Cover-Bild Corpus Delicti
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11,00
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Science-Fiction
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 09.08.2010
  • ISBN: 9783442740666
Juli Zeh

Corpus Delicti

Ein Prozess
Ein aufrüttelndes Schreckensbild unserer Zukunft...

Jung, attraktiv, begabt und unabhängig: Das ist Mia Holl, eine Frau von dreißig Jahren, die sich vor einem Schwurgericht verantworten muss. Zur Last gelegt wird ihr ein Zuviel an Liebe (zu ihrem Bruder), ein Zuviel an Verstand (sie denkt naturwissenschaftlich) und ein Übermaß an geistiger Unabhängigkeit. In einer Gesellschaft, in der die Sorge um den Körper alle geistigen Werte verdrängt hat, reicht dies aus, um als gefährliches Subjekt eingestuft zu werden. Juli Zeh entwirft in »Corpus Delicti« das spannende Science-Fiction-Szenario einer Gesundheitsdiktatur irgendwann im 21. Jahrhundert, in der Gesundheit zur höchsten Bürgerpflicht geworden ist.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2017

Corpus delicti

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Stellt Euch vor Ihr würdet in einer Gesellschaft leben in der Gesundheit das höchste Wohl ist. Unvorstellbar für uns, oder? Denn allein schon dieser Drang immer gesund zu sein und ein gesundes Leben zu ...

Stellt Euch vor Ihr würdet in einer Gesellschaft leben in der Gesundheit das höchste Wohl ist. Unvorstellbar für uns, oder? Denn allein schon dieser Drang immer gesund zu sein und ein gesundes Leben zu führen um auch der Gesellschaft nicht zu schaden macht einen doch auch wieder krank. Juli Zeh hat in ihrem Roman genau so eine Gesellschaft erschaffen und somit ein Buch, welches in der Schule diskutiert wird.
In "Corpus Delicti" begleiten wir Mia Holl, welche noch immer nicht über den Tod ihres Bruders hinweggekommen ist, welcher wegen Mordes angeklagt wurde und sich dann erhängte. Sie ist noch immer überzeugt davon, dass ihr Bruder Moritz unschuldig ist, während alle anderen ihn verurteilen. Sie beginnt selbst ihre gesundheitlichen Formulare abzugeben und wird deshalb vor Gericht geladen und so beginnt der Prozess.
Ich empfand es als wirklich sehr interessant diesen Roman zu lesen, weil es etwas von einem dystopischen Krimi hatte. Man hat versucht einen Fall aufzuklären, während man in einer Gesundheitsdiktatur lebte. Juli Zeh hat ihr Buch auch wirklich gut geschrieben und auch die Rückblenden nicht immer chronologisch eingebaut, sodass sie besser zur eigentlichen Handlung passten.
Sie hat verschiedene Personen erschaffen, die alle auf ihre eigene Art besonders waren und über die man getrost hätte noch mehr schreiben können. weil jede Geschichte es verdient hätte, erzählt zu werden. Und das Zusammenspiel der Personen war einfach stimmig, sodass man es flüssig in einem Rutsch lesen konnte.
Was mir auch sehr gut gefallen hat, war, dass dieses Buch auch gut ohne eine Liebesgeschichte funktioniert hat, weil man einfach auch nicht überall eine hineinquetschen kann.
Doch nun kommen wir zu meinem Großen ABER und dieses werde ich auch nicht mit in die Wertung hinein nehmen. Lest dieses Buch wirklich alleine und für euch und am besten nicht in der Schule. Wir behandeln das Buch nun schon seit gut einem Monat und zerreißen es förmlich. Bei meiner Lehrerin hat jedes einzelne Wort, jeder Buchstabe eine Bedeutung und langsam beginne ich dieses Buch zu hassen und dabei fand ich es eigentlich wirklich gut. Und ich bin auch der Meinung, dass Lehrer uns und vor allem den NICHT lesenden Bücher schmackhaft machen sollen, aber so vergrault man diese ja nur noch mehr.
Und dann haben wir uns ein Interview mit Juli Zeh angesehen in dem die Autorin leider auch sehr unsympathisch herüberkam und irgendwie hat auch das alles kaputtgemacht.
Also kann ich Euch wirklich nur raten dieses Buch einfach zu lesen und es nicht in seine einzelnen Worte zu zerreißen um herauszufinden, warum die Autorin nun ein "Es" statt einem "Das" genutzt hat.
Wenn wir mal meine schulische Kritik an dem Buch weglassen, hat mir das Buch sehr gut gefallen, aber ich werde es leider in den nächsten Jahren nicht mehr anrühren können. Euch anderen spreche ich aber eine Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 12.04.2021

Gesundheit - um welchen Preis?

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Meine Meinung:

Gesundheit als oberste Priorität des Lebens. Unser aller Ziel ist es doch schließlich möglichst lange zu leben, nicht wahr? Doch wie weit sind wir bereit für diesen Wunsch zu gehen? Welchen ...

Meine Meinung:

Gesundheit als oberste Priorität des Lebens. Unser aller Ziel ist es doch schließlich möglichst lange zu leben, nicht wahr? Doch wie weit sind wir bereit für diesen Wunsch zu gehen? Welchen Preis sind wir bereit für ihn zu zahlen? Eine perfekte Welt ohne Krankheiten, ohne Leid und gesundheitliche Probleme. Ein unfehlbares System, dass genau dies möglich macht.

Eine Frage: Was wäre wenn...?

Corpus Delicti habe ich im Rahmen meines Deutschunterrichts lesen müssen, davor jedoch bereits oft auf Bookstagram davon gehört. Als großer Fan von Dystopien war ich sehr angenehm überrascht als ich das Buch auf der Lektürenliste gesehen und mir den Inhalt dazu durchgelesen habe. Sofort war ich neugierig geworden, schließlich verspricht der Klappentext einige interessante Elemente. Das Stigma "Schullektüren sind schlecht" und die sich gerade auch wieder mit "To kill a Mockingbird" bewahrheiteten Vorurteile blieben dennoch im Hinterkopf bestehen.

Einmal aufgeschlagen und hineingelesen, schoss ich diese Zweifel jedoch sehr schnell in den Wind - sie waren völlig unbegründet gewesen.

Bereits der Schreibstil konnte auf ganzer Linie bei mir punkten. So ist das Buch sehr flüssig und leicht zu lesen, dabei jedoch stellenweise poetisch und gespickt mit einigen wundervollen Zitaten, die ich mir beim Lesen markiert habe und die zum Nachdenken und Verweilen anregen.
Zudem überzeugt Corpus Delicti mit einer ganz besonderen Erzähltechnik. Durchgehend in der Er-/Sie-Form erzählt, ist es die wechselnde Erzählperspektive, die dem Leser zum Roman sowohl Nähe als auch Distanz zugleich verleiht. Die Nähe durch personal erzählte Szenen ermöglicht es hierbei mit Figuren und der Handlung mitzufühlen und sich gegebenenfalls sogar mit ihnen zu identifizieren. Daneben ermöglicht die gewisse Distanz, die auktoriale Passagen erzeugen jedoch zugleich auch ein rationales Auseinandersetzen mit dem Inhalt, bei dem man selbst nachdenken und abwägen kann. Eine geniale Kombination für ein Werk wie dieses, das letztlich ja genau darauf ausgelegt ist- Menschen zum Denken anzuregen und sie mitzunehmen. Unterstützt wird das ganze außerdem durch einen Erzähler, der den Leser an der Hand nimmt und durch das Buch führt, wobei er kommentiert und somit stets präsent ist. Die direkte Leseransprache gefällt mir ja grundsätzlich immer sehr gut, so unterbricht sie die Illusion der Realität gerade weit genug, um uns der Fiktivität der Geschichte bewusst zu bleiben, erlaubt dem Leser jedoch dennoch Parallelen zu sich zu ziehen und weckt ihn hierbei häufig auf, da die Einschübe zu mehr Aufmerksamkeit und einem gewissen „Aufhorchen“ führen - so wie wenn plötzlich beim Tagträumen der Lehrer „Hey hallo, bist du auch noch anwesend?“ , ruft…
Des Weiteren sind auch die geschaffenen Charaktere ziemlich interessant, hierbei stechen besonders eine gute Ausarbeitungen eben dieser, gepaart mit differenzierten Ansichten und Handlungsmotiven, hervor, gerade was unsere Hauptprotagonistin Mia und den Antagonisten Kramer betrifft. So sind die beiden nämlich nicht stereotypisch völlig widersprüchlich, sondern lassen zugleich zarte Bänder erkennen, die sie trotz ihrer polaren Gegensätzlichkeit verbinden.
Nicht nur die widersprüchliche Nähe und Gegensätzlichkeit der Protagonisten, sondern auch der Zwiespalt von Rationalität und Emotionen, den wohl jeder auch aus seinem eigenen Leben im ein oder anderen Moment kennt, wird in diesem Roman thematisiert. Gerade dieser Aspekt macht das Buch für mich zu etwas ganz besonderem, denn der alltägliche Kampf von Kopf gegen Bauchgefühl spielt auch in meinem Leben (wie bereits in meinem Mental Health Beitrag, den ihr hier finden könnt, erwähnt) beständig eine große Rolle. Somit konnte ich mich zumindest ein Stück weit mit Mia und ihrer zunehmenden Zerrissenheit identifizieren, habe jedoch auch einige Komponenten meiner selbst in ihrem Bruder Moritz und seiner Liebe zum Leben, der Poesie und der Freiheit wiederfinden können. Ich spreche oft von mir selbst als ein zweigeteilter Charakter - die beiden Geschwister spiegeln genau diese beiden Seiten, die ich dabei sehe, wieder. Sicherlich bin ich damit nicht die einzige.
Doch nicht nur das eigene Handeln kann während des Lesens hinterfragt und reflektiert werden. Auch die Entwicklungen der Protagonisten sind deutlich erkennbar, der Untertitel, ein Prozess, bezieht sich so sehr raffiniert nämlich nicht nur rein auf die im Klappentext angesprochenen gerichtlichen Begebenheiten, sondern steht vielmehr für Erkenntnisprozesse und Wandlungen der Figuren, die der Leser miterleben und vielleicht auch für und an sich selbst entdecken darf. Näher darauf eingehen möchte ich aufgrund möglicher Spoiler an dieser Stelle nicht.
Trotz meinem Lob fehlt es den Figuren für meinen Geschmack jedoch ein wenig an Tiefe und obwohl ihre grundlegenden Charakterzüge gut zur Geltung kommen, fehlt mir dennoch ein wenig der Feinschliff, der sie zu eigenständigen, einzigartigen Figuren macht und sie nicht nur als simple Mittel zum Zweck der Handlungsübermittlung wirken lässt. Hierbei geht es mir nicht primär um Sympathie, nein, eine gute Lektüre kommt in meinen Augen auch ohne aus, was einige, auf Antagonisten setzende, Romane für mich schon bewiesen haben - dennoch fehlt etwas. So sollen manche der Figuren zwar kühl und eher unnahbar scheinen, aber dennoch kann auch solchen Charakteren normalerweise ein gewisser Hauch von Leben und Eigenständigkeit eingehaucht werden, seien es nur kleine typische Charakteristika oder Macken, die sie besitzen. Betrachten wir so beispielsweise einmal intelligente Antihelden der Literaturgeschichte, wie etwa Thomas Harris' Hannibal Lecter oder Stephen Kings' Annie Wilkes, so wird wohl schnell deutlich, dass gerade unliebsame Figuren oftmals der Geschichte genau das gewisse Etwas geben. Leider gibt es solch eindringliche Charaktere, die lange im Gedächtnis bleiben, bei Corpus Delicti nicht.
Nichtsdestotrotz besitzt der Roman mit seiner einzigartigen Handlung an sich einen interessanten Spannungsbogen, der wenn auch ein wenig flach für meinen Geschmack, dennoch durch einige Wendungen aufrecht erhalten wird.
Auf ganzer Linie überzeugen konnte mich hingegen die Realitätsnähe, die der Roman besitzt, auch wenn gerade diese ein wenig erschreckend ist und ich mir mehr als nur einmal "ach du meine Güte, bloß nicht" dachte. So spielt Corpus Delicti nicht wie manch andere Dystopien sehr weit in der Zukunft, sondern gerade einmal so weit von der Gegenwart entfernt, dass unser jetziges Handeln sich auf spätere Generationen und deren Lebensstil ausgewirkt hat. Sie haben erlebt, gelernt und reagiert. Das Setting bleibt hierbei recht nah bei unserer jetzigen Welt, wodurch es wenig abstrakt wirkt und sich beinahe schon auf unsere heutige Zeit übertragen lässt.
Weitere Vergleiche werden außerdem zwischen Juli Zeh und ihrem Werk, sowie George Orwell gezogen, dessen Roman 1984 wohl eine der bekanntesten, wenn nicht gerade die bekannteste Dystopie aller Zeiten ist. Natürlich lassen sich beim Lesen gewisse Parallelen ziehen, begonnen bei dem System der Methode, dass definitiv ähnlich stark diktatorische Züge aufweist, wie dass des Großen Bruders in 1984 und auch auf totale Überwachung setzt. Ich persönlich rate ja allerdings von solchen Vergleichen meist ab und entferne mich ein wenig von ihnen, letztlich ist ja doch jeder Schriftsteller und jedes Werk auf seine Weise einzigartig und eigenständig, doch zumindest in einem Punkt möchte auch ich die Überschneidungen hervorheben. Corpus Delicti ist eindringlich und bleibt im Gedächtnis. Wie bereits Orwell versteht die Autorin es gut, den Leser zu fesseln und ihm zugleich eine gute Grundlage zum eigenen Nachdenken zu bieten.
Dies ist gerade bei Romanen mit politischen Noten und gesellschaftskritischen Aspekten, Elemente die essentiell für jede Dystopie sind, in meinen Augen sehr wichtig. So können auch an der rein fachlichen Thematik uninteressierte Leser damit erreicht und dafür begeistert werden, da ein Roman es auf ganz besondere Art und Weise schafft, seine Botschaften zu vermitteln und hierbei auf emotionaler Ebene viel eindringlicher ist als jeder Sachtext. Was gibt unserem Leben seinen Sinn? Wo liegen unsere Prioritäten und ist es überhaupt möglich ein Allgemeinwohl zu schaffen, dass jedes Individuum glücklich macht?
Diese und viele weitere philosophische Ansätze beschäftigten mich während des Lesens und ließen mich lange über meine individuellen Antworten, aber auch mögliche allgemeingültige nachdenken. Gibt es überhaupt Normalität? Gibt es Unfehlbarkeit? Perfektion? Fragen über Fragen, die das Leseerlebniss weit über die eigentliche Handlung und dem Erfassen eben dieser hinausgehen lassen und die das Buch zu etwas ganz besonderem machen, das noch lange in seinen Lesern nachhallt. Zumindest wird es das von nun an wohl ein Stück weit in mir.
Für jüngere Leser mag es dadurch auf den ersten Blick vielleicht eher ungeeignet erscheinen, da es möglicherweise schwierig sein könnte die Tiefe und Bedeutungen des Buches bereits in ihrer Gänze zu verstehen, doch das kommt letztlich ganz auf den eigenen Lesetypus an, schließlich habe auch ich wohl eher untypisch für das Alter damals mit 11 Jahren meine Liebe zu Stephen King und Thrillern/Horrorromanen entdeckt. Somit ist es also wohl einzig und alleine von der eigenen Einschätzung bezüglich der Reife beim Lesen bedingt, ob sich die Lektüre eignet oder nicht.


Fazit:

Abschließend kann ich nun also eine recht eindeutige, uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen. Corpus Delicti passt besonders gut in unser jetziges Klima und ist wohl im Anbetracht der Corona Pandemie und aktuell vorherrschenden Zuständen und Regelungen aktueller denn je. Definitiv eine der besten Schullektüren, die ich bisher lesen durfte und die eindeutig nicht nur als solche angesehen werden sollte. Ich vergebe nach kleinen Abzügen 4/5 Sterne und appelliere hierbei besonders an alle Fans von Dystopien dem Buch eine Chance zu geben

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Veröffentlicht am 23.02.2020

Diktatur vor Gericht - Prüfe nicht nur den Zweck, sondern auch die Mittel!

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Wie insektenhaft klein und machtlos der Einzelne vor dem Gesetz ist, haben schon andere in der Literatur zum Thema gemacht, aber Juli Zeh beweist, dass es für jede Gesellschaft erneut notwendig ist. Notwendig ...

Wie insektenhaft klein und machtlos der Einzelne vor dem Gesetz ist, haben schon andere in der Literatur zum Thema gemacht, aber Juli Zeh beweist, dass es für jede Gesellschaft erneut notwendig ist. Notwendig nämlich vorzuführen, warum in einem Rechtsstaat der Einzelne eben nicht machtlos sein darf vor dem Staat, indem das Gegenteil erzählt wird.

Juli Zehs düstere Zukunftsvision hat die Stärke aller guten Dystopien: Sie nimmt Entwicklungen der Zeit auf, überzeichnet sie ungebrochen in die Zukunft und konstruiert daraus eine Welt, in der wir nicht leben wollen. Mia Holl lebt in einer gesunden Welt. Die METHODE hat dafür gesorgt, dass die Krankheit aus der Gesellschaft verschwindet und hat gleichzeitig auch jedes Fehlverhalten, dass erhöhtes Krankheits- oder Unfallrisiko darstellt, unter drakonische Strafen gestellt. Der Staat, dessen totalitäres, ideologisches Mark durch den Journalisten Heinrich Kramer repräsentiert wird, verpflichtet jeden Einzelnen zu Sport, Gesundheitsvorsorge, Abstinenz und legt sogar die Fortpflanzung nach rationalen Kriterien fest. Wenn heutzutage diskutiert wird, ob diese oder jene Risikogruppe mehr in die Krankenkasse einzuzahlen hat, wie sie zum Beispiel zu dick ist, oder eine Mitschuld an dieser oder jener Krankheit hat und zur Selbstbeteiligung aufgerufen ist, dann ist dies der erste Schritt in Mia Holls Hölle der totalen Gesundheit.

Mias Bruder Moritz ist in diesem System krank geworden, in dem der freie Wille durch rationale Entscheidungsfestlegungen ersetzt wurde, und hat sinnigerweise den größtmöglichen Frevel begangen: sich selbst zu ermorden, als er unter Mordanklage stand.

Diese Anklage ist das erzählerische Vehikel, mit dem Juli Zeh die METHODE vor Gericht zerrt. Als Juristin kennt sich die Autorin gut aus in Verfahrensfragen und weiß um die dialogische Natur eines gerichtlichen Streits. Im Dreiklang zwischen Anlage, Verteidigung und öffentlicher Berichterstattung stürzt man bei der Lektüre in die Hilflosigkeit der Protagonistin und richtet sich am Ende mit ihr wieder auf, wenn Mia ihre Schwäche in Stärke ummünzt.

Der Roman ist als gesellschaftliche Warnung vor den totalitären Tendenzen im Namen des vermeintlich Guten und Rationalen sehr gut gelungen. Man muss eben stets nicht nur den Zweck, sondern auch die Mittel prüfen!

Die Herkunft des Romans vom Theater merkt man ihm häufig an. Die Dialoge zwischen Mia Holl und Kramer lesen sich ausgesprochen bühnenhaft, was aber nicht stört. Wohl aber stört der minimalistische Stil, der paragraphenhaft knapp ein extrem klinisches Klima erschafft. Das erschwert eingangs den Zugang, löst sich dann aber im Dialog auf.

Klare Empfehlung.

Veröffentlicht am 08.01.2024

Ich bin mir nicht sicher was ich davon halten soll

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Das Cover spricht mich nicht so wirklich an. so war es doch mein erster Juli Zeh den ich gelesen habe.

Der Schreibstil ist absolut genial und wahnsinnig gut zu lesen - sowas mag ich gerne...die angenehm ...

Das Cover spricht mich nicht so wirklich an. so war es doch mein erster Juli Zeh den ich gelesen habe.

Der Schreibstil ist absolut genial und wahnsinnig gut zu lesen - sowas mag ich gerne...die angenehm kurz gehaltenen Kapitel regen zum immer weiter lesen an dadurch habe ich das Buch innerhalb weniger stunden durchgelesen. Der Anfang war wirklich sehr gut und vollsten gelungen ich habe mich sofort hineinversetzen können und konnte nicht aufhören zu lesen da mich die Geschichte komplett in ihren bann zog, auch der Erzählstil ist absolut genial und genau meines...leider lies die Geschichte dann gegen Ende etwas nach und wurde für mich persönlich etwas langwierig und teilweise sehr verwirrend und komisch (ich denke da hab ich vielleicht manches nicht so ganz verstanden).

Ich bin mir tatsächlich am Ende des Buches nicht so ganz sicher was ich davon halten soll, einerseits bin ich super begeistert andererseits lies mich das Buch auch etwas verwirrt zurück.....ich weiß nicht so recht.

Ich werd mir noch ein paar andere Bücher der Autorin schnappen, denn wie ich schon sagte ich liebe den Schreib-und Erzähstil sehr

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Veröffentlicht am 29.03.2023

Der Anfang dümpelt so dahin, zum Ende hin wird es spannend

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Mia Holl hat ihren Bruder an ein System namens die METHODE verloren. Ihr Bruder Moritz wurde eines Verbrechens überführt, das er nicht begangen hat. Mia glaubt an die Unschuld ihres Bruders, er hat die ...

Mia Holl hat ihren Bruder an ein System namens die METHODE verloren. Ihr Bruder Moritz wurde eines Verbrechens überführt, das er nicht begangen hat. Mia glaubt an die Unschuld ihres Bruders, er hat die Frau nicht vergewaltigt und getötet. Das belastende Material spricht gegen ihren Bruder, und in einer Gesellschaft, in der jeder von der Unfehlbarkeit der METHODE überzeugt ist, mutet es seltsam an, dass Moritz Holl - weiterhin seine Unschuld beteuernd - sich dem weiteren Zugriff des Systems mit einem Suizid entzogen hat.

Juli Zehs Roman spielt in einem System, in dem jeder die Pflicht zur Gesundheit hat und Krankheit systemgefährdend ist. Gesundheits- und Hygienevorschriften regeln das Leben der Menschen. Mias Trauer um den Verlust ihres Bruders wird als Depression gedeutet und darf nicht ihre Sache allein sein, sondern soll gerichtlich gesteuert werden. Mia möchte einfach nur für eine Weile in Ruhe gelassen werden, um den Schmerz zu verarbeiten. Sie bekommt den Pflichtverteidiger Rosenschneider zur Seite gestellt, der Mia zur Räson bringen soll in ihrem Irrglauben, ihre Trauer sei Privatsache und ihren Glauben an das System wiederherstellen soll. Schon bald mischt sich Kramer ein, eine Führungsperson der METHODE im Namen der Regierung. Rosenschneider gelingt eine bahnbrechende Erkenntnis in dem Fall Moritz Holl, und Mia werden methodenfeindliche Gedanken und Handlungen unterstellt und sie wird zu einer politischen Schachfigur, an der ein Exempel für die METHODE statuiert werden soll.

Ich muss sagen, dass ich mich die meiste Zeit eher unbeteiligt durch das Buch gelesen habe. Erst zum Ende hin, als Rosenschneider eine Wendung herbeizuführen in der Lage ist, wurde mein Interesse richtig geweckt, und die letzten Seiten haben mich sinnierend zurückgelassen.
Es wirkt fern und fremd, dass Gesundheit eine Pflicht und ein Standard ist in einer Welt wie unserer jetzigen, die so weit von diesem eigentlich wünschenswerten Ziel entfernt ist, das von Juli Zeh in diesem Buch so ins Gegenteil verdreht ist. Es regt zum Grübeln darüber an, was staatliche Systeme an Privatsachen noch alles zum Gegenstand öffentlichen Interesses machen könnten.