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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.05.2022

Beeindruckend

Marina, Marina
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Ein Sommer-Roman voller Riviera-Nostalgie: Die wechselvolle Geschichte eines ligurischen Dorfes und seiner Bewohner.
Begleitet von den italienischen Hits der Saison, liest man vom Leben und Lieben in Sant’Amato ...

Ein Sommer-Roman voller Riviera-Nostalgie: Die wechselvolle Geschichte eines ligurischen Dorfes und seiner Bewohner.
Begleitet von den italienischen Hits der Saison, liest man vom Leben und Lieben in Sant’Amato der 1960er Jahre, von Tragödien, deren Ursprung weit in die italienische Vergangenheit zurückreichen und von Dramen, die das Leben der Bewohner für immer verändern.
Ein Roman über Verrat und Sühne, die Last mit Amore und die Ironie des Glücks.
Mit "Marina, Marina" hat Grit Landau einen faszinierenden Italien-Roman geschrieben, der das Lebensgefühl einer ganzen Generation einfängt.

Die Hauptpersonen der Geschichte sind die unterschiedlichen Mitglieder der Familien Lanteri, Vassallo, Parodi und Amoretti.
Alle sind irgendwie miteinander verwandt oder verschwägert, man liebt oder hasst sich, es gibt Freundschaften, Ehen, Kinder und Affären; Pläne und Träume, Hoffnungen und Enttäuschungen, Liebe und Verlust.
Für eine kurze Zeit begleitet man diese Menschen an der Küste Liguriens, wird Beobachter ihres Lebens, nimmt gefühlt ein Weile daran teil.
Der ruhige Erzählfluss und auch die generationsübergreifende Handlung hat mich ein wenig an den großen Gabriel García Marquéz erinnert.
In der Handlung wird der Zeitgeist sehr gut verwoben und vermittelt nostalgische Erinnerungen - die erwähnten Lieder liefern den perfekten Soundtrack!
Der Epilog war... großes Kino!
Es handelt sich bei "Marina, Marina" um den in sich abgeschlossenden mittleren Teil einer Trilogie.
Nach "Die sardische Hochzeit", erneut eine bewegende Geschichte der Autorin und ich freue mich auf den Abschluss der Reihe "Gran Paradiso".

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Veröffentlicht am 29.03.2022

Wer wahrhaftig liebt, fürchtet die Wahrheit nicht.

Das Goldblütenhaus - Der Ruf einer neuen Zeit
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Das Kosmetikunternehmen Glanz ist durch seine einzigartige Goldblütencreme berühmt und erfolgreich geworden.
Immer schon haben die Frauen der Familie die Geschicke der Firma mitbestimmt, und inzwischen ...

Das Kosmetikunternehmen Glanz ist durch seine einzigartige Goldblütencreme berühmt und erfolgreich geworden.
Immer schon haben die Frauen der Familie die Geschicke der Firma mitbestimmt, und inzwischen führt Leonie, die Enkelin des Gründers, das Unternehmen.
Für ein anstehendes Familienjubiläum gibt sie eine Firmenchronik in Auftrag. 

Mit "Der Ruf einer neuen Freiheit" startet eine Trilogie, die ihre Leser(innen) sofort mitnimmt an den Tegernsee und mitten hinein in das Leben der Familie Glanz.
Mit ihrer ruhigen, empathischen Erzählweise gelingt es Gabriela Groß ganz mühelos, Menschen und Orte vor dem inneren Auge erstehen zu lassen.
So geht es zu Beginn und in kurzen Zwischenkapiteln um Hedi, der Ehefrau des Gründers Alfons Glanz - der Fokus aber liegt auf Enkelin Leonie, deren Leben nach dem plötzlichen Tod des Bruders eine neue Wendung nimmt.
Mit der Idee der Familienchronik spült es bei den Protagonistinnen Teile ihrer Vergangenheit an die Oberfläche und damit die Frage "Sich stellen oder weiter schweigen?"
Eine verhängnisvolle Aussage ihrer Zwillingsschwester Ellla hatte Leonies Beziehung zu ihrer großen Liebe Michael zerstört.
War der Tod von Bruder Alexander vielleicht gar kein Unfall?
Welches große Geheimnis kann Hedi seit Jahren nur ihren heimlichen Briefen anvertrauen?
"Wer wahrhaftig liebt, fürchtet die Wahrheit nicht."
Das dies nicht immer einfach ist, erfahren die Protagonist(inn)en auf teils schmerzhafte Weise.
So kämpfen Leonie und Ehemann Gedeon nach einer Ehekrise um Vertrauen, Ella hofft auf ein Verzeihen und Hedi ringt mit sich selbst.

Mich hat erneut der warmherzige Schreibstil der Autorin begeistert.
Ihre Charaktere sind lebensnah, die Handlung wird extrem atmospärisch erzählt.
Auch wenn sich manches wie vermutet gefügt hat, bleiben noch einige Handlungsstränge offen und machen neugierig auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 22.03.2022

Ode an das Leben

Für immer und noch ein bisschen länger
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Seit dem Tod ihres Verlobten vor sechs Jahren hat sich Anna aus dem Leben zurückgezogen.
Seitdem lebt sie allein, unterhält sich aber weiter in Gedanken mit ihm.
Als ihr Vermieter plötzlich Eigenbedarf ...

Seit dem Tod ihres Verlobten vor sechs Jahren hat sich Anna aus dem Leben zurückgezogen.
Seitdem lebt sie allein, unterhält sich aber weiter in Gedanken mit ihm.
Als ihr Vermieter plötzlich Eigenbedarf anmeldet, muss Anna ihre Traumwohnung verlassen. Notgedrungen zieht sie in einer Senioren-WG ein, denn in Berlin eine bezahlbare Wohnung zu finden scheint unmöglich.
Nach und nach merkt Anna, in der Vergangenheit ihrer neuen Mitbewohner schlummern ebenfalls Geschichten, die von Liebe und Verlust erzählen.
Gunilla hat seit Jahren ihre Wohnung nicht verlassen, die stille Rose häkelt den ganzen Tag und Kurt-Georg kümmert sich um alles, nur nicht um sein gebrochenes Herz.
Anna beschließt, sie alle ins Leben zurückzuholen.
Aber das bedeutet, sie muss endlich auch wieder auf andere zugehen und selbst Nähe zulassen.
Hilfe und Unterstützung bekommt Anna dabei von ihrem blinden Nachbarn Anders.

Dieses wunderbare Buch ist ein literarisches Juwel!
Die Autorin erzählt mit ruhigen Worten und in einem unglaublich empathischen Schreibstil nach und nach die Geschichten von ganz unterschiedlichen Menschen, die man einfach lieben muss!
Und so ist man beim lesen gefühlt mit dabei, wenn Anna wieder anfängt zu leben, Gunilla ihre Angst überwindet, KG zu einer Lebenslüge steht und Rose ihre Stimme wiederfindet.
Das langsame Erwachen von gegenseitigem Vertrauen wird unglaublich warmherzig erzählt und für alle ist es fast wie eine Erlösung, wenn sie ihre Vergangenheit, mit allen Fehlern und Versäumnissen, offen legen und aus Mitbewohnern Freunde werden.
Und auf einmal ist da Zuversicht und Lust auf den nächsten Morgen.

Ich habe mit diesen, im wahrsten Sinne des Wortes, liebenswerten Menschen gelacht und geweint.
Wie gerne würde ich sie alle besuchen und oder zumindest im Innenhof stehen und zuhören, wenn Gunilla "O sole mio" singt.
Eine wunderschöne, herzerwärmende Geschichte über Liebe, Vertrauen, Freundschaft und Hoffnung. Eine Ode an das Leben!

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Veröffentlicht am 07.03.2022

Eine Zeitreise

Der Salon. Wunder einer neuen Zeit
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1956: In Herbertshausen bei München träumt Leni, während sie im Friseursalon von Mutter Käthe den immer gleichen Damen die immer gleichen Frisuren macht, vom aufregenden Leben in der Großstadt.
Eine Stellung ...

1956: In Herbertshausen bei München träumt Leni, während sie im Friseursalon von Mutter Käthe den immer gleichen Damen die immer gleichen Frisuren macht, vom aufregenden Leben in der Großstadt.
Eine Stellung beim vornehmen Friseur Keller in München ist der erste Schritt zur Verwirklichung ihres großen Traums - irgendwann ein eigener Salon in der Stadt.
Unterdessen hadert ihr Bruder Hans mit seinem Medizinstudium, denn seine Leidenschaft gilt der Jazzmusik - und der verheirateten Charlotte.

Mit "Der Salon" siedelt Julia Fischer ihre lebensnah erzählte Geschichte in der Zeit des deutschen Wirtschaftswunders an.
Aber 1956 sind noch immer nicht alle Wunden verheilt.
So steht z.B. Käthe jeden Tag am Gartenzaun und hält Ausschau nach ihrem im Krieg vermissten Ehemann.
Hans, Leni und ihre Freunde jedoch sind die junge, aufstrebende Generation mit Träumen, Wünschen - und dem Willen diese umzusetzen!
Und so begleiten die Leser(innen) Leni, die im Salon Keller ihre Flügel ausbreitet, eine eigene Kosmetiklinie entwickelt und sich zum ersten Mal verliebt.
Hans, der dem Vater zuliebe Medizin studiert, dessen Herz aber im Jazz-Rhythmus schlägt.
Charlotte, gefangen in einer unglücklichen Ehe, als Frau rechtlos und abhängig vom Ehemann.
Frieda, die als Medizinstudentin gegen männliche Dominanz ankämpft.
Die Kommilitonen Karl und Schorsch, in Herkunft und Charakter unterschiedlich wie Sonne und Mond.

Protagonist(inn)en, Orte und Geschehnisse werden mit einem sehr empathischen Schreibstil beschrieben und man ist gefühlt stets vor Ort - ob im Salon, beim Studium, im Jazz-Club oder im dörflichen Herbertshausen.
In die Handlung, der eine unfassbar akribische Recherche vorausgegangen sein muss, wird immer auch ein Stück Zeitgeschichte mit eingewebt, sodass alles wie ein Film vor dem inneren Auge abläuft.
Es geht um Hoffnung und Veränderung - aber auch um Akzeptanz und Neubeginn. Die im Buch erwähnten Musiktitel liefern den passenden Soundtrack dazu!
Ich freue mich schon sehr auf die angekündigte Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 06.03.2022

Bewegend

Die Engel von Berlin
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1931: Martha kommt aus London in die für sie faszinierende Stadt Berlin. Gemeinsam mit der jungen Hausfrau Annegret soll sie eine Gruppe junger Pfadfinderinnen im Grunewald leiten. Obwohl die beiden Frauen ...

1931: Martha kommt aus London in die für sie faszinierende Stadt Berlin. Gemeinsam mit der jungen Hausfrau Annegret soll sie eine Gruppe junger Pfadfinderinnen im Grunewald leiten. Obwohl die beiden Frauen kaum unterschiedlicher sein könnten, entsteht eine tiefe Freundschaft, die nicht nur durch den Krieg auf eine harte Probe gestellt wird.

Dieser sehr emotional geschriebene Roman erweckt in einer Zeit, in der tatsächlich in Europa wieder ein Krieg ausgebrochen ist, eine fast beklemmende Stimmung.
Die Beschreibungen der beiden Frauen und die historischen Umstände sind sehr gut gelungen, die Schilderung von Aufenthalten im Luftschutzkeller waren allerdings aktuell für mich schwierig zu lesen.
Zum Glück liegt der Fokus der Handlung aber nicht auf Angst und Zerstörung, sondern auf der nie vergehenden Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Etwa wenn Annegret Kinder versteckt um sie vor der Deportation zu retten oder wenn Martha nach Kriegsende zurück nach Berlin reist um nach der verschollenen Freundin zu suchen und gleichzeitig auch, um zu helfen die Stadt wieder aufzubauen.
Beeindruckt hat mich die authentisch vermittelte Veränderung verschiedener Protagonist(inn)en im Wandel der dunklen Zeit. Und auch manch innere Zerrissenheit irgendwann. Es gab und gibt überall nicht ausschließlich gut und böse, schwarz und weiß.
Am Ende gab es, der Realität angepasst, nicht für alle ein Happy-End. Auch dies macht nachdenklich.
Eine sehr empfehlenswertes Buch über Freundschaft, Hoffnung und Verzeihung.

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