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Veröffentlicht am 20.04.2022

Versöhnlich

Liebesheirat
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Der Begriff „Liebesheirat" verspricht Romantik und steht dafür, dass zwei Personen nur aus Zuneigung zueinander eine Ehe eingehen. Genau das möchten Yasmin und ihr Freund Joe tun, wobei sie sich bemühen, ...

Der Begriff „Liebesheirat" verspricht Romantik und steht dafür, dass zwei Personen nur aus Zuneigung zueinander eine Ehe eingehen. Genau das möchten Yasmin und ihr Freund Joe tun, wobei sie sich bemühen, die zwischen ihren Familien bestehenden kulturellen Unterschiede zu überwinden. Yasmins Vorbild ist dabei die Hochzeit ihrer Eltern, die sich einst mit ihrer eigenen „Liebesheirat“ gegen gesellschaftliche Vorurteile in Bangladesh durchgesetzt zu haben scheinen. Und zunächst läuft auch alles besser als befürchtet, doch dann tauchen völlig unerwartete Probleme auf …
Leicht und eingängig erzählt Monica Ali die Geschichte zweier junger Leute und ihrer unterschiedlichen Familien. Man folgt ihr gerne in den Gefühlsdschungel, der Joes Verlobte Yasmin beherrscht. Doch familiäre Spannungen, Kommunikationsschwierigkeiten, Aufrichtigkeit und Sexualität sind nicht die einzigen Probleme, um die es in diesem Roman geht. Ali, die teilweise bengalische Wurzeln hat, spricht viel mehr Themen an, unter anderem auch soziale und psychologische Probleme, die sich nicht nur mit europäischen Sachverhalten befassen, sondern auch fremdländische gesellschaftliche Zusammenhänge einbeziehen. Jedoch schlägt die Autorin trotz aller (teilweise nur angerissenen) Problematiken einen warmherzigen, oft humorvollen Ton an, in dem der Leser ihr Mitgefühl und ihre Zuneigung zu Menschen (und ihren Fehlern) spürt. Ihre versöhnliche Erzählweise macht die diversen Verwicklungen der Charaktere bei aller Dramatik nachvollziehbar und gut lesbar.


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Veröffentlicht am 15.03.2022

Charakterbildnisse

Doppelporträt
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Wer Bilder von Oskar Kokoschka kennt, weiß, dass der Maler mit seinen Porträts viel mehr darstellen will als nur das äußere Erscheinungsbild seines Modells. Auch, als er im Jahr 1969 den Auftrag, ein Bildnis ...

Wer Bilder von Oskar Kokoschka kennt, weiß, dass der Maler mit seinen Porträts viel mehr darstellen will als nur das äußere Erscheinungsbild seines Modells. Auch, als er im Jahr 1969 den Auftrag, ein Bildnis Agatha Christies zu ihrem achtzigsten Geburtstag zu malen, annimmt, wendet er seine übliche Arbeitsweise an: Er versucht, sein Modell zum Erzählen zu bewegen, um Minenspiel und Gestik studieren zu können und so etwas von dessen Persönlichkeit bildlich einzufangen. Zu seinem Erstaunen dreht die große Dame der Kriminalliteratur den Spieß zunächst allerdings um. Der 85jährige selbst sieht sich genötigt, eine Rückschau auf sein ereignisreiches Leben preis zu geben, um anschließend Agatha zum Erzählen zu bringen…
Agneta Pleijel gibt ihrem Roman einen festen Rahmen. In sechs Mal-Sitzungen, denen eine Einführung vorangestellt wird und ein Epilog folgt, entsteht nicht nur Kokoschkas Bildnis von Agatha Christie. Gleichzeitig erschafft die Autorin ein literarisches Doppelporträt der zwei alternden Künstler, indem sie beide wechselseitig bedeutsame Ereignisse, die ihr Leben stark beeinflussten, schildern lässt. Ihr knapper Schreibstil und die kurzen Sätze entsprechen den skizzenhaften Ausschnitten aus den jeweiligen Lebensläufen; manches wird nur angerissen, anderes etwas näher ausgeführt. Eine wissenschaftliche Biografie ist hier nicht gewollt, nur ein kleiner Einblick in zwei Persönlichkeiten, ein subjektives „Doppelporträt".



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Veröffentlicht am 13.03.2022

Meter pro Sekunde

Meter pro Sekunde
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Es ist der Titel des Buches, der mich in erster Linie neugierig auf diesen Roman gemacht hat. „Meter pro Sekunde“ - eine Geschwindigkeitsangabe, allerdings ohne konkretes Maß. Was sagt er aus?

Zunächst ...

Es ist der Titel des Buches, der mich in erster Linie neugierig auf diesen Roman gemacht hat. „Meter pro Sekunde“ - eine Geschwindigkeitsangabe, allerdings ohne konkretes Maß. Was sagt er aus?

Zunächst zum Inhalt: Eine junge Frau folgt ihrem Partner in das Westjütländische Velling, wo er einen Job als Lehrer der örtlichen Volkshochschule antritt. In diesem Ort, wo "das grammatikfreie Festhalten an der Tradition" üblich ist und sich die sprachliche Kommunikation auf das Wesentliche beschränkt, empfindet sie sich als „Anhängsel“ ihres Partners, reduziert auf ihre Rolle als Partnerin und Mutter und nimmt die angebotene Stelle als „Kummerkasten-Tante“ an.

Empathisch, aber auch mit viel Humor schildert Stine Pilgaard die Gedanken und Erlebnisse der jungen Frau. Sie bedient sich dabei einer sehr bildreichen Sprache. Ebenso locker und offenherzig wie ihre Protagonistin denkt und handelt, ist auch Pilgaards Schreibstil, rasch und leicht lesbar. Doch unter der Oberfläche und dem oft ironischen Ton klingt immer wieder eine tiefer gehende Nachdenklichkeit an. Selbst die manchmal banal erscheinenden Kummerkasten-Fragen führen zu erstaunlichen Antworten.

Ein ganzes Schuljahr umfasst der Roman, unterteilt in drei Kapitel, die wiederum aus einer Aneinanderreihung szenischer Erzählungen bestehen, hin und wieder unterbrochen von Kummerkasten-Briefen und Liedtexten - ein Jahr voller neuer Eindrücke, Erfahrungen, Einsichten, Fortschritte. Der Prozess der Weiterentwicklung verläuft von Mensch zu Mensch durchaus unterschiedlich; der eine kommt sehr schnell voran, der andere etwas langsamer, manch einer bleibt gar stehen. Wieviele Meter pro Sekunde mag die Erzählerin entwicklungsmäßig in diesem Jahr zurückgelegt haben?

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Veröffentlicht am 14.02.2022

"Sandmann, komm doch ..."

ministeps: Mein erstes großes Gutnacht-Buch: Vorlesebuch ab 12 Monaten, Babybuch, Pappbilderbuch
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Das große „Gutenacht-Buch“ macht seinem Namen wirklich alle Ehre: sein großes quadratisches Format spricht nicht nur Kinder an. Es ist ein wunderschönes Bilderbuch zum gemeinsamen Betrachten, in dessen ...

Das große „Gutenacht-Buch“ macht seinem Namen wirklich alle Ehre: sein großes quadratisches Format spricht nicht nur Kinder an. Es ist ein wunderschönes Bilderbuch zum gemeinsamen Betrachten, in dessen großzügigen, nicht zu detailreichen Illustrationen die Kleinen viele ihnen bekannte und vertraute Dinge entdecken. Katja Senners Bilder sind durchweg unkompliziert, fröhlich und farbenfroh. Harmonisch ergänzen sie Sandra Grimms kleine Gedichte und Geschichten. Kurze Episoden aus dem Kinderalltag wechseln mit gereimten Gutenacht-Versen, in denen die Kuscheltiere Emil, Frida, Butz, Locke und Pelle immer wieder auftauchen.
Ein zusätzliches Plus sind der kompakte, aber trotzdem weiche Einband, der sich zur Not auch einmal feucht abwischen lässt, und die festen Kartonseiten, die auch den neugierigsten kleinen Fingern standhalten. Ein wirklich empfehlenswertes Bilder- und Vorlesebuch für die Kleinsten!

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Veröffentlicht am 15.12.2021

Ein Leben für die Kunst

Jane Austen und die Kunst der Worte
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Wer ist Jane Austen, die Autorin solch literarisch bedeutungsvoller Werke wie "Stolz und Vorurteil" oder „Emma“?
Catherine Bell versucht ein wenig Licht in das Dunkel von Austens Leben (1775 – 1817) zu ...

Wer ist Jane Austen, die Autorin solch literarisch bedeutungsvoller Werke wie "Stolz und Vorurteil" oder „Emma“?
Catherine Bell versucht ein wenig Licht in das Dunkel von Austens Leben (1775 – 1817) zu bringen. Da nur wenige belegte Einzelheiten überliefert sind, mischt sie die spärlichen Fakten mit Fiktion. Mit viel Empathie versetzt sie sich in Janes Person und ihr Zeitalter. Sie schildert Janes Leben und den mühsamen Weg bis zur anerkannten Schriftstellerin auf ihre spezielle, sensible Weise. Es ist unterhaltsam und spannend zu lesen, wie Jane als junges Mädchen bereits mit dem Schreiben beginnt und mit den Worten ringt, um ihre Gedanken zu Papier zu bringen. Austens scharfe Beobachtungsgabe und ihr feiner Humor verhelfen ihren Büchern schließlich zu Erfolg.
Doch in dem engen Korsett der Sitten ihrer Zeit gibt es für sie kaum Möglichkeiten zur Entfaltung. Sie ficht so manchen Kampf mit sich selbst (und ihrer Mutter) aus, bis sie sich gegen die konventionelle Lebensweise der Ehefrau und Mutter entscheidet, um sich ungehindert dem Verfassen ihrer Romane zu widmen.
Catherine Bell gelingt eine warmherzige, leicht zu lesende Romanbiografie, die Jane Austen auch Lesern nahebringt, die noch keines ihrer Werke kennen.

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