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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.10.2022

Ein wenig Spannung, ein wenige Liebe – reicht das?

Mode-Atelier Rosen
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Mit großer Vorfreude habe ich auf das Erscheinen des Folgebandes über das Modeatelier Rosen in Kassel, Anfang des neunzehnten Jahrhunderts, gewartet und war gespannt auf die Träume einer neuen Zeit.
Auch ...

Mit großer Vorfreude habe ich auf das Erscheinen des Folgebandes über das Modeatelier Rosen in Kassel, Anfang des neunzehnten Jahrhunderts, gewartet und war gespannt auf die Träume einer neuen Zeit.
Auch wenn ich den ersten Band bereits vor längerer Zeit gelesen hatte, war mir bereits nach wenigen Seiten wieder vieles vertraut. Die Protagonisten, Großmutter Anna, Seele und Herz des Hauses, Charlotte, Besitzerin des Ateliers, ihre erwachsene Tochter Elise, die beiden Angestellten Babette und Therese und Moritz, Thereses Sohn. Die Geschäfte des Ateliers laufen sehr gut, Unterstützung ist nötig und mit Grete, einem neuen Lehrmädchen, zieht im vorliegenden zweiten Band nun eine neue Charaktere in die Romanhandlung ein.
Elise, beseelt von dem Wunsch, ihre Eltern, den in Frankfurt lebenden Charles und ihre in Kassel lebende Mutter Charlotte, zu einem Treffen, vielleicht sogar zu einem klärenden Gespräch zusammenzubringen, scheitern zunächst kläglich. Doch durch den Diebstahl der persönlichen Aufzeichnungen von Charles, auf deren Grundlage nicht nur Charlotte erpresst wird, kommt es zum längst überfälligen Treffen der beiden
Widmet sich der Roman zunächst der Suche nach dem gestohlenen Manuskript, wozu Elise von ihrem Vater eingespannt wird, so wechselt die Romanhandlung dann zu den Erpressungen und der Suche des Erpressers. Darüber muss sich Elise mit einem ganz persönlichen Problem auseinandersetzen, denn Hans Christian, wissbegieriger Student und Sohn eines alten Freundes von Charles, erhofft sich von Elise mehr als nur eine platonische Freundschaft.
Interessante Ideen, mit deren Umsetzung ich jedoch teilweise enttäuscht war. So wird Elises Reise nach Göttingen, die sie auf Geheiß ihres Vaters, der seinen jungen Freund Hans Christian des Diebstahls verdächtigt, mit ausführlichen Schilderungen der gemeinsamen Ausflüge von Elise und Hans Christian verbunden. Beschreibungen und Schilderungen, die durchaus entbehrlich gewesen wären. Hinzu kommt das unwiderrufliche Beharren Elises an dem Diebstahl durch Hans Christian, das auf der dahingehenden willkürlichen Auslegung von Begebenheiten oder Informationen beruht. Ohne diese zu hinterfragen oder auch offen zu sein für andere Interpretationsmöglichkeiten. Und obwohl für Außenstehende offenkundig und ihr auch bewusst ist, dass zwischen ihnen beiden mehr als nur freundschaftliche Gefühle bestehen, ist ihr distanziertes Verhalten und ihre Unentschlossenheit kaum nachzuvollziehen. Ist sie mir als offene und ehrliche Charaktere in Erinnerung, o ist davon nicht mehr viel zu erkennen.
Wurde Moritz im ersten Band als Schlitzohr, trotz allem aber als ein liebenswertes Schlitzohr dargestellt, so finden sich im zweiten Band meinerseits keine Sympathiepunkte mehr für ihn. Sein Verhalten ist mehr als grenzwertig, schlichtweg inakzeptabel und es sich schade um seine Charaktere.
Die Erpressungsversuche, vor allem aber das Ausmaß und der betroffene Personenkreis sind auf den ersten Blick zwar überraschend, jedoch plausibel… Sie sind überzeugend und nachvollziehbar dargestellt, auch wenn sie erschrecken.
Im gewohnt leichten und flüssigen Schreibstil gehalten, sind die gut 500 Seiten recht schnell gelesen, auch wenn der Roman einige Passagen, wie z.B. die Beschreibung von Ausflügen, durchaus übersprungen werden könnten. Ein kurzweiliger und unterhaltsamer Roman, mit bekannten Charakteren, die in ihrem Verhalten und ihrer Entwicklung zumindest mich etwas ratlos zurücklassen.

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Veröffentlicht am 26.11.2021

sich finden: ein Glück - zu bleiben: eine Aufgabe

Beautiful Lights
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Lars Krönlein und seine Sandkastenfreundin Lisa, obwohl sie sich eine "gefühlte Ewigkeit" kennen, hat es trotz der aufkeimenden Liebe von Lars einfach nicht für eine Beziehung oder gar Ehe gereicht. Lisa, ...

Lars Krönlein und seine Sandkastenfreundin Lisa, obwohl sie sich eine "gefühlte Ewigkeit" kennen, hat es trotz der aufkeimenden Liebe von Lars einfach nicht für eine Beziehung oder gar Ehe gereicht. Lisa, die in Lars immer ihren besten Freund gesehen hat, entscheidet sich für einen anderen jungen Mann, zieht mit ihm nach Amerika, um dann doch wieder nach Deutschland zurückzukehren. Und da ist er noch immer: ihr treuer Freund Lars und aus beiden wird dann doch noch ein Paar. Dies alles nachzulesen im vorhergehenden Band "Lars' Diary".
Im vorliegenden Band bleibt nun der "normale Wahnsinn" und Stress des Ehe- und Familienalltags nicht ohne Auswirkungen, zumal sich Lisa mit zunehmender Begeisterung in ihr Medizinstudium stürzt und Lars im Laufe der Zeit feststellt, dass seine freie Entscheidung die Rolle eines Hausmannes zu übernehmen und sich der Betreuung des Sohnes zu widmen, ihm nicht mehr ausreicht bzw. ihn nicht mehr erfüllt. Er ergreift mehr oder weniger die Flucht, nicht nur räumlich, sondern auch aus der Ehe …
Und wieder kann ich Lars ein Stück weit auf seinem Lebensweg begleiten. Mit einer Entwicklung, Problemen, Entscheidungen, Gedanken, die völlig realistisch sind und man durchaus schon selbst erlebt haben könnte. Dies verleiht der Geschichte eine ganz besondere Authentizität, auch wenn die Handlung weit in der Zukunft spielt. Und gerade dies ist ein sehr interessanter Aspekt, die heutige Zeit, heutige Ereignisse oder Neues dann lesend als in der Vergangenheit liegend zur erkennen. Wobei auch amüsante Ereignisse, etwa in der Erklärung zur Nutzung von Buntstiften, schon mal schmunzeln lassen.
Eine interessante und abwechslungsreiche Fortsetzung mit dem Schwerpunkt auf die Gestaltung einer funktionierenden Ehe, die nur gelingen kann, wenn man offen und ehrlich miteinander umgeht und immer wieder aufeinander zugeht.

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Veröffentlicht am 18.09.2023

Die gemeinsamen Tage sind gezählt

Und wir tanzen, und wir fallen
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Angesprochen durch die für mich etwas ungewöhnliche Covergestaltung in Verbindung mit der kurzen Inhaltsangabe sowie eine kurze Leseprobe hatte ich mich für die Lektüre dieses Romans entschieden.
Ein für ...

Angesprochen durch die für mich etwas ungewöhnliche Covergestaltung in Verbindung mit der kurzen Inhaltsangabe sowie eine kurze Leseprobe hatte ich mich für die Lektüre dieses Romans entschieden.
Ein für mich sehr emotionales Thema, die Begleitung einer austherapierten Freundin mit deren ersten wichtigen Entscheidung, sich in ein Hospiz zu begeben. Eine schwierige und belastende Ausgangsituation und es braucht nicht viele Worte um sich vorzustellen, mit welchen Gefühlen und Gedanken dieser Aufenthalt begleitet wird.
In persönlicher Erinnerung an Familienangehörige mit lebensverkürzenden Erkrankungen hatte ich eine berührende und tiefgründige Geschichte erwartet, auch wenn der Schreibstil als locker leicht beschrieben werden kann.
Was mich aber immens gestört hat war die Rollenverteilung im Romangeschehen, da nach meiner Einschätzung nicht die todkranke Edi sondern deren beste Freundin Ash im Fokus stand. Für Edi, Mitte dreißigheißt es Abschied nehmen von ihrem kleinen Sohn und ihrem Ehemann – ein Prozess, der neben der mit ihrer Krankheit verbunden physischen Belastungen auch eine ungeheuer große psychische Belastung darstellt. In meinen Augen bewundernswert, wie sich Edi diesen Herausforderungen stellt und sie meistert.
Auf der anderen Seite dann ihre beste Freundin seit gefühlten Ewigkeiten: Ash, mit der sie nicht nur vieles verbindet, sondern mit der sie auch vieles erlebt und durchgestanden hat. Für Ash selbstverständlich, ihrer Freundin auch in ihren letzten Lebenstagen oder –wochen zur Seite zu stehen und ihr einen verhältnismäßig "normalen" Alltag zu bieten. Dabei hat mich allerdings Ashs Leben und ihre Lebensgewohnheiten außerhalb ihrer Betreuung von Edi bzw. außerhalb des Hospizes mehr und mehr irritiert bzw. gestört. So erschließt sich mir in keinster Weise, aus welchem Grund ausgerechnet ihre in dieser Zeit gelebten Sexualität von so großer Bedeutung ist, dass sie in einer Geschichte, in der Sterbebegleitung thematisiert werden soll, im vorgefundenen Ausmaß Berücksichtigung finden musste.
Ich hatte mehr, deutlich mehr und auch anderes erwartet und habe das Buch enttäuscht und unbeendet zur Seite gelegt.

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Veröffentlicht am 27.06.2022

Auch mit Handicap ist das Leben schön und wertvoll

Das Kuscheltier-Kommando (Band 1) – Eine Geschichte über wahre Stärke
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Der kleine Junge Fred und der Teddybär Pollo sind dicke Freunde, gehen gemeinsam durch Dick und dünn und erleben so manches Abenteuer. Leider geht ein Abenteuer alles andere als erfolgreich aus. Ganz im ...

Der kleine Junge Fred und der Teddybär Pollo sind dicke Freunde, gehen gemeinsam durch Dick und dünn und erleben so manches Abenteuer. Leider geht ein Abenteuer alles andere als erfolgreich aus. Ganz im Gegenteil, verliert Pollo doch einen seiner beiden Arme. Tieftraurig über Verlust des Arms und die spannenden Abenteuerreisen mit seinem großen Freund Fred muss er nun auch noch damit leben, dass er von Fred vergessen fristet er sein Dasein einsam und alleine mit weiteren uninteressant gewordenen Spielsachen.
Doch Rettung naht und das Kuscheltier-Kommando nimmt nicht nur Kontakt zu Pollo auf sondern setzt die hervorragende Idee eines Ersatzarms für Pollo nicht nur erfolgreich um sondern hat damit entscheidenden Anteil am Wiederaufleben der Freundschaft zwischen Fred und Pollo.
Ein interessantes Kinderbuch mit wunderschönen und kindgerechten Illustrationen, das sich nicht nur zum Vorlesen sondern durch die grafische Gestaltung auch als interessantes Bilderbuch eignet, mit dem die Geschichte weiter ausgeschmückt werden kann. Dabei verdient gerade die Kreativität, mit der die Handicaps der Kuscheltier-Kommando-Mitglieder und die phantasievolle Gestaltung eines Ersatzes für dieses vermeintliche Handicap eine besondere Erwähnung. Und für mich der absolute Höhepunkt dieses Kinderbuches und wird mit Sicherheit so manches Kinderherz, mit Sicherheit aber auch das von Erwachsenen, tief berühren.
Allerdings enthält das Buch aber einen auf mich dann doch alles andere als positiven Aspekt: Pollo, der einarmige Bär, wird nach dem im Spiel erfolgten Verlust seines Arms für seinen Freund uninteressant und wird von Fred nicht mehr beachtet. Erst mit seinem Ersatzarm stellt er wieder einen willkommenen und gern gesehenen Spielkameraden dar. Schade … dass ein treuer Freund mit Fehler nichts mehr wert ist – so der Eindruck auf mich, den ich – gerade in Bezug auf Kinder – sehr bedauernswert finde.

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Interessante Romanidee - mit Schwächen umgesetzt

Das verschlossene Zimmer
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Angesprochen von einem interessanten Cover und einem ersten Leseeindruck auf der Grundlage einer Leseprobe habe ich mich der Klärung des Geheimnisses um das verschlossene Schlafzimmer des Arztes Dominik ...

Angesprochen von einem interessanten Cover und einem ersten Leseeindruck auf der Grundlage einer Leseprobe habe ich mich der Klärung des Geheimnisses um das verschlossene Schlafzimmer des Arztes Dominik gewidmet.
Dominik, renommierter Arzt an einem Krankenhaus in Krakau, der sich in seiner Freizeit dem faszinierenden Thema der Erforschung von Bakterien widmet, hat seine inzwischen fast 18jährige Tochter Marie alleine großgezogen. Marie, die im Frühjahr 1939 endlich den Mut aufbringt, die stets verschlossene Tür zum Schlafzimmer ihres Vaters auf ungewöhnliche Weise zu öffnen, findet einen interessanten, aber auch merkwürdigen Hinweis auf die vor Jahren verschwundene Mutter.
Hatte ich eine spannende Geschichte um ein Familiengeheimnis vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden Zweiten Weltkriegs, der nur wenige Monate später mit dem Einmarsch in Polen begann, so wurde ich leider enttäuscht. Die vor allem auf Grund verschiedener Charaktere, die mich weder in ihrer Entwicklung durch die folgenden Romanseiten noch durch die Darstellung der zeitgeschichtlichen Ereignisse, gerade in der Verbindung der bekannten Ereignisse ab 1939 und deren Auswirkungen auf die jüdische Bevölkerung und hier insbesondere im Hinblick auf Polen, das zu dieser Zeit den größten jüdischen Bevölkerungsanteil aller europäischen Staaten aufwies.
Marie, von ihrem Vater liebevoll und fürsorglich umsorgt, wobei mich die Fähigkeiten des Vaters, insbesondere das Nähen eines Kleides für Marie, doch staunen ließen bzw. unglaubwürdig wirkten, wirkt sehr naiv. Dass sie dann, praktisch "über Nacht erwachsen" wird, sich für ein Medizinstudium entscheidet, was zu damaligen Zeit eher ungewöhnlich für eine Frau und mit Problemen verbunden war und – ohne Wissen des Vaters – aus Liebe zum Judentum konvertiert: all dies trägt zu einer interessanten Geschichte bei. Doch die Charaktere, seien es nun die Hauptpersonen oder auch Nebenfiguren, konnten mich nicht wirklich überzeugen. Hinzu kommen verschiedene Handlungsstränge, die auf interessante Weise in die Geschichte eingewoben werden, von denen ich mir mehr erhofft bzw. erwartet hatte, als dargestellt wird. Der Verlauf ist teilweise sehr enttäuschend.
Auch wenn sich das Geheimnis um Helene, die verschwundene Mutter von Marie, gegen Ende des Romans löst und Helenas Geschichte rückblickend im Roman dargestellt wird, so bleiben sehr viele Fragen offen und ich die Auflösung als unglaubwürdig und unrealistisch einstufe.
Der Roman lässt sich zwar recht gut lesen, doch würde ich ihn eher als historischen Unterhaltungsroman einstufen, ohne große Erwartung auf Verknüpfung mit realen historischen Ereignissen zu hegen. Teilweise recht interessant, teilweise aber auch völlig unglaubwürdig und unrealistisch.

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