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Veröffentlicht am 27.03.2022

Sprachgewaltig, herzzerreißend emotional und unvergesslich

Für immer ein Teil von dir
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Ich verstehe es jetzt. Ich verstehe den Hype um diese Bestsellerautorin und ihre Werke. Auch wenn ich mich mit "Für immer ein Teil von dir" weit aus meiner literarischen Komfortzone hinausgewagt habe, ...

Ich verstehe es jetzt. Ich verstehe den Hype um diese Bestsellerautorin und ihre Werke. Auch wenn ich mich mit "Für immer ein Teil von dir" weit aus meiner literarischen Komfortzone hinausgewagt habe, aus meinem wohligen Büchwerwelt-Kokon, der ansonsten rein aus Feel-Good-Stories, Romantik und hier und da etwas Geschichtlichem, Romantasy oder Cosy Crime besteht, war es doch das perfekte Buch für mich, um mir ein eigenes Bild vom schriftstellerischen Talent Colleen Hoovers zu machen. Ich kann nur sagen: Diese Frau ist die geborene Erzählerin. Punkt.

Ich kann mich nicht erinnern, dass mich ein Werk jemals so ins Herz getroffen hat, es mit brachialer Gewalt gebrochen und anschließend Stück für Stück wieder zusammengesetzt hat. Ich war am Boden zerstört und komplett überwältigt von den heftigen Emotionen, die diese bewegende Lektüre bei mir ausgelöst hat. Das Adjektiv herausragend wäre eine Untertreibung.

Abgesehen von der ohnehin außergewöhnlichen Handlung (- die Autorin selbst bekennt in der Danksagung, dass man hier keinen romantischen Liebesroman erwarten dürfe, auch wenn die Liebe, in all ihren Formen, in der Geschichte meiner Meinung nach beinahe greifbar ist -) war es die meisterhafte Figurenzeichnung, die mich restlos begeistert hat. Hoover hat den Charakteren eine besondere Authentizität verliehen; es sind durch und durch glaubwürdige, vielschichtige Figuren, die so real wirken, als würde man sie persönlich kennen, deren Emotionen, Lebensansichten und Taten, insbesondere aber deren unterschiedliche Standpunkte man jederzeit zu 100% nachvollziehen kann.

Nicht nur mit Kenna und Ledger habe ich mitgefiebert und mitgelitten, auch die Gefühle von Scottys Eltern Grace und Patrick empfand ich als so selbstverständlich, dass ich gemeinsam mit ihnen getrauert habe und mich vor lauter Wut über die Grausamkeit des Schicksals hilflos und überfordert gefühlt habe. Geschickt lenkte Hoover meine Gedanken von den Hauptprotagonisten auf die Nebenfiguren, ließ mich in ihr Leben eintauchen und weckte meine tiefste Empathie für sie. Ich glaube, jede Mutter wird vor allem von der Textpassage auf den Seiten 88 bis 92 bis ins Mark erschüttert sein; ich jedenfalls war an dieser Stelle zu aufgelöst, um weiterlesen zu können, musste eine kurze Pause einlegen und mein gerade schlafendes Kind an mich drücken. Grace tat mir so unfassbar leid – aber Kenna nicht minder. Eine Mutter, der man ihr Baby entreißt – ich kann mir kaum einen schlimmeren Schmerz vorstellen. Möchte ich auch gar nicht, denn ich habe bereits genug geweint. Jetzt kommt ein großes ABER: Der Autorin ist es dennoch auf wundersame Weise gelungen ist, diesen kraftvollen Roman so zu gestalten, dass er bei all der Traurigkeit zwischen den Seiten keinen negativen Nachgeschmack bei mir hinterlassen hat.

In dieser Story gibt es kein richtig oder falsch, niemanden, den man als Leser:in verteufeln kann. "Es ist, wie es ist. Eine Scheißsituation, in der es keine bösen Menschen gibt, denen man die Schuld geben kann. […] nur ein Haufen trauriger Menschen, die sich bemühen, irgendwie durch den Tag zu kommen. Manche […] trauriger als andere. Manche […] sind bereit zu vergeben, andere nicht."

Dieses grandiose, unfassbar gut geschriebene Werk zeigt das pure Leben, handelt von Trauer und Verlust, Vergebung und Neuanfängen, Einsamkeit und Familie, Hoffnung und Freundschaft, romantischer Liebe und der wohl innigsten, tiefgehendsten Form von Liebe, die es gibt: der Liebe zwischen Eltern und ihren Kindern.

Fazit: Wer ein Buch braucht, um daran erinnert zu werden, welche Gefühlsbreite in ihm oder ihr schlummert, wer sich einen Roman wünscht, dessen nachhallender Wirkung man sich nicht entziehen kann, dem empfehle ich diese Lektüre von Herzen. "Für immer ein Teil von dir" wird für immer ein Teil von mir sein. Dieses Buch werde ich nie vergessen.

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Veröffentlicht am 24.03.2022

Wundervolle Love Story vor historisch bedeutsamer Kulisse

Die Rebellinnen von Oxford - Verwegen
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"»Erzählen Sie mir«, sagte er, »wie frustrierend ist es, von Menschen umgeben zu sein, die allein aufgrund ihres gesellschaftlichen Ranges bessergestellt sind als Sie, obwohl Sie Ihnen an Klugheit nicht ...

"»Erzählen Sie mir«, sagte er, »wie frustrierend ist es, von Menschen umgeben zu sein, die allein aufgrund ihres gesellschaftlichen Ranges bessergestellt sind als Sie, obwohl Sie Ihnen an Klugheit nicht das Wasser reichen können?«"

Mir war bereits im Vorfeld klar, dass ich dieses herrlich atmosphärische Werk aus der Feder von Evie Dunmore lieben würde – vor Kurzem hatte ich den dritten Oxford-Rebels-Band der beim LYX-Verlag erschienenen Buchreihe gelesen und war so begeistert vom gleichermaßen mitreißend-emotionalen wie auch informativ-klugen, pointierten Schreibstil der Autorin gewesen, dass mein Leserherz nach MEHR lechzte. Nun wusste ich zwar schon, wie die Liebesgeschichte zwischen der intelligenten Studentin aus bürgerlichen Verhältnissen und dem einflussreichen Herzog enden würde - immerhin finden beide Figuren auch im späteren Band Erwähnung -, doch dies tat meinem Lesegenuss keinen Abbruch. Ich habe die Annäherung zwischen Annabelle und Sebastian geliebt!

Es sprühen die Funken.

Es entwickeln sich tiefe Gefühle.

Es gibt diesen einen Oh-nein-das-hat-sie-nicht-wirklich-getan-Moment, bei dem ich mir voller Verzweiflung über Annabelles Selbstlosigkeit die Haare gerauft habe.

Mit ihrem Stipendium an der renommierten Oxford University geht für Annabelle, die bis dahin im Haus ihres dümmlichen Cousins die kostenlose Dienstmagd spielen musste, ein Traum in Erfüllung. Allerdings verpflichtet sie sich damit auch zur Unterstützung der Suffragetten, die sich – wie undamenhaft! – politisch engagieren und verbissen um eine Reform des Eigentumsgesetzes verheirateter Frauen kämpfen. Aus weiblicher Sicht war dies im Jahre 1879 ein durchaus wichtiges Anliegen, "denn noch immer verlor eine Frau ihren persönlichen Besitz am Hochzeitstag an ihren Ehemann", was wiederum die Beteiligung an Wahlen unmöglich machte, da nur Grundbesitzer und Haushaltsvorstände das Wahlrecht hatten. Dank der lokalen Gruppe der Nationalen Gesellschaft für Frauenwahlrecht findet Annabelle nicht nur reizende neue Freundinnen, sondern begegnet auch einem unterkühlten Aristokraten, dessen Arroganz ihre jahrelang unterdrückte Wut über all die Ungerechtigkeiten, mit denen Frauen sich konfrontiert sehen, auflodern lassen. Nie im Leben hätte sie geahnt, dass es ausgerechnet Sebastian Devereux sein würde, der ihr Leben auf mehr als nur eine Weise retten wird. Jener Herzog von Montgomery ist ein geschiedener Mann und der Wahlkampagnenberater der Torys – einer Partei, deren Mitglieder das Ansuchen auf Frauenwahlrecht größtenteils nicht unterstützen …

Im Hinblick auf Annabelle und Sebastian verspürte ich ganz leichte "Stolz und Vorurteil"-Vibes – die Fehleinschätzung und Vorurteile beiderseits, die große Erleuchtung im Anschluss, das Gefühlschaos, toll! Sowohl die vielschichtige Figurenzeichnung als auch die rundum überzeugenden Dialoge (- authentisch in der Wortwahl, humorvoll und voller Schlagfertigkeit -) haben mir wunderbar gefallen. Außerdem war ich erleichtert, dass der politische Themenbereich genau intensiv genug dosiert worden ist: spannend und nachvollziehbar, ohne (- wie es in anderen historischen Romanen manchmal leider der Fall ist -) staubtrocken und fade zu wirken. Vielmehr konnte ich tatsächlich spüren, wie sehr den Protagonistinnen eine Verbesserung der Lebensumstände für Frauen am Herzen lag.

Das schlichte, elegante Cover passt hervorragend zur Geschichte und lässt das Genre erahnen. Ich muss gestehen, dass mir bis zur Entdeckung dieser angenehm anspruchsvollen, überaus unterhaltsamen Reihe gar nicht bewusst gewesen war, dass auch historische Romane Bestandteil des LYX-Programms (- mit welchem ich bisher ausschließlich meine geliebten New Adult-Veröffentlichungen assoziiert hatte -) sind. Was für eine erfreuliche Überraschung!

Fazit: Ein Buch ganz nach meinem Geschmack – ich bekam eine bezaubernde, gefühlvolle, leidenschaftliche Liebesgeschichte (inklusive geschmackvoller erotischer Szenen), sympathische, wie aus den Leben gegriffene Charaktere und all dies in Kombination mit interessanten historischen Fakten. Perfekt für alle Leser:innen geschichtsträchtiger Romane und romantischer Storys sowie für Fans von Jane Austen und Bridgerton.

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Must-Have für Bridgerton-Fans!

Bridgerton: Der inoffizielle Guide für alle Lords und Ladys
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Ich gehe mal stark davon aus, dass jeder, der dieses herrlich amüsante, überaus unterhaltsame Werk zur Hand nimmt, ohnehin bereits ein Bridgerton-Fan ist, sei es aufgrund der Buchreihe von Julia Quinn ...

Ich gehe mal stark davon aus, dass jeder, der dieses herrlich amüsante, überaus unterhaltsame Werk zur Hand nimmt, ohnehin bereits ein Bridgerton-Fan ist, sei es aufgrund der Buchreihe von Julia Quinn oder der gleichnamigen Netflixserie, deren zweiter Staffel ich aktuell ungeduldig entgegenfiebere. – Allen Freunden der sympathischen Bridgerton'schen Großfamilie spreche ich hiermit eine uneingeschränkte Leseempfehlung aus.

Das zauberhafte Cover des edlen Hardcover-Büchleins ist ein absoluter Hingucker im Regal! Besonders gut gefällt mir, dass hier das Farbschema der Promo-Bilder der Serie aufgenommen worden ist. Auch die restliche Ausstattung ist hochwertig und macht richtig was her – ein fliederfarbenes Lesebändchen, ein hübsches Innencover im Regency-Stil und bebilderte Kapitelüberschriften.

Angemerkt sei vorab, dass der Inhalt sich rein auf tatsächliche historische Fakten (Daten, Ereignisse, reale Persönlichkeiten) sowie auf die TV-Serie (nähere Infos zu den Dreharbeiten: Locations, Kostüme, Musik, etc.) bezieht; die Handlungen der einzelnen Bücher werden nicht aufgegriffen. Da ich als Janeite Regencywerke (und -serien) liebe, hatte es nicht lange gedauert, bis der Bridgerton-Hype auch mich gepackt hatte, und schon war ich Feuer und Flamme für die liebenswerten Figuren.

Der Schreibstil dieses Serien-Begleitbuchs ist locker und humorvoll, mit einem Augenzwinkern fasst die Autorin die überlebenswichtigsten Tipps und Tricks zusammen, damit wir uns auf und neben dem Parkett der feinen Gesellschaft nicht blamieren. Von A wie Anstandsdame bis Z wie zeitgenössische Literatur (und Zitate) findet alles Erwähnung.

Wie lauteten die wichtigsten gesellschaftlichen Regeln (kultiviertes Verhalten, Besuchsetikette, Werbungsphasen, Auftritte in der Öffentlichkeit, Flirttechniken mittels Taschentuchs bzw. Fächers, …)? Wer waren die damaligen Celebrities und welchen Einfluss hatten ihre Schicksale auf den Rest der Bevölkerung? Was waren kulturelle Trends, was erachtete man als en vougue? Ob Beratung in Stilfragen zur Kleidungs- und Frisuren-Mode, die neuesten Skandale oder die vergnüglichsten Tänze, die man beherrschen musste - dieser Leitfaden vereint gekonnt Geschichte und Serienfakten. Nun bin ich bestens im Bilde, sei es hinsichtlich der verschiedenen Arrangements von Halstüchern oder der Perfektionierung des Errötens.

Zusätzlich gibt es immer mal wieder witzige Tests (laut Charaktertest bin ich eine Mischung aus Daphne und Penelope), ein Spiel sowie Ausmalbilder – wobei ich es wohl nie übers Herz bringen werde, etwas in dieses Buch zu zeichnen.

Mein liebster Abschnitt war das umfangreiche Wortverzeichnis der Regencybegriffe (Bezeichnungen für Damen und Herren, frevelhafte Aktivitäten, Beleidigungen, Geld, Liebe und Ehe). Hier musste ich mehrfach lachen; zu schade, dass man diese Redewendungen heutzutage nicht mehr verwendet! Wenn ich das nächste Mal "in hohen Seilen" in einer Buchhandlung stehe und meinem "Korinther" erkläre, dass ich gleich mehrere Bücher kaufen möchte, werde ich wohl sicherheitshalber meinen "Latz einschläfern", selbst wenn ich dadurch "dem Hauptwachmeister entkomme" und eine "Spinne verschlucke", da ansonsten die Gefahr besteht, dass ich "teufelsblau" werde. Ganz reizend fand ich übrigens auch den Ausdruck "nach April und Mai riechen".

Fazit: Ich hatte sehr vergnügliche Lesestunden. Ein Must-Read für alle Bridgerton-Begeisterten und Regency-Interessierten!

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Veröffentlicht am 11.03.2022

Bridgerton-Liebe

Bridgerton - Mitternachtsdiamanten
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Meine geliebte Bridgerton-Reihe aus der Feder von Bestsellerautorin Julia Quinn neigt sich leider langsam dem Ende zu. Noch möchte ich gar nicht daran denken, dass ich mich von den mir so liebgewonnenen ...

Meine geliebte Bridgerton-Reihe aus der Feder von Bestsellerautorin Julia Quinn neigt sich leider langsam dem Ende zu. Noch möchte ich gar nicht daran denken, dass ich mich von den mir so liebgewonnenen Figuren bald verabschieden muss, seufz! Im vorliegenden Band 7 erleben wir, wie die jüngste Tochter der sympathischen Großfamilie, die scharfsinnige, schlagfertige Hyacinth, sich amüsante Wortgefechte mit dem attraktiven Enkel der allseits verehrten wie gefürchteten Lady Danbury liefert und dabei feststellt, dass Gareth St. Clair von ihrer undiplomatisch-ehrlichen, äußerst direkten Art keinesfalls eingeschüchtert zu sein scheint. Mein Romantikerherz hoffte auf viel Herzklopfen und eine interessante Annäherung der beiden Hauptfiguren, und genau das habe ich bekommen.

In meinen Augen ist dies mit Abstand der bisher humorvollste Band der Reihe; eventuell hat die Autorin gespürt, dass ihre Leser:innen sich nach der recht ernsten Thematik des Vorgängerbandes ("Ein hinreißend verruchter Gentleman") um die früh verwitwete Francesca nach mehr Frohmut und Leichtigkeit sehnten. Was habe ich gelacht über die flotten Dialoge, speziell die bärbeißigen Kommentare von Lady Danbury, Gareths Verzweiflung angesichts Hyacinths Sturheit und vor allem die Wiedersehensszene mit Anthony Bridgerton, dem ältesten Bridgerton-Nachkömmling, der in vielerlei Hinsicht die Rolle des Familienoberhauptes hatte einnehmen müssen – einfach köstlich!

Prunkvolle Bälle gab es kaum, kein nervenaufreibendes Duell und deutlich weniger Raffinesse in Sachen Kuppelei, dafür aber ein spannendes Rätsel um Gareths wahre Herkunft und ein geheimnisvolles italienisches Tagebuch. Hyacinth ist Feuer und Flamme, als Mr. St. Clair ausgerechnet sie um Hilfe bittet, schließlich liebt alles Rätselhafte und kniffelige Aufgaben; zudem sehnt sie sich nach Ablenkung von einer bisher langweiligen (und, zum Leidwesen ihrer Frau Mama, ohne Heiratsantrag zu verbuchenden) Saison. Allerdings beschäftigt sie bald nicht nur die Aufgabe, das Versteck eines mysteriösen Diamantenarmbandes aufzuspüren, sondern auch die Tatsache, dass ihr währenddessen bewusst wird, welchen Mann sie gerne heiraten würde. Doch wie soll sie ihn dazu bewegen, ihr einen Antrag zu machen, ohne ihm nachzulaufen und dabei womöglich verzweifelt zu wirken? Könnte sie mit seiner Ablehnung leben? Und sind seine Motive wirklich ehrenhaft oder sollte sie ihr Herz besser festhalten?

Hyacinths Reaktion in einer gewissen Situation hat mich ziemlich überrascht – weder positiv noch negativ, ich war schlichtweg verblüfft, da ich sie aufgrund ihrer Erziehung und basierend auf den Moralvorstellungen ihrer Zeit diesbezüglich völlig anders, viel zurückhaltender eingeschätzt hätte.

In der aktuellen Staffel der gleichnamigen Netflixserie ist Hyacinth noch ein kleines Mädchen, deshalb hat es kurz gedauert, bis ich dieses Bild aus meinem Kopf verbannt hatte, immerhin beginnt die Handlung, als sie bereits zweiundzwanzig Jahre alt ist. Sie ist ein sehr eigenwilliger Charakter, liebevoll-rechthaberisch, nicht gerade für ihre Subtilität bekannt und in ihrem gesamten Wesen eine Mini-Ausgabe von Lady Danbury. Kein Wunder, dass Gareth in Bezug auf ihre Wortwahl mehrfach belustigt anmerkt, dass sie beinahe wie seine Großmutter klingt – was Hyacinth als großes Kompliment wertet.

Gareths innerer Konflikt und die Abneigung seinem Vater gegenüber sind unheimlich glaubwürdig und realistisch ausgearbeitet worden, ich habe jedes Wort davon gefühlt. Hinsichtlich einer bestimmten Entwicklung erschien er mir kurzzeitig etwas rücksichtslos, wobei ich seine Motivation nachvollziehen konnte.

Mama Bridgerton ist herzig wie eh und je, ich liebe die tiefgründigen Gespräche, die sie immer mit ihren Kindern führt. So eine herzensgute, verständnisvolle Mutter kann man sich nur wünschen. Auch die scheinbar unnahbare Lady Danbury hätte ich knuddeln können - ich kann ihr vorgetäuscht-genervtes "Pah!" förmlich in meinen Ohren hören und hüpfe schnell zur Seite, damit sie mich nicht mit ihrem Gehstock erwischt!

Fazit: Ich habe die Geschichte von Anfang bis Ende geliebt! Eine begeisterte Leseempfehlung für alle Bridgerton-Fans und Leser:innen von Regencyromanen!

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Veröffentlicht am 26.02.2022

Starker, wichtiger Roman

Eine Bibliothek in Paris
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"Es ist wichtig zu lernen, über unsere Gefühle zu sprechen, bevor sie uns überwältigen. […] Dieser Roman soll eine Liebeserklärung an Bibliotheken und Bibliothekare darstellen." –Autorin Janet Skeslien ...

"Es ist wichtig zu lernen, über unsere Gefühle zu sprechen, bevor sie uns überwältigen. […] Dieser Roman soll eine Liebeserklärung an Bibliotheken und Bibliothekare darstellen." –Autorin Janet Skeslien Charles in einem Interview zu "Eine Bibliothek in Paris"

Romane mit dem Setting einer Buchhandlung oder einer Bibliothek habe ich bereits viele gelesen, aber in keinem davon war die Liebe zur Literatur so spürbar wie in diesem Werk. Atemlos habe ich Seite um Seite umgeblättert, fand mich mit der jungen Odile zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs im von Deutschland besetzten Paris wieder und lernte sie als Witwe im amerikanischen Montana der 1980er Jahre noch einmal ganz neu kennen, gemeinsam mit dem Teenagermädchen Lily, welches von ihrer geheimnisvollen älteren Nachbarin fasziniert ist. "Alles an Odile war elegant, selbst die Art und Weise, wie sie ihr Sandwich aß. In Froid fiel sie auf wie ein bunter Hund […]. Ich wollte ihre Welt kennenlernen."

Sowohl Odile als auch Lily sind unheimlich facettenreich gezeichnet worden, haben ihre Schwächen und Vorzüge, machen Fehler und entwickeln sich weiter. Meine Lieblingsfigur war die rundum liebenswerte, sensible Engländerin Margaret.

Dieses vielschichtige, auf zwei Zeitebenen spielende Buch ist so viel mehr als nur eine gelungene Mischung aus historischen Fakten und Fiktion, aus emotionaler Tiefe und mitreißendem Schreibstil. – Es ist ein Mahnmal gegen das Vergessen, ein Loblied auf die heilende Kraft der Bücher, auf Courage und Menschlichkeit. Es zeigt, wie wichtig Kommunikation ist, handelt von Hoffnung und Verlust, von Verrat und Vergebung, von Familie und vom Erwachsenwerden, von Freundschaft und Liebe.

Im umfangreichen Anhang sind neben Anregungen für Lesekreise und einem Verzeichnis realer Personen auch ein Quellennachweis sowie ein Interview mit der Autorin enthalten. Ganz wundervoll fand ich die zahlreichen in die Handlung eingeflochtenen französischen Begriffe und bekam richtig Lust, mein altes Vokabelheft hervorzukramen.

Fazit: Voller atmosphärischer Beschreibungen und geprägt von passend gesetzten Perspektivwechseln, regt diese spannende Geschichte um die American Library und ihre Angestellten zum Nachdenken an. Uneingeschränkte Leseempfehlung für alle Fans von historischen Romanen!

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