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Veröffentlicht am 13.03.2022

Interessante Romanidee - mit Schwächen umgesetzt

Das verschlossene Zimmer
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Angesprochen von einem interessanten Cover und einem ersten Leseeindruck auf der Grundlage einer Leseprobe habe ich mich der Klärung des Geheimnisses um das verschlossene Schlafzimmer des Arztes Dominik ...

Angesprochen von einem interessanten Cover und einem ersten Leseeindruck auf der Grundlage einer Leseprobe habe ich mich der Klärung des Geheimnisses um das verschlossene Schlafzimmer des Arztes Dominik gewidmet.
Dominik, renommierter Arzt an einem Krankenhaus in Krakau, der sich in seiner Freizeit dem faszinierenden Thema der Erforschung von Bakterien widmet, hat seine inzwischen fast 18jährige Tochter Marie alleine großgezogen. Marie, die im Frühjahr 1939 endlich den Mut aufbringt, die stets verschlossene Tür zum Schlafzimmer ihres Vaters auf ungewöhnliche Weise zu öffnen, findet einen interessanten, aber auch merkwürdigen Hinweis auf die vor Jahren verschwundene Mutter.
Hatte ich eine spannende Geschichte um ein Familiengeheimnis vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden Zweiten Weltkriegs, der nur wenige Monate später mit dem Einmarsch in Polen begann, so wurde ich leider enttäuscht. Die vor allem auf Grund verschiedener Charaktere, die mich weder in ihrer Entwicklung durch die folgenden Romanseiten noch durch die Darstellung der zeitgeschichtlichen Ereignisse, gerade in der Verbindung der bekannten Ereignisse ab 1939 und deren Auswirkungen auf die jüdische Bevölkerung und hier insbesondere im Hinblick auf Polen, das zu dieser Zeit den größten jüdischen Bevölkerungsanteil aller europäischen Staaten aufwies.
Marie, von ihrem Vater liebevoll und fürsorglich umsorgt, wobei mich die Fähigkeiten des Vaters, insbesondere das Nähen eines Kleides für Marie, doch staunen ließen bzw. unglaubwürdig wirkten, wirkt sehr naiv. Dass sie dann, praktisch "über Nacht erwachsen" wird, sich für ein Medizinstudium entscheidet, was zu damaligen Zeit eher ungewöhnlich für eine Frau und mit Problemen verbunden war und – ohne Wissen des Vaters – aus Liebe zum Judentum konvertiert: all dies trägt zu einer interessanten Geschichte bei. Doch die Charaktere, seien es nun die Hauptpersonen oder auch Nebenfiguren, konnten mich nicht wirklich überzeugen. Hinzu kommen verschiedene Handlungsstränge, die auf interessante Weise in die Geschichte eingewoben werden, von denen ich mir mehr erhofft bzw. erwartet hatte, als dargestellt wird. Der Verlauf ist teilweise sehr enttäuschend.
Auch wenn sich das Geheimnis um Helene, die verschwundene Mutter von Marie, gegen Ende des Romans löst und Helenas Geschichte rückblickend im Roman dargestellt wird, so bleiben sehr viele Fragen offen und ich die Auflösung als unglaubwürdig und unrealistisch einstufe.
Der Roman lässt sich zwar recht gut lesen, doch würde ich ihn eher als historischen Unterhaltungsroman einstufen, ohne große Erwartung auf Verknüpfung mit realen historischen Ereignissen zu hegen. Teilweise recht interessant, teilweise aber auch völlig unglaubwürdig und unrealistisch.

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Veröffentlicht am 22.11.2021

Eine Kleinstadtpomeranze wagt den Umzug nach Berlin

Die Damen vom Pariser Platz
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Gretchen, eine junge Frau, die in einer provinziellen Umgebung aufgewachsen ist, über eine alles andere an angemessene schulische Ausbildung verfügt, träumt in den frühen Zwanzigern des vergangenen Jahrhunderts ...

Gretchen, eine junge Frau, die in einer provinziellen Umgebung aufgewachsen ist, über eine alles andere an angemessene schulische Ausbildung verfügt, träumt in den frühen Zwanzigern des vergangenen Jahrhunderts von einem Studium. Ein unüblicher und untypischer Wunsch, doch Gretchen lässt sich nicht beirren und muss nur noch eine wichtige Hürde überwinden: die finanzielle Sicherstellung dieses Berufswunsches. Dank ihrer Freundschaft zu Henni, die bereits seit einiger Zeit in der Großstadt Berlin lebt und arbeitet, erhält auch Gretchen die Möglichkeit, ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen zu können: die bekannte aber auch geheimnisvolle Nachtclubsängerin Isis möchte ihre Biographie zu Papier bringen und stellt zu diesem Zweck Gretchen ein. Für Gretchen völlig unbekannte und neue Welten, die es zu entdecken gilt und wozu Henni mit ihren Kontakten und ihrer Lebensfreude einen nicht unerheblichen Beitrag leistet.
So weit so gut, eine interessante Romanidee – so mein erster Gedanke. Doch der Zugang zu den Romanfiguren ist mir nicht leichtgefallen. Das gleiche gilt für die Ausflüge Gretchens und ihrer Freunde in das Berliner Nachtleben und die Kunstszene. Die Atmosphäre, die ich mit den "goldenen Zwanzigern" verknüpfe, Lebensfreude, Lebenslust, Lebensgier waren schon zu spüren, aber gefesselt haben sie mich nicht – leider. Ein Roman, von dem ich bereits nach wenigen Seiten erkannte, dass er so gar nicht meinen Erwartungen entsprach, zu dem ich nur bedingt Zugang fand und den ich leider mangels Interesse auch nicht beendet habe.

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Veröffentlicht am 25.10.2021

Hatte mir mehr versprochen

Mann! Bin ich jetzt alt?!
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Eine Frage, die für Mann (und Frau gleichermaßen) durchaus berechtigt ist, wenn sich die Zeit des Berufslebens dem Ende zuneigt. Da gilt es von einer stressigen und zu manchen Zeiten anstrengenden Lebensphase ...

Eine Frage, die für Mann (und Frau gleichermaßen) durchaus berechtigt ist, wenn sich die Zeit des Berufslebens dem Ende zuneigt. Da gilt es von einer stressigen und zu manchen Zeiten anstrengenden Lebensphase Abschied zu nehmen und sich auf einen neuen Lebensabschnitt einzustellen, womit sich Andreas Malessa in seinem vorliegenden Buch auseinandersetzt. In kurzen Abrissen widmet er sich unterschiedlichen Fragestellungen, wobei neben den zunehmenden körperlichen Veränderungen und mit dem altern verbundenen Einschränkungen auch die finanziellen Auswirkungen, d.h. im Ruhestand oder als Rentner mit deutlich weniger Einnahmen auskommen zu müssen, Berücksichtigung finden. Aber auch der deutlich größere Freizeitumfang und Änderungen in der Rollenverteilung des häuslichen Alltagstrotts kommen nicht zu kurz und werden angesprochen.

Unterhaltsam und informativ ge- und beschrieben, aber nach meiner Einschätzung mit keinen wesentlichen neuen Erkenntnissen und Informationen. Vom Buchtitel herleitend auch eher geeignet für eine ganz spezielle Personengruppe, Männer im Rentenalter, werden sich diese sicher in der einen oder anderen Episode wiederfinden.

Für mich persönlich jedoch eher enttäuschend. Im Hinblick auf die Veröffentlichung in einem christlichen Verlag, geschrieben von einem Autor, der mir als Partner des Gesangs-Duos "Arno und Andreas" bekannt ist, hatte ich – leider irrtümlich – geistliche Impulse, Anregungen, Tipps erwartet. Vielmehr wirken die einzelnen Kapitel auf mich wie eine Zusammenfassung bekannter Fakten und Auswirkungen, die teilweise auch recht amüsant sind. Als überaus störend und "fehl am Platz" das Interview mit einem ehemaligen Bordellbesitzer, jetzt ebenfalls im Rentenalter, der sich sehr offen zu seinem Geschäftsgebaren, aber auch zu Herrenbesuchen im fortgeschrittenen Alter in einem Bordell äußert. Ein überflüssiger und auch geschmackloser Beitrag.

Mit großen Erwartungen in das Buch gestartet, sind diese jedoch schon bald verschwunden. Mag sein, dass der angesprochene Leserkreis dies anders empfinden könnte, doch für mich persönlich überaus enttäuschend.

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Veröffentlicht am 25.10.2021

Kriegerische Auseinandersetzungen im Bodenseeraum vor dem Jahr 1000!

Flucht durch Schwaben
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Angesprochen vom Cover und dem kurzen Hinweis auf einen historischen Roman aus einer Zeit, die ich in dieser Form bisher noch nicht kennenlernen konnte, war das Buch, auch auf Grund der recht überschaubaren ...

Angesprochen vom Cover und dem kurzen Hinweis auf einen historischen Roman aus einer Zeit, die ich in dieser Form bisher noch nicht kennenlernen konnte, war das Buch, auch auf Grund der recht überschaubaren Seitenzahl recht schnell gelesen.

Gestaltet sich der Beginn der Geschichte, die im Jahr 926 im Bodenseeraum angesiedelt ist, zunächst sehr idyllisch und harmonisch, wird man bereits nach wenigen Seiten mit einem brutalen und zur damaligen Zeit sicher nicht ungewöhnlichen Vorfall konfrontiert: feindlich gesinnte Männer, im konkreten Fall ungarische Reiterhorden, fallen ins Land ein. Ein im Kampf noch relativ unerfahrener junger Mann, Marcus, wird gemeinsam mit einer jungen Magd, Anna, losgesandt, um Hilfe und Unterstützung zu erbitten. Durch einen gemeinen Verrat geraten die Beiden in große Gefahr und müssen nicht nur um das eigene Überleben kämpfen, sondern sind auch die letzte Rettung für die gesamte Bevölkerung eines Herzogtums.

Der Autor, von Beruf Historiker, verfügt über sehr viele wissenschaftliche Kenntnisse gerade längst vergangener Zeiten und nutzt dies gekonnt für einen interessanten Aspekt deutscher Geschichte aus dem Bodenseeraum. Dabei legt er sehr großen Wert auf die hervorragend recherchierten Fakten gelegt. Dazu eine bemerkenswerte und aufschlussreiche Zusammenstellung der zu dieser Zeit gebräuchlichen Namen von Orten, die dem Romangeschehen eine ganz besondere authentische Note verleihen. Hinzu kommen die beiden Übersichtskarten, mit deren Hilfe mühelos die Gegend, in der die Handlung angesiedelt ist, in Augenschein genommen werden kann. Und auch das Glossar, mit sehr vielen Hintergrundinformationen, die sich im Laufe der Romangeschichte als überaus hilfreich herausstellen.

Die Romanidee in Person des jungen Marcus und der jungen Anna ist sicher ein sehr interessanter Ausgangspunkt, doch in der Umsetzung leider nach meinem Empfinden nur sehr bedingt gelungen. Dabei stört mich zum Teil die Sprache bzw. Redewendungen, die ich mir in dieser Form vor dem Jahr 1000 einfach nicht vorstellen kann. Zudem fällt es mir außerordentlich schwer, mich mit diesen beiden romantragenden Charakteren zu identifizieren bzw. eine gewisse Nähe zu ihnen aufzubauen, Verständnis zu entwickeln.

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Veröffentlicht am 02.09.2021

Kriminalistische Ermittlungen der etwas anderen Art

Still ruft der See
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Lesetechnisch angezogen von der Kurzbeschreibung, wonach es sich um einen 70er-Jahre-Regionalkrimi handeln sollte, habe ich mich liebend gerne gemeinsam mit dem Ermittlerteam (der 43jährige Frührentner ...

Lesetechnisch angezogen von der Kurzbeschreibung, wonach es sich um einen 70er-Jahre-Regionalkrimi handeln sollte, habe ich mich liebend gerne gemeinsam mit dem Ermittlerteam (der 43jährige Frührentner Theo, Sabine, die junge Sängerin einer Band, sowie Lieselotte, ehemals Schulrektorin und jetzt im wohlverdienten Ruhestand) an die Aufklärung eines Todesfalles durch Ertrinken gewagt.

Selbst in diesen Jahren aufgewachsen, ist mir vieles vertraut und weckt Erinnerungen an diese Zeit und die Lebensumstände. Dies darzustellen ist dem Autor überaus glaubwürdig und überzeugend gelungen und verleiht dem Roman eine große Authentizität.

Dass die Klärung der näheren Todesumstände nicht unbedingt durch die üblichen kriminalistischen Verfahren bzw. Arbeitsweisen erfolgen, ist zum einen dem bunt gemischten und ohne jegliche kriminalistische Ausbildung bzw. Kenntnisse agierenden Ermittlerteam geschuldet. Wobei mich die Zusammensetzung zum Schmunzeln gebracht hat und sich gerade in der Person von Lieselotte, auf Grund ihrer beruflichen Erfahrungen durchaus in der Lage, das Zepter zu schwingen, für mich als eine besonders gelungene Charaktere darstellt.

Ein flüssiger Schreibstil lässt die Lesezeit schnell vergehen und hat – zumindest bei mir – das Interesse an den beiden Vorgängerbänden geweckt.

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