Profilbild von Recensio

Recensio

Lesejury Star
offline

Recensio ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Recensio über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.04.2022

Gelungener Krimi mit tollem Setting

Das Mädchen und der Totengräber (Die Totengräber-Serie 2)
0

Mumien, Pharaonen, das alte Ägypten und der ganze Totenkult drumherum üben auf mich ja eine unglaubliche Faszination aus. Findet ihr die Geheimnisse um die mächtigen Pyramiden, mit ihren versteckten Grabkammern ...

Mumien, Pharaonen, das alte Ägypten und der ganze Totenkult drumherum üben auf mich ja eine unglaubliche Faszination aus. Findet ihr die Geheimnisse um die mächtigen Pyramiden, mit ihren versteckten Grabkammern und Schätzen auch so spannend?

Pötzschs Auftakt der Totengräber-Reihe hatte mich im letzten Jahr absolut begeistert. Sehnlichst habe ich auf die Fortsetzung gewartet. Als dann die Ankündigung erschien und Leopold von Herzfeldts neuer Fall auch noch tief mit dem ägyptischen Totenkult verstrickt zu sein schien, hüpfte mein kleines Bücherherz vor Freude.

Nun ja, vielleicht habe ich meine Erwartungen einfach zu hoch geschraubt. Pötzsch erzählt eine wirklich gute Kriminalgeschichte. Die Story ist so konstruiert, dass man ihr auch sehr gut folgen kann, wenn man den ersten Teil der Serie nicht gelesen hat. Gleichzeitig verzichtet der Autor auf ausladende Rückblicke, sodass Lesern, die von Herzfeldt schon bei seinem ersten Fall durch das historische Wien begleitet haben, nicht langweilig wird.

Dennoch hatte der Krimi stellenweise so seine Längen, die mich einige Nerven gekostet haben. Zudem konnte mich die Auflösung des eigentlichen Falls nicht so richtig mitreißen. Zwar war das Finale für mich so nicht vorhersehbar, ich hatte mir da aber doch eine spektakulärere, vielleicht auch verschwörerrischere Enthüllung gewünscht. Für mich bot der Fall, den zunächst von Herzfeldts Kollege Loibl untersucht, sehr viel mehr Zündstoff und hätte das Potential gehabt, die mysteriöse Mumie zu übertrumpfen.

Nichts desto trotz konnte mich das Team rund um Leopold von Herzfeldt und das Wiener Sicherheitsbüro wieder mitreißen. Ich habe diese wilde Truppe, die aus nicht unterschiedlicheren Charakteren bestehen könnte, lieb gewonnen. Alle sind authentische Typen, und es macht Spaß, ihren Überlegungen, ihrer Arbeit und ihren ganz eigenen Leben zu folgen.

Fazit: „Das Mädchen und der Totengräber“ ist ein gelungener Krimi mit wunderbarem Setting und einem wirklich genialen Ermittlerteam. Leider konnte der zweite Band der Reihe für mich nicht mit dem grandiosen Auftakt mithalten. Trotzdem ist jeder, der historische Krimis mag, bei diesem Buch gut aufgehoben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.03.2022

Ist Selbstjustiz wirklich eine (gute) Lösung?

Artemis
2

Was denkt ihr über die Themen Selbstjustiz und Zivilcourage?

In welchen Situationen sollte man einschreiten? Wann hält man sich raus und wartet auf die Polizei? Darf jemand dem Rechtssystem trotzen, ...

Was denkt ihr über die Themen Selbstjustiz und Zivilcourage?

In welchen Situationen sollte man einschreiten? Wann hält man sich raus und wartet auf die Polizei? Darf jemand dem Rechtssystem trotzen, um selbst für Gerechtigkeit zu sorgen?

Dieses Buch ist voller TRIGGER, daher geht (spätestens) während des Lesens achtsam mit euch um. Man wird mit sexuellem Missbrauch, Spiegelstrafen und psychischen Erkrankungen konfrontiert - verbunden mit sozial- und gesellschaftskritischen Aspekten. Nehmt meine WARNUNG daher bitte ernst!

Die beiden Kommissare Rubina Hiller und Simon Peick haben mit ihrem neuen Fall alle Hände voll zu tun. Ein Mädchen wird auf dem Weg nach Hause brutal vergewaltigt. Dass damit etwas anderes Grausames zum Leben erwuckt wurde, wird relativ schnell klar, doch dann ist es bereits zu spät. Und als LeserIn steckt man sofort mittendrin - in den dunklen Abgründen der menschlichen Seele. Einfach so: ready, steady, PENG!

Ich war oft hin- und hergerissen zwischen Entsetzen, Wut, Zweifeln und Mitgefühl. Dass ein Missbrauchsopfer die Schuld bei sich sucht, ist leider häufig die emotionale Reaktion auf solch ein traumatisches Erlebnis. Das Opfer fühlt Hilflosigkeit und Scham, zieht sich völlig zurück. Manchmal neigt es zu selbstverletzendem Verhalten, um sich wieder "zu spüren" oder in irgendeiner Form mitzuteilen. Ziemlich harter Tobak.

Dann lernen wir Emi kennen.

Zitat Seite 151: In Emi war die latente Wut zum Kochen gekommen. Wut auf die Angreifer. Wut auf die Weggucker. Wut auf die Wut.

Und so nimmt sich Emi jeden Vergewaltiger einzeln vor, verstümmelt ihn, erniedrigt ihn und sorgt für Gerechtigkeit. Einerseits konnte ich Emis Gedankengänge nachvollziehen, andererseits hat es mich genau deswegen erschreckt. Die Passagen aus Emis (Täter)Sicht hielten die Spannung hoch und machten kleinere Defizite wieder wett (jemand liegt z.B. auf dem Rücken und wird dann nochmal auf den Rücken gedreht).

Ich weiß nicht genau, was ich vom Ende halten soll. Meine Vermutung wurde bestätigt, aber hinzu kamen noch Puzzleteile, die mich etwas überfordert haben. Die vielleicht insg. zu konstruiert wirken. Weniger ist manchmal mehr.

Weil die Themen in diesem Thriller sehr wichtig sind und mir die Umsetzung größtenteils gefiel, empfehle ich ARTEMIS gerne weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.12.2021

Cooler Horror-Mystery-Science-Mix!

Virus Omega 1: Die Vorherrschaft
0

Wenn Aliens unseren Planeten übernehmen würden, wärt ihr dann für die menschliche Rasse oder würdet ihr euch den Außerirdischen anschließen?

Diese Frage mussten sich die verschiedenen Figuren in diesem ...

Wenn Aliens unseren Planeten übernehmen würden, wärt ihr dann für die menschliche Rasse oder würdet ihr euch den Außerirdischen anschließen?

Diese Frage mussten sich die verschiedenen Figuren in diesem Buch stellen. Ist man auf der Seite der Menschen, stellt sich direkt die nächste Frage: Möchte man sich trotzdem neutral verhalten oder aktiv gegen die Aliens kämpfen? Gar nicht so leicht zu beantworten, oder? Versetzt euch in ein dystopisches Setting und stellt euch vor, dass eure Familie aufgrund der Invasion tot ist. Dass ihr fast auf euch allein gestellt seid und nur das bisschen Lebenswillen habt, weil ihr euch einer kleinen Gruppe von Gleichdenkenden angeschlossen habt. So geht es Andrew. Und er war mir als Protagonist sofort sympathisch - nicht zuletzt auch wegen all dem, was er durchmachen musste.

Andrew ist ein ehemaliger FBI-Agent, dem seine Fähigkeiten und Kenntnisse zugutekommen, wenn es darum geht, irgendwie zu überleben. Obwohl er mehr wie ein Einsiedler wirkt, der seine Ruhe haben will, hilft er den Anderen, so gut er kann. Ich konnte die Trauer über den Verlust seiner Liebsten gut nachempfinden und auch verstehen, warum er Gemälde von mittlerweile leerstehenden Häusern sammelt, auf denen glückliche Familien zu sehen sind. Hat mich echt tief berührt.

Im weiteren Verlauf der Geschichte lernen wir weitere Charaktere kennen. Menschen aus Andrews Umfeld, aber auch die von der Gegenseite. Da dies Teil 1 einer Reihe ist, war für mich vorher schon klar, dass hier nicht sofort auf jeden einzelnen Charakter eingegangen wird. Ich gehe aber davon aus, dass das bei den nächsten Teilen so sein wird. Jetzt konnte ich mir jedenfalls schon mal einen guten Überblick darüber verschaffen, mit wem ich es so zu tun habe. Und eins kann ich euch sagen: Den Aliens in diesem Buch möchte man garantiert nicht begegnen! Da ist der Name Programm. Ihr wollte Beispiele? Okay! Beim Alien vom Typ "Schwindel" wird einem übel und man muss sich übergeben, wenn man es sieht. Beim "Widerling" bekommt Angstzustände und Ekelgefühle. Und "Migräne", naja, ihr könnt es euch denken.

Ich bin sehr gespannt, wie es mit Andrew weitergeht, denn Teil 1 endet damit, dass er jemandem begegnet, der seine Zukunft vermutlich ordentlich durcheinanderbringen wird.

Die Zeichnungen sind wie typisch für einen Comic. Nichts Besonderes; ich würde sie eher als solide bezeichnen. Mir haben sie aber gefallen und sie passen gut zum Plot.

Persönliches Fazit: Cooler Einstieg in die Virus Omega-Reihe, die neugierig macht auf die Abenteuer, die den Protagonisten noch bevorstehen. Ich bleibe auf jeden Fall am Ball! Empfehlenswert für alle, die gerne Comics aus den Genres Horror, Mystery und Science-Fiction lesen.

Kleiner Tipp: Lest am besten nicht die Beschreibungen der anderen Teile, wenn ihr den ersten hier noch nicht gelesen habt, da diese spoilern.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.11.2021

Zeitzeugnis, das zum Nachdenken anregt

Rapport W
0

Auschwitz ist wohl jedem geläufig. Dazu gehörten die Konzentrationslager Auschwitz (Stammlager) und Monowitz, das Vernichtungslager Birkenau sowie circa 50 weitere Außenlager. Das Ganze wurde von 1940 ...

Auschwitz ist wohl jedem geläufig. Dazu gehörten die Konzentrationslager Auschwitz (Stammlager) und Monowitz, das Vernichtungslager Birkenau sowie circa 50 weitere Außenlager. Das Ganze wurde von 1940 bis 1945 von der SS betrieben. Per Bahn wurden Gefangene dorthin transportiert, darunter etwa 90% Juden. Und hier beginnt die Story von Rapport W.

W. Witold Pilecki. Ein Offizier der Zweiten Polnischen Republik, Gründer der Widerstandsbewegung Geheime Polnische Armee, Mitglied der Heimatarmee - und der Mann, der freiwillig nach Auschwitz ging. Zugegebenermaßen dachte ich beim Buchtitel zuerst daran, es würde sich bei Pilecki um eine fiktive Figur handeln. Leider habe ich mich nie gründlich mit dem Holocaust und verwandten Themen befasst (und auch die Buchbeschreibung offenbar nicht richtig wahrgenommen), sodass mir erst beim Lesen bewusst wurde, dass es ihn wirklich gab. Diesen polnischen Helden. Womöglich war die Bildungslücke auch Schuld daran, dass ich mit dem Buch so meine Probleme hatte. Mancher Hinweis brachte mich zum Grübeln, einiges musste ich querlesen und wiederum anderes googeln. Vorteil: Ich habe mich (endlich) mit der Thematik auseinandergesetzt. Und war am Ende ziemlich betroffen.

Zitat Seite 134: "Es gab ein Schlachthaus. Es befand sich neben dem Krematorium, von dem die Asche stammte, die zum Düngen der Erde diente."

Die erdrückenden Empfindungen wurden durch die trostlos und kalt wirkenden Illustrationen in Blau- und Rottönen verstärkt. Manchmal standen nur wenige Worte dabei, manchmal keine. So ließ ich die Szenen auf mich wirken und mich von ihnen ergreifen. Das Artwork ist nicht sehr detailliert und anspruchsvoll, sondern zeigt Menschen und Gegenstände eher oberflächlich. Trotzdem bleiben sie nicht distanziert, sondern wecken das Interesse. Man möchte verstehen, wen oder was man da sieht. Ist erschrocken darüber, wie schnell aus einer vermeintlich normalen Situation etwas Furchtbares entstehen kann. Ich vermute, dass Gaétan Nocq genau diese Schrecken, das Trostlose, Unwirkliche, Abscheuliche in den Zeichnungen festhalten wollte.

Zitat Seite 194: "Sie wurden zum Block 3 gebracht. Dort wurde ihnen mitgeteilt, dass sie im Laufe des Tages erschossen werden würden."

Fazit: Ein Zeitzeugnis als Graphic Novel, wichtig und ergreifend, mit Illustrationen, die sowohl zum Nachdenken anregen als auch eine gewisse Leere in einem hinterlassen. Dieses Buch vergisst man garantiert nicht so schnell.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.11.2021

Potenzial leider nicht ausgeschöpft

Teufelsnetz
0

Bei dem Buch Teufelsnetz handelt es sich um Band 2 einer in sich abgeschlossenen Reihe. Da ich Teil 1 bereits verschlungen hatte, freute ich mich darauf, die vielen bereits bekannten Charaktere erneut ...

Bei dem Buch Teufelsnetz handelt es sich um Band 2 einer in sich abgeschlossenen Reihe. Da ich Teil 1 bereits verschlungen hatte, freute ich mich darauf, die vielen bereits bekannten Charaktere erneut begleiten zu dürfen. Teil 1 konnte mich damals durch Authentizität und Einfallsreichtum überzeugen. Es blieb spannend bis zur letzten Seite und es war wirklich eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Doch der zweite Band hat leider stark nachgelassen.

Viele der Charaktere sind nicht mehr das, was sie einmal waren. Natürlich wurden sie durch Erlebnisse im ersten Teil gekennzeichnet und in Mitleidenschaft gezogen, dennoch fehlte mir die gewisse Bindung zu den Protagonisten. Wer sich nun nicht spoilern lassen möchte, der sollte diese Rezension nicht weiterlesen.

Die Hauptperson ist wieder die finnische Ermittlerin Jessica Niemi. Sie ist immer noch in Trauer über den Tod zweier Kollegen. Darunter auch ihr Boss Erne Mickson. Sie bekommt eine neue Vorgesetzte, die ganz anders arbeitet und Jessicas Art und Weise nicht versteht. Das ruft Komplikationen hervor. Auch ich konnte die Chefin Hellu nicht leiden, sie war mir irgendwie gänzlich unsympathisch, und das hat sich auch im Laufe des Bandes nicht geändert. Aber auch die anderen Charaktere waren nicht greifbar. Nina, Jusuf, aber auch Rasmus erschienen mir irgendwie träge und nicht auf der Höhe. Sie entwickelten sich nicht weiter und das fand ich persönlich sehr schade. Denn eigentlich erwarte ich, dass Charaktere sich in einer fortlaufenden Geschichte von Fall zu Fall verändern und weiterentwickeln und sich nicht rückentwickeln.

Auch die Story selbst konnte mich nicht überzeugen. Waren wir in Band 1 noch einem mysteriösen Hexenjägerkult auf der Spur, so waren es hier eher doch belanglose Morde. Natürlich ist kein Mord belanglos, doch der Fall an sich konnte dem ersten nicht das Wasser reichen. Die Geschichte zog sich besonders am Anfang und nahm nie so richtig an Fahrt auf. Mir fehlten immer diese gewisse Spannung, das Mitfiebern und auch das Besondere am Plot. Für mich wurde das Thema eines Menschenhändlerrings bereits zu oft thematisiert. Der Autor versuchte zwar mit den Manga-Mädchen etwas Eigenes zu kreieren, doch leider hatte dies nicht den gewünschten Effekt.

Persönliches Fazit: Ich war von dem zweiten Band der Reihe doch arg enttäuscht, da ich mir nach dem starken Start etwas anderes erhofft und ersehnt hatte. Ich weiß daher nicht, ob ich persönlich noch einen weiteren Teil lesen würde. Ich empfehle Band 1 der Reihe zu 100%, doch von dem zweiten Teil darf der Krimi-/Thriller-Fan nicht zu viel erwarten. Sehr schade, da der Autor wirklich einen sehr angenehmen Schreibstil hat, den er auch hier wieder zur Schau stellen konnte. Ich kann mich somit den sonstigen positiven Meinungen nicht anschließen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere