eher altbackend als modern
Liebes ArschlochMeinung
Der Roman erzählt keine klassische Geschichte, sondern ist als Schriftwechsel per E-Mail verfasst. Zwischendurch kommt allerdings auch Zoe, eine junge, radikal feministische Frau, zu Wort, die ...
Meinung
Der Roman erzählt keine klassische Geschichte, sondern ist als Schriftwechsel per E-Mail verfasst. Zwischendurch kommt allerdings auch Zoe, eine junge, radikal feministische Frau, zu Wort, die Vorwürfe gegenüber Oscar erhebt.
Es beginnt ziemlich intensiv, die Figuren werfen sich einiges an den Kopf, doch dann bekommen ihre E-Mails eine gewisse Routine. Nach dem wirklich guten Beginn, folgen Passagen, die sich ziehen wie Kaugummi, in den nichts relevantes geschieht. Es ist eine Art Dialog zweier Menschen, die allem Anschein nach mit dem Wandel des Zeitgeistes überfordert sind, deren vorrangigsten Themen sie selbst und Drogen sind. Dieses dauerhafte Gerede über Drogen ging mir irgendwann echt auf die Nerven. Natürlich spielen die Drogen vor allem bei Oscars Verhalten eine große Rolle, denn je länger er clean ist, desto klarer sieht er die Dinge, die falsch gelaufen sind. Trotzdem nimmt es meiner Ansicht nach zu viel Raum ein.
Ebenso seltsam ist die metoo Geschichte von Zoe, eine Figur, bei der mir die Einordnung schwer fällt. Oscars Verhalten ihr gegenüber war nicht in Ordnung, aber dennoch wirkt ihre Geschichte im Vergleich zu den anderen Dingen, die durch #metoo ans Licht gekommen sind, sehr abgeschwächt. Aus meiner Sicht wird dieses Thema im Roman überaus vorsichtig behandelt. Im Gesamtkontext wirkt es auf mich, als ob diese Bewegung zwar okay ist, aber nun ist auch langsam genug. Mir fehlt die Ernsthaftigkeit bei dieser Thematik.
In erster Linie suhlen sich die zwei Figuren in Selbstmitleid. Zwischendurch kommt dann wieder eine fesselnde Passage, die wirklich auf den Punkt ist. Davon hätte es gerne mehr geben können. Alles in allem ist der Roman nicht das Highlight, das ich erwartet hatte. Das Kommunikationsmittel E-Mail ist ebenso wie die Charaktere aus dem letzten Jahrtausend und das merkt man leider auch bei ihren Ansichten sowie in ihrem Handeln.
Fazit
Gut geschrieben, leider konnte mich der Roman mit seinem Anspruch auf „modern und streitbar“ nicht überzeugen.