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Veröffentlicht am 22.03.2022

Wundervoll

Die hundert Jahre von Lenni und Margot
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Lenni liegt im Krankenhaus, sie weiß das sie es lebend nicht mehr verlassen wird. Langeweile, Schmerzen, Menschen die nichts mit ihr gemeinsam haben von allem gibt es für sie mehr als genug. Dann trifft ...

Lenni liegt im Krankenhaus, sie weiß das sie es lebend nicht mehr verlassen wird. Langeweile, Schmerzen, Menschen die nichts mit ihr gemeinsam haben von allem gibt es für sie mehr als genug. Dann trifft sie Margot, zusammen sind die beiden 100 Jahre alt. Ein besonderer Zufall, der die beiden zu Freundinnen werden lässt. In einem Malkurs des Krankenhauses fertigen die beiden für jedes Lebensjahr ein Bild an. Zu jedem Bild erzählt Margot eine Geschichte aus ihrem Leben.
Es ist ein sehr besonderes Buch. Erstmal nimmt das Schicksal von Lenni den Leser sehr mit. Sie hat Krebs im Endstadium. Die Angst vor dem Tod und die Frage Warum sind bisher die wichtigsten Dinge in ihrem Leben gewesen. Trotz allem ist sie ein sehr intelligentes, kämpferisches junges Mädchen. Sie bereichert das Leben aller die sie kennenlernen.
Dann ist da Margot, eine alte tapfere kleine Dame mit einem Herzproblem, ihre Geschichten erzählen ein Leben mit Höhen und Tiefen. Sie erzählen von Mut, Liebe und Verzweiflung.
Es ist die Sprache der Autorin, die das Buch besonders macht. Ihr Schreibstil ist nicht melodramatisch sondern in vielen Bereichen überlässt sie es der Phantasie des Lesers sich die Einzelheiten auszumalen. Dann wieder werden wunderschöne Momente oder Erlebnisse beschrieben, so das man beim Lesen das Gefühl vermittelt bekommt, als wäre man an der Seite von Margot oder von Lenni. Auch die Nebenfiguren sind sehr verständnisvoll beschrieben. Ein Pastor kurz vor dem Ruhestand, eine überforderte Krankenschwester, Eltern, Ehemänner und Freundinnen. Alle miteinander haben mich zeitweise zu Tränen gerührt, dann wieder musste ich schmunzeln. Besonders gut fand ich das das Buch sich gesteigert hat. Am Anfang war es angenehm und leicht zu lesen, mit jeder Seite wurden die Empfindungen intensiver. Der Tod ist trotz allem nicht das Ende, denn es bleiben wundervolle Erinnerungen zurück. Dadurch leben wir in den anderen weiter.

Veröffentlicht am 19.03.2022

Die Akte John

Ein Präsident verschwindet
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Ist der Verfassungsschutz Präsident entführt worden oder ist er freiwillig in den sowjetischen Sektor gegangen. 1954 verschwindet Dr. John und taucht nach Tagen bei einer Pressekonferenz in Ostberlin ...

Ist der Verfassungsschutz Präsident entführt worden oder ist er freiwillig in den sowjetischen Sektor gegangen. 1954 verschwindet Dr. John und taucht nach Tagen bei einer Pressekonferenz in Ostberlin wieder auf. Er gibt Interviews und hadert mit der Politik von Konrad Adenauer. Er war vorher in Begleitung von Eva Herden gesehen worden. Etwas was sich Robert Gerber trotz ihrer politischen Überzeugungen nicht erklären kann. Es ist der zweite Fall von Robert Gerber und Eva Herden. Adenauer fordert von Gerber sich um diesen Fall zu kümmern, denn als ehemaliger amerikanischer Agent und jetziger Kommissar beim Sicherheitsdienst genießt er das Vertrauen des Bundeskanzlers. Mit dieser Aufgabe gerät er zwischen alle Fronten.
Es ist ein realer Fall, der internationales Aufsehen erregt hat, der diesem Buch zugrunde liegt. Anscheinend ist die ganze Wahrheit nie ans Licht gekommen. Ich glaube jeder muss für sich entscheiden was er für die richtige Wahrheit hält. Ich bin der Meinung egal welche der Möglichkeiten es ist, der Mann war ungeheuer naiv.
Äußerst spannend erzählt der Autor die tatsächlichen Geschehnisse und schreibt seine Fiktion darum herum. Diese Mischung ist gelungen, genauso könnte es gewesen sein. Denn es ist unvorstellbar das die BRD nicht alles versucht hat den Mann wieder zurück zu bekommen. Genauso wie der Gedanke das die Sowjets ihn erst ausgequetscht haben wie eine Zitrone und dann war er uninteressant, für mich absolut logisch klingt. Das steht so in den Geschichtsbüchern. Die Charaktere Robert, Eva und andere haben Ecken und Kanten. Nichts ist einfach. Das politische Geschehen ist sehr kompliziert, es gibt zu viele Nazis in Adenauers Umfeld. Ein Satz in diesem Buch lautet: "Wenn es kein sauberes Wasser gibt, kippt man das schmutzige weg?". Der Kampf der Amerikaner gegen den Kommunismus wird auch auf deutschen Boden geführt. Mit den Deutschen als Kanonenfutter. Das wird sehr deutlich erklärt und beschrieben.
Es ist ein politischer, historischer Thriller. Er hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Hoffentlich folgen weitere Bücher mit diesem Paar aus dieser Zeit.

Veröffentlicht am 10.03.2022

Ein Schweineleben

Ein Buch für Hansi
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Es geht um Hansi einen Zuchteber, gezüchtet sehr viel Fleisch anzusetzen und diese Gene dann an seine Nachkommen weiter zu geben. Nach fünf Jahren sollte er geschlachtet werden obwohl ein Hausschwein zwölf ...

Es geht um Hansi einen Zuchteber, gezüchtet sehr viel Fleisch anzusetzen und diese Gene dann an seine Nachkommen weiter zu geben. Nach fünf Jahren sollte er geschlachtet werden obwohl ein Hausschwein zwölf Jahre alt werden kann.
In diesem sehr natürlich gestalteten Kinderbuch wird ein gutes Schweine Leben erzählt. Bewegungsfreiheit, einen großen Stall, Auslauf nach draußen, Schlamm, Wasser und verschiedenes Futter. Hansi ist auf Grund seiner Zucht schwer beeinträchtigt, dieses ist auf den Bildern da im Vergleich dazu kleine Ferkel gezeichnet sind, gut zu erkennen. Kinder lernen und wir Erwachsene gleich mit, worum es beim Thema Tierwohl geht und warum wir besser und weniger Fleisch aus artgerechter Haltung essen sollten. Es wird einfach am Beispiel von Hansi erzählt wie es in einem konventionellen Stall aussieht und warum sich ein Tier dort nicht wohlfühlen kann.
Die Bilder sind nahe an der Natur gezeichnet und gleichzeitig wirken sie fröhlich. Der Text ist kindgerecht obwohl er sehr viele Informationen enthält.
Es ist auch die Geschichte eines Gnaden- und Begegnungshofs, auf dem Tiere artgerecht den Rest ihres Lebens verbringen können. Gleichzeitig können dort Kinder und Erwachsene auch mit Beeinträchtigungen Tiere in ihrer natürlichen Umgebung sehen und mit ihnen umgehen.

Veröffentlicht am 08.03.2022

Familie

Flüchtiges Glück
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Milla ist sehr behütet aufgewachsen, Mutter, zwei Ziehväter, Großeltern alle lieben sie über alles und haben Unheil von ihr fern gehalten. Nun ist sie mit Navid zusammen, er stammt aus Afghanistan und ...

Milla ist sehr behütet aufgewachsen, Mutter, zwei Ziehväter, Großeltern alle lieben sie über alles und haben Unheil von ihr fern gehalten. Nun ist sie mit Navid zusammen, er stammt aus Afghanistan und ist ein Kriegsflüchtling, zusammen erwarten sie ein Kind. Wer Millas Vater ist hat ihre Mutter immer verschwiegen. Nun fragt Navid immer wieder nach, er findet es wichtig das alle Komponenten der Vergangenheit offen liegen. Denn nach seiner Erfahrung kann es nur böse ausgehen wenn es Geheimnisse innerhalb der Familie gibt. Millas Familie stammt ursprünglich aus der DDR gab es dort Ereignisse die die Gegenwart belasten, gibt es deshalb keinen leiblichen Vater?
Milla und Navid sind ein sehr junges liebenswertes Paar, wie sie mit einander umgehen; sorgsam, fürsorglich und sehr liebevoll, ist großartig aber anspruchslos. Die anderen Figuren sind dagegen vielschichtiger. Franz, Agnes, Jola, Renate, Raik usw.. Sie tragen als Ältere mit mehr Lebenserfahrung viel mehr Altlasten mit sich herum.
Dazu kommen die Themen Umweltschutz und natürlich das Leben in der DDR.
Das Buch erzählt wechselweise von dem Leben im heutigen Berlin und von den Jahren in Wolfen DDR. Die Autorin erzählt sehr emotional wie die Menschen miteinander lebten, was ihnen wichtig war und warum viele sagen es war nicht alles schlecht. Grundsätzlich muss jeder akzeptieren, dass für die Menschen, egal in welchem Teil sie gelebt haben es gute und schlechte Erfahrungen gab.
Die Geschichte ist nicht schwarz weiß, es gibt unendlich viele Grauabstufungen, das macht das Buch ungeheuer spannend.
Es zwingt uns Leser:innen sich mit unseren eigenen Gedanken und Vorurteilen auseinander zusetzen. Wir verurteilen bestimmtes Handeln, aber hätten wir es in der Situation anders gemacht?
Das habe ich an der Figur von Agnes bemerkt. Am Anfang fand ich sie kalt und absolut passend in ihrer Rolle. Doch je mehr ich über sie gelesen hatte, desto sympathischer wurde sie mir, ich bekam Verständnis für sie und konnte sie am Ende vollständig akzeptieren.
Der Themenmix war gelungen, es wurde ein weiter Handlungsbogen gespannt bis zu einem logischen versöhnlichen Ende.

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Veröffentlicht am 06.03.2022

Happy End

Für immer und noch ein bisschen länger
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Anna ist am Boden zerstört, vor sieben Jahren starb ihr Verlobter bei einem Verkehrsunfall und nun soll sie die geliebte Wohnung in der sie beide glücklich waren, verlassen. Einzig das sie auch ...

Anna ist am Boden zerstört, vor sieben Jahren starb ihr Verlobter bei einem Verkehrsunfall und nun soll sie die geliebte Wohnung in der sie beide glücklich waren, verlassen. Einzig das sie auch jetzt noch mit ihm reden kann hilft ihr durch das Leben. Auf der Suche nach einer neuen Wohnung lernt sie Gunilla kennen. Die alte Damen lebt mit ihrem Sohn und zwei anderen älteren Herrschaften in einer Wohngemeinschaft und hat ein Zimmer frei. Diese Menschen und Anna haben etwas gemeinsam, sie haben sich von der Welt zurück gezogen. Sie gehen alle äußerst rücksichtsvoll und diskret miteinander um. Anna will ihnen helfen aber dafür muss sie ihre Trauer loslassen.
Zu Beginn ist es ungeheuer traurig, nur langsam kommen glücklichere Augenblicke hinzu.
Das Buch ist sehr emotional geschrieben, es nimmt uns Leser:innen auf eine intensive gefühlvolle Art und Weise in diese Wohnung mit. Beim Lesen kann man sich diese wunderschönen Räume und diese netten Menschen vorstellen. Jede Figur hat eine spannende Geschichte die wir nach und nach kennen lernen. Egal ob es Anna, Kurt-Georg, Rose, Michel oder Gunilla ist, jede Persönlichkeit ist interessant und liebenswert gestaltet. Aber auch die Personen außerhalb dieser Wohngemeinschaft sind besonders. Ob sie nur einen Gastauftritt in Form von Erzählungen, als Besuch oder als Nachbarn erwähnt werden sie runden die Geschichte ab.
Für mich war das Buch wie der Film "Love Story", zum Weinen schön ohne das ich mir albern vorkam.