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Pantoffeltier

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.05.2022

Der Nerd im Wandel der Zeit

Nerds
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Annekathrin Kohut nimmmt sich die Figur des Nerds vor, sieht sich an, wie sich der Begriff/die Figur entwickelt hat, in Filmen aufgegriffen wurde und denkt darüber nach, wie seine Zukunft aussieht.

Das ...

Annekathrin Kohut nimmmt sich die Figur des Nerds vor, sieht sich an, wie sich der Begriff/die Figur entwickelt hat, in Filmen aufgegriffen wurde und denkt darüber nach, wie seine Zukunft aussieht.

Das ist auf jeden Fall spannend, denn die Figur des Nerds ist stark mit der Entwicklung von Computertechnologie verknüpft. Nerds sind meist begabte oder fleißige, aber sozial und körperlich schwache Streber- oder Außenseitertypen. Später kommt dann die Aussicht hinzu, dass sich im Berufsleben das Blatt wendet und die ehemaligen Loser nun erfolgreich werden. Besonders in den 80er Jahren folgt die Entwicklung des Nerds vom systemkonformen Streber zum Computerpionier, als aus Jugendlichen, die in ihrer Garage an Computern schraubten und Programme schrieben, Milliardäre wurden.

Die Autorin zeigt auch, dass hinter dem manchmal als rebellisch und unangepasst verstandenen Verhalten der Filmfigur Nerd oft die Sehnsucht nach Reichtum, Erfolg bei Frauen und Statussympolen steckt.

Viele gerade ältere Filme, die die Autorin untersucht, sagen mir nichts, das machte es etwas schwer den Ausführungen zu folgen. Ich kenne die Nerdfigur vor allem aus späteren Serien wie "The Big Bang Theory" und hätte auch andere Serien/Filme noch wichtig gefunden, wie beispielsweise "Mr. Robot". Ich würde bei "How to sell drugs (fast) online" auch nicht Gerda als Nerd etikettieren, sondern Kira. Vermutlich bezieht sich die Autorin nur auf die erste Staffel. Im Grunde genommen verändert sich also das Studienobjekt der Autorin noch während sie darüber schreibt und macht eine genaue Definition und gerade einen Blick auf die Jetztzeit schwierig.

Die Abgerenzung zwischen Nerd, Geek, Streber und Hacker ist meiner Meinung nach auch kaum zu machen und dann noch Youtube und Instagram und die Figur des alten weißen Mannes reinzunehmen, überfrachtet es.

Das wird dann vor allem am Ende etwas knirschig, wenn Kohout versucht einen Zukunftsausblick zu wagen und die Kritik an Misygonie und Rassismus im It-Mileu und seiner Darstelllung aufgreift.

Das war mir dann teilweise zu viel Meinung für ein wissenschaftlich gemeintes Buch. Andererseits kann ich mir gut vorstellen, dass hier einfach Diskussionspotential ist. Ich sehe durchaus, dass "The Big Bang Theory" von ziemlich problematischen Witzen lebt, die man heute vielleicht in den USA nicht mehr so schreiben würde.

Auf jeden Fall eine interessante Lektüre für an Kulturwissenschaft (vor allem Filmen) Interessierte.

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Chemie ist Veränderung

Eine Frage der Chemie
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Anfang der 1960er Jahre in Kalifornien: Elizabeth Zott ist eine herausragende Chemikerin, die sich mit Abiogenese beschäftigt. Dass sie als einzige Frau nicht als Sekretärin, sondern in der Forschung arbeitet, ...

Anfang der 1960er Jahre in Kalifornien: Elizabeth Zott ist eine herausragende Chemikerin, die sich mit Abiogenese beschäftigt. Dass sie als einzige Frau nicht als Sekretärin, sondern in der Forschung arbeitet, ist den Männern an ihrem Arbeitsplatz ein Dorn im Auge. Ihr wird so mancher Stein in den Weg gelegt. Aber auch wenn Elizabeth dafür eine Fernsehkochshow nutzen muss, sie lässt sich nicht davon abhalten ihren Weg zu gehen.

Der Ton des Buches ist trotz sehr tragischer und dramatischer Ereignisse leicht und von trockenem Humor getragen. Charakterzeichnungen und Ereignisse werden teilweise bis ins Absurde übertrieben. Das hat mir gerade am Anfang gut gefallen. Es ist spannend und temporeich erzählt und man hat großen Respekt vor Elizabeth, die großen persönlichen Tragödien mit Pragmatismus und Halsstarrigkeit begegnet.
Manchmal fand ich es dann eine Schippe zu viel. Nicht nur Elizabeths vierjährige Tochter sondern auch ihr Hund sind absurd intelligent und so ziemlich alle Frauen schaffen genau das, was sie wollen, wenn sie es nur versuchen zu erreichen oder eine gute Fee in der Hinterhand haben. Allgemein werden groß aufgebaute Probleme etwas zu einfach gelöst. Das fand ich etwas schade, denn die erschreckenden Hintergründe (Das Stehlen von Forschungsergebnissen, das Kleinmachen und Ausschließen von Frauen, die sexualisierte Übergriffigkeit etc.) waren/sind sehr real und nicht so einfach mit Tatkräftigkeit und Entschlossenheit zu beseitigen.
Dennoch, es handelt sich eben um einen Unterhaltungsroman und es hat mir andererseits gefallen, dass es viele bodenständige Figuren gab und das Drama sehr trocken abgehandelt wurde. Auf jeden Fall ein Lesevergnügen, das Mut macht trotz teilweise traurigem Thema.

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Veröffentlicht am 27.02.2022

Eine Verbeugung vor einer besonderen Frau

Elizabeth II.
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Thomas Kielinger kennt das britische Königshaus sehr genau. Jahrelang war er Korrespondent der Zeitung „Die Welt“ in London. Nun legt er zum 70-jährigen Thronjubiläum der Queen eine Biografie vor. Ich ...

Thomas Kielinger kennt das britische Königshaus sehr genau. Jahrelang war er Korrespondent der Zeitung „Die Welt“ in London. Nun legt er zum 70-jährigen Thronjubiläum der Queen eine Biografie vor. Ich bin keine Royalistin und verfolge nur am Rande, was so im Umkreis des britischen Königshauses passiert. Interessant war dieses Buch für mich dennoch.

Der Autor widmet den Skandalen und persönlichen Befindlichkeiten des Adels recht wenig Zeit. Stattdessen beleuchtet er die Veränderung des Königshauses im Laufe der Zeit (logischerweise vor allem während der Regentschaft Elisbeths II.) und spricht auch an, welche zukünftigen Entwicklungen die Monarchie nehmen könnte.


Kielinger berichtet beispielsweise darüber, dass die erst 25-jährige Königin durch das Erlernen von absoluter Selbstkontrolle, Beachtung von Traditionen und Wahrung von Distanz erfolgreich als öffentliche Person wurde, doch genau diese Distanz und das Zurückhalten von Gefühlen zu schweren Verwerfungen in der Familie führte, beispielsweise beim Umgang mit Prinzessin Diana oder auch in neuerer Zeit Meghan und Harry.

Man merkt dem Autor an, wie sehr er die Queen schätzt und bewundert. Das Buch ist eine Verbeugung vor dieser besonderen Frau, auch wenn durchaus kritische Töne aufkommen. So wirklich tief eingegangen wird auf die Skandale gerade jüngster Zeit nicht, da sollte man nicht zu viel erwarten. Es ist eher als historische Einordnung und auch teilweise politische Analyse zu sehen. Dabei ist die Schreibweise so angenehm, dass man es gut in kleinen Happen nebenbei lesen kann. Für mich als Person, die so gar nichts mit dem britischen Königshaus zu tun hat, war recht viel Namedropping dabei, mit dem ich nicht viel anfangen konnte. Der Autor wollte sich wohl auf das Wichtigste beschränken. 285 Seiten für 70 Jahre Regentschaft bedeutet Einiges an Verdichtung.

Kurz gesagt: Keine erschöpfende Biographie, sondern eher historisch-politische Einordnung der Person und des Regierungsstils. Lesenswert besonders für diejenigen, die sich schon auskennen, aber auch für den Rest (mich zum Beispiel ;) ) interessant.

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Veröffentlicht am 31.01.2022

Die Geister der Vergangenheit

Die Gespenster von Demmin
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Wie vermutlich bei vielen anderen, hat auch bei mir das Buch vor allem durch seinen Handlungsort Interesse geweckt. Demmin, ein Ort, der vor allem dafür bekannt ist, dass es 1945 vor dem Einmarsch der ...

Wie vermutlich bei vielen anderen, hat auch bei mir das Buch vor allem durch seinen Handlungsort Interesse geweckt. Demmin, ein Ort, der vor allem dafür bekannt ist, dass es 1945 vor dem Einmarsch der Roten Armee zu einem Massenselbstmord vor allem von Frauen und ihren Kindern kam.

Die Autorin folgt zwei sehr unterschiedlichen Protagonistinnen in dieser Stadt. Die 15-jährige Larry absolviert verbissen ein von ihr selbst erdachtes Überlebenstraining, um endlich aus Demmin rauszukommen und ist ganz versessen darauf ihre Zukunft zu gestalten.

Ihre Nachbarin Frau Dohlberg muss ihren letzten Gang ins Altenheim gehen und sortiert schweren Herzens ihre Sachen aus. Dabei erinnert sie sich an die Vergangenheit und eben den Tag 1945, an dem auch ihre Familie Selbstmord beging, aber sie selbst es nicht konnte.

Die Autorin zeichnet Demmin als einen Ort, der geprägt ist von den unzähligen Toten. Larry verdient sich auf den Friedhof mit Aufräumarbeiten etwas zu ihrem Taschengeld hinzu und immer wieder wird thematisiert, wie die vielen Leichen im Fluss schwammen. Szenenweise kommen Erinnerungen bei Frau Dohlberg hoch.

Larry und ihre große Klappe haben mir gleich gefallen. Sie ist ruppig, hat aber ein gutes Herz. Dagegen bleibt Frau Dohlberg und gerade gegen Ende hin der historische Hintergrund eher blass. Larry hat für Coming of Age Romane typische Probleme. Konflikte mit der Mutter und Trauer über die Trennung der Eltern, Freundschaft, die erste Liebe und Versuche sich selbstständig zu machen und den Platz in der Welt zu finden.
Sehr gut gefallen hat mir, wie ernst die Autorin ihre jugendlichen ProtagonistInnen nimmt und auch die Freundschaften. Sie alle haben so ihr Päckchen zu tragen und nehmen Bürden aus den Elternhäusern mit und trotzdem bleibt die Stimmung trotz Melancholie und teilweise morbider Themen heiter.

Insgesamt habe ich nicht so viel über Demmin gelernt wie erhofft, da war eine kurze Recherche auf wikipedia ergiebiger. Wahrscheinlich hat die Autorin mehr Wissen gesammelt, aber es passte dann doch nicht so sehr in den Roman. Enttäuscht bin ich aber trotzdem nicht, denn Larry habe ich doch sehr gern begleitet bei einem Stück ihres Weges zum Erwachsensein.

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Veröffentlicht am 28.11.2021

In kleinen Schritten die Welt retten

Stell dir vor ...
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Wer die Nachrichten liest, dem kommt es oft vor, als wäre alles verloren. Klimawandel, Terror, Kriege, Hass, Pandemie... Unlösbare Probleme überall.
Rob Hopkins setzt sich dafür ein, im Kleinen ...

Wer die Nachrichten liest, dem kommt es oft vor, als wäre alles verloren. Klimawandel, Terror, Kriege, Hass, Pandemie... Unlösbare Probleme überall.
Rob Hopkins setzt sich dafür ein, im Kleinen Lösungen zu finden.
Er plädiert dafür, die menschliche Phantasie zu nutzen und berichtet aus sehr unterschiedlichen Projekten, die er besucht oder selbst mitinitiiert hat.
Sehr gut gefallen hat mir, dass er viele verschiedene Denkanstöße gibt. Wichtig ist seiner Meinung nach nur, sich zu trauen seine Phantasie zu nutzen, Nähe zur Umwelt herzustellen und offen im Kontakt mit anderen Menschen zu sein. So könnte durch viele kleine, lokale Projekte die Welt ein klitzekleines bisschen besser werden.
Und das ist schon viel besser, als angesichts der riesigen Probleme den Kopf in den Sand zu stecken.
Vom Layout her hat mich das Buch nicht so ganz überzeugt. Die Schrift ist recht klein und es gibt wenige Abschnitte. Für mich ist es eher ein Buch, dass man häppchenweise zur Inspiration liest und bei dem man auch mal nicht so Interessantes überspringt. Das ist nicht immer einfach gewesen. Auch so manche Auflistung von alarmierenden Statistiken hätte es nicht gebraucht.
Ein schönes Buch, um sich Inspiration, Bestärkung und eine positive Herangehensweise an Probleme zu holen. Wird nicht jeden komplett überzeugen, ist aber ein schöner Anfang.

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