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Veröffentlicht am 26.03.2022

Atmosphärischer Kriminalroman vor spannendem historischen Hintergrund

Engel des Todes
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Am 13.03.1920 versuchten Putschisten die gewählte Regierung zu stürzen. Auch Leipzig wird von den Auswirkungen nicht verschont. Die Stadt ist nicht nur bürgerkriegsähnlichen Zuständen ausgesetzt, auch ...

Am 13.03.1920 versuchten Putschisten die gewählte Regierung zu stürzen. Auch Leipzig wird von den Auswirkungen nicht verschont. Die Stadt ist nicht nur bürgerkriegsähnlichen Zuständen ausgesetzt, auch ein Serienmörder treibt sein Unwesen, der seine Opfer nicht nur tötet, sondern sie anschließend auch noch köpft und ihrer Zungen beraubt.

Der dritte Band der Reihe um den aus Kriegsgefangenenschaft heimgekehrten Polizisten Paul Stainer findet vor dem realen historischen Hintergrund des Kapp-Putsches statt. Thomas Ziebula gelingt es dabei nicht nur, die historischen Geschehnisse in seinen Kriminalroman einzubinden, sondern auch die Atmosphäre, die damals geherrscht haben muss, greifbar zu machen. Nicht nur Stainer, auch andere Charaktere, die man bereits aus den Vorgängerbänden kennt, wie Rosa Sonntag und Mona König, erleben hautnah die Auswirkungen die über Leipzig hereingebrochen sind.

Ein paar interessante neue Charaktere werden eingeführt, wie der – mir sehr sympathische – Oberst der Reichswehr, August von Herzberg, der eigentlich beabsichtigte aus dem aktiven Dienst auszusteigen. Valerie Schwarz ist Tänzerin, deren Auftritte teilweise recht skandalös sind, und die mit von Herzberg verlobt ist. Ihr Verhalten gegenüber von Herzberg ist mir schnell auf die Nerven gegangen, ihre Hingabe zu ihrer Kunst dagegen hat mir gefallen.

Auch den Täter lernt man schnell kennen, nach und nach offenbart sich auch sein Motiv. Dass man als Leser:in schon relativ früh weiß, wer hinter den Morden steckt, macht den Roman nicht weniger spannend, denn Stainer und sein Team muss es ja erst noch herausfinden, und zudem tragen die Hintergrundereignisse viel zur Spannung bei.

Mir hat sehr gut gefallen, wie gelungen Thomas Ziebula die Gedanken und Emotionen seiner Charaktere eingebunden und mir nahe gebracht hat. Stainers Privatleben bekommt ebenfalls wieder seinen Anteil an der Geschichte, wenn auch etwas weniger als in den Vorgängerbänden. Ich bin gespannt, wie es sich in den Folgebänden entwickeln wird.

Durch den interessanten historischen Hintergrund konnte ich Neues erfahren und wurde dazu animiert, selbst weiter zu recherchieren.Leider gibt es wieder kein Nachwort des Autors, was ich sehr schade finde, dafür aber eine Karte des Leipzigs jener Zeit.

Auch der dritte Band der Paul-Stainer-Reihe konnte mich wieder überzeugen, dem Autor ist es gelungen, nicht nur den spannenden historischen Hintergrund, sondern auch lebendige Charaktere und viel Atmosphäre in seinen Roman einzubinden. Ich vergebe gerne volle Punktzahl und eine Empfehlung für die ganze Reihe, die man am besten mit Band 1 beginnt.

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Veröffentlicht am 20.03.2022

Unterhaltsam

Tote tanzen keinen Walzer
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Loretta Luchs‘ Freunde Bärbel und Frank wollen heiraten, und damit keiner sich auf der Hochzeit beim Tanzen blamiert, beschließen sie, mit allen Freunden in die Tanzschule zu gehen. Loretta ist darüber ...

Loretta Luchs‘ Freunde Bärbel und Frank wollen heiraten, und damit keiner sich auf der Hochzeit beim Tanzen blamiert, beschließen sie, mit allen Freunden in die Tanzschule zu gehen. Loretta ist darüber nicht sehr glücklich, will aber auch kein Spielverderber sein. Spielverderber ist schließlich derjenige, der durch die Scheibe der Tanzschule schießt, und Loretta eine neue Leiche beschert.

Es ist immer wieder schön, Loretta und ihre Freunde zu treffen. Mir hat in diesem Band das Tanzstunden-Setting besonders gut gefallen, es hat Erinnerungen geweckt und einige Szenen zum Schmunzeln geboten – und neben Loretta und Dennis sind dieses Mal auch Bärbel und Frank sowie Doris und Erwin unmittelbar betroffen – und Diana und Okko dürfen aus der Ferne teilhaben.

Ähnlich markant wie Lorettas Freunde sind auch die anderen Paare des Tanzkurses, angefangen mit den Trainern. Man kann sie sich gut vorstellen, immerhin beschreibt Loretta, die die Autorin wieder selbst in Ich-Form erzählen lässt, sie sehr treffend, wenn auch nicht immer wohlwollend. Und auch Astrid Küpper hat wieder Bereitschaft und freut sich einmal mehr so gar nicht, Loretta am Tatort anzutreffen.

Für mich ist der fünfzehnte Band einer der besten der Reihe, der mich sehr gut unterhalten hat. Leider ist er gleichzeitig der letzte der Reihe, und so erlebt der Leser nicht nur einen spannenden Kriminalfall, eine ermittelnde Loretta und eine passende Auflösung, sondern auch ein stimmiges Ende, das nicht nur Loretta, sondern auch der Leser akzeptieren kann, man sieht für Loretta eine schöne Zukunft, und kann sie in diese entlassen. Und, vielleicht wird es ja Loretta Luchs und Lotte Minck irgendwann doch noch einmal zusammenführen?

Ein letztes Mal hat auch Ommo Wille eines seiner genialen und wunderbar zur Geschichte passenden (Rundum)Cover beigesteuert – diese Cover werde ich wahrscheinlich genauso vermissen wie die Geschichten um Loretta.

Mir ihrem letzten Band haben mich Loretta Luchs und ihre Freunde noch einmal richtig gut unterhalten. Sehr gerne empfehle ich die ganze Reihe an jene, deren Krimis mit Humor gemixt sein dürfen – nicht umsonst wurde hierfür der Name „Krimödie“ geprägt.

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Abschlussband der lesenswerten Tetralogie in schöner Neuauflage mit interessanten Boni

Athanor 4: Die letzte Schlacht
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Nach der Zerstörung des Ewigen Lichts herrscht Verzweiflung unter den Elfen, und als weitere Untote nahen, beschließt deren Ältester, Peredin, die Heimat zu verlassen, denn es muss noch ein weiteres Ewiges ...

Nach der Zerstörung des Ewigen Lichts herrscht Verzweiflung unter den Elfen, und als weitere Untote nahen, beschließt deren Ältester, Peredin, die Heimat zu verlassen, denn es muss noch ein weiteres Ewiges Licht geben. Die Menschen um Athanor schließen sich an, Athanor selbst jedoch hat ein anderes Reiseziel …

Den Abschlussband der Reihe um den „letzten Menschen“ Athanor, hatte ich lange ersehnt, aber auch gefürchtet, bedeutet es eben auch den Abschied von einer sehr gelungenen Geschichte und geliebten Charakteren. Um es schon vorwegzunehmen: David Falk ist es gelungen, Athanors Geschichte mehr als zufriedenstellend zu Ende zu bringen, nicht jeder mag das Ende gutheißen, für mich ist es allerdings ein Ende, das nicht nur zur Geschichte, sondern auch zu Athanor passt, es macht das Ganze rund und lässt einen angemessenen Abschied zu.

Der Autor erzählt aus mehreren Perspektiven wie gewohnt bildhaft und spannend, das Kopfkino springt sofort an und lässt einen das Geschehen regelrecht miterleben. Dazubei tragen auch die sehr gut ausgearbeiteten Charaktere, die alle einzigartig sind. Es gibt keine Schwarz-Weiß-Zeichnung, nahezu jeder Charakter hat Stärken und Schwächen, gute und schlechte Seiten und hadert schon einmal mit sich und der Welt. Manche lassen sich schwer einschätzen, nicht nur von ihren Mitcharakteren, sondern auch vom Leser, und man kann nie vor Überraschungen sicher sein. Auch dass ein Charakter überlebt, ist nie sicher, und so muss man sich auch hier von dem einen oder anderen verabschieden – dafür taucht aber auch mancher auf, mit dem man nicht (mehr) gerechnet hätte.

Bei mir war es Liebe auf den ersten Blick, bereits den ersten Band der Tetralogie, David Falks Debüt, las ich mit großem Genuss, und diese Liebe blieb bis zum Schluss erhalten. Dass der Vierteiler in dieser rundum gelungenen Neuauflage erschienen ist, ist mehr als verdient.

Natürlich ist auch dieser Band der Neuauflage des Atlantis-Verlags sehr schön ausgestattet, Timo Kümmel hat erneut die grafische Gestaltung übernommen, es gibt wieder ein Lesebändchen, und einen Anhang mit Personenregister, einem sehr lesenswerten Lexikon und, als besonderes Highlight, einem Gespräch zwischen Autor und Grafiker, beide spielen sich gegenseitig die Bälle zu, und man erfährt einiges über die beiden und ihre Arbeitsweisen.

Athanors Geschichte ist eine der besten Fantasygeschichten, die ich bisher gelesen habe, das hohe Niveau wird bis zum Ende gehalten, die Geschichte ist nie langweilig und es werden immer wieder Überraschungen geboten. So kann ich auch für den Abschlussband wieder volle Punktzahl geben und eine Leseempfehlung für die ganze Reihe.

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Veröffentlicht am 27.02.2022

Thomas Pitt und die k. u. k. Monarchie

Mord in Dorchester Terrace
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1896: Thomas Pitt, nun Leiter des britischen Staatsschutzes, erhält Kenntnis davon, dass auf ein Mitglied der österreichischen Kaiserfamilie während dessen Besuches in Großbritannien ein Attentat geplant ...

1896: Thomas Pitt, nun Leiter des britischen Staatsschutzes, erhält Kenntnis davon, dass auf ein Mitglied der österreichischen Kaiserfamilie während dessen Besuches in Großbritannien ein Attentat geplant sein könnte. Gleichzeitig wird eine alte Freundin Vespasia Cumming-Goulds tot aufgefunden, in ihrer Jugend hatte sie für die Unabhängigkeit Italiens gekämpft und nun Angst, sie könnte auf Grund einer Krankheit, Geheimnisse verraten – wurde sie deswegen getötet?

Anne Perry versteht es gut, ihre Romane in den historischen Kontext zu stellen. In diesem Band spielt die östereichische k. u. k. Monarchie eine große Rolle, ebenso wie die Unabhängigkeitsbestrebungen der Länder, die in deren Machtbereich lagen. Auch Kaiserin Sisi (dass sie in diesem Band Sissi genannt wird, ist sicher ein Übersetzungsfehler) und die Tragödie von Mayerling werden erwähnt. Da Pitt nun dem Staatschutz dient, ist es passend, dass der historische Hintergrund nicht nur Großbritannien umfasst.

Schön, wie immer, ist es, die Charaktere auch in ihrem persönlichen Umfeld vorzufinden, man konnte sie ja bereits durch eine ganze Reihe Romane auch privat begleiten, Entwicklungen erleben und mit ihnen bangen und hoffen. Auch hier sind neben Pitt und seiner Familie auch wieder Charlottes Schwester Emily und Schwager Jack, sowie Vespasia handelnde Charaktere. Aber auch die, die man neu kennenlernt, werden durch die pointierte Charakterisierung der Autorin zu greifbaren Personen. Anne Perry geht sehr auf Gedanken und Gefühle ihrer Charaktere ein, durch Perspektivewechsel erfahren wir die verschiedener Personen.

Die Fälle, die zum Teil mit vereinten Kräften gelöst werden, denn Pitt ist auf Rückhalt und Informationen anderer angewiesen, sind interessant, komplex und bieten durchaus Überraschungen. Anne Perry erzählt eher ausführlich, was aber der Spannung keinen Abbruch tut. Ich mag Thomas Pitt seit dem ersten Band und habe schon viel mit ihm mitmachen müssen. Da er aus kleinen Verhältnissen stammt, hatte er es immer schon schwer, sich gegenüber den Höhergestellten durchzusetzen. Und auch jetzt noch muss er sich gesellschaftlichen Konventionen anpassen – das macht einen Teil des Charmes, aber auch Spannung der Romane aus.

Ich bin schon sehr lange ein Fan der Reihe, und natürlich hat mich auch Band 27 (!) gut unterhalten. Es ist schön, im Laufe der Zeit Pitts Entwicklungen mitzuerleben, deshalb plädiere ich dafür, wenn möglich, die Romane der Reihenfolge nach zu lesen – lesen sollte man sie unbedingt.

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Veröffentlicht am 24.02.2022

Gelungener Genremix in Erdwelt

Ork City
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Privatdetektiv Corwyn Rash hat es nicht leicht, jetzt muss er schon Geldeintreibertätigkeiten annehmen, um über die Runden zu kommen. Doch dann steht die berühmte Kity Miotara vor seiner Tür und hat einen ...

Privatdetektiv Corwyn Rash hat es nicht leicht, jetzt muss er schon Geldeintreibertätigkeiten annehmen, um über die Runden zu kommen. Doch dann steht die berühmte Kity Miotara vor seiner Tür und hat einen lukrativen Job für ihn, ihr Manager ist verschwunden. Dass Rash nun endlich Glück hat, kann man aber leider nicht sagen.

Michael Peinkofer ist in seine Erdwelt zurückgegangen, in eine modernere Zeit, und hat einen Crime Noir im Fantasymantel geschrieben. Rash ist ein Viertelork, und auch die weiteren Bewohner sind Orks, Zwerge, Trolle, Gnom usw., aber auch Menschen sind vertreten und alle denkbaren Mischungen. Nur die Elfen haben Erdwelt verlassen, allerdings ihre Spuren hinterlassen.

Rash ist ein ganz typischer hardboiled Detektiv, den der Autor selbst in Ich-Form erzählen lässt, natürlich trägt er Trenchcoat, ist hart im Nehmen und hat, wenn auch gut versteckt, ein sensibles Herz. Zwergensyndikate beherrschen die Stadt, die Polizei ist, zumindest zum Teil, korrupt, Bodyguards schlagen erst zu, bevor sie Fragen stellen, und Frauen sind schön, können aber auch knallhart sein.

Mir hat dieser Genremix sehr gut gefallen, und wer Erdwelt schon einmal besucht hat, wird manches bekannte entdecken. Besonders gut hat mir gefallen, dass Balbok und Rammar, die beiden Orks aus den Erdwelt-Romanen eine Statue mitten in der City bekommen haben, da kommen sofort Erinnerungen auf. Die Sprache ist durchsetzt mit Begriffen der Unterweltjargon, am Ende gibt es ein Glossar, doch in der Regel kann man die meisten Begriffe durch den Kontext auch so verstehen. Für mich ergibt sich dadurch zusätzliche Authentizität.

Rashs Fall entpuppt sich als sehr komplex und nicht weniger gefährlich, viele Leute sind involviert, und wem er trauen kann, ist nicht immer offensichtlich – gut für die Spannung. Die eine oder andere Überraschung gibt es obendrauf, am Ende ist aber alles gut aufgelöst. Man kann selbst ein bisschen miträtseln, geübte Krimileser entwickeln sicher die eine oder andere Ahnung.

„Orkcity“ ist ein gelungener Genremix, Crime noir und Fantasy passen tatsächlich gut zusammen. Mir hat es gefallen, ein moderneres Erdwelt zu besuchen, und ich hoffe, Corwyn Rash noch öfter wiederzutreffen, zumal seine persönliche Geschichte auch noch nicht auserzählt ist. Sehr gerne empfehle ich den Roman Fantasyfans und experimentierfreudigen Krimilesern. Ich jedenfalls habe mich sehr gut unterhalten.

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