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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.03.2022

Insekten mit anderen Augen betrachtet

Insektenwelt für Ahnungslose
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Was kribbelt und krabbelt und schillert und fliegt denn hier?

Ist euch auch aufgefallen, dass heutzutage viel weniger Insekten an die Windschutzscheiben klatschen als noch vor rund zehn oder fünfzehn ...

Was kribbelt und krabbelt und schillert und fliegt denn hier?

Ist euch auch aufgefallen, dass heutzutage viel weniger Insekten an die Windschutzscheiben klatschen als noch vor rund zehn oder fünfzehn Jahren? In diesem Buch wird erklärt warum und wieso, und wie man dagegen Abhilfe schaffen kann.

Zahlreiche Insekten werden von uns mit einem „Igitt!“ bedacht. Meistens geschieht das durch Unkenntnis und anerzogener Abscheu. Ich nehme mich da persönlich nicht aus. Ich mag allen jene nicht, die fliegen, surren und stechen. Selbst um Bienen mache ich einen großen Bogen.

Nach der Lektüre dieses Buches habe ich neue Eindrücke der Insektenwelt gewonnen und kann ich mich den Tieren ein wenig unbefangener nähern.

Das Buch ist auch für junge Leser geeignet. Vielleicht greift auch so mancher zu Becherlupe und Fangnetz, um Insekten zu betrachten. Es muss ja nicht jeder ein Entomologe wie Mark Benecke werden. Zum Verständnis dieser Tiere trägt das Buch jedenfalls bei.

Fazit:

Autorin Véro Mischitz bringt uns die einzelnen Insektengruppen näher. Sie erklärt, wie man sie bestimmt. Ein besonderer Genuss sind die zahlreichen liebevoll gestalteten Illustrationen. Gerne gebe ich hier 5 surrende Sterne.

Veröffentlicht am 17.03.2022

Bruno Zabini liebt und ermittelt wieder

Caffè in Triest
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Inspector Bruno Zabinis zweiter Fall rührt an den Rivalitäten der verschiedenen Nationalitäten. Da sind zum einen die Österreicher, die hier in Triest die verhasste Donaumonarchie repräsentieren sowie ...

Inspector Bruno Zabinis zweiter Fall rührt an den Rivalitäten der verschiedenen Nationalitäten. Da sind zum einen die Österreicher, die hier in Triest die verhasste Donaumonarchie repräsentieren sowie die Italiener und die Slowenen, die einander auch nicht grün sind.

So spinnt Dario Mosetti, ein eifersüchtiger Italiener, ein Komplott, um Jure Kuzman, den slowenischen Verehrer seiner Angebeteten, die aber leider nichts von ihm wissen will, zu beseitigen. Blöderweise wird Jures Bruder getötet. Eine Spirale der Gewalt beginnt sich in der Hafenstadt zu drehen und ein Bandenkrieg droht zu eskalieren. Bruno Zabini hat alle Hände voll zu tun, und muss feststellen, dass es unter seinen italienischen Kollegen durchaus den einen oder anderen gibt, der mit den Irredentisten sympathisiert und deswegen als Maulwurf agiert.

Doch damit nicht genug, wird auch Zabinis Privatleben in Misskredit gebracht. Der Charmeur hat ja gleich zwei Frauen als Geliebte, die beiderseits mit häufig abwesenden Männern verheiratet sind und zudem noch schlecht behandelt werden. Eines dieser Verhältnisse wird an den Ehemann verraten und das Verhängnis nimmt seinen Lauf, denn erwischte Ehebrecher werden mit Gefängnis bestraft. Bruno würde seinen Posten bei der Kriminalpolizei verlieren und seine Geliebte wäre auf immer geächtet und verlöre ihre Kinder.

Wie wird Bruno aus dem Schlamassel herauskommen? Mit diesem fiesen Cliffhanger endet dieser historische Krimi, der neben dem historischen Umfeld in Triest auch einen Einblick in die gesellschaftliche Ordnung dieser Zeit gibt.

Meine Meinung:

Günther Neuwirth eine großartige Fortsetzung gelungen. Ich mag Bruno Zabini, der für beide Damen ein Lichtblick in deren trostlosen Ehen bildet. Ein bisschen scheint er sich es leicht zu machen, denn er muss mit keiner seiner Frauen den Alltag teilen, der oft die Liebe kaputt zermürbt.

Gut gefällt mir, wie der Autor das Flair von Triest beschreibt. Ich kann förmlich die Seeluft schnuppern und das Meer rauschen hören. Ich mag Günther Neuwirths Schreibstil, wer er die politischen Zusammenhänge den Lesern subtil und unterschwellig darbietet. Vielleicht weckt dieser historische Krimi ja das Interesse, sich mit den Konflikten näher zu beschäftigen.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser perfekten Melange aus historischem Krimi, einem komplizierten Liebesleben und wunderbarem Lokalkolorit 5 Sterne.

Veröffentlicht am 14.03.2022

Fesselnder Reihenauftakt

Gezeitenmord
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Eine halb im Watt vergrabene Leiche, daneben ein niedergeschlagener Lehrer und ein Elfjähriger, der spurlos verschwunden ist. Schon allein diese Konstellation ist für die Polizei in dem kleinen dänischen ...

Eine halb im Watt vergrabene Leiche, daneben ein niedergeschlagener Lehrer und ein Elfjähriger, der spurlos verschwunden ist. Schon allein diese Konstellation ist für die Polizei in dem kleinen dänischen Dorf Melum ein bisschen zu viel. Doch da diese Verbrechen direkt an der deutsch-dänischen Grenze passiert sind, werden die dänische Kommissarin Lykke Teit und der deutsche Ermittler Rudi Lehmann zu einem Team zusammengepackt. Rasch stellt sich heraus, dass vor rund 18 Monaten ein kleines Mädchen aus Melum verschwunden ist. Von diesem Trauma haben sich weder die Dorfpolizisten noch die Bevölkerung erholt. Es gibt allerlei Gerüchte, die sowohl den Lehrer als auch den Toten aus dem Watt betreffen.

Damit es Lykke und Rudi nicht so einfach haben, spielt Mogens Krogh, der Chef der Dorfpolizei, die „Diva“ und hintertreibt die Ermittlungsansätze von Lykke und Rudi. Erst als es weitere Tote gibt, helfen alle zusammen ....

Meine Meinung:

Autor Dennis Jürgensen ist mit diesem Reihenauftakt ein fesselnder Krimi gelungen, den ich kaum aus der Hand legen konnte.

Zahlreiche Spuren führen die Ermittler und die Leser in die Irre. Ich gebe zu, ich habe schon Mogens Krogh in Verdacht gehabt, weil er sich gar so seltsam verhalten hat.

Der Schreibstil gefällt mir ausgesprochen gut. Normalerweise sind mir skandinavische Krimis ein wenig zu düster, zu depressiv. Doch Rudi Lehmann lockert die angespannte Situation durch flapsige Sprüche auf. Lykke und Rudi passen, obwohl er altersmäßig ihr Vater sein könnte, recht gut zusammen. Sie enthüllen einander ihre eigenen Traumata. Sie können sie aufeinander verlassen und vertrauen einander. Diese Zusammenarbeit hebt sich wohltuend von den, sonst so häufigen Klischee der kaputten Ermittlertypen ab.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Reihenauftakt 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 13.03.2022

Eine gelungene Fortsetzung

Der dreizehnte Mann
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In diesem zweiten Fall für den Strafverteidiger Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Justus Jarmer ist wenig, so wie es scheint.

Die Journalistin Anna Liebig erscheint mit Timo Krampe, einem eingeschüchtert ...

In diesem zweiten Fall für den Strafverteidiger Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Justus Jarmer ist wenig, so wie es scheint.

Die Journalistin Anna Liebig erscheint mit Timo Krampe, einem eingeschüchtert wirkenden jungen Mann, in Eberhardts Kanzlei, um ihn um Hilfe zu bitten. Timos Freund Jörg Grünwald ist verschwunden und aus Gründen, die erst nach und nach enthüllt werden, vertraut Krampe der Polizei nicht.

Obwohl die Suche nach einem Vermissten nicht zu seinen Agenden zählt, verspricht Rocco Hilfe.
Der Fall nimmt eine dramatische Wendung, als man eine Wasserleiche findet, die Jörg Grünwald ist. Grünwald, so findet Justus Jarmer heraus ist ermordet worden. So ganz nebenbei verschwinden Akten, die Aufschluss über das Ganther-Experiment geben sollen. Das ist jenes Experiment, in dem Berliner Jugendämter Kinder aus schwierigen Verhältnissen ausgerechnet in die Obhut Pädophiler gegeben hat. Timo und Jörg waren in ihrer Kindheit Betroffene dieses Experimentes und wollten gemeinsam mit Anna Liebig die Aufklärung dieser schier unglaublichen Machenschaften.

Will hier jemand verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt?

Meine Meinung:

Das Autoren-Duo Schwiecker & Tsokos hat sich bei diesem Justiz-Krimi Anleihe bei einer wahren Begebenheit geholt. Das macht diesen zweiten Fall für Eberhardt & Jarmer für mich besonders spannend. Wie krank kann so ein Experiment sein?

Eberhardt nutzt seine Kontakte, um diesen Fall zu lösen. Dazu erhält er auch Hilfe aus einer ungewöhnlichen Ecke. Für ihn, den Strafverteidiger, der es gewöhnt ist, für harte Burschen milde Strafen zu erwirken, ist der Wechsel zur Anklage, neues, unbekanntes Terrain.

Die Auflösung, zu der auch Justus Jarmer, der sich in der kargen Freizeit in einem Verein, der missbrauchten Kindern hilft, engagiert, einen entscheidenden Beitrag leistet, ist stimmig, wenn auch vielleicht für manche Leser überraschend.

Mir hat der Krimi recht gut gefallen, da er die penible Recherchearbeit bei der Staatsanwaltschaft und dem Rechtsanwalt beschreibt. Diesmal wird gut zusammengearbeitet. Die Ereignisse rund um den Missbrauch sind nur dezent angedeutet.

Das Wiederauftauchen von Roccos früherer Liebe, der Staatsanwältin, kann in einem nächsten Fall durchaus für Konfliktstoff sorgen.

Fazit:

Das Autoren-Duo Schwiecker & Tsokos haben mit „Der 13. Mann“ ein aufwühlendes Thema gekonnt in einem Krimi verarbeitet. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 13.03.2022

Eine Hommage an die Liebe

Goethe in Karlsbad
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Als Johann Wolfgang von Goethe nach seiner Ankunft in Karlsbad, wo er seine Zipperlein kurieren will, ein junges Pärchen, Henri und Amalie, vom gemeinsamen Selbstmord abhält, weiß der Geheimrat noch nicht, ...

Als Johann Wolfgang von Goethe nach seiner Ankunft in Karlsbad, wo er seine Zipperlein kurieren will, ein junges Pärchen, Henri und Amalie, vom gemeinsamen Selbstmord abhält, weiß der Geheimrat noch nicht, in welche „Amour fou“ er sich einmischt. Beider Eltern haben schon jeweils passende, sprich für die Familie nützliche, weil vermögende, Partner ausgesucht. Eine Vorgehensweis, die der Zeit entsprechend ganz normal und üblich ist. Liebe ist damals etwas für das Küchenpersonal, eine Ehe ist ein geschäftlicher Kontrakt.

Doch Goethe fühlt sich für das Pärchen verantwortlich, hat er doch mit seinem „Werther“ eine Steilvorlage für alle Verliebten geschaffen, deren Gefühle nicht erfüllt werden oder verboten sind.

Während Goethe versucht, bei den Familien zugunsten der Verliebten zu intervenieren, macht in Weimar das Gerücht eines unehelichen Kindes Goethes die Runde. Hat er oder hat er nicht?

Meine Meinung:

Ralf Günther setzt mit diesem Buch der Liebe ein Denkmal, an jenem von Goethe kratzt er ein wenig. Goethe ist ein mächtiger und vermögender Mann und kann es sich richten. Das macht ihn ein wenig unsympathisch. Doch wie sagt schon sein Faust? “Zwei Seelen wohnen, ach in meiner Brust“ - auch Goethe ist zwiegespalten. Er setzt sich über alle Konventionen hinweg, als er mit Christiane Vulpius lange Zeit ohne Segen der Kirche zusammenlebt. Immerhin unterstützt er jene Frau, die vorgibt ein Kind von ihm zu erwarten. Er fädelt - so en passant - eine Ehe für sie ein und erkauft sich ihr Schweigen. Gleichzeitig fühlt er mit Amalie und Henri.

Macht macht erotisch und deshalb wirkt Goethe auch im Alter auf zahlreiche Frauen anziehend. Er, der arme, schwache Mann muss sich den Frauen natürlich hingeben.

Ralf Günther zeichnet ein ziemlich realistisches Bild des Jahres 1816. Er lässt uns Leser die beschwerlichen Reisen mit der Postkutsche miterleben, die die diversen Gerüche und das nervige Geplapper der Mitreisenden ebenso einschließt wie das Gerumpel über unbefestigte Straßen und Wege. Die bildhafte Sprache lässt uns auf den Spuren von Goethe in Karlsbad lustwandeln.

Die Sprache ist dem Zeitalter angepasst. Für mich ist es ein wahres Vergnügen, diesen Sprachduktus zu lesen.

Fazit:

Eine Hommage an die Liebe, die gleichzeitig den großen Dichter Goethe in einem nicht immer ganz so vorteilhaften Licht erscheinen lässt. Wunderbar zu lesen, deshalb gibt es hier 5 Sterne.