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Veröffentlicht am 16.04.2022

Kurzweiliger Coming-of-Age-Roman

Schallplattensommer
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Ein kurzweilig unterhaltsamer Sommerroman, um ein 16-jähriges Mädchen und zwei zugezogene Cousins, die sich einen Sommer lang kennenlernen - Gefühlschaos und dunkle Geheimnisse inklusive.

Ich wollte ...

Ein kurzweilig unterhaltsamer Sommerroman, um ein 16-jähriges Mädchen und zwei zugezogene Cousins, die sich einen Sommer lang kennenlernen - Gefühlschaos und dunkle Geheimnisse inklusive.

Ich wollte unbedingt mal ein Roman von Alina Bronsky lesen, weil ich soviel Gutes von ihren Büchern gehört habe. Ich kann also keine Vergleiche zu früheren Werken ziehen. Es ist eine untypische Coming-of-Age-Geschichte, die sommerliche Nostalgie freisetzt, bei der man sich ins atmosphärische Dorfgeschehen katapultiert fühlt. Der unbeschwerte Schreibstil macht es einem leicht, durch die 190 Seiten zu gleiten. Anfangs sprunghaft, gespickt mit Andeutungen, stets auf der Spur nach den Geheimnissen. Die Protagonisten wirken innerlich zerrissen, ihr Verhalten ist rätselhaft und unergründlich, mitunter auch ein bisschen anstrengend und überzeichnet. Die 16-jährige Hauptfigur Maserati ist tough, dickköpfig und verletzt. Sie ist klug genug, sich vor weiterem Übel zu schützen, aber es erfordert Mut, doch Risiken einzugehen. So hat jeder seine Geheimnisse und zeigt nur, was andere sehen dürfen. Es geht um das Freilegen weiblicher Generationskonflikte, das Überwinden von Angst und es fehlt dem Roman nur an Bestand, wenn man versäumt, zwischen den Zeilen zu lesen. Das Ende hat mir gefallen, weil es ungezwungen und subversiv war. Insgesamt hätte ich mir nur ein bisschen mehr der versprochenen Spannung und gefühlvollen Tiefe gewünscht. Manchmal fiel es mir schwer, eine intensivere Verbindung zu den Figuren aufzubauen, obwohl ich Maseratis außergewöhnliche Art sofort mochte. Insgesamt hat mich der geheimnisvolle Sommerroman „Schallplattensommer“ aber gut unterhalten.

Fazit: Ein angenehm zu lesender Schreibstil und eine zunächst unscheinbar wirkende Geschichte, mit interessantem Verlauf, verspricht, trotz kleiner Schwächen, ein kurzweiliges Sommerfeeling.

Veröffentlicht am 16.04.2022

Noch mehr Widerstand mit bösartigen Ideen

Die schreckliche Adele 02
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Adele mag niemanden. Nicht ihre Mitschüler, nicht ihre Katze Ajax, nicht ihren Verehrer Gabriel, dessen zarte Liebe sie eiskalt ausnutzt, und schon gar nicht die Modesoldatinnen aus ihrer Klasse, die sie ...

Adele mag niemanden. Nicht ihre Mitschüler, nicht ihre Katze Ajax, nicht ihren Verehrer Gabriel, dessen zarte Liebe sie eiskalt ausnutzt, und schon gar nicht die Modesoldatinnen aus ihrer Klasse, die sie mit Vorliebe schockiert. Adele bestimmt gern, wo es lang geht und sieht die Welt manchmal ziemlich düster. Der geisterhafte Magnus ist Adele’s einziger Freund, was wahrscheinlich daran liegt, dass er nur in ihrer Vorstellung existiert. Adele hat einfach viel Fantasie und einen schier unerschöpflichen Vorrat an Gemeinheiten parat. Vor allem, wenn es darum geht, Ajax loszuwerden, weil er kein menschenfressendes Löwenbaby ist, sondern ein süßes Kätzchen. Dann ist da noch die Oma, von der Adele glaubt, sie sei eine Hexe und natürlich ihre Eltern, die eine Engelsgeduld beweisen und an denen sich auch die schreckliche Adele machmal die Zähne ausbeißt.

„Die schreckliche Adele - Das kann nicht gut gehen“ enthält auf 94 Seiten 70 Shortstory-Comics in Farbe, die in wenigen Bildchen, die Botschaft auf den Punkt bringen. Adele begeistert uns, weil sie schrecklich einzigartig ist und mit ihrer unkonventionellen Art fasziniert. Sie sagt furchtlos und unverblümt, was sie denkt, widersetzt sich den Regeln der Erwachsenen und lebt ihre düsteren Gedanken aus. Überspitzt und lustig in Szene gesetzt, feiern die Comics ihre Freiheiten und bieten eine heitere und kurzweilige Abwechslung.

Sie bringt ihren Vater in Verlegenheit, bricht Gabriel regelmäßig das Herz, hält den Erwachsenen einen Spiegel vor, lebt ein bisschen in ihrer eigenen Welt und plant eine verbrecherische Karriere als Diktator. Und doch kommen immer mittlerweile liebenswerte Züge durch, wenn sie um herabfallende Blätter weint
oder sich ausnahmsweise doch an Ratschläge der Erwachsenen hält.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.04.2022

Außergewöhnlicher Comic mit bösartigem Humor

Die schreckliche Adele 01
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Adele mag niemanden. Nicht ihre Mitschüler, nicht ihre Katze Ajax, nicht ihren Verehrer Gabriel, dessen zarte Liebe sie eiskalt ausnutzt, und schon gar nicht die Modesoldatinnen aus ihrer Klasse, die sie ...

Adele mag niemanden. Nicht ihre Mitschüler, nicht ihre Katze Ajax, nicht ihren Verehrer Gabriel, dessen zarte Liebe sie eiskalt ausnutzt, und schon gar nicht die Modesoldatinnen aus ihrer Klasse, die sie mit Vorliebe schockiert. Adele bestimmt gern, wo es lang geht und sieht die Welt manchmal ziemlich düster. Der geisterhafte Magnus ist Adele’s einziger Freund, was wahrscheinlich daran liegt, dass er nur in ihrer Vorstellung existiert. Adele hat einfach viel Fantasie und einen schier unerschöpflichen Vorrat an Gemeinheiten parat. Vor allem, wenn es darum geht, Ajax loszuwerden, weil er kein menschenfressendes Löwenbaby ist, sondern ein süßes Kätzchen. Dann ist da noch die Oma, von der Adele glaubt, sie sei eine Hexe und natürlich ihre Eltern, die eine Engelsgeduld beweisen und an denen sich auch die schreckliche Adele machmal die Zähne ausbeißt.

„Die schreckliche Adele - Das kann nicht gut gehen“ enthält auf 93 Seiten 70 Comic-Shortstorys in Farbe, die in wenigen Bildchen, die Botschaft auf den Punkt bringen. Die Illustrationen sind ebenso speziell wie die Hauptfigur. Adele begeistert uns, weil sie schrecklich einzigartig ist und mit ihrer rebellischen Art fasziniert. Sie sagt furchtlos und unverblümt, was sie denkt, widersetzt sich den Regeln der Erwachsenen und lebt ihre düsteren Gedanken aus. Der Witz liegt darin, dass sie immer das Gegenteil von dem tut, was man erwarten würde. Überdreht und lustig in Szene gesetzt, feiern die vielen Kurzgeschichten ihre Freiheiten und bieten eine heitere und kurzweilige Abwechslung.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.03.2022

Liebe das Monster (in dir) - hochwertiges Leseerlebnis

Monster auf der Couch
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Das Buch beginnt mit einem verzweifelten Brief von M. an die Schwedische Polizeibehörde. Noch immer weiß niemand, was mit der Psychotherapeutin J. passiert ist. Sie bleibt vermisst. Das baut Spannung auf, ...

Das Buch beginnt mit einem verzweifelten Brief von M. an die Schwedische Polizeibehörde. Noch immer weiß niemand, was mit der Psychotherapeutin J. passiert ist. Sie bleibt vermisst. Das baut Spannung auf, allerdings bleibt man auf dem selben Wissenstand, wie die Schwedische Polizeibehörde, die vermutlich die Akten durchgeht. Denn neben dem Brief enthält das Schreiben vier Akten der Therapeutin. Das besondere: ihre Klienten waren „Ikonen der viktorianischen Schauerliteratur“: der zerrissene Dr. Jekyll, die Vampirin Carmilla und ihre Geliebte, der selbstverliebte Dorian Gray und der geplagte Dr. Frankenstein und seine Familie. Alle durch die Zeit gereist, um von den Fortschritten in der Psychologe zu profitieren. Ziemlich bizarr - vor allem die Paartheraphie einer Vampirin mit einer Sterblichen - aber auch eine spannende Idee, unheimlichen Persönlichkeiten aus der Literatur eine neue Richtung geben zu wollen, deren Psychosen möglicherweise auch auf das rückschrittliche Zeitalter zurückzuführen sind . Es gibt einige, die mitmachen, andere verschließen sich - die Reaktionen sind so vielfältig und spannend, wie die Persönlichkeiten selbst.

Es geht um Themen wie Polyamorie, Homosexualität, Feminismus, Schönheitsbilder, aber vor allem darum, die ungeliebten Seiten an sich zu akzeptieren. Es war frustrierend und amüsant zugleich, wenn die Figuren sich in Abschweifungen und Aphorismen flüchteten, unfähig einen Zugang zu ihren Gefühlen herzustellen. Als Therapeutin muss man offenbar viel Geduld mitbringen, als Leserin empfand ich das streckenweise als langatmig und mühsam. Die Therapeutin wächst dabei über sich hinaus, punktet als kompetente Beobachterin und gewährt Einblicke in ihre persönlichen Traumata, mit denen sie sich erneut konfrontiert sieht. Der Schreibstil ist dialogreich und authentisch, teilweise auch anspruchsvoll und lädt zum Nachdenken ein. Interessant ist zudem der informative Aspekt, wo sich reale Theorien mit fiktiven Klienten kreuzen: Sigmund Freuds Thesen zur Psychoanalyse (Konflikt des Über-Ichs mit dem Es) oder Lawrence Kohlbergs Stufenmodell der moralischen Entwicklung. Im Gegensatz zu anderen Lesern und Leserinnen, fand ich das Ende gelungen, weil es zum Buchkonzept passt und man, durch das Lesen der Akten, durchaus eigenen Schlüsse, über den rätselhaften Fall der verschwunden Psychologien, ziehen kann.

Besonderes erwähnenswert finde ich die realistisch wirkenden s/w-Bleistiftskizzen (Porträts oder Gegenstände), Sitzungsprotokolle, Briefe, handschriftliche Notizen, Artikel und Fotografien, die von der Therapeutin für das Buchprojekt gesammelt wurden. Dadurch gestaltet sich das Lesen sehr unterhaltsam und man hat das Gefühl, tatsächlich ihre Akten durchzuarbeiten. Ein echtes Gestaltungshighlight! Ich mochte besonders die handschriftlichen Notizen in den Sitzungsprotokollen, da sie tiefblickende Bewertungen aufwarfen. Dadurch werden insgesamt spannende Einblicke in das Denken und Vorgehen einer Psychotherapeutin und den Ablauf ein Therapie gegeben, weshalb man auch etwas für das eigenen Leben daraus mitnehmen könnte. Deshalb würde ich „Monster auf der Couch“ besonders denen empfehlen, die sich für Psychologie, menschliche Abgründe, aus der Zeit gefallende Dialoge und schauderhafte Persönlichkeiten interessieren. Von mir gibt es vier von fünf Sternen!

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Veröffentlicht am 11.03.2022

Detektivgeschichte mit weiblicher Heldin

Violet und Bones Band 1 - Der lebende Tote von Seven Gates
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Angesiedelt in England im 19. Jahrhundert geht es in diesem Reihenauftakt um die außergewöhnliche Violet, in deren Leben der Tod immer eine Rolle gespielt hat. Schließlich lebt sie nicht nur neben einem ...

Angesiedelt in England im 19. Jahrhundert geht es in diesem Reihenauftakt um die außergewöhnliche Violet, in deren Leben der Tod immer eine Rolle gespielt hat. Schließlich lebt sie nicht nur neben einem Friedhof, sondern ihr Vater ist Totengräber. Das erinnert mich an den ersten Satz, der mir sehr im Gedächtnis geblieben ist: „Ich wurde in einer Leichenhalle geboren.“ Spätestens da, wollte ich das Buch unbedingt lesen.

Als willensstarke weibliche Hauptfigur, hat mir Violet sehr gefallen, weil sie nicht aalglatt dargestellt wird. Wer also durchweg sympathische Figuren sucht, die nur positiv Eigenschaften mitbringen, könnte sich an Violet stören, die in ihrer Stur- und Überheblichkeit an die Buchreihe mit Enola Holmes erinnert, bei der man auch gern vergisst, dass sie eigentlich erst dreizehn Jahre alt ist. Violet, Oliver und ihr treuer Begleiter Bones sind jedenfalls ein tolles Team, das großen Lesehunger auslöst und auf weitere Fälle hoffen lässt. Insgesamt hätte ich mir mehr Rätsel und spannende Handlungsentscheidungen gewünscht, gleichzeitig hat der elegante Schreistil, das Setting und der kitzelnde Gruselfaktor einen so angenehmen Unterhaltungswert, dass ich es schlussendlich richtig gut fand und auch Erwachsenen weiterempfehlen würde, die eine kurzweilige Detektivgeschichte mit starker Hauptfigur suchen.