Universalität des Theaters
Die FeuerWährend das Umland des australische Melbourne von Buschfeuern verwüstet wird, findet in der Stadt eine Theateraufführung zu einem Werk Samuel Becketts statt. Im Zuschauerraum befindet sich die Literaturprofessorin ...
Während das Umland des australische Melbourne von Buschfeuern verwüstet wird, findet in der Stadt eine Theateraufführung zu einem Werk Samuel Becketts statt. Im Zuschauerraum befindet sich die Literaturprofessorin Margot, die mit ihrer familiären Situation versucht klarzukommen, und Ivy, eine scheinbar starke Persönlichkeit, die dennoch ihre Vergangenheit nicht abschütteln kann. Verfolgt wird die Aufführung aber auch noch von der jungen Platzanweiserin Summer, die immer noch auf der Suche nach ihrer eigenen Identität ist und Tag für Tag aufs Neue mit dieser Konfrontiert wird, mit den Gedanken aber auch bei ihrer Lebensgefährtin ist, die sich durch die Buschfeuer kämpft. Und so reflektieren die drei während dieser Theatervorstellung nicht nur ihr jeweils eigenes Leben, sondern auch den Zustand der Erde und der Gesellschaft.
Stilistisch konnte mich die Autorin schon ganz zu Beginn der Geschichte mit dem ungewohnten Aufbau der direkten Rede überraschen. Meine Neugierde wurde geweckt, was sich sonst noch so im Buch an Überraschungen in dieser Hinsicht verborgen hält. Auch wenn ich dabei nicht enttäuscht wurde, war es vor allem der Schreibstil, der mich durch die Geschichte gezogen hat. Denn sprachlich entsteht eine Sogwirkung, die gepaart mit der linearen, geradlinigen und durchaus drängenden Handlung, aber auch der einzigartigen Einfachheit und Universalität des Settings und des zeitlichen Rahmens - hier entstand für mich durchaus der Eindruck eines Theaterstückes - Potential für einen Pageturner hat. Als solcher hat sich für mich das Buch dann auch herausgestellt. Denn auch die Handlung, vor allem die Reflexion des eigenen Lebens, aber auch der gesamtgesellschaftlichen Situation im Rahmen eines wenige Stunden andauernden Theaterstückes, hat mich wirklich fasziniert. Der mehr oder weniger kritische Umgang mit Identität, Klimapolitik, Familienbildern und Feminismus hat einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen und mich dazu angeregt, das eigene Leben anhand dieser Filter und der im Buch aufgegriffenen Ideen und Gedanken zu reflektieren.
Kurzum hat mich das Buch von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und ich kann dieses literarische Experiment von Herzen weiterempfehlen.