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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.03.2022

Pageturner!

Die Verlorenen
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In „Die Verlorenen“ geht es um Jonah Colley, Teil der Spezialeinheit der Londoner Polizei, der aufgrund eines Anrufes seines besten Freundes mitten in einen rätselhaften Mordfall stolpert. Schnell wird ...

In „Die Verlorenen“ geht es um Jonah Colley, Teil der Spezialeinheit der Londoner Polizei, der aufgrund eines Anrufes seines besten Freundes mitten in einen rätselhaften Mordfall stolpert. Schnell wird klar, dass seine Vergangenheit ihn einholt. Als die Ermittler ihn dann auch noch als Verdächtigen listen, formt sich in Jonah der Drang, auf eigene Faust zu ermitteln, die Wahrheit ans Licht und den Täter zur Strecke zu bringen.

Der Protagonist ist für mich sehr authentisch und rund gezeichnet. Jonah wird von allen Seiten beleuchtet, um dem:der Leser:in einen möglichst allumfassenden Überblick zu geben. Der dramatische Verlust seines Sohnes spielt noch immer eine allgegenwärtige Rolle in Jonahs Leben, da er von Schuldgefühlen und Erinnerungen geplagt wird. Das Verschwinden seines Sohnes ergibt für ihn keinen Sinn, weswegen er nicht fähig ist, abzuschließen und nach vorn zu blicken.
Beckett-üblich sind die übrigen Charaktere ein wenig undurchsichtiger und bis zum Schluss für Überraschungen und unerwartete Wendungen gut.

Ich hatte immer mal wieder verschiedene Theorien, die sich leider genauso schnell zerschlugen, wie sie gekommen waren. Und obwohl die Auflösung im Nachhinein betrachtet eigentlich gar nicht so überraschend ist, hatte ich einen absoluten Aha-Moment und lief blind in die Auflösung rein. Für mich daher ein unerwarteter Pageturner, der mir die Kinnlade hat runterfallen lassen. Ich bin also auf jede vom Autor konstruierte Fährte reingefallen.

Becketts Schreibstil ist gewohnt flüssig und so klar, dass man nicht durch Nebensächlichkeiten abgelenkt wird, sondern ohne Probleme der Geschichte folgen kann. Anders als in den Hunter-Thrillern, in denen die Ermittlungen und deren Methoden im Mittelpunkt standen, ist dieser Thriller viel persönlicher geprägt und wird durch die Schuldgefühle von Jonah geleitet.

Vergleiche zu ziehen ist eigentlich immer schwierig, aber irgendwie fehlten mir die wirklich gut recherchierten pathologischen Züge der Hunter-Reihe sehr. Ich hatte gehofft, auch hier einige davon wiederzufinden, jedoch ist es vielleicht auch Absicht, etwas komplett Neues einzuführen, um nicht dauernd im Schatten von Hunter zu stehen.

Wie auch immer: An sich ein absolut solider Thriller, der mich gut unterhalten konnte und überrascht hat.

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Veröffentlicht am 07.03.2022

Fesselndes Versteckspiel

Manchmal lüge ich
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Amber Reynolds liegt nach einem schweren Autounfall im Koma. Auch wenn sie sich nicht bewegen kann, bekommt sie alle Gespräche und Geschehnisse um sich herum mit. An den genauen Unfallhergang und die Stunden ...

Amber Reynolds liegt nach einem schweren Autounfall im Koma. Auch wenn sie sich nicht bewegen kann, bekommt sie alle Gespräche und Geschehnisse um sich herum mit. An den genauen Unfallhergang und die Stunden davor kann sie sich zunächst nicht erinnern. Doch nach und nach lichtet sich der Nebel und immer mehr Wahrheiten kommen ans Licht.

Der Schreibstil hat mir total gut gefallen. Er ist flüssig und hat mich bereits auf der ersten Seite abgeholt, sodass ich tief in die Geschehnisse abtauchen kann.

Ebenso hat mir die Erzählweise getaugt. Zwar wird die Geschichte hauptsächlich nur aus Ambers Perspektive erzählt, jedoch wird dabei zwischen vor und nach dem Unfall unterschieden. Auch tauchen Tagebucheinträge auf, um das Bild zu komplettieren und die Puzzleteile nach und nach zusammenzufügen.
Dabei wird schnell klar, welche Verhältnisse zwischen den einzelnen Charakteren herrschen. Jedoch werden auch immer wieder Vorurteile aufgeräumt, die man sich während des Lesens zurechtlegte. Ein vermeintlich heilloses Durcheinander, aber dadurch, dass alles nahtlos ineinander übergriff, macht die Suche nach der Wahrheit wirklich Spaß.

Die bedrohliche Stimmung schwang zwischen den einzelnen Seiten durchgehend mit, doch wusste man lange Zeit nicht, von wem diese Bedrohung ausgeht und wer sich fürchten muss.
Ich habe immer wieder neue Theorien aufgestellt, um sie einige Seiten später komplett über den Haufen zu werfen, weil neue Details an die Oberfläche durchgedrungen sind.
Bis zum Schluss war ich demnach ahnungslos und entsprechend überrascht vom – für mich nicht erwarteten – Ende.

Ein fesselnder Thriller, der zwar nicht nonstop spannend, aber dennoch packend gewesen ist und mich auch nach Beenden des Buches beschäftigt.

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Seichter Thriller mit grausamen Hochphasen

Das Böse in deinen Augen
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Die Kinderpsychologin Imogen Reid kehrt nach einem traumatischen Vorfall in ihre Heimatstadt zurück, um dort eine neue Stelle in einem ähnlichen beruflichen Feld anzutreten. Ihr erster Fall ist die elfjährige ...

Die Kinderpsychologin Imogen Reid kehrt nach einem traumatischen Vorfall in ihre Heimatstadt zurück, um dort eine neue Stelle in einem ähnlichen beruflichen Feld anzutreten. Ihr erster Fall ist die elfjährige Waise Ellie Atkinson, die zurzeit in einer Pflegefamilie untergebracht ist. Noch bevor Imogen sich ausführlich mit Ellie beschäftigen kann, überschlagen sich die Gerüchte, das Mädchen sei das Böse in Person. Doch was hat es damit auf sich? Handelt es sich lediglich um grausame Zufälle oder steckt etwas hinter den Anschuldigungen?

Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven, hauptsächlich aber aus denen von Imogen und Ellie erzählt. Dabei ist Imogens Erzählstil immer aus der Ich-Perspektive, Ellies Sicht hingegen wird in der dritten Person erzählt. So erhält der:die Leser:in tiefe Einblicke in den Charakter von Imogen, deren Gefühls- und Gedankenwelt, wohingegen Ellie von vornerein ein einziges Mysterium bleibt.


Aber nicht nur Imogen, sondern auch Ellies Pflegeschwester war ein wirklich starker Charakter, der es einem einfach machte, sie sofort ins Herz zu schließen.


Der Schreibstil hat mich vorn bis hinten gefesselt. Es wurde sich nicht unnötig mit Füllwörtern oder Passagen aufgehalten, die keinerlei Relevanz für die Story hatten. Der Einstieg in die Geschichte war unfassbar stark und hat mich sofort in die richtige Stimmung gebracht. Eine Atmosphäre von waberndem Unheil, gespickt mit dem Gerede der Leute, das den Fokus auf die Andersartigkeit von Ellie legt.
Ich hatte einen kurzen Durchhänger, da der zunächst paranormal anmutende Teil für mich viel zu stark ausgeprägt war, aber nach und nach werden alle zunächst übernatürlich wirkenden Geschehnisse aufgelöst, was es für mich wieder spannend machte.


Die Hauptthematik des Mobbings wurde so gut beschrieben, dass es mir manches Mal Schwierigkeiten machte, meine aufkommenden Tränen zu schlucken. Grausam, aber unglaublich authentisch und gerade deswegen einfach genial.


Kein rasanter Thriller, aber ein extrem düsteres, trauriges und dramatisches Buch, das mich auch nach Beenden noch eine ganze Weile beschäftigen wird.

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Veröffentlicht am 30.01.2022

Bedrohlich

Der Gräber
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Jedes Jahr am 6. November schlägt der Gräber zu und holt sich ein ausgewähltes Opfer ins Erdreich. Der Tatort besteht aus einer Menge Blut, doch vom Opfer fehlt stets jede Spur. Die Ermittler tappen im ...

Jedes Jahr am 6. November schlägt der Gräber zu und holt sich ein ausgewähltes Opfer ins Erdreich. Der Tatort besteht aus einer Menge Blut, doch vom Opfer fehlt stets jede Spur. Die Ermittler tappen im Dunkeln.
Bis die Lektorin Annika Granlund eines Tages ein erdverkrustetes Manuskript vor dem Verlag findet. Der Titel: "Ich bin der Gräber". Und was sie dort liest, lässt ihr das Blut in den Adern gefrieren.

Die Geschichte besteht aus verschiedenen Handlungssträngen und wird aus unterschiedlichen Blickwinkeln und Zeitebenen erzählt. Die Gegenwart wird größtenteils aus Sicht der leitenden Ermittlerin im Fall des "Gräbers" und Annika, der Lektorin des Manuskripts erzählt. Anfangs laufen die Erzählstränge parallel und weisen wenig Übereinstimmungen auf, erst später verweben sie sich immer mehr ineinander, um einen gemeinsamen Höhepunkt zu finden.

Die beiden Hauptcharaktere Annika und Cecilia sind mir aufgrund der Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt von Anfang an sympathisch gewesen. Jede der beiden Frauen hat mit ihren eigenen Dämonen im Alltag zu kämpfen und machen es dadurch leicht, mit ihnen mitzufühlen.
Annikas Charakter wurde zunehmend psychisch labiler, sodass ich mehr und mehr den Draht zu ihr verlor. Ebenso ihre Charakterentwicklung von einer ängstlichen bis hin zu einer unerwartet mutigen und starken Frau war für mich leider, zumindest mit der Vorgeschichte und in der kurzen Zeit, nicht sehr rund.

Die Spannung flachte oft ab und hin und wieder verlor sich die Geschichte in Familiendramen, aber dennoch spürte ich eine stetig bedrohliche Atmosphäre, die es mir kaum unmöglich machte, das Buch aus der Hand zu legen.

Das Einzige, was mir gar nicht gefiel, waren fantasyartige Horrorelemente, die für mich immer ein kompletter Downer sind. Jedoch überwogen diese nicht und waren am Ende auf andere Begebenheiten zurückzuführen.

Ein bedrohlicher Thriller, der hin und wieder seine Längen hatte, mich jedoch in seinen Bann ziehen konnte.

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Veröffentlicht am 07.01.2022

Unvorhergesehene Wendungen

Das Therapiezimmer
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Sam ist Psychotherapeut und beschließt mit seiner Frau Annie, in seine Heimatstadt zurückzukehren, um sich dort um seine demenzkranke Mutter zu kümmern und mit einer eigenen Praxis selbstständig zu machen. ...

Sam ist Psychotherapeut und beschließt mit seiner Frau Annie, in seine Heimatstadt zurückzukehren, um sich dort um seine demenzkranke Mutter zu kümmern und mit einer eigenen Praxis selbstständig zu machen. Er hätte niemals ahnen können, dass die vertraulichen Gespräche mit seinen Patientinnen durch die Lüftungsschlitze ins obere Stockwerk dringen. Und eines Tages ist er verschwunden.

Die Geschichte wird aus mehreren Blickwinkeln erzählt. Hauptsächlich aus der Sicht des Protagonisten Sam, aber auch zwei andere Charaktere erzählen die Begebenheiten aus ihrer Position heraus und geben den Leser
innen somit Einblicke in ihre Gefühls- und Gedankenwelt.

Sam ist ein sehr emphatischer Psychotherapeut, wirkt professionell und lösungsorientiert. Kaum ist er wieder in seiner Heimatstadt, hat er mit alten Vorurteilen zu kämpfen, die ihn aber nicht minder sympathisch wirken lassen.

Der Schreibstil ist in meinen Augen sehr atmosphärisch und lässt eine gewisse Anspannung und Bedrohung durch die einzelnen Seiten wabern. Gespickt mit Wendungen, die ich niemals erwartet hätte, war es eine sehr kurzweilige und spannende Geschichte, die mich auch noch Stunden nach Beenden des Buches nicht loslässt.

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