Tolle Milieu- und Zeitstudie
Beim Lesen dieses Romans könnte man meinen, der Autor hätte in dieser Zeit wirklich gelebt. Die Zeit und das Milieu, in dem Stanley, die 13-jährige Hauptfigur lebt, werden authentisch und lebendig geschildert. ...
Beim Lesen dieses Romans könnte man meinen, der Autor hätte in dieser Zeit wirklich gelebt. Die Zeit und das Milieu, in dem Stanley, die 13-jährige Hauptfigur lebt, werden authentisch und lebendig geschildert. Es kommt einem vor als würde man mit Stan Radfahren, Müll auf dem Platz des Autokinos sienes Vaters einsammeln oder mit dem Hund durch den Wald tollen. Ich hab Stan richtig liebgewonnen und hätte noch tagelang so weiterlesen können.
Das Buch ist sehr vielschichtig und gibt meiner Meinung nach ein gelungenes Bilder dieser Zeit wieder. Die Sitten und die Moral damals, aber auch die "Standesunterschiede" und die Stellung der Schwarzen werden anschaulich erzählt. Stan ist herzerfrischend unverdorben und naiv, gleichzeitig aber ein liebenswürdiger Junge, der in diesem Sommer erwachsen(er) wird. Er hat ein Faible für ungelöste Fälle und will unbedingt herausfinden, was mit den beiden toten Mädchen passiert ist.
Der Titel des Buches wird auf Seite 94 erklärt: "Auf die andere Seite dieses feinen, dunklen Risses: der Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Toten."
Und auf Seite 266 wird dies ebenfalls nochmals aufgegriffen, wenn Stan glaubt, die Büchse der Pandora geöffnet zu haben: "Mir drängte sich der Gedanke auf, ich hätte, indem ich diese Kiste gefunden und aufgebrochen hatte, irgendwelche dunklen Götter beleidigt, die jetzt über diesen feinen, dunklen Riss zwischen ihrer geheimnisvollen Finsternis und unserer Wirklichkeit krochen und krabbelten, wutschnaubend, bedrohlich und gefährlich."
Für mich ein tolles Buch, das ich nach den ersten Seiten nicht mehr loslassen wollte und traurig (weil es zu Ende war) geschlossen habe.