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Veröffentlicht am 06.06.2017

Dialog der Sinne – Soforthilfe bei Herzklopfen, Angst, Panik & Co.

Nur Mut
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Das Gute-Laune-Schaf Oscar hat eine Freundin gefunden. Herzklopfen, Ängste, Sorgen? Gute-Laune-Schaf Oscar weiß: Das muss nicht so bleiben. Denn der leichteste Weg raus aus dem Tief führt über den Körper. ...

Das Gute-Laune-Schaf Oscar hat eine Freundin gefunden. Herzklopfen, Ängste, Sorgen? Gute-Laune-Schaf Oscar weiß: Das muss nicht so bleiben. Denn der leichteste Weg raus aus dem Tief führt über den Körper. Nichts beeinflusst unsere Psyche so direkt wie unsere körperliche Haltung. Nachdem Oscar mit seinem ersten Buch Kopf hoch den Überraschungserfolg des letzten Jahres hingelegt hat, hat er Spaß gefunden an seiner Rolle als Körpertherapeut mit dem einfachsten Bewegungsprogramm der Welt. Zusammen mit seiner neuen Freundin Emily präsentiert er 12 hochwirksame Übungen, die sich überall und jederzeit umsetzen lassen. Ganz ohne Yogamatte, in Sekundenschnelle und mit Sofortwirkung. (Quelle: Kösel Verlag)

Selten verwende ich eine Inhaltsangabe, aber diese hier, spiegelt einfach am besten wieder, was das Büchlein Nur Mut! erwarten lässt.

Die Autorin:

Dr. med. Claudia Croos-Müller ist Fachärztin für Neurologie, Nervenheilkunde und Psychotherapie sowie Europazertifizierte EMDR-Therapeutin. Sie hat die Body2Brain-ccm®-Methode entwickelt und bietet Vorträge, Workshops und Seminare unter anderem zu den Themen emotionale Steuerung und mentale Gesundheit sowie Ausbildung in der Body2Brain-Methode an. Die Bestsellerautorin ist regelmäßige Dozentin, zum Beispiel bei der Akademie der Deutschen Medien und der Referentenagentur Bertelsmann. (Quelle: Kösel Verlag)

Illustrator:

Kai Pannen ist Illustrator und Trickfilmer und lebt mit seiner Familie in Hamburg. www.kaipannen.de (Quelle: Kösel Verlag)


Reflektionen:

Nur Mut! Das kleine Überlebensbuch umfasst leider nur 48 Seiten. Gern hätte ich noch ausführlicher und intensiver von den wertvollen Tipps und Erklärungen gelesen.

Das Geheimrezept der sogenannten Soforthilfe gegen Herzklopfen, Angst, Panik und Co. lautet:

Beeinflusse deine Gefühle über deinen Körper.

Da dein Gehirn neugierig und stets fleißig ist, solltest du ihm neues, anspruchsvolles Futter geben, damit sich Angst und Herz nicht wichtig nehmen, schreibt die Autorin. All deine Sinne sind im Dialog miteinander und so bietet dieses Büchlein Anregungen, wie du dein Gehirn mit neuer Arbeit versorgst, so dass die negativen Gefühle beiseitegeschoben werden können.

Wenn du nun glaubst, ach, wie soll ich das unterwegs anwenden, wenn es mich mal wieder erwischt hat, dann sei versichert, dass die Soforthilfe Tipps fast überall und in jeder Körperposition anwendbar sind. Das finde ich auch äußerst wichtig, denn man benötigt schließlich, egal wo man sich gerade befindet, ein Nothilfeprogramm. Dass was ich gelesen habe, war für mich teilweise ein neues, nachvollziehbares Aha-Erlebnis.

Die Tipps zur Soforthilfe sind kurz und knapp, aber ausführlich auf den Punkt erläutert und ich glaube schon, dass wenn man diese Tipps etwas verinnerlicht hat, durchaus Erfolge damit erzielen kann.

Angst ist wie ein Gefängnis:
Alles ist darin eingeschlossen –
deine Freude, dein Denken
und dein Handeln.
Angst blockiert alles in deinem Kopf. (Zitat)

Der Schreibstil der fachlich kompetenten Autorin ist klar und flüssig. Ihr Ausdruck ist auf Fakten pointiert und als kleines Pralines’, gestaltet sie die Texte so, dass man durchaus hier und da schmunzeln muss. Hinzu kommen witzige Illustrationen, in Form des gute Laune Schafs Oscar und seiner Freundin Emily.

Mehr möchte ich nun von diesem kleinen Büchlein gar nicht verraten, aber ich empfehle es sehr gern.

Fazit und Bewertung:

Nur Mut! Das kleine Überlebensbuch bietet Soforthilfe bei Herzklopfen, Angst, Panik & Co, ganz ohne Nebenwirkungen. Es gibt Tipps an die Hand, um die überwältigenden Gefühle, die dir den Boden unter den Füßen wegziehen können, mit kleinen Tricks etwas eindämmen zu können und es schenkt dir beim Lesen mindestens ein Lächeln.

©nisnis-buecherliebe

Veröffentlicht am 01.06.2017

Das in der Hand gebettete Baby. Tot. - Schauriger Thrill mit skurrilen Tätergedanken

Der Näher
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In der Umgebung von Köln verschwinden schwangere Frauen. Als die Leichen einer Frau und ihres Neugeborenen entdeckt werden, ist klar, dass es sich um eine vor Jahren vermisste, schwangere Frau handelt. ...

In der Umgebung von Köln verschwinden schwangere Frauen. Als die Leichen einer Frau und ihres Neugeborenen entdeckt werden, ist klar, dass es sich um eine vor Jahren vermisste, schwangere Frau handelt. Kurze Zeit später wird eine zunächst vermisste Frau in letzter Minute aufgefunden und gerettet und sie kann erste Hinweise auf den Täter geben.

Fallanalytiker Martin Abel vom Stuttgarter LKA übernimmt die Ermittlungen und muss sich in die abstrusen und zutiefst abscheulichen Gedanken des Täters hineinversetzten, denn der Täter tötet nicht nur, er pflanzt seinen Opfern auch noch etwas in den Körper.

Der Autor:

Rainer Löffler, geb. 1961 und im "Hauptberuf" technischer Kaufmann, begann mit dem Schreiben beim deutschen MAD-Magazin unter Herbert Feuerstein. Danach folgten einige erfolgreiche Science-Fiction-Romane für die Serien Atlan und Perry Rhodan. Gleich sein erster Thriller Blutsommer landete auf Platz 12 der Spiegel-Bestsellerliste. Der Näher ist sein dritter Thriller um den Fallanalytiker Martin Abel. Rainer Löffler lebt mit seiner Frau und drei Kindern in der Nähe von Stuttgart.

Reflektionen:

Der Näher ist der dritte Band aus Rainer Löfflers Thriller-Reihe um den Fallanalytiker Martin Abel.

Rainer Löffler schreibt in einem rasanten und dem Thema seiner Handlung entsprechend angemessenen durchdringenden, schaurigen Stil. Psychologisch intelligent und verlockend aufgebaut, schürt er eine düstere und grausige Grundstimmung, die sich immer mehr ins skurrile zuspitzt, umso mehr die Handlung vorangetrieben wird und umso mehr die Gedankengänge und Handlungen des Täters ins Licht gerückt werden.

Sprachlich und im Ausdruck strotzt Rainer Löfflers Stil von literarischem Können. Er versteht es das Tempo zügig anzuziehen und nimmt es dann zurück, wenn dringend eine Verschnaufpause für den Leser von Nöten ist, um das bestialisch inszenierte Gelesene wirken zu lassen. Der ein oder andere wird das Abscheuliche hoch spannend finden, die anderen, mit einer Gänsehaut befallenen, werden versuchen kopfschüttelnd das entstandene irre Kopfkino abschütteln wollen.

„Sei mein Vögelchen, dann wird es nicht so weh tun, wenn ich dich öffne.“ (Zitat)

Auch wer Thriller liebt, muss bei dem Näher damit rechnen an seine Grenzen des Ertragbaren zu stoßen, vor allem wenn man selbst Mutter oder Vater ist. Die Vorgehensweise des Täters, nicht aber sein Motiv, ist für mich persönlich zu überspitzt dargestellt, zu extrem und zu abgrundtief widerlich.

All das schmälert den wunderbaren Stil des Autors, den geschickten Plot, die spannenden Perspektivwechsel, das kompetent ermittelnde Ermittlerteam, allen voran Martin Abel als brillanter Fallanalytiker und die wirklich ansprechenden und interessant ausgearbeiteten Charaktere.



„Die Frage ist nicht, wer ich bin, sondern wer du bist. Das ist der Punkt, um den sich für dich ab sofort alles dreht.“ (Zitat)

Der Näher kann ohne Probleme als stand alone gelesen werden. Die Persönlichkeit des sympathischen, dennoch eigenwilligen Fallanalytikers Martin Abel wird ausreichen intensiv vorgestellt. Neben allen interessant gezeichneten Charakteren, die jeweils eine mehr oder weniger ausführliche Legende besitzen, ist der Charakter des Täters sehr stark in Szene gesetzt. Nur langsam und Stück für Stück gewährt Rainer Löffler einen Blick in die Seele des Wahnsinnigen, den ein schicksalhaftes Leben bitter gezeichnet hat, dass durchaus bedauernde Emotionen beim Leser auslöst.

Fazit und Bewertung:

Der Näher ist insgesamt ein hoch spannender, fesselnder und gekonnt geplotteter Thriller, der mit einem außergewöhnlich, widerlich handelnden Täter, eine bizarre Geschichte formt. Etwas weniger davon, wäre ein genussvolles Mehr gewesen.

©nisnis-buecherliebe

Veröffentlicht am 31.05.2017

Verachtenswerte Fremdenfeindlichkeit – Roman nach einer wahren Begebenheit

Anschlag von rechts
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Flüchtlinge aus Afghanistan, Somalia, Syrien, Pakistan und Simbabwe erreichen nach einer jeweils dramatischen Flucht Deutschland. Sie alle kommen in demselben Asylbewerberheim unter, auf das drei rechtsgesinnte ...

Flüchtlinge aus Afghanistan, Somalia, Syrien, Pakistan und Simbabwe erreichen nach einer jeweils dramatischen Flucht Deutschland. Sie alle kommen in demselben Asylbewerberheim unter, auf das drei rechtsgesinnte Jugendliche einen kaltblütigen Brandanschlag verüben.

Reiner Engelmann recherchiert die Hintergründe dieser schrecklichen Tat. Er analysiert die Beweggründe und er befragt die Opfer, die sich in Deutschland endlich sicher gefühlt hatten. Dabei wird deutlich: rechtes Gedankengut und Fremdenfeindlichkeit sind in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen und viel zu lange unbeachtet geblieben. (Quelle: cbj Verlag)

Der Autor:

Reiner Engelmann wurde 1952 in Völkenroth geboren. Nach dem Studium der Sozialpädagogik war er im Schuldienst tätig, wo er sich besonders in den Bereichen der Leseförderung, der Gewaltprävention und der Kinder- und Menschenrechtsbildung starkmachte. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Anthologien zu gesellschaftlichen Brennpunktthemen und seit 1969 aktiv bei amnesty international. Bei cbj sind bereits erschienen: "Der Fotograf von Auschwitz" und "Wir haben das KZ überlebt".

Reflektionen:

Reiner Engelmann hat einen real verübten Anschlag auf ein Flüchtlingsheim zum Anlass genommen, um einen Jugendroman zu verfassen. Ab einem Alter von 13 Jahren, eignet er sich großartig dazu, Jugendlichen vielschichtig aufzuzeigen, warum es zu einer Flüchtlingswelle gekommen ist, die unser Land scheinbar überschwemmt. Er erläutert eben auch das Warum, womit sich viele nicht im Detail beschäftigen wollen. Einerseits weil kein echtes Interesse besteht, andererseits aus Faulheit oder um Emotionen nicht zuzulassen. Ganz nach dem Motto, Flüchtlinge nehmen sich ein Stück unseres Wohlhaben-Kuchens, provozieren sich Menschen gegenseitig dazu, ihre unkontrollierte Wut auf Alles und Jeden gegen die bedauernswerten Menschen zu richten, die sich in Gänze das Gefühl von Ruhe und Sicherheit für ihre Familien herbeisehnen.

Kurz und knapp, aber nicht weniger eindrucksvoll erzählt Reiner Engelmann die Geschichten von Flüchtlingen aus Afghanistan, Somalia, Syrien, Pakistan und Simbabwe, ohne die Emotionalität dieser Menschen in den Vordergrund zu rücken. Er beschreibt kurz und sachlich, warum sie fliehen mussten und wie sich ihre Flucht gestaltet hat. In diesem Roman finden alle Geflüchteten eine Unterkunft in dem gleichen Asylbewerberheim, auf das dann ein kaltblütiger Anschlag von rechtsgesinnten Jugendlichen ausgeführt wird und er erzählt, wie die Bewohner den Anschlag erleben.

Wenn ihr den Krieg
beenden wollt,
sendet Bücher statt Waffen.
Sendet Stifte statt Panzer.
Sendet Lehrer statt Soldaten! (Zitat: Malala Yousafzai)

In diesem Roman wird deutlich nüchtern geschildert, dass dieses gegenseitige, rechte hochpushen in der Gesellschaft, oft dort stattfindet, wo naive Persönlichkeiten und noch ungefestigte Jugendliche aufeinandertreffen. In dieser Geschichte sind die Auslöser Alkohol, Arbeitslosigkeit, grundsätzliche Perspektivlosigkeit und ein Mangel an Geltungsbedürfnis, sodass manche unüberlegt einfach nur im Strom der Gewalt mitschwimmen.

Reiner Engelmann belegt mit Zahlen, Daten und Fakten warum auch unsere Politik und die Handlungsweisen der Menschen für den Flüchtlingsstrom mitverantwortlich sind. Im dritten Teil des Romans, geht Reiner Engelmann auch darauf fundiert und gewissenhaft recherchiert ein.

Das Buch wird abgerundet durch ein Glossar, dass rechte und nationalsozialistische Zeichen aufzeigt und ihre Strafbarkeit erläutert. Auch rechtsorientierte Kleidermarken und Musikbands werden aufgeführt, die das rechtsradikale Gedankengut dieser kranken Seelen in der Gesellschaft unterstreichen sollen.

Reiner Engelmann schreibt in einer einfachen, sachlichen Sprache, die jeder Jugendliche ab 13 Jahren flüssig lesen und erfassen kann. Die Zielgruppe dieses Romans würde ich fast auf Jugendliche begrenzen wollen, da die Handlung für Erwachsene kaum Raum für die erforderliche Tiefe und Intensivität des Themas zulässt, sodass man als Leser gefesselt von der Story wäre. Betrachtet man diesen Roman eher faktisch, kann man den Sog der leider authentischen Geschehnisse in hohem Tempo in sich aufnehmen.

Gelungen sind die Charakterzeichnungen der drei schuldigen Jugendlichen. Ihre jeweiligen, bedauernswerten Existenzen, die unter anderem auch durch Desinteresse des Elternhauses geprägt sind, und ihre labilen Persönlichkeiten, sind glaubhaft dargestellt. Sie lassen den Leser auch schockiert zurück, denn sie sind auch Opfer unserer Gesellschaft.

Fazit und Bewertung:

Gut recherchiert und nüchtern erzählt eignet er sich jedoch hervorragend für die Zielgruppe Jugendliche ab 13 Jahren. Dieser Roman sollte in Schulen zur Pflichtlektüre werden, damit rechtsgerichtetes Gedankengut sich weniger schnell in den Köpfen festigen kann und die vielschichtige Betrachtung einen richtig orientierten Blick auf die aktuelle Situation zulässt.

Mir persönlich erschien die Handlung für einen Roman nicht intensiv und tief genug und dadurch erscheint sie mir unvollständig.

©nisnis-buecherliebe

Veröffentlicht am 26.05.2017

Alptraum ungewissen Ausgangs – Atemlose, psychologisch geschickte Story

Die Betrogene
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Kate Linville, Polizistin bei Scotland Yard, ist zutiefst geschockt, als ihr Vater, ebenfalls ein ehemaliger Polizist, brutal in seinem Haus ermordet wird. Kate hatte Zeit ihres Lebens nur ihn als Menschen ...

Kate Linville, Polizistin bei Scotland Yard, ist zutiefst geschockt, als ihr Vater, ebenfalls ein ehemaliger Polizist, brutal in seinem Haus ermordet wird. Kate hatte Zeit ihres Lebens nur ihn als Menschen um sich, vertraute nur ihm und fühlte sich nur in seiner Nähe stark genug für ein Leben. Sie verliert mit seinem Tod jeden Halt. Als sie eigene Ermittlungen anstellt, deckt sie bald ein unglaubliches Geheimnis auf, dass ihr Vater vor ihr verborgen hatte und nun weitreichende Folgen für viele Menschen mit sich bringt.

Zeitgleich wird die Familie des Drehbuchautors Jonas Crane in einem Ferienhaus, in den einsamen Hochmooren von Yorkshire, von einem jungen Pärchen gefangen gehalten, die auf der Flucht vor der Polizei sind. Ohne ausreichend Nahrung und Wasser, droht ihnen bald höchste Lebensgefahr.

Die Autorin:

Charlotte Link, geboren in Frankfurt/Main, ist die erfolgreichste deutsche Autorin der Gegenwart. Ihre Kriminalromane sind internationale Bestseller, auch Im Tal des Fuchses und zuletzt Die Betrogene eroberten wieder auf Anhieb die SPIEGEL-Bestsellerliste.

Allein in Deutschland wurden bislang über 26 Millionen Bücher von Charlotte Link verkauft; ihre Romane sind in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Charlotte Link lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt/Main. (Quelle: charlotte-link.de)

Reflektionen:

Die Betrogene ist erneut ein intelligenter Kriminalroman, mit dem ein meisterhaft inszenierter psychologischer Aufbau einhergeht, der den Leser unglaublich fesselt. Von Anfang an ist die psychologische Note dieses Kriminalromans intelligent mit den Geschichten der zahlreichen Protagonisten verwoben, sodass es nicht möglich ist nur zu erahnen, wer Täter ist oder welche Motive eine tragende Rolle bei den Verbrechen spielen.

In einem wunderbar harmonischen Stil geschrieben und mit einem schnörkellosen, klaren Ausdruck gleitet man ohne Mühen sofort tief in die Geschichte hinein. Was sich zwischendurch wie ein wohliger Roman liest, täuscht dies nur blitzartig vor, denn mit dem Kennenlernen der Protagonisten und den flink wechselnden Perspektiven, wird erst nach und nach deutlich, wie tief einzelne Figuren und ihre Handlungen miteinander verstrickt sind, die wiederum einem abtrünnigen, unvorhersehbaren, aber authentischen Verbrechen entspringen.

Dieses Verbrechen wird zum Auslöser für weitere kriminelle und brutale Taten, die in ihrer Auflösung Emotionen freisetzten, die zutiefst berühren und die Verbrechen fast nachvollziehbar klingen lassen.

Charlotte Link nimmt sich die Zeit Figuren intensiv vorzustellen. Sie gewährt jeweils einen tiefen Blick in deren Seelenleben, aber immer nur so weit und psychologisch so geschickt, dass Letztendlich Cliffhanger ein großartiges, rätselhaftes Kopfkino beim Leser produzieren, ohne dass dieser Verbrechen oder Motive zu fassen bekäme. Rätseln und sich treiben lassen ist angesagt, aber das pageturnerartig, bis die Seite 640 gelesen ist und das nur mit wenigen, verzeihlichen Längen.

Besonders gelungen sind die Charaktere der beiden Hauptfiguren. Kate, Tochter des ermordeten Polizisten Robert, die unscheinbar und ängstlich aus ihrem Schneckenhaus als kleine unsichere graue Maus herausschaut und die des ermittelnden Polizisten Caleb, der seit seinem therapierten Alkoholproblem noch immer glaubt, er sei nur unter Alkohol ein brillanter Ermittler gewesen. Das Trockensein kostet ihn dahingehend unglaublich viel Mühe, um vor Kollegen so zu tun als sei er der Alte. Kate und auch Caleb leiden jeweils sehr auf ihre Weise. Sie finden zunächst auch keinen Weg miteinander umzugehen. Charlotte Link zeichnet diese Persönlichkeiten intensiv und doch ohne dass sie zu stark im Vordergrund der Geschichte spielen. Es gibt also kein too much über kranken Seelen zu lesen.

Der geschickte, psychologische Aufbau und die interessanten sowie ausführlichen Charakterzeichnung produzieren eine anhaltende, rätselhafte Grundspannung. Die Entwicklung der Geschichte, gepaart mit sorgfältig platzierten Perspektivwechseln, liefert ausreichend Munition für zahlreiche Spannungshöhepunkte, die einen angenehmen Sog entwickeln.

Die Betrogene ist nicht mein erster Kriminalroman von Charlotte Link und ich bin erneut mit einer rundherum spannenden und interessanten Geschichte unterhalten worden. Harmonisch ineinander verschachtelte Perspektiven, ein psychologisch raffinierter Aufbau und interessante Charaktere zeichnen Charlotte Link als erfolgreiche deutsche Autorin aus. Ihre Romane spielen in England und Charlotte Link versteht es, das britische Flair durch die maßvoll pointierten Beschreibungen von Schauplätzen und Örtlichkeiten so in ihrer Story zu verankern, dass man glaubt, dort sei sie zuhause.

Fazit und Bewertung:

Harmonisch ineinander verschachtelte Perspektiven und ein psychologisch raffinierter Aufbau sowie interessante Charaktere zeichnen diesen spannenden Kriminalroman aus, der seine rätselhafte Grundspannung immer wieder mit Spannungshöhepunkten anreichert und ihn mühelos zum Pageturner werden lässt. Etwas mehr Biss wäre noch ein Sahnehäubchen on top gewesen.

©nisnis-buecherliebe

Veröffentlicht am 24.05.2017

Lebensbedrohliche Obsession - Kampf gegen die RAF

Roter Frühling 72
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Roter Frühling 72 – RAF 1.0 ist ein knallharter Kriminalroman. Die Rote-Armee-Fraktion (RAF) bombt und mordet seit der Baader-Befreiung für eine bessere Welt. Die Frühjahrsoffensive 1972 soll den deutschen ...

Roter Frühling 72 – RAF 1.0 ist ein knallharter Kriminalroman. Die Rote-Armee-Fraktion (RAF) bombt und mordet seit der Baader-Befreiung für eine bessere Welt. Die Frühjahrsoffensive 1972 soll den deutschen Staat stürzen. Die Demokratie befindet sich am Rande des Abgrunds. Doch der Staat schlägt zurück. Staatsschutzermittler Harald Grass verfolgt die RAF unerbittlich. Er ist ein Antiheld mit Abgründen, der Beweise manipuliert und Verdächtige foltert. Zudem hat er ein Problem mit Alkohol und Drogen. Der Kampf gegen die RAF wird zur lebensbedrohlichen Obsession. Neben der politisch-historischen Brisanz um den RAF-Terrorismus bezieht der Roman seine Spannung aus der gespaltenen Persönlichkeit des Ermittlers.

Heute vor 45 Jahren begann die Mai-Offensive der Roten Armee Fraktion. Der Bombenanschlag richtete sich gegen das Hauptquartier des V. US-Korps in Frankfurt am Main. Drei Bomben mit 80 Kilogramm TNT töteten einen Oberstleutnant und forderten 13 Verletzte. Der Sachschaden betrug 3.1 Millionen D-Mark (ca. 1.4 Millionen Euro). (Quelle: stefanschweizer.org)

In der Regel veröffentliche ich an dieser Stelle keine Inhaltsangaben, doch hier sind die Fakten des Buchs bestens zusammengefasst.

Der Autor:

Stefan Schweizer, *1973, lebt in einer deutschen Großstadt. Er bewegt sich gerne in fremden Kulturen, in exotischen subkulturellen Milieus und ist Grenzgänger zwischen den Scenes: ob psychedelische Jam-Bands wie Grateful Dead, Techno- und Rave-Szene oder Rap-Bewegung - Berührungsängste hat er keine.

Stefan Schweizer, Dr. phil., geb. 1973, Studium der Rechtswissenschaft, Philosophie, Politologie und Germanistik. Er arbeitete jahrelang im Bildungswesen: Universität, Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung und Schule. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Politischer Extremismus, Demokratietheorien, Kulturwissenschaft und Literaturwissenschaft. (Quelle: stefanschweizer.org)

Reflektionen:

Der Autor und Politologe Stefan Schweizer hat in seinem Kriminalroman die historischen Ereignisse, um den deutschen Kampf gegen die RAF (Rote-Armee-Fraktion), mit einer fiktiven Ermittlergeschichte ausgestattet.

Zum einen nährt sich die Spannung dieses Kriminalromans durch die real dramatischen und brisanten Ereignisse der damaligen BRD im Kampf gegen die RAF und auf der anderen Seite, durch die zutiefst gespaltene Persönlichkeit des Staatsschutzermittlers Harald Grass.

Die Figur Harald Grass ist alles andere als sympathisch. Er ist brutal, laut und rücksichtlos, während er mit allen Mitteln gegen die RAF Struktur ankämpft. Dennoch entlockt Harald Grass dem Leser auch Empathie, denn sein persönliches Schicksal hinterlässt durchaus berührende Emotionen. Oftmals hindert ihn seine eigene, teilweise bedauernswerte und persönliche Geschichte an einem tatsächlichen Erfolg. Er verliebt sich in die extrovertierte und kühle Monika und träumt von einer Familie mit ihr, doch um traute Zweisamkeit leben zu können, muss er sich zwischen Monika und seinem persönlichen Kampf gegen die RAF entscheiden. Soll er seine akribisch aufgebaute Tarnung aufgeben oder Monika gar einweihen? Es kommt brutal anders, denn Grass hat sich manches Mal nicht im Griff. Er kämpft gegen den Terror der RAF, er kämpft gegen sich selbst und er sucht vergebens Glück, Ruhe und Liebe.

Die realen Aspekte dieses Kriminalromans erinnern stets an den Baader Meinhof Komplex, was an den geschichtlichen und wahren Begebenheiten liegt. Dennoch empfinde ich die Ähnlichkeit zu diesem Buch schon sehr deutlich.

Zahlreiche Attentate der RAF habe ich in meiner Kindheit am Rande mitbekommen, schließlich wohne ich in der Nähe eines ehemaligen Tatorts und ich erinnere mich genau, an die in der Luft kreisenden Hubschrauber.

Stefan Schweizer hat die historischen Ereignisse akribisch und ausführlich recherchiert. Seine Kompetenz als Politologe und sein ausdrucksstarker, gradliniger Schreibstil sichern spannende Lesestunden, bei denen man stets bemüht ist, die Grenze zwischen Fiktion und Realität zu ziehen.

Die intensive Zeichnung der Charaktere, vor allem die des Harald Grass, ist Stefan Schweizer ausführlich und interessant gelungen, sodass man als Leser tief in die abtrünnige Seele des authentischen Staatsschutzermittlers abtauchen kann und dessen Zerrissenheit gut nachvollziehen kann.

Fazit und Bewertung:

Roter Frühling 72 – RAF 1.0 ist ein top recherchierter und spannender Kriminalroman mit einem realen Bezug zur deutschen Geschichte im Kampf gegen die RAF. Harald Grass, der Staatsschutzermittler, besitzt eine gespaltene Persönlichkeit, durch die die Spannungskurve immer wieder hochschnellt und der Leser pageturnerartig durch die Seiten prescht.