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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.03.2022

Es liest sich wie rosa Zuckerwatte, wie eine lila Wolke, wie türkise Einhörner.

Als wir Tanzen lernten
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Ein Buch über Standardtänze, was soll man damit anfangen? Aber auf einmal kann Evie das Schicksal von Liebespaaren sehen - nicht unbedingt zu ihrer Freude. Nachdem die Ehe ihrer Eltern scheitert und Evie ...

Ein Buch über Standardtänze, was soll man damit anfangen? Aber auf einmal kann Evie das Schicksal von Liebespaaren sehen - nicht unbedingt zu ihrer Freude. Nachdem die Ehe ihrer Eltern scheitert und Evie sich in einer zerbrochenen Familie wiederfindet, hat sie den Glauben an die Liebe sowieso schon verloren - da ist das unfreiwillige Zusehen beim Ende von Beziehungen, egal ob Liebe oder Freundschaft, in ihrer Umgebung nicht unbedingt ein Augenschmaus.
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Das Buch führt Evie zu einem Tanzstudio. Dort stolpert sie in einen Tanzkurs und lernt X kennen. Die Dinge nehmen ihren Lauf. Denn kann man sich der Liebe verschließen, wenn sie einem vor die Füße fällt?
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Ich muss gestehen, anfangs kam mir das Buch recht plump vor. Alles ging recht zack zack, der Handlungsverlauf verlief so simpel. Eh klar, dass man nach einer Tanzstunde gleich bei einem Wettbewerb mitmacht.
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Aber nach dem holprigen Start bin ich mit diesem Herzensbuch ganz schnell warm geworden. Die Story verwebt mehrere Geschichten ganz subtil miteinander und bringt so viele verschiedene Facetten von Liebe und Beziehungen aufs Papier. Leicht und locker zu lesen, geht aber doch ins Herz hinein.
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Besonders hat mich natürlich Evies und X’ Geschichte berührt. Evie, die einfach lange braucht, um der Liebe wieder über den Weg zu trauen. Auch der Handlungsstrang zwischen Evie und ihrem Vater fand ich sehr ansprechend - Liebe hat eben viele Gesichter.
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Das Buch hat mich wehmütig hinterlassen. Und auch nachdenklich. Welchen Wert geben wir denn der Liebe? Welchen hat sie für uns? Was sind wir bereit zu geben? Obwohl das Buch in feinster Weise philosophisch ist, schafft es doch auch die Brücke von der Lovestory zum Denkanstoß.
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Fazit: Eine Geschichte über die Liebe - aber nicht direkt die Liebe zwischen zwei Personen, sondern wie man der Liebe gegenübersteht.

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Veröffentlicht am 17.03.2022

Psychothriller der Sonderklasse

Das Licht am Ende
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Wow, was für ein Buch. Psychothriller deluxe und nichts für zarte Gemüter. Ein intensives Leseerlebnis, das unter die Haut geht und dort bleibt, wie ein Tattoo.
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Auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit ...

Wow, was für ein Buch. Psychothriller deluxe und nichts für zarte Gemüter. Ein intensives Leseerlebnis, das unter die Haut geht und dort bleibt, wie ein Tattoo.
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Auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit zieht Helena in die Abgeschiedenheit des Waldes. Ihre Nachbarn: Salim, ein Unternehmensberater, der ein paar Wochen Auszeit im Jahr braucht, und Anuk, eine leicht schrullige Einsiedlerin, die Kindermode näht und sich ihre Zeit mit Netflix vertreibt.
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Helena findet sich auf der ruhigen Lichtung bald zurecht. Bis Dinge anfangen zu verschwinden und sich das Grauen bei der kleinen Hüttenansammlung einnistet. Aber wessen Vergangenheit holt sie ein? Welche Geheimnisse verbergen Salim und Anuk? Oder wird Helena von ihren eigenen Geistern heimgesucht?
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Woha.. ich weiß gar nicht wie ich beschreiben soll, welchen Eindruck dieses Buch bei mir hinterlassen hat. Claudia Giesdorf schreibt fesselnd und detailliert, bleibt dabei aber auf Kurs. Emotionen werden bildlich und nachvollziehbar dargestellt. Das Grauen setzt sich fest. Der Schrecken begleitet einen während des Lesens.
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Helenas Gefühlswelt, ihre Gedanken, ihre Ängste werden auf eine Art und Weise beschrieben, wie ich es noch nie gelesen habe. Als würde man selbst mitfühlen, irgendwie ist es aber auch abstoßend und gleichzeitig so echt, dass man sich selbst darin ein bisschen verliert.
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Die Geschichte spielt in der Gegenwart, macht aber auch Exkurse in die Vergangenheit der Figuren. So lernt man diese nicht nur oberflächlich kennen, sondern kann ihr Verhalten, ihre Macken, ihre Gewohnheiten wirklich verstehen.
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Gleichzeitig weiß man nicht so wirklich, wohin die Story geht. Passiert tatsächlich das Offensichtliche? Steckt da mehr dahinter? Wer verbirgt etwas?
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Fazit: Ein Psychothriller, der die Fantasie beflügelt und dabei durch die unverblümte Darstellung körperlicher und psychischer Unterdrückung besticht.

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Futter für die grauen Zellen!

Antirassistisch handeln.
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Das Gegenteil von ‚rassistisch‘ ist nicht ‚nicht rassistisch‘, sondern ‚antirassistisch‘.
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Selbst nicht rassistisch zu sein, aber auch nichts gegen Rassismus zu unternehmen - ein Status quo, in dem sich, ...

Das Gegenteil von ‚rassistisch‘ ist nicht ‚nicht rassistisch‘, sondern ‚antirassistisch‘.
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Selbst nicht rassistisch zu sein, aber auch nichts gegen Rassismus zu unternehmen - ein Status quo, in dem sich, denke ich, viele von uns befinden, auch ich selbst.
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Ich bin nicht rassistisch (behaupte ich - das selbst zu beurteilen ist auch schwierig, aber wer könnte es besser beurteilen?). Und in brenzligen Situationen behaupte ich auch, dass ich antirassistisch agiere. Aber generell stelle ich mich nicht aktiv gegen Rassismus - weder absichtlich noch unabsichtlich, weil ich kaum damit in Berührung komme.
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Ich hatte mir von dem Buch erhofft, etwas mehr Verständnis für das Sozialverhalten der Gesellschaft, mehr Einsicht in gegenwärtige Situationen zu bekommen, meinen Horizont zu erweitern, die Augen weiter auf zu machen.
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In gewisser Weise ist das auch passiert, viele Fragestellungen und Gedanken des Autors weisen darauf hin, wo man genauer hinschauen sollte. Allerdings fehlt mir ein bisschen der Bezug dazu. Amerikanischer Autor, amerikanische Szene - klar. Die amerikanische Gesellschaft hat aber eine andere Dynamik, als die österreichisch/europäisch Gesellschaft, zumindest in den Facetten, wie ich beide kennen gelernt habe.
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Daraus resultiert für mich: Zu vielen beschriebenen Situationen, Fragen und Co. kann ich keinen Gedanken erfassen, weil ich sie nicht kenne. Und den Mund zu etwas aufzumachen, das mir unbekannt ist, und meine Meinung zu Dingen über die ich nichts weiß, zu streuen, finde ich falsch.
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Und daraus ziehe ich weiter den Schluss: Bücher sind in diesem Fall schön und gut. Aber wenn ich mehr wissen will und mich weiterbilden will, um auch aktiv feministisch/antirassistisch agieren zu können, muss ich mit denjenigen reden, die davon betroffen sind. Und nicht darauf hoffen, dass sich durch das Lesen eines Buches einen „Aha“-Moment erlebe.
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Fazit: Ein guter Einstieg in das Thema Antirassismus. Das Buch erfüllt seinen Zweck: Es regt zum Denken an.
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Veröffentlicht am 07.03.2022

Klar und Schockierend!

Die Farbe von Milch
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Mein erstes Buch der #22for2022 und ich bin fasziniert. Kein Highlight, aber definitiv kein Verriss. Es ist anders. Es zieht einen in seinen Bann.
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Seitdem Mary auf der Welt ist, haben ihre Haare die ...

Mein erstes Buch der #22for2022 und ich bin fasziniert. Kein Highlight, aber definitiv kein Verriss. Es ist anders. Es zieht einen in seinen Bann.
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Seitdem Mary auf der Welt ist, haben ihre Haare die Farbe von Milch. Sie lässt uns an den Geschehnissen, die ihr Leben prägten, teilhaben.
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Mary ist die vierte von vier Töchtern eines Bauern. Die Arbeit ist hart, das Geld ist knapp, es gibt wenig Raum für Individualität. Ihr Blatt wendet sich, beim Dorfpfarrer als Dienstmädchen angestellt wird, um dessen kranke Frau zu pflegen. Dort hat Mary erstmals Platz, um sich zu entfalten und ihrem innersten Wesen nachzukommen.
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Unter großer Mühe schreibt Mary ihre Geschichte für uns auf - den Preis, den sie für das Lesen und Schreiben gezahlt hat. Denn das ist für das Jahr 1831 nicht selbstverständlich, schon gar nicht für die Tochter eines Bauers.
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Zu Beginn des Buchs habe ich mir mit Marys Ausdrucksweise extrem schwer getan. Einfache Sätze, sie sich ohne Punkt und Komma über eine ganze Seite ziehen.. aber dieser Schreibstil macht so viel aus. Es erleichtert den Einstieg in Marys Universum: Sie schreibt unverblümt auf, was ihr durch den Kopf geht. Dafür meine Hochachtung vor der Autorin. Nicht jeder kann gewollt so ein Werk hinlegen.
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Mary will mehr, ohne dass sie es selbst weiß. Sie wird von ihrem Umfeld als unwissend und beschränkt wahrgenommen, ist aber eigentlich diejenige, die über den Tellerrand hinaus sieht. Wie ein Fisch, der gegen den Strom schwimmt, bemüht sie sich, sich selbst treu zu bleiben.
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Das Buch hat mich schockiert zurückgelassen. Während des Lesens weiß man schon, was sich anbahnt. Wie ein Gewitter, das langsam aufzieht. Aber man will nicht wahrhaben, dass es gleich regnet. Und wenn es dann regnet, ist man trotzdem überrascht. Und betroffen.
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Fazit: Ein Buch, dessen Schreibstil gewöhnungsbedürftig ist. Unverblümt und klar, und dabei schockierend.

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Veröffentlicht am 02.02.2022

Tiefer als man erwartet - Toller Auftakt!

Hard Liquor – Der Geschmack der Nacht
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Mein erstes Buch von Marie Grasshoff - und wupidu, ich mag das. Urban Fantasy entwickelt sich immer mehr zu meinem liebsten Genre!
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Tycho trinkt gerne mal einen über den Durst und macht dann New Yorks ...

Mein erstes Buch von Marie Grasshoff - und wupidu, ich mag das. Urban Fantasy entwickelt sich immer mehr zu meinem liebsten Genre!
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Tycho trinkt gerne mal einen über den Durst und macht dann New Yorks Straßen unsicher - aber nicht so wie man sich das vorstellt. Sobald Tycho trinkt, entwickelt sie eine übernatürliche Stärke und bekämpft Kleinganoven und zwielichtige Strolche. Bis Tycho Ray über den Weg läuft. Ray, die mit ihrer unkomplizierten Offenheit wie ein Magnet auf Tycho wirkt… und Tychos Leben vollkommen auf den Kopf stellt.
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Yess ich finde die Story gut - ich war anfangs skeptisch bzgl. der Thematisierung von Alkohol.. VIEL Alkohol. Aber Marie Grasshoff hat Tycho mit so viel Tiefe geschaffen, dass man ihren Hang sich einen über den Durst zu trinken nachfühlen kann. Alkohol gibt einem das Gefühl unbesiegbar zu sein - in Tychos Fall wortwörtlich. Und Tycho braucht das: Sicherheit. Nachdem ihr Leben von Verlust geprägt wurde, sehnt Tycho sich nach nichts mehr als Liebe und Zugehörigkeit. Um dies zu kompensieren, flüchtet sie in den Rausch.
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Neben dem Missbrauch von Alkohol wird Tychos Leben von Depressionen, Panikattacken und Angstzuständen bestimmt. Sie ist smart und mutig, ihre Seele jedoch verletzlich, hat die Richtung verloren. Marie Grasshoff schafft es, diese Themen rund in die Geschichte einzubringen - baut die Fantasygeschichte darum sehr gelungen auf.
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Die Idee, Essen und Getränke als Trigger für übernatürliche Kräfte zu verwenden ist originell. Die Story selbst ist jedoch wenig überraschend. Absolut lesenswert, aber keine Besonderheit.
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Auch Tychos Naivität ist teilweise recht lästig - wobei man den Zustand ihrer Psyche natürlich nicht vernachlässigen darf. Aber als Leser ist es frustrierend, sie wieder und wieder ins offene Messer laufen zu sehen, obwohl sie eine der helleren Kerzen auf der Torte ist.
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Das Ende hat mir das Herz ein bisschen gebrochen - ein bisschen mehr Happy End hätte sich meine kleine Kathiseele gewünscht.
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Fazit: Tolle Einführung ins Food Universe, die Reihe hat viel Potenzial. Bin gespannt, was daraus gemacht wird.

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