönheitsbilder, aber vor allem darum, die ungeliebten Seiten an sich zu akzeptieren. Es war frustrierend und amüsant zugleich, wenn die Figuren sich in Abschweifungen und Aphorismen flüchteten, unfähig einen Zugang zu ihren Gefühlen herzustellen. Als Therapeutin muss man offenbar viel Geduld mitbringen, als Leserin empfand ich das streckenweise als langatmig und mühsam. Die Therapeutin wächst dabei über sich hinaus, punktet als kompetente Beobachterin und gewährt Einblicke in ihre persönlichen Traumata, mit denen sie sich erneut konfrontiert sieht. Der Schreibstil ist dialogreich und authentisch, teilweise auch anspruchsvoll und lädt zum Nachdenken ein. Interessant ist zudem der informative Aspekt, wo sich reale Theorien mit fiktiven Klienten kreuzen: Sigmund Freuds Thesen zur Psychoanalyse (Konflikt des Über-Ichs mit dem Es) oder Lawrence Kohlbergs Stufenmodell der moralischen Entwicklung. Im Gegensatz zu anderen Lesern und Leserinnen, fand ich das Ende gelungen, weil es zum Buchkonzept passt und man, durch das Lesen der Akten, durchaus eigenen Schlüsse, über den rätselhaften Fall der verschwunden Psychologien, ziehen kann.

Besonderes erwähnenswert finde ich die realistisch wirkenden s/w-Bleistiftskizzen (Porträts oder Gegenstände), Sitzungsprotokolle, Briefe, handschriftliche Notizen, Artikel und Fotografien, die von der Therapeutin für das Buchprojekt gesammelt wurden. Dadurch gestaltet sich das Lesen sehr unterhaltsam und man hat das Gefühl, tatsächlich ihre Akten durchzuarbeiten. Ein echtes Gestaltungshighlight! Ich mochte besonders die handschriftlichen Notizen in den Sitzungsprotokollen, da sie tiefblickende Bewertungen aufwarfen. Dadurch werden insgesamt spannende Einblicke in das Denken und Vorgehen einer Psychotherapeutin und den Ablauf ein Therapie gegeben, weshalb man auch etwas für das eigenen Leben daraus mitnehmen könnte. Deshalb würde ich „Monster auf der Couch“ besonders denen empfehlen, die sich für Psychologie, menschliche Abgründe, aus der Zeit gefallende Dialoge und schauderhafte Persönlichkeiten interessieren. Von mir gibt es vier von fünf Sternen!

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Veröffentlicht am 11.03.2022

Detektivgeschichte mit weiblicher Heldin

Violet und Bones Band 1 - Der lebende Tote von Seven Gates
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Angesiedelt in England im 19. Jahrhundert geht es in diesem Reihenauftakt um die außergewöhnliche Violet, in deren Leben der Tod immer eine Rolle gespielt hat. Schließlich lebt sie nicht nur neben einem ...

Angesiedelt in England im 19. Jahrhundert geht es in diesem Reihenauftakt um die außergewöhnliche Violet, in deren Leben der Tod immer eine Rolle gespielt hat. Schließlich lebt sie nicht nur neben einem Friedhof, sondern ihr Vater ist Totengräber. Das erinnert mich an den ersten Satz, der mir sehr im Gedächtnis geblieben ist: „Ich wurde in einer Leichenhalle geboren.“ Spätestens da, wollte ich das Buch unbedingt lesen.

Als willensstarke weibliche Hauptfigur, hat mir Violet sehr gefallen, weil sie nicht aalglatt dargestellt wird. Wer also durchweg sympathische Figuren sucht, die nur positiv Eigenschaften mitbringen, könnte sich an Violet stören, die in ihrer Stur- und Überheblichkeit an die Buchreihe mit Enola Holmes erinnert, bei der man auch gern vergisst, dass sie eigentlich erst dreizehn Jahre alt ist. Violet, Oliver und ihr treuer Begleiter Bones sind jedenfalls ein tolles Team, das großen Lesehunger auslöst und auf weitere Fälle hoffen lässt. Insgesamt hätte ich mir mehr Rätsel und spannende Handlungsentscheidungen gewünscht, gleichzeitig hat der elegante Schreistil, das Setting und der kitzelnde Gruselfaktor einen so angenehmen Unterhaltungswert, dass ich es schlussendlich richtig gut fand und auch Erwachsenen weiterempfehlen würde, die eine kurzweilige Detektivgeschichte mit starker Hauptfigur suchen.

Veröffentlicht am 04.03.2022

Entspannender Krimi

Vertrauen
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Inspektor Avi Avraham ermittelt in zwei neuen Fällen:
Zum einen geht es um die Frau Liora, die mehrfach verhört wird, weil sie einen Säugling vor dem Krankenhaus abgelegt hat und sich nicht kooperativ ...

Inspektor Avi Avraham ermittelt in zwei neuen Fällen:
Zum einen geht es um die Frau Liora, die mehrfach verhört wird, weil sie einen Säugling vor dem Krankenhaus abgelegt hat und sich nicht kooperativ zeigt. Liora bleibt bei ihrem Plan und versucht manipulativ und herablassend die Kontrolle über das Verhör zu erlangen. Der andere Fall, indem Avi Avraham hauptsächlich ermittelt, dreht sich um einen verschwundenen Franzosen, der nicht in sein Hotel zurückgekehrt ist. Es kommt bei den Fällen schließlich zu Überschneidungen und Avi Avraham reist sogar nach Frankreich, um fehlende Teile zusammenzufügen.

Inspektor Avi Avraham ist eloquent, bodenständig und lebt seine Berufung, auch wenn er sich für seine Arbeit mehr sinnenhafte Tragweite wünscht. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und gibt ein gemächliches Tempo vor. Im Gegensatz zu Krimis, die auf den ersten Seiten ein Mordopfer präsentieren, konstruierte Wendungen und zunehmende Spannung inszenieren, vertraut Dror Mishani auf die Ermittlungsarbeit seiner Protagonisten, nimmt sich Zeit und baut ein Bild, das beim Lesen zutiefst realistisch und authentisch wirkt. Avi Avraham und seine KollegenInnen haben eine Menge Fragen, und die Antworten sind mühsam zu bekommen. Lüge und Wahrheit gilt es zu unterscheiden und manchmal ist eben Geduld gefragt. Vor allem bei dem Fall des ausgesetzten Säuglings, waren die Verhöre so mühsam, dass ich nur Bewunderung für die Kollegin hatte, die zudem noch eine drohende Erblindung erleidet. Was mir nicht so gut gefallen hat: Die Wiederholung der erlangten Erkenntnisse bei der Informationsweitergabe empfand ich als unnötig. Ehrlicherweise hat mich die Handlung nicht packen können, aber ich erinner mich vor allem, an das angenehme Gefühl beim Lesen. Es war vermutlich der entspannendste Krimi, den ich je gelesen habe. Außerdem hat mich das Buch nicht ganz losgelassen und nachhaltig beeindruckt. Das war mein erster Kriminalroman von Dror Mishani, deswegen kann ich keine Vergleiche zu den anderen drei Fällen der Reihe ziehen.

Fazit:
Ein Kriminalroman, der die Ermittlungsarbeit und ihre Suche nach Antworten in den Fokus rückt, und ganz ohne Gewalt, Waffen oder unrealistische Konstruktionen auskommt. Eine dezente Spannung zieht sich durch den Roman, der mit authentischen Protagonisten und einem gelungenem Schreibstil punktet. Wer Lust auf einen Krimi hat, dessen Handlungsfluss man entspannt folgen kann, dem sei dieses Buch empfohlen.

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Veröffentlicht am 04.03.2022

Hilfreiche Informationen, Reflexionsfragen und Übungen

Sei stärker als die Angst
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Inhalt:
Das Arbeitsbuch ist so aufgebaut, dass man zuerst die aktuelle Situation betrachtet und ein Ziel festlegt, auf das man hinarbeiten möchte. Dafür beantwortet man einige Fragen und darf kreativ ...

Inhalt:
Das Arbeitsbuch ist so aufgebaut, dass man zuerst die aktuelle Situation betrachtet und ein Ziel festlegt, auf das man hinarbeiten möchte. Dafür beantwortet man einige Fragen und darf kreativ werden, wenn man möchte. Danach werden Emotionen - insbesondere die Angst - näher beleuchtet und Bewältigungsstrategien vorgestellt. Es geht darum, negative Gedanken zu durchbrechen, Gefühle zuzulassen, sich beängstigenden Situationen bewusst auszusetzen und daran zu wachsen, wobei Hilfsmittel, wie Atemtechniken, Affirmationen und Visualisierung an die Hand gegeben werden. Selbstliebe und Selbstakzeptanz spiele auch eine wichtige Rolle, stehen hier aber nicht im Fokus - dafür gibt es von der Autorin ein separates Workbook.

Zwischen den schriftlich zu beantwortenden Fragen und dem Sachtext besteht ein ausgewogenes Verhältnis. Abwechselnd wird ein Thema behandelt, dann kommt der schriftliche Teil und dann wird das Ganze gefestigt. Wenn man sich so intensiv mit dem Sachverhalt beschäftigt, tut man das auch im Alltag. Es arbeitet in einem weiter, weshalb das Buch einen großen Mehrwert bietet. Dabei spielt der Aufbau eine wichtige Rolle. Es soll chronologisch jede Frage in ganzen Sätzen beantwortet werden. Das verlangt viel ab und ist nicht immer einfach. Dafür nimmt man sich am besten jeden Tag ein bisschen Zeit und betrachtet das Buch als Projekt, das man in seinem eigenen Tempo durcharbeiten kann.

Die Autorin Sabrina Fleisch hatte selbst in ihrer Kindheit mit Ängsten und Panikattacken zu kämpfen, hat sich beruflich dazu weitergebildet und schreibt vielleicht deshalb so kompetent und einfühlsam. Ich habe vieles angestrichen und fand ihre Wortwahl einprägend und ermutigend. Das Wort „Angstimpfung“ aus dem Buch, finde ich nicht gut gewählt und würde es positiver formulieren und durch Mutmuskeltraining ersetzten. Ich kombiniere mein Wissen verschiedenen Bücher und Experten lieber, weil nicht ein Buch - auch hier nicht - alle Probleme lösen kann.

Für wen das Buch geeignet ist:
Wenn man ein sehr vorsichtiger Mensch ist, zu Misstrauen und ständigen Sorgen neigt, und den Eindruck hat, unter der eigenen Zerbrechlichkeit, Zurückhaltung und Mutlosigkeit zu leiden, lohnt es sich genauer hinzuschauen und mit diesem Buch zu arbeiten. Es eignet sich besonderes, wenn man im Reflektieren geübt ist und mit Sachbüchern gut arbeiten kann. Meiner Meinung nach eine gute Alternative, wenn eine Therapie (noch) nicht möglich ist oder man es generell bevorzugt, sich Dinge selbst zu erarbeiten. Einen Therapeuten kann das Buch natürlich nicht ersetzten. Ein Versuch ist es aber wert und dieses Buch bietet eine gelungene Mischung aus hilfreichen Informationen, Reflextionsfragen und Übungen.

Veröffentlicht am 04.03.2022

Empfehlung für das Hörbuch

Das zaubernde Klassenzimmer – Achterbahn statt Stundenplan (Das zaubernde Klassenzimmer 1)
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Der erste Band von „Das zaubernde Klassenzimmer“ beginnt mit einem Blick in die Vergangenheit: Es ist Januar 1951, als der kleine Alois an der Leberecht-Grundschule in Eigam sein magisches Zauberbuch verliert ...

Der erste Band von „Das zaubernde Klassenzimmer“ beginnt mit einem Blick in die Vergangenheit: Es ist Januar 1951, als der kleine Alois an der Leberecht-Grundschule in Eigam sein magisches Zauberbuch verliert und ihm nur ein Lesebändchen als Erinnerung bleibt. Das Resultat ist ein verzaubertes Klassenzimmer, indem sich mehr als 70 Jahre später, auch Alois Enkel Felix wiederfindet und von merkwürdigen Ereignissen berichtet.
Der Auftakt, dieser magischen Reihe, behandelt den ersten Schultag nach den Sommerferien. Hauptprotagonisten sind die neu zugezogenen Elena, die mit ihren Eltern und ihrem großen Bruder nun auf der Alpaka-Farm wohnt und wiederwillig den ersten Tag in ihrer neuen Klasse erlebt, und Felix, der mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester in Eigam aufgewachsen ist. Es war durchweg unterhaltsam, wie sich die Geschichte entwickelt und angenehm, dass sich für diese Einführung ausreichend Zeit genommen wurde.

Der Schreibstil ist lebendig und ansprechend. Eine gelungene Mischung aus Bildlichkeit und Dialogreichtum, mit einer unterhaltsamen Idee und vielversprechendem Potential für die kommenden Fortsetzungen. Die Protagonisten sind vielfältig und interessant. Friedlinde Loberecht ist die Nachfahrin des damals strengen Oberstudienrats Loberecht, und übernimmt resolut das Komando. Doch die Protagonisten sind in ihrer Rolle nicht festgelegt und fähig, sich weiterzuentwickeln. Während Elena sich um Anschluss in der Klasse bemüht, ist Felix eher ein entspannter Typ, der die Natur und insbesondere Schnecken liebt. Ganz nebenbei lernt man auch etwas über die Lehrmethoden des Unterrichts im Wandel der Zeit.

Die angenehm tiefe Stimme des Spreches Boris Aljinovic hat eine beruhigende Wirkung. Seine Stimmvielfalt verleiht jeder Figur ihren ganz eigenen Charakter und macht die Geschichte so lebendig, dass ich auch bei der Fortsetzung wieder auf das Hörbuch zurückgreifen werde, obwohl ich dadurch nicht in den Genuss der Illustrationen komme.

Fazit: Für Kinder und Erwachsene gleichermaßen interessant. Insgesamt ein kurzes zweistündiges Hörvergnügen, das Appetit auf mehr macht. Humorvoll, voller verrückter Ideen und interessanter Charaktere. Von der Fortsetzung erhoffe ich mir weitere Verrücktheiten des zaubernden Klassenzimmers und das ein paar Geheimnisse gelüftete werden. Ich bin auf jeden Fall gespannt, auf den weiteren Verlauf und empfehle bevorzugt das Hörbuch.

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