Cover-Bild Die Kinder sind Könige
(63)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 07.03.2022
  • ISBN: 9783832181888
Delphine Vigan

Die Kinder sind Könige

Roman
Doris Heinemann (Übersetzer)

Wie, fragt sich die ermittelnde Polizeibeamtin Clara, soll man einen Verdächtigen ausmachen bei einem vermissten Kind, das Tausende Menschen kennen und mehrfach täglich sehen? Schnell begreift sie, dass ihre Ermittlungsmethoden in der virtuellen Welt vollkommen nutzlos sind. Einer Welt, von der sie bis zu diesem Fall so gut wie nichts wusste. Ihre Arbeit findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, und auch privat ist sie eine zurückgezogene Frau. Schon immer konnte sie mit ihrem Alleinsein umgehen. Mélanie dagegen kann ohne die Aufmerksamkeit ihrer Follower nicht leben. Alles, was sie ist und was sie erreicht hat, verdankt sie dem Netz. Nicht einen Moment kommt ihr der Gedanke, ihre Tochter könnte dieses Leben nicht lieben, könnte sich vielmehr danach sehnen, ein unbekanntes Mädchen zu sein. Den Vorwurf der Ausbeutung ihrer Kinder weist Mélanie verletzt von sich. Und doch wird sie Jahre nach Kimmys Verschwinden genau dessen angeklagt.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.03.2022

Sehr starkes, aktuelles Thema und gute Umsetzung

0

Das Thema Social Media wird immer präsenter und umfangreicher und auch die Betrachtungsweise und den Umgang damit finde ich im Hinblick darauf sehr wichtig. Umso gespannter war ich auf dieses Buch und ...

Das Thema Social Media wird immer präsenter und umfangreicher und auch die Betrachtungsweise und den Umgang damit finde ich im Hinblick darauf sehr wichtig. Umso gespannter war ich auf dieses Buch und ich wurde auch absolut nicht enttäuscht.

Die Autorin hat einen sehr locker und flüssig lesbaren Schreibstil und versteht es, Dinge gut zu beschreiben und auch Spannung aufzubauen. Im Buch gibt es verschiedene Charaktere, die beiden Hauptcharaktere sind aber die Mutter Melanie, sowie die Polizistin Clara. Clara mochte ich sehr gern, zu Melanie konnte ich keine richtige Verbindung herstellen (was ich aber nicht allzu schlimm fand). Melanie kann man einfach nicht richtig mögen durch die Tatsache, zu was sie ihre Kinder benutzt. Denn genau das ist es: eine sehr ungesunde Beziehung zu Social Media, in die sie ihre Kinder mit hinein zieht. Die Schilderungen und auch die Gründe dafür sind sehr vielfältig, sodass man Melanie nicht durchweg unsympathisch findet, was ich wiederum als positiv wahrgenommen habe. Ein wenig versteht man ihren Hunger nach Anerkennung; wer wird schon nicht gern gemocht?! Dennoch zeigt das Buch sehr deutlich, wie schnell etwas ins Negative abdriften kann und wie sehr Kinder für die Zwecke der Erwachsenen missbraucht werden können. Den Umgang mit dem Thema fand ich sehr authentisch, anschaulich und vor allem wichtig! Vielen ist gar nicht bewusst, wie es mittlerweile zu geht und was das mit betroffenen Kindern anrichtet.

Während der Geschichte bekommt man gute Einblicke in unterschiedliche Gefühlswelten. Melanies Ehrgeiz und Wunsch nach Erfolg; Claras Gewissenhaftigkeit und ihre Sensibilität; und auch die Gefühle und Ansichten der beiden Kinder von Melanie. Wer Kimmy entführt hat und vor allem warum sie entführt wurde, konnte ich relativ schnell erraten. Nichtdestotrotz fand ich es spannend und habe das Buch gern gelesen. Besonders eindrucksvoll fand ich das Ende.

Ich kann das Buch sehr empfehlen und finde den Umgang mit dieser schwierigen Thematik wirklich gelungen! Ich vergebe dafür 4 sehr gute Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.03.2022

Wenn Kinder zu Sozial Media Stars erzogen werden...

0

Mélanie ist riesiger Fan von Reality-TV-Formaten und war als 26jährige sogar einen ganzen Tag lang bei einem Format dabei.
Jahre später, als verheiratete Frau und Mutter zweier Kinder, die von ihrem Dasein ...

Mélanie ist riesiger Fan von Reality-TV-Formaten und war als 26jährige sogar einen ganzen Tag lang bei einem Format dabei.
Jahre später, als verheiratete Frau und Mutter zweier Kinder, die von ihrem Dasein gelangweilt ist, wird sie auf Youtube und Instagram aufmerksam, wo es etliche Familienkanäle gibt.
Das will sie auch, und daher pusht sie ihre Kinder Kimmy und Sammy, dreht jeden Tag Videos und Stories, macht bei sämtlichen Challenges mit, die gerade "in" sind, um bis an die Spitze zu kommen. Sie schafft es auch, hat viele Tausende Follower, scheffelt ein Vermögen damit und sahnt jede Menge gratis Produkte ab, doch zu welchem Preis?
Am 10. November 2019 verschwindet ihre 6jährige Tochter Kimmy beim Versteckspiel. Jeder kennt das Mädchen seit 4 Jahren aus ihren Youtube-Videos. Wurde Kimmy entführt? Und wenn ja, von wem und warum?


Meine Meinung:
Die Autorin behandelt in diesem Roman ein mehr als aktuelles Thema: Social Media. Genauer gesagt: Kinder in Sozialen Medien.
Die Entwicklungen in den Social Media machen mir schon länger Angst; ich empfinde und reagiere genau wie die Polizistin Clara aus dem Roman: mit Ungläubigkeit und Fassungslosigkeit. Darüber, dass man sein Leben und seine intimsten Dinge teilt. Oder sich riesige Scheinwelten erschafft. Doch das Unbegreiflichste ist, wie viel Geld man damit verdienen kann: unfassbar viel Geld.
Und wenn dann für seine Ego-Darstellungen und das Scheffeln von Geld die eigenen Kinder ausgebeutet werden, dann hört der "Spaß" auf.

Die Geschichte berichtet von einer einsamen Frau, die in ihrem langweiligen Leben unglücklich ist, und die durch das sich-selbst-Präsentieren in der Öffentlichkeit (zuerst durch Reality-TV, später durch Soziale Medien) ihr Leben definiert. Sie ist nur dann glücklich, wenn sie noch mehr Fans bekommt und noch mehr Likes erhält. Das viele Geld ist ein positiver Faktor nebenbei, aber eigentlich geht es nur darum, sich geliebt zu fühlen. Ohne, dass man merkt, dass man gar nicht "richtig geliebt" wird. Denn auch eine große Fangemeinde macht einsam. Und das Allerschlimmste: man nimmt keine Rücksicht zu den Gefühlen und Bedürfnissen anderer, vor allem seines Ehepartners und seiner Kinder.

Die Story ist auch aufgrund des nüchternen Schreibstils deprimierend, düster und melancholisch und macht mich unfassbar traurig. Die Autorin ließ mich sprachlos zurück, denn ich muss ehrlich zugeben, ich selber habe nicht darüber nachgedacht, wie die Kinder empfinden, dessen Kanäle meine Tochter angesehen hat, als sie noch klein war. Machen die das wirklich gerne? Ü-Eier und Überraschungspakete auspacken, Spielsachen testen, wohl ja. Aber diese ganzen unsagbaren Challenges? Und wenn sie mal nicht mögen, "müssen" sie dann trotzdem, so wie Kimmy und Sammy? Gibt es Gesetze zum ausreichenden Schutz dieser Social Media-Kinderstars?
Leider ist die Geschichte von Delphine de Vigan in heutigen Zeiten sehr real...

Der Aufbau ist sehr interessant gestaltet: abwechselnd liest man Polizeiberichte bzw. Vernehmungen aus dem Jahr 2019, und dazwischen sind Rückblenden in Mélanies Leben bzw. liest man aus Sicht der Polizistin Clara die aktuellen Ermittlungen und die Suche nach dem Mädchen.
Der Schluss, der 12 Jahre später spielt, war mir persönlich etwas zu offengelassen und zu schnell abgehandelt, ich hätte gerne mehr erfahren bzw. genauer ausgeführt bekommen, wie es mit der Klage von Kimmy und dem Leben von Sammy weitergeht.


Fazit:
Dieser Roman hat Sogwirkung von der ersten Seite an, man ist sprachlos ob so viel Ungeheuerlichkeit. Die eindrücklich dargestellte Social Media und Reality-TV-Szene, und vor allem auch, wie Kinder dabei ausgebeutet werden, berührt und lässt einen nachdenklich und traurig zurück.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.03.2022

Delphine de Vigan - Die Kinder sind Könige

0

Schon als Jugendliche hat Mélanie die Stars der Reality TV Shows bewundert und wollte sein wie sie. Doch ein kurzer Auftritt hat ihr gezeigt, dass sie dort nicht hingehört. Mit dem aufkommenden Internet ...

Schon als Jugendliche hat Mélanie die Stars der Reality TV Shows bewundert und wollte sein wie sie. Doch ein kurzer Auftritt hat ihr gezeigt, dass sie dort nicht hingehört. Mit dem aufkommenden Internet und den Social-Media-Kanälen wächst jedoch in der inzwischen zweifachen Mutter ein Plan heran. Bei anderen sieht sie, wie man mit Alltagsvideos Likes generieren und ein bisschen Berühmtheit erlangen kann. Sie ist perfekt darin, sich und die beiden Kinder Sammy und Kimmy zu inszenieren und das kommt an, Millionen Menschen folgen ihren YouTube Videos und Instagram Storys. Doch dann passiert das Schlimmste, was sich Eltern vorstellen können: Kimmy verschwindet beim Spielen. Die Polizistin Clara muss erst lernen, mit wem sie es zu tun hat und der Verdacht liegt schnall nah, dass es sich um einen Neider handeln könnte, denn davon gibt es beinahe genauso viele wie Fans.

„Die Kinder sind Könige“ ist ein Roman, der irgendwie so gar nicht in die Reihe von Delphine de Vigans Veröffentlichungen passt. Für mich liest sich die Geschichte wie eine Anklage der Sogenannten „Mommy-Influencerinnen“ und Familien-Blogger, was sie sicherlich auch ist, wirkt dadurch etwas zu sachlich und wenig fiktiv. Die Figuren treten hinter die Aussage zurück und können bei mir daher nicht die Emotionen wecken, wie es anderen von der Autorin erschaffenen Figuren gelungen ist. Nichtsdestotrotz greift sie ein wichtiges Thema auf und verpackt es geschickt in die Handlung um das Verschwinden des 6-jährigen Mädchens.

Mélanies Enttäuschung von dem ausbleibenden Erfolg im Fernsehen ist der Ausgangspunkt für ihre sagenhafte Karriere, die jedoch nur durch das Instrumentalisieren ihrer beiden Kinder möglich wird. Mehrmals pro Woche müssen sie Filme drehen, strikt nach Drehbuch, was jedoch besonders spontan und authentisch wirken soll. Es ist ein Job, Mélanie ist den ganzen Tag damit beschäftigt, die Fans zu bedienen, neuen Content zu planen und zu generieren. Dass die Kinder ausfallen, ist nicht vorgesehen und wehren können sie sich nicht, dazu sind sie zu klein.

Durch die Augen der Polizisten, denen das Business weitgehend unbekannt ist, nähert man sich auch als Leser und beginnt zu verstehen, welche Maschinerie hinter diesem Phänomen steht, das scheinbar auch sehr erträglich ist. Die Kindheit online dokumentiert zu sehen, scheint zunächst ein lustiger Spaß, ein Einblick hinter sonst verschlossene Türen, der ein wenig den Voyeurismus in uns allen bedient. Der Roman geht jedoch schwerpunktmäßig darauf ein, was dies mit den Kindern macht. Die Geschichten der Kinderstars aus dem Film- und Musikbusiness sind bekannt: der Kindheit beraubt haben nicht viele schon früh zu Drogen und Alkohol gegriffen. Doch im Gegensatz zu den Internetstars hatten sie immer eine öffentliche und eine private Seite des Lebens. Mélanie lässt keine Privatheit bei Sammy und Kimmy zu, alles wird öffentlich und veröffentlicht – unlöschbar für immer und alle verfügbar.

Ein aufschlussreicher Roman, der ein wichtiges Phänomen thematisiert. Erzählerisch wäre sicher noch mehr drin gewesen, man hat den Eindruck, dass der Autorin das Thema so wichtig war, dass dieser Aspekt hinter die Aussage zurücktreten musste.

Veröffentlicht am 14.03.2022

Reich des Konsums

0

Die erfolgreiche und feinsinnige Autorin Delphine de Vigan bleibt ihren gesellschaftskritischen Themen treu und behandelt diesmal die gefährliche und übertriebene Zurschaustellung von Kindern im Internet ...

Die erfolgreiche und feinsinnige Autorin Delphine de Vigan bleibt ihren gesellschaftskritischen Themen treu und behandelt diesmal die gefährliche und übertriebene Zurschaustellung von Kindern im Internet – einziges Ziel dieser Influencer-Eltern sind Geld, Klicks und Konsum, auch wenn darunter das eigene Familienleben in Mitleidenschaft gezogen wird.

Mutter Mélanie Claux war früher fasziniert von Reality-TV-Shows und Fan von Loana, die durch diese Programme und besonders durch Loft Story berühmt wurde. Doch der eigene Erfolg in diesem Genre war Mélanie nicht vergönnt und so muss ihre eigene Tochter Kimmy herhalten, die zusammen mit ihrem Bruder mittlerweile zum Star des Instagram- und Youtube-Kanals Happy Récré mit unzähligen Werbeverträgen geworden ist. Alles was die Kinderkönige in ihrem eigentlich privaten Reich machen, wird online inszeniert, verkauft und zur Schau gestellt – eine Privatsphäre ist nicht mehr vorhanden, denn Millionen von Fans wollen mit ihrer Sucht nach Bildern bedient werden. Kimmy wird zunehmend abweisender und genervter von diesen vielen Inszenierungen – und dann wird sie bei einem Versteckspiel entführt, was zur Haupthandlung dieses brisant-spannenden Romans wird.

In abwechselnden Passagen verknüpft Vigan brillant und gekonnt protokollartig die nüchtern-akribische Ermittlungsarbeit der engagierten Kriminal-Polizistin Clara mit der psychologisch-soziologischen Innenschau in die Familie, bei der die Leere des eigenen Lebens durch die suchtartige Faszination der ständigen Online-Exposition der Kinder kompensiert wird. Wie mit einem Schlag ins Gesicht, aber ohne belehrend oder wertend zu sein, erschafft die Autorin ein gesellschaftskritisches Zeitbild unseres Konsumverhaltens und über den Umgang mit Influencer-Kinderkönigen im Netz. Sensibel, intensiv und präzise sprengt sie literarische Genres, um fast dokumentarisch-wissenschaftlich den Finger in die Wunde eines hochaktuellen Themas zu legen.

Wie wirkt sich der Drang nach dem eigenen Leben in der Virtualität samt Dopamin-Sucht mit jedem Klick und Like auf unser Leben und das unserer Kinder aus? Warum brauchen wir den Blick und Kommentar des anderen im Netz, während unser wirkliches Leben in der Langeweile versinkt? Ein direkter, kraftvoller und flüssig-tiefgründig geschriebener Roman mit scharfen Beobachtungen über die Konsequenzen und Folgen dieser zur Schau gestellten Kinder und deren gestohlenen Leben, der zum weiteren Nachdenken anregt und auch medienrechtliche Themen versiert recherchiert integriert. Außergewöhnlich auch das Ende, in dem die Autorin ins Jahr 2031 und auf die erwachsenen Kinderstars blickt und ein bewegendes Fazit zieht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.03.2022

Sucht nach Aufmerksamkeit

0

Sucht nach Aufmerksamkeit

Wer zeigt nicht gern die Bilder seiner Kinder? Machen sie doch immer mal lustige Sachen oder ziehen Grimassen. Oder hier, liegt das Kind so süß im Gras... Doch sollten diese ...

Sucht nach Aufmerksamkeit

Wer zeigt nicht gern die Bilder seiner Kinder? Machen sie doch immer mal lustige Sachen oder ziehen Grimassen. Oder hier, liegt das Kind so süß im Gras... Doch sollten diese Aufnahmen nicht nur für das eigene Album sein? Vielleicht mal ein Abzug für die Großeltern - aber der Rest der Welt? Für den sollten diese Bilder und Videos verschlossen bleiben, sofern das Kind später nicht mal selbst entscheidet sie zu zeigen.

Und darum geht es in diesem sehr spannenden und kurzweiligen Buch. Die Protagonistin Mélanie, Mutter von zwei Kindern, stellt so ziemlich alles online. Sie und ihr Mannverdienen auf dem Rücken der Kinder jede Menge Geld, doch dann geschieht etwas, das keine je erleben will - ein Kind wird entführt.

Delphine de Vigan nimmt uns mit in die Welt rund um Social Media. Die Figuren und Handlungen sind immer gut beschrieben und man kann gut in die Welt eintauchen. Zumal vieles der beschriebenen Dinge schon Realität ist und man immer damit konfrontiert wird.

Dennoch hat mir irgendwas gefehlt. Ich kann nicht richtig greifen, was es war. Aber alles in allem war es ein wirklich gutes und wichtiges Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere