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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.03.2022

Gelungene Mischung aus Bildband und Sachbuch

Meister der Tarnung
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Als „Meister der Tarnung. Wie Tiere sich unsichtbar machen“ bei mir ankam, war ich schon komplett begeistert. Der Einband ist wunderschön, stabil und die Augen des Tigers wurden auf interessante Weise ...

Als „Meister der Tarnung. Wie Tiere sich unsichtbar machen“ bei mir ankam, war ich schon komplett begeistert. Der Einband ist wunderschön, stabil und die Augen des Tigers wurden auf interessante Weise eindrucksvoll hervorgehoben. Außerdem waren die Worte „Meister der Tarnung“ gestanzt, sodass das gebundene Buch haptisch und optisch ein Volltreffer für mich gewesen ist. Bevor ich jedoch mit dem Lesen anfing, konnte ich nicht widerstehen und musste einfach mal komplett durchblättern. Die verschiedenen Fotografien waren hinreißend und es hat Spaß gemacht, das ein oder andere Tier zu suchen. Besonders herausfordernd war für mich das Bild des Steinfisches. Hier habe ich wirklich lange gebraucht, bis ich den Fisch inmitten eines Korallenstockes, umgeben von Muscheln und Algen richtig entdeckt hatte.

Die unterschiedlichen Tierarten wurden sinnvoll nach jenen Kontinenten sortiert, auf denen sie leben. So fand ich besonders den Abschnitt „Europa“ sehr interessant, weil auch mein Lieblingstier der Wolf, Erwähnung fand. Ebenso superspannend war die Einteilung „Meere und Ozeane“. Neben manch recht schauerlich aussehenden Unterwasserlebewesen gab es auch die Echte Karettschildkröte und den Beluga zu bestaunen. Insgesamt mochte ich alle kontinental Unterteilungen, denn es gab wirklich viel zu entdecken und auch Tiere, von denen ich bislang noch nichts gehört oder gelesen hatte.

Besonders begeisterte mich an „Meister der Tarnung, wie Tiere sich unsichtbar machen“ die knackigen und doch so informativen Texte zu den einzeln vorgestellten Tieren. Ein kleiner Infokasten verriet mir immer die Verbreitung inklusive eines Minikartenausschnittes, um zu visualisieren, wo jenes Tier lebt. Hinzu kamen dann noch Ergänzungen wie die Trivialnamen, der wissenschaftliche Name sowie die Details zur Größe, Ernährung und ob sie auf der Roten Liste der gefährdeten Arten stehen.
Der restliche Text war immer auf den jeweiligen vorgestellten Meister der Tarnung angepasst und leichtgängig zu lesen. Auch für Kinder ist dieses Buch unheimlich interessant und wertvoll, da die Informationen präzise und die Fotografien großformatig und zum Staunen schön waren. Außerdem luden die verschiedenen Tiere immer zu einer Gesprächsrunde ein.

„Meister der Tarnung. Wie Tiere sich unsichtbar machen“ ist eine hervorragend gelungene Mischung aus Bildband und Sachbuch. Dabei kamen die Sachtexte mit einer Lockerheit daher, die das Interesse für Biologie und das Thema der verschiedensten Tarnmechanismen in der Tierwelt beleuchtete und weckte. Neben vielen „WOW“ und „Oh, das ist aber interessant“ konnte das Buch die ganze Familie begeistern. Es wimmelte nur so von kriechenden, krabbelnden, sprintenden, schwimmenden und fliegenden Tieren, die nicht nur Meister der optischen Tarnung sind, sondern sich zum Beispiel auch mit Gerüchen oder Warnfarben bestens auskennen, um das eigene Überleben zu sichern.

Fazit:
Kurzweiliges Sachbuch mit beeindruckenden Bildern und leicht verständlichen Sachtexten. Noch nie hat Biologie und das breit gefächerte Thema rund um tierische Überlebensstrategien so viel Spaß gemacht. Sehens- und lesenswert. Ein super Nachschlagewerk zum Staunen.

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Völlig anders als erwartet

Vogelgrab
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Anne Frasier hatte es mir zu Beginn leider gar nicht leicht gemacht. Ich hatte den Eindruck, einem Vögelchen beim Picken zu beobachten, das mal hier hin und mal dahin flatterte. Es gab anfänglich so viele ...

Anne Frasier hatte es mir zu Beginn leider gar nicht leicht gemacht. Ich hatte den Eindruck, einem Vögelchen beim Picken zu beobachten, das mal hier hin und mal dahin flatterte. Es gab anfänglich so viele Sprünge innerhalb der Erzählung, dass ich ganz wirr im Kopf wurde. Meine größte Sorge war, dass das so weitergehen würde, aber ich merkte gar nicht, dass ich plötzlich wie festgeklebt an der Szenerie hing.

„Vogelgrab“ zog mich in seinen Bann und ließ mich bis zum Schluss nicht mehr los. Meine Vorstellungen von den zukünftigen Ereignissen wurden relativ schnell komplett gekillt, stattdessen bekam ich eine Story serviert, die von unerwarteten Wendungen und den tiefen Emotionen einer traumatisierten ehemaligen FBI-Profilerin lebte. Denn Reni Fisher hatte eine dunkle Vergangenheit, in der sie als kleines Mädchen ihrem Vater als Lockvogel diente. Gemeinsam spielten sie ein bösartiges Spiel, in dem Reni junge Frauen anlockte, die ihr Vater anschließend ermordete und in der Wüste verscharrte. Noch immer plagen Reni Schuldgefühle, doch Stück für Stück enthüllt sich eine so tiefgreifende Tragödie, dass ich Reni am liebsten fest in die Arme geschlossen hätte.
Ihre ganzen Ängste und die tiefe Verzweiflung, eine Mitschuld an den Tod der Frauen zu haben, ging mir nahe. Reni wirkte so unglaublich zerbrechlich und war gleichzeitig so stark. Ich mochte sie sehr gern. Vor allem, weil sie unbedingt helfen wollte, die Opfer in der Mojave-Wüste zu finden.

Aber auch Protagonist Daniel Ellis, Detektiv bei der Mordkommission, bereicherte „Vogelgrab“ auf seine eigene Art und Weise. Sein unerschütterlicher Glaube an Reni fand ich besonders beeindruckend, denn auch Daniel Ellis hatte ein gut gehütetes Geheimnis. Ich hätte es verstanden, wenn er Reni aus tiefstem Herzen Misstrauen entgegengebracht hätte. Doch die beiden ergänzten sich wunderbar auf der Suche nach den vermissten Opfern des Inland-Empire-Killers.
Der Schreibstil von Anne Frasier zog mich immer tiefer in die bedrückend bedrohliche Atmosphäre von „Vogelgrab“. Mit einem unglaublich fein gesponnenen Netz unterschiedlicher Handlungsfäden sorgte die Autorin für einen wirklich packenden Spannungsanstieg. Mithilfe des personalen Erzählers konnte ich mehrere Personen begleiten und so zeichnete sich langsam ein ganz eigenes grauenhaftes Bild der Ereignisse, dessen Auswirkungen bis ins Jetzt nachhalten.
Dabei ging Anne Frasier ziemlich geschickt vor. Ziemlich häufig ließ sie mich einfach nur an den Emotionen, Erinnerungen und Handlungen ihrer lebendig ausgearbeiteten Figuren teilhaben, aber gelegentlich schickte sie mich auch wirklich in die Vergangenheit zurück.

Dieser Thriller war unglaublich geschickt konstruiert worden. Die menschliche Psyche nahm viel Raum ein, aber auf eine unglaublich interessante und sehr feinausgeklügelte Art. Manche offensichtliche Hinweise von Anne Frasier führten zu mancher richtigen Schlussfolgerung, doch mit dem Gesamtbild, welches mir am Ende präsentiert wurde, hätte ich nie gerechnet. Ich war am Ende fassungslos und erschüttert, „Vogelgrab“ wird noch lange in mir nachhallen.

„Vogelgrab“ ist der Auftakt einer neuen Reihe um Reni Fisher und ich weiß schon jetzt, dass ich unbedingt wieder auf Reni treffen möchte. Ich hoffe aus tiefstem Herzen, dass auch Daniel Ellis wieder mit dabei ist und sich vielleicht der ein oder andere Handlungsstrang noch auflöst, der nichts mit diesem Fall zu tun hat.

Fazit:
Ein Thriller, der fantastisch und intensiv war und völlig anders gewesen ist, als ich es erwartet hatte. Lesenswert.

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Veröffentlicht am 04.03.2022

Ein authentischer Thriller, der erschreckend realistische Züge trägt

Grüne Tiger
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Nicht nur auf den ersten Blick gefiel mir „Grüne Tiger“, sondern auch das wirklich eindrucksvolle Innenlayout. Unterschiedliche Tigermotive dienten als Trenner für die einzelnen Kapitel und waren echte ...

Nicht nur auf den ersten Blick gefiel mir „Grüne Tiger“, sondern auch das wirklich eindrucksvolle Innenlayout. Unterschiedliche Tigermotive dienten als Trenner für die einzelnen Kapitel und waren echte Hingucker. Manche Bilder wirkten regelrecht lebendig, sodass eine richtige Bedrohlichkeit spürbar war. Das wiederum reizte mich zum Weiterlesen, wo sich die Atmosphäre immer weiter aufheizte. Doch dazu später mehr.

Obwohl ich ein bisschen Bauchweh hatte, dass dieser Öko-Thriller langweilig werden könnte und ich am Ende Mühe haben würde, „Grüne Tiger“ auch wirklich zu Ende zu lesen, nahmen mir schon auf den ersten Seiten die beiden Autoren diese Angst. Der Einstieg war superflüssig und es fühlte sich unglaublich natürlich an die vier Hauptcharaktere Ean, Piet, Hektor und Leyla kennenzulernen. Ich konnte mir die vier Freunde sofort bildlich vorstellen. Erleichtert wurde mir das vor allem auch durch den angepassten Sprachstil, der klar machte, dass es sich hier wirklich um Gymnasiasten handelte. Erwachsene Charaktere hatten eine ganz andere Art zu sprechen, sodass hier auch die generationsbedingten Unterschiede deutlich wurden.

Dank des personalen Erzählers konnte ich ganz dicht an den vier Freunden dranbleiben und Schritt für Schritt miterleben, wie sie ihren Einstieg in die Act-Now-Bewegung fanden und sie beinahe schleichend immer radikaler wurden. Hierbei gefiel mir besonders, dass der Fokus verstärkt auf Ean und seinen Emotionen sowie Gedanken lag. So war es einfacher, dem komplexen Themenfeld, welches sich um die Klimakrise, deren Folgen und Möglichkeiten zur Bekämpfung drehte, zu folgen.
Noch besser allerdings fand ich, dass die vier regelmäßig ihr wachsendes Gewaltpotenzial auch kritisch hinterfragten. Das taten sie nicht nur untereinander, sondern auch indirekt in Gesprächen mit Erwachsenen.

„Grüne Tiger“ war ein intelligenter Thriller, der bewusst pointierte Szenerien erschuf, um die Dringlichkeit des Handelns zu vermitteln. Und dazu griff er besonders tief in die Emotionskiste.
Gelegentlich gab es Perspektivwechsel, die mir eine Gänsehaut bescherten. So blickte ich nicht nur Opfern der Klimakrise über die Schulter, sondern auch skrupellosen Wirtschaftsbossen und Politikern. Der Kontrast zwischen beiden Lagern hätte nicht schärfer und intensiver dargestellt sein können. Es verdeutlichte beinahe schmerzhaft wie groß das aktuelle Versagen im Kampf gegen den Klimawandel ist. Gleichzeitig spürte ich neben großen Sympathien für die vier Freunde, die mit ihren Aktionen nicht nur ihre Mitmenschen, sondern auch die Politik wachrütteln wollten, auch eine wachsende Sorge. Ich konnte dabei zusehen, wie Ean, Piet, Hektor und Leyla sich allmählich selbst verloren. Sie begannen sich immer weiter von ihrem alten Leben abzuschneiden, verloren ihre Interessen und Leidenschaften aus den Augen, eine Rückkehr schien ausgeschlossen.

Wie ein Crescendo steigerte sich die Spannung in „Grüne Tiger“. Ich war so tief in der Geschichte drin, dass es mir manchmal schwerfiel, mir bewusst zu machen, dass ich hier in einer fiktiven Stadt Deutschlands vier Jugendlichen bei ihrem Kampf gegen die Klimabedrohung beobachtete. Nik Aaron Willim und Asadullah Haqmal gelang es perfekt, Realität mit Fiktion so zu verknüpfen, dass „Grüne Tiger“ ein realistisches und sehr aufwühlendes Leseerlebnis gewesen ist.

Fazit:
Ein authentischer Thriller, der erschreckend realistische Züge trägt und von Anfang an nicht nur zu unterhalten weiß, sondern auch zum Nachdenken anregt. Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 28.02.2022

Ein undurchschaubarer Thriller

Todesmal
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Andreas Gruber versteht es vorzüglich, seine Leserschaft sofort zu fesseln. Ich war sogleich mitten in der Geschichte gefangen und schon auf den ersten Seiten auf der Suche nach dem Warum. Dieses Mal war ...

Andreas Gruber versteht es vorzüglich, seine Leserschaft sofort zu fesseln. Ich war sogleich mitten in der Geschichte gefangen und schon auf den ersten Seiten auf der Suche nach dem Warum. Dieses Mal war der vermeintliche Täter schon bekannt in Gestalt einer Nonne. Ziemlich skurril, wie ich fand, wenn ich bedenke, dass sie eigentlich Leben lieben und schützen und nicht vernichten sollte. Gespannt verfolgte ich ihr Ultimatum und den Kampf von Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez gegen die Zeit. Denn viel Spielraum blieb ihnen nicht jeden Tag eines von sieben unbekannten Opfern zu finden und zu retten.

„Todesmal“ eignete sich kaum zum Mitraten und Spekulieren. Andreas Gruber nahm mir fast alle Möglichkeiten, eigene Schlüsse zu ziehen oder gar Mutmaßungen aufzustellen. Wenn es mir doch mal vermeintlich gelang, sein geniales Handlungsgerüst zu durchschauen, ließ er mich eiskalt auflaufen. Ich habe es geliebt. Der Drang, alles herausfinden zu wollen, war so überwältigend, dass ich auch dank des unglaublich angenehmen und flüssigen Schreibstils nur so durch die Seiten flog.
Zudem wurde ich durch meine eigene Gefühlswelt gejagt. Empfand ich die Tatorte und Tötungsarten als besonders schaurig, brutal und teilweise wirklich regelrecht perfide, so musste ich später erschrocken erkennen, dass ich plötzlich Sympathien für die Inszenierung des Ganzen empfand. Das Grauen kam in „Todesmal“ in vielerlei Gestaltungsarten daher und führte mich wieder einmal so nah an den Abgrund der menschlichen Bösartigkeit, dass mir übel wurde.

Die unterschiedlich wechselnden Perspektiven sorgten für eine Menge Dynamik innerhalb der Geschichte und durch den auktorialen Erzähler gewann ich eine größere Übersicht als die ermittelnden Beamten. Besonders interessant waren für mich die Rückblicke in die Vergangenheit, die die Gegenseite beleuchtete. So bekam ich mehr Hintergrundwissen, was das Gelesenen intensivierte und der Geschichte unglaublich viel Spannung und Tiefgang verlieh.
Mein größtes Highlight waren die Charaktere, die in den vorherigen Bänden noch Nebenfiguren, teilweise auch nur schemenhafte Randpersonen gewesen sind und plötzlich mit im Mittelpunkt standen. Sie liefen Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez nicht den Rang ab, was ich klasse empfand. Aber sie bereicherten die Ermittlungen und auch das Zusammenspiel untereinander unglaublich. Am liebsten mochte ich die hitzigen Wortgefechte und Sticheleien. Nicht selten huschte ein Schmunzeln über mein Gesicht. So milderte Andreas Gruber die schwere Kost geschickt ab und gab mir Zeit, auch einmal durchzuatmen.

Einzig das Finale konnte mich nicht zu hundert Prozent abholen. Es war beinahe schon gediegen. Zwar legte Andreas Gruber noch ein paar geschickte Fallen aus und warf mir kleine Hinweisbröckchen zu, aber es konnte mich nicht ganz über die Auflösung hinwegtrösten. Für mich blieben dieses Mal ein paar Fragen offen. Erst hatte es mich gestört, aber im wahren Leben gelingt es den Ermittlern auch selten, alles komplett aufzudecken. Dieser Gedanke versöhnt mich letzten Endes mit dem Schluss von „Todesmal“.

Fazit:
Mir hat „Todesmal“ richtig gut gefallen. Dieses Mal blieb alles fast bis zum bitteren Ende undurchschaubar, hochgradig spannungsgeladen und hielt unglaublich viele Schockmomente bereit. Auch wenn das Ende nicht ganz mein Geschmack traf, aber godverdomme, es war ein genialer Thriller.

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Veröffentlicht am 14.02.2022

Packend bis zum Schluss

Todesmärchen
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Das Cover mit dem Fliegenpilz mag ich gern und es ist zusammen mit dem Titel absolut stimmig zum Inhalt der Geschichte. Erst ab etwa der Hälfte des Buches entfaltet es seine volle Wirkung, weil dann das ...

Das Cover mit dem Fliegenpilz mag ich gern und es ist zusammen mit dem Titel absolut stimmig zum Inhalt der Geschichte. Erst ab etwa der Hälfte des Buches entfaltet es seine volle Wirkung, weil dann das Motiv mit dem Fliegenpilz erklärt wird.

„Todesmärchen“ ist der dritte Teil der Reihe rund um den Profiler Maarten S. Sneijder, der sich aber unabhängig von den anderen Bänden lesen lassen würde. Ich empfehle dennoch mit „Todesfrist“ zu Beginnen und im Anschluss „Todesurteil“ zu lesen, ehe ihr „Todesmärchen“ lest. Denn um die Beziehung zwischen Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez wirklich zu verstehen, sind die anderen Teile wichtig. Beide Figuren entwickeln sich kontinuierlich weiter und wachsen an den Herausforderungen, die sich ihnen in den Weg stellen.

Generell besticht dieser Thriller durch extrem vielschichtige Charaktere, die in keine Schublade so richtig passen wollen. Herzstück ist und bleibt Maarten S. Sneijder, der trotz seiner sehr zynischen Art und Weise ein liebenswerter Typ ist. Ja, er ist bisweilen sehr harsch, dennoch bleibt er immer ehrlich. Seine direkte Art stößt dabei viele Menschen vor den Kopf, aber seine genialen Sprüche machen ihn zu einem Unikat der Sonderklasse. Ohne ihn wäre diese Reihe nur halb so schön.
Sabine Nemez ist ganz anderes als Sneijder. Sie ist umgänglich und mir sehr sympathisch. Zudem fand ich es beeindruckend, wie sehr sie sich gemausert hat. Nun ist sie ebenfalls eine stolze Profilerin und hat definitiv ein stärkeres Selbstbewusstsein als noch in Band 1. Besonders die Wortgefechte zwischen ihr und Sneijder waren mir wieder eine wahre Freude.

Während Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez die verlässlichen Konstanten dieser Reihe sind, waren es die junge Psychologin Hannah Norland und der Rechtsbrecher Piet van Loon nicht. Charakterlich waren sie so unterschiedlich wie Tag und Nacht, dennoch faszinierten mich beide. Hannah mochte ich sehr gern, ihre freundliche und zugewandte Art gefiel mir. Ihr eigentliches Vorhaben blieb lange im Dunkeln, was es umso spannender machte, ihr über die Schulter zu schauen und sie zu begleiten. Mit ihr fieberte ich wohl am meisten mit.
Piet van Loon brillierte mit seinem scharfen Verstand und seiner Fähigkeit, Meister der Manipulation zu sein. Ein bisschen habe ich es bedauert, nicht mehr von ihm lesen zu können, ein intensiverer Blick auf ihn und seine Handlungen wäre reizvoll gewesen.

Aber auch so war dieser Thriller extrem packend und das schon von der ersten Seite an. Das liebe ich so an den Büchern von Andreas Gruber. Er fängt mich sofort ein und lässt mich bis zum Schluss einfach nicht mehr los. Seine verschiedenen Handlungsstränge sorgten stets für eine fesselnde Atmosphäre und ich kann am Ende gar nicht sagen, welchen Strang ich lieber verfolgt hätte.
Insgesamt gab es zwei starke Handlungsstränge, einmal den von Nemez und Sneijder, die einen aktuellen Serientäter jagten. Und dann den von Hannah und Piet, die sich umkreisen wie die Geier und ich nie wusste, was jeder von den beiden eigentlich im Schilde führte.

Es gab kaum Nebenschauhandlungen und wenn, dienten sie einzig und allein dazu, die Haupthandlungsstränge voranzutreiben. Manchmal wurde erst später deutlich, wie alles ins Gesamtbild passte, aber ich kann versprechen, dass alles sehr stimmig und logisch gewesen ist.

Wer „Todesmärchen“ liest, lässt sich auf einen sehr starken und dynamischen Spannungsaufbau ein, der konsequent hoch bleibt und reichlich überraschende Wendungen bis zum Schluss parat hält. Manchmal verschwommen die Grenzen zwischen Gut und Böse, nur um sie kurze Augenblicke später wieder haarscharf hervortreten zu lassen.
„Todesmärchen“ ist nichts für zarte Gemüter, denn die Tötungsarten sind reichlich brutal, perfide und äußerst detailliert beschrieben. Dennoch schafft es Andreas Gruber durch die auktoriale Erzählperspektive Abstand zu schaffen, sodass ich nie an meine Grenzen kam und emotional nicht so verschreckt wurde, dass ich das Buch hätte aus der Hand legen wollen.

Fazit:
Bei „Todesmärchen“ erwartet euch ein superschlüssig konstruierter Thriller, der sich nah an der Realität bewegt und durchgängig zum Mitfiebern und raten einlädt. Volle Leseempfehlung.

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