Out of the Shallows – Herzsplitter ist ein guter, zuversichtlicher Abschluss dieser Dilogie, der trotz kleiner Kritikpunkte immerhin zu unterhalten vermag und dadurch sehr schnell gelesen ist.
Wie schon beim Vorgänger wird man abwechselnd mit Situationen aus der Vergangenheit sowie der Gegenwart konfrontiert. Die Vergangenheit schließt dabei in etwa an das Ende des Auftaktes an und ist einem vertraut, wohingegen sich die Gegenwart schon einige Monate nach den letzten Ereignissen abspielt. In der Zeit dazwischen muss etwas Gravierendes vorgefallen sein, da sich scheinbar wirklich alles verändert hat, wofür man allerdings noch keinen Grund erfährt, was anfangs vor allem für Verwirrung sorgt.
Nach den ersten Kapiteln legt sich dieses Durcheinander wieder, man bekommt einen besseren Durchblick und als man schließlich den Grund für die Trennung erfährt, ergibt plötzlich alles einen Sinn. Leider zieht Samantha Young die Auflösung des Ganzen unnötig in die Länge, wodurch man irgendwann nicht mehr gespannt, sondern hauptsächlich nur noch davon genervt ist, dass der schwere Schicksalsschlag permanent angedeutet, jedoch nicht näher beleuchtet wird. Man kann nur spekulieren, während man auf die längst überfälligen Antworten wartet. Ein paar Details hätte sie also ruhig schon etwas früher offenbaren können.
Positiv hervorzuheben ist hingegen, dass man zwar schnell glaubt zu wissen, was geschehen ist, die Autorin einen mit der ständigen Erwähnung eines bestimmten Ortes aber gekonnt in die Irre führt, sodass man sich im Endeffekt zum Glück getäuscht hat.
Obwohl man das Buch insgesamt durchaus gerne liest, kann man sich letztlich des Gefühls nicht erwehren, eine Art Wiederholung des ersten Bandes mit vertauschten Rollen zu lesen. Denn dieses Mal trennt Charley sich aus heiterem Himmel von Jake, ohne diesem einen verständlichen Grund zu nennen, mit dem Unterschied, dass es erneut Jake ist, der die ganze Zeit über versucht Charley zurückzugewinnen, weil er sie noch immer liebt und sie kein zweites Mal verlieren will. Erneut sind sie somit in der Gegenwart entzweit und zunächst nur in den Rückblicken vereint.
Charleys Verhalten ist Jake gegenüber sehr unfair, was ihre Freunde ihr sogar ehrlich ins Gesicht sagen. Sie tut ihm nun fast das Gleiche an wie er ihr damals, worunter sie enorm gelitten hat. Da man, dank des Umstandes, dass die Geschichte weiterhin aus ihrer Sicht erzählt wird, jedoch weiß, wie sehr sie selbst unter der Trennung leidet, dass sie ihn nach wie vor liebt und ihn eigentlich nicht verletzen will, kann man sie nicht dafür hassen. Lange Zeit kann man ihre Handlungen aber überhaupt nicht nachvollziehen und will genauso dringend wie Jake einfach nur noch wissen, warum sie sich so verhält.
Ihre Gründe, die man erst sehr spät erfährt, sind vollkommen irrational, weshalb man inständig hofft, dass sie das bald einsieht und wieder sie selbst wird. Man kann kaum fassen, dass Charley sich wegen eines absurden Deals mit Gott beinahe ihre Zukunft ruiniert hätte und das obschon sie nicht einmal wirklich religiös ist. Das zeigt deutlich, wie verwirrt sie ist und dass sie erst wieder zu sich selbst und ihrer Stärke zurückfinden muss.
Es kommt einem darüber hinaus übertrieben vor, dass Charley für ihre Eltern sowohl Jake als auch ihren Berufswunsch aufgibt und nur für ihren Vater Jura studieren will. Immerhin ist sie erwachsen und kann eigentlich allein entscheiden, wie ihr Leben aussehen soll. Allerdings hat man durchaus Verständnis dafür, dass ihre Eltern ihr wichtig sind und sie nicht die Ursache für unnötiges Leid sein möchte, sobald es nicht mehr ihr einziges Motiv ist einfach nachzugeben und sie ihren Traum doch nicht endgültig aufgibt.
Auf der einen Seite ist es toll, dass Charleys Eltern und ihre Schwester sie so sehr lieben, dass sie sich noch genau daran erinnern wie sehr Jake sie verletzt hat und Charley unbedingt davor beschützen wollen so etwas noch einmal zu erleben, andererseits übertreiben sie es aber mit ihrer Sorge, denn Jake hat damals ebenso viel durchgemacht und deshalb eine zweite Chance verdient. Wenn sogar Charley ihm verziehen hat, sollten sie es wenigstens versuchen und ihr mehr Vertrauen entgegen bringen. Außerdem bevormunden sie alle sie viel zur sehr im Hinblick auf ihr berufliches Ziel und drängen ihr zu sehr ihre eigenen Wünsche für sie auf.
Gerade Jake hätte allen Grund zu versuchen sich bei Charleys Dad, der ihn am hartnäckigsten ablehnt, beliebt zu machen, dennoch scheut er sich nicht diesem zu widersprechen um Charley in dieser Sache den Rücken zu stärken, was nicht nur sie freudig bemerkt. Generell gewinnt Jake im zweiten Teil deutlich an Sympathie zurück und man verzeiht ihm langsam die Spielchen, die er mit Charley und Melissa trieb, weil er sich so verändert hat. Zwischenzeitlich ist er, verständlicherweise, sehr sauer auf Charley, verzeiht ihr jedoch ohne zu zögern, da er sie liebt und sie ihm ebenfalls verziehen hat, und kann sie voll und ganz verstehen als sie ihm endlich ihre wahren Beweggründe anvertraut. Er ermutigt sie sich ihren Ängsten zu stellen, ist unglaublich geduldig mit ihr und ist bereit auf sie zu warten, auch wenn es beinahe unerträglich für ihn ist.
Jake und Charley gehören einfach zusammen und den jeweils anderen kennen und verstehen sie manchmal besser als sich selbst. Das zeigt sich auch in den sparsam eingesetzten, aber ansprechenden erotischen Szenen, die sich gut in die Handlung einfügen und nie unpassend wirken.
Beide sind zudem ziemlich besitzergreifend und werden schnell eifersüchtig. Charley ist ferner das beste Beispiel dafür, dass der Kopf dem Herzen nicht befehlen kann, was es fühlen soll. Sie hat die Beziehung beendet und bleibt vorerst vehement bei dieser Entscheidung, trotzdem versetzt es ihr jedes Mal einen tiefen Stich, wenn er scheinbar mit einer anderen flirtet. Doch für eine solche Liebe lohnt es sich eben zu kämpfen, egal wie hart es mitunter ist und selbst dann, wenn offenbar die ganze Familie gegen die Beziehung ist.
Erfreulicherweise hat das Paar beneidenswerte Freunde, die stets für sie da sind und zu ihnen halten, genauso wie sie ihren Freunden in schwierigen Momenten immer beistehen. Vorrangig handelt das Buch natürlich von Jake und Charley, durch ihre engen Beziehungen zu Beck und Claudia bekommt man aber ebenso viel aus dem Leben dieser Figuren mit, die man beinahe genauso gern hat und deren Liebesgeschichte einen nicht minder interessiert. Sie passen gut zueinander und man fragte sich ja schon im ersten Band, wann Beck es wohl endlich auf die Reihe kriegt zu seinen Gefühlen für Claudia zu stehen.
Lediglich Lowe kommt in der Fortsetzung viel zu kurz, was schade ist, da er ein aufrichtiger Freund ist und man ihn sehr gern noch besser kennen gelernt hätte.
Das Ende ist dagegen besonders gelungen und in jeder Hinsicht zufriedenstellend. Die gröbsten Schwierigkeiten sind überwunden und der Rest kann warten oder ist schlicht der Phantasie des Lesers überlassen.
FAZIT
Mit Out of the Shallows – Herzsplitter hat Samantha Young ihre Dilogie um Jake und Charley zu einem guten Abschluss gebracht, den man trotz der vielen Parallelen zum Vorgänger gern gelesen hat. Zumal die Autorin einen noch einmal daran erinnert, wie wichtig es ist sich selbst treu zu bleiben und dass es keineswegs ein Zeichen von Schwäche ist sich auch mal helfen zu lassen.