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Veröffentlicht am 15.09.2016

Tide, Tat und Tod

Tide, Tat und Tod
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Franz Xaver Stegmayer, seines Zeichens (un-)erfolgreicher Krimiautor, wird von seinem Verleger aus dem gemütlichen Bayern ins fremde Dithmarschen verfrachtet. Dort soll er unter den Nordlichtern Recherche ...

Franz Xaver Stegmayer, seines Zeichens (un-)erfolgreicher Krimiautor, wird von seinem Verleger aus dem gemütlichen Bayern ins fremde Dithmarschen verfrachtet. Dort soll er unter den Nordlichtern Recherche betreiben um später einen Regionalkrimi schreiben zu können. Davon hält Stegmayer nun nicht so wirklich viel und schreibt seinem Verleger einen wahrhaft stegmayerischen Brief von epischer Länge.

Dieses kleine, feine Buch hat meine Lachmuskeln wirklich strapaziert. Obwohl es zu fast 90% nur aus Stegmayers Brief besteht, wird es nie einseitig oder langweilig. Dies liegt einerseits an Stegmayers Art. Etwas grummelig, natürlich von seinem schriftstellerischen Talent überzeugt und natürlich unendlich genervt von den unhöflichen Nordlichtern („ Der gemeine Friese kriegt doch sein Maul nur zum Schnaufen auf“) zieht er durchs beschauliche Dithmarschen auf der Suche nach DER Story. Stegmayer ist dem Autor ausgezeichnet gelungen, man sieht ihn förmlich vor sich wie er mit seinen Wochentagssocken durchs Watt patscht und dabei über die mangelnde Anerkennung seines grandiosen schriftstellerischen Werkes schimpft. „Tide, Tat und Tod“ lebt also einerseits von seiner tollen Hauptfigur. Auf der anderen Seite hat sich Bernd Mannhardt etwas sehr Gewitztes einfallen lassen. Stegmayers Brief wird durch Fußnoten ergänzt. Hier meldet sich z.B. der Verleger oder auch das Lektorat zu Wort. Da Stegmayer auch ordentlich bayrisch spricht, brauchts in manchen Situationen auch einen Übersetzer. Aber auch Figuren, über die Stegmayer in seinem Brief spricht, kommen zu Wort; denn wenn Stegmayer eines kann, dann ist es die Wahrheit - naja, nennen wir es – den eigenen Bedürfnissen anpassen. Sei es also die Lokalreporterin, in deren Interview er sich verhalten hat wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen. Oder die Besitzerin eines kleinen Souvenirlädchens, wo Stegmayer dann wirklich wie der Elefant alles niedergewalzt hat. Sie kommen alle zu Wort und dürfen mal ordentlich Dampf ablassen und die Situation richtig stellen. All diesen Kommentaren und Fußnoten ist ein beißender Spott, eine ordentliche Portion Ironie und Sarkasmus zu eigen. Kabbeleien zwischen Verleger und Lektor etwa sorgen für weitere Lachkrämpfe beim Leser.

Fazit: eine hervorragend gelungene Persiflage. Einziger Kritikpunkt meinerseits: zu kurz ; )

Veröffentlicht am 15.09.2016

Klassiker für Jung und Alt

Der Kleine Prinz
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„Bitte… zeichne mir ein Schaf!“

Das sind die ersten Worte, die der namenlose Erzähler vom kleinen Prinzen hört. Nach einer Bruchlandung kämpft der Erzähler in der Wüste gegen die Zeit, denn er muss sein ...

„Bitte… zeichne mir ein Schaf!“

Das sind die ersten Worte, die der namenlose Erzähler vom kleinen Prinzen hört. Nach einer Bruchlandung kämpft der Erzähler in der Wüste gegen die Zeit, denn er muss sein Flugzeug wieder flott machen, bevor die Wasservorräte ausgehen. Aus der Zeit gefallen scheint der kleine Prinz. Auch er ist auf der Erde gestrandet, nach seiner wahrhaft fantastischen Reise durch den Weltraum.

Dieses Buch ist wohl inzwischen ein wahrhafter Klassiker, den jeder mal gelesen haben sollte. Auch wenn bestimmte Sätze heutzutage schon fast totzitiert werden (man denke an den berühmten Satz des Fuchses), finde ich es doch immer wieder schön in diese märchenhafte Erzählung einzutauchen. Vom Stil her ist das Buch für Alt und Jung geeignet, die wunderbaren, farbenfrohen Zeichnungen machen mindestens genauso viel Freude wie die herzerwärmende Geschichte. Ein Buch über Sehnsucht und Freundschaft, Einsamkeit und Hoffnung. Zeitlos schön.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ifemelu

Americanah
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Ifemelu ist vor vielen Jahren zum Studieren aus ihrer Heimat Nigeria in die USA gekommen. Sie hat ihre Familie und ihren Partner Obinze hinter sich gelassen, sich in Philadelphia ein erfolgreiches Berufsleben ...

Ifemelu ist vor vielen Jahren zum Studieren aus ihrer Heimat Nigeria in die USA gekommen. Sie hat ihre Familie und ihren Partner Obinze hinter sich gelassen, sich in Philadelphia ein erfolgreiches Berufsleben aufgebaut, Freunde gefunden. Jetzt möchte sie in ihre Heimat zurückkehren und nutzt diesen Anlass um ihr Leben Revue passieren zu lassen.

Dieser Roman hat mich wirklich gefesselt. Ja, es geht um die Liebe zweier Menschen, aber das bedeutet nicht automatisch, dass es sich hierbei um eine kitschige Lovestory handelt. Ifemelus Leben ist sehr spannend, gerade weil es so normal ist. An ihrem Beispiel verdeutlicht die Autorin was es bedeutet alleine in ein fremdes Land zu kommen, ein Land, in dem die Hautfarbe auf einmal wichtig ist. Ein Land, in dem der positive Rassismus die seltsamsten Blüten treibt und gleichzeitig zum unüberwindlichen Hindernis wird. Ein Land, in dem die eigene Identität plötzlich auf dem Prüfstand steht. Ifemelu ruft einen Blog ins Leben, schreibt sich die alltäglichen Betrachtungen von der Seele; ihre Einträge haben mich oft zum Nachdenken gebracht, denn sie bringt viele Dinge ungeschönt auf den Punkt. Ich mochte sie quasi von der ersten Seite an, man kann sich sehr gut in sie hineinversetzen und ihre Probleme nachfühlen. Die Geschichte ist toll erzählt, sehr flüssig geschrieben, sprachlich sehr ansprechend. Chimamanda Ngozi Adichie spricht in ihrem Roman viele heikle Themen an, trotzdem ist Americanah kein belehrendes Buch, sondern ein kluger und eindringlicher Roman, der mir viel Freude bereitet hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Von Ameisen und Menschen

Nachruf auf den Mond
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„Ich bin neunzehn Jahre alt, und das Einzige, worüber ich in meinem Leben frei bestimmen kann, ist diese Geschichte und wie ich sie erzähle. Allein schon deswegen will ich es nicht vermasseln. Es wäre ...

„Ich bin neunzehn Jahre alt, und das Einzige, worüber ich in meinem Leben frei bestimmen kann, ist diese Geschichte und wie ich sie erzähle. Allein schon deswegen will ich es nicht vermasseln. Es wäre nett von Ihnen, wenigstens zu versuchen, mir zu vertrauen.“ (S. 95)
Matthew Homes hat mit nur 9 Jahren seinen älteren Bruder Simon verloren. Als wäre diese Tragödie nicht schon groß genug, wird bald klar, dass Matt noch anderweitige psychische Probleme hat. Jahre später wird er endlich in einer psychiatrischen Klinik behandelt und beginnt dort Simons und v.a. seine Lebensgeschichte zu erzählen.
Nathan Filer hat ein zu Recht hochgelobtes Buch geschrieben, auch mich hat er völlig überzeugt. Nachruf auf den Mond ist kein einfaches Buch, denn Matthew erzählt seine Geschichte nicht chronologisch und nachvollziehbar, sondern in Bruchstücken und scheinbar zusammenhangslosen Gedanken, die zudem durch Zeitsprünge unterbrochen werden. Diese wirre Erzählweise macht es aber gerade umso authentischer, ist Matts Schizophrenie doch inzwischen manifest. Er erzählt manchmal regelrecht flappsig, schildert tragische Ereignisse in so leichtem Ton, dass der Leser erst recht betroffen ist. Durch die direkte Ansprache fühlt man sich ihm noch näher. Die Geschichte lebt neben ihrer dramatischen Entwicklung auch von ihren starken Charakteren, die allesamt hervorragend gelungen sind. Natürlich Matt, der mit einer Trauer und vermeintlichen Schuld durchs Leben geht, die jeden noch so gesunden Menschen zerrüttet hätten. Der Simons Begeisterung für Ameisen für sich übernimmt, seinen Bruder im Wind, Wasser, ja sogar im verschütteten Salz entdeckt; und der seine Medikamente vielleicht auch deswegen verweigert, weil so sein Bruder endgültig zu verschwinden droht. Seine Mutter, die nach dem Tod ihres Kindes das andere völlig vereinnahmt, es vor der großen bösen Welt beschützen will und quasi täglich zum Arzt bringt, sollte sich doch mal ein Bakterium in seine Nähe verirrt haben. Der Vater, der seine Trauer ins letzte Kämmerlein verbannt. Die Großmutter, die ihrem Enkel ziemlich hilflos zur Seite steht und hofft, dass mit einer guten Mahlzeit schon alles ins Reine zu bringen ist. Sie alle haben Tiefgang, sind sehr plastisch und realistisch.
Erwähnen möchte ich auch die tolle optische Aufarbeitung, verschiedene Schriftarten, Briefe, Zeichnungen u.ä. vergrößern den Lesegenuss zusätzlich.
Fazit: Es ist eine tragische Geschichte, aber auch eine wundervolle, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Familie

Was ich euch nicht erzählte
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„Lydia ist tot. Aber das wissen sie noch nicht… Lydia – der unfreiwillige Mittelpunkt ihrer Familie – hielt jeden Tag die Welt zusammen.“

Celeste Ng erzählt zart und feinsinnig aus den Tagen um Lydias ...

„Lydia ist tot. Aber das wissen sie noch nicht… Lydia – der unfreiwillige Mittelpunkt ihrer Familie – hielt jeden Tag die Welt zusammen.“

Celeste Ng erzählt zart und feinsinnig aus den Tagen um Lydias Tod. In beachtenswerter Art und Weise rollt sie das Geschehen auf, gewährt dem Leser tiefe Einblicke in die Köpfe der Lees. Die Tragödie hinterlässt tiefe Risse im zerbrechlichen Familienleben, denn mit der Tochter sind auch langgehegte Träume begraben worden. Die Zukunftspläne der Mutter, der soziale Erfolg, die endgültig gelungene Integration des Vaters, der unter seiner chinesischen Abstammung leidet. Auf Lydias Schultern lastete hoher Druck, das wird dem Leser schnell klar. Zu viel Ungesagtes, zu hohe gesellschaftliche Erwartungen. Und so kann man den Strudel der Ereignisse nachvollziehen, jedoch nicht aufhalten. Die Autorin hat einen wunderbaren Weg gefunden verschiedene Perspektiven und Zeitachsen zu einem großen Ganzen zu verweben, das mich einfach mitgerissen hat. Ihre Geschichte ist bedrückend, traurig, hilflos und trotzdem wunderschön.

Fazit: toll geschriebener, sehr berührender Roman ohne Kitsch.