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Veröffentlicht am 23.03.2022

Ein ungewöhnliches Ermittlerpaar

Amissa. Die Verlorenen
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Frank Kodiak bzw. Andreas Winkelmann ist in letzter Zeit zu einem Thrillerautor aufgestiegen, den ich sehr gerne lese.

Mit Privatdetektiv Jan Katzius und seiner Frau Rica, die als Ermittlerin bei Amissa, ...

Frank Kodiak bzw. Andreas Winkelmann ist in letzter Zeit zu einem Thrillerautor aufgestiegen, den ich sehr gerne lese.

Mit Privatdetektiv Jan Katzius und seiner Frau Rica, die als Ermittlerin bei Amissa, einer Hilfsorganisation für vermisste Personen arbeitet, haben wir ein sehr ungewöhnliches Pärchen.
Eines Tages werden sie Zeugen eines Zwischenfalls auf der Autobahn, auf der sie sich gerade befinden. Eine junge Frau rennt panisch auf die Fahrbahn und wird von einem Auto erfasst. An der Raststätte gegenüber wird die Leiche eines Mannes gefunden, der das Mädchen offenbar entführt hatte. Für die ermittelnde Polizei scheint damit der Fall klar. Rica und Jan haben jedoch Bedenken, weil einige Zeugen plötzlich verschwunden sind. Außerdem stoßen sie kurze kurze Zeit später auf weitere Fälle von abgängigen Jugendlichen.
Es handelt sich überwiegend um Teenager, die vor kurzem umgezogen sind und ihren Unmut darüber in den sozialen Medien verbreitet haben. In Chatforen suchen sie Hilfe und vertrauen den falschen Leuten. Die Polizei ist nicht wirklich aktiv, denn Vermisstenfälle von Teenager häufen sich in diesem Alter, um kurze Zeit später wieder aufzutauchen. Doch dann entdeckt Rica eine Spur zu „Amissa“....

"Amissa - Die Verlorenen" ist der erste Band einer Trilogie um Jan Katzius, einem ehemaligen Polizisten, dessen Methoden nicht immer gesetzeskonform sind. Er ist nicht immer ein Sympathieträger und ermittelt meistens im Alleingang. Als Ex-Polizist hat er keinen Kontakt mehr zu seinen Kollegen von damals - mit einer Ausnahme: sein Freund Olaf. Seine Frau Rica stammt aus der Karibik und ist eine geniale Hackerin. Rassismus und die eigene Erfahrung mit Zwangsprostitution haben sie zur Hilfsorganisation Amissa gebracht, wo sie sich für Menschen einsetzen kann.
Ohne langes Vorgeplänkel wird man in die Geschichte hineingesogen. Kodiak erzählt aus verschiedenen Perspektiven und auf unterschiedlichen Zeitebenen, wie auch an unterschiedlichen Orten. Der Schreibstil ist temporeich und einfach, wie es meistens bei Thriller der Fall ist.

Der Autor spricht mit dieser Geschichte ein sehr wichtiges Thema an: die sozialen Medien, die oft allzu leichtfertig verwendet werden. Teenager, die genau dort ihr Innerstes nach außen kehren, sind für Soziopathen leichte Opfer. Es ist für mich nicht der erste Thriller, der dies anspricht und trotzdem finde ich, dass dieses Thema noch immer viel zu wenig präsent ist.

Einige Passagen sind nicht wirklich etwas für Zartbesaitete, denn es gibt doch oftmals einige brutale Szenen. Der Spannungsbogen ist konstant. Etwas zu extrem fand ich die vielen Alleingänge von Jan, die manchmal zu drastisch und unrealistisch dargestellt werden. Am Ende gibt es kleinen Cliffhanger, der bereits auf Teil zwei hindeutet...

Fazit:
Ein packender und brisanter Thriller, ein Pageturner, den ich in kürzester Zeit ausgelesen hatte. Gestört hat mich nur der etwas zu drastische Alleingang von Jan, der mir manchmal zu unglaubwürdig war. Wer allerdings einen temporeichen Thriller, der sich um das Thema Menschenhandel dreht und auch einiges an Brutalität vorweisen kann, der ist hier richtig. Auf jeden Fall ein spannender Auftakt einer Thriller-Trilogie.

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Veröffentlicht am 15.03.2022

Die Wege der Freiheit

Die Birken der Freiheit
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"Die Birken der Freiheit" von Christine Kabus ist eigentlich Band 2 der großen Estlandreihe, jedoch beginnt er zeitlich noch vor dem ersten Band "Die Zeit der Birken". Das hat mich etwas verwirrt, aber ...

"Die Birken der Freiheit" von Christine Kabus ist eigentlich Band 2 der großen Estlandreihe, jedoch beginnt er zeitlich noch vor dem ersten Band "Die Zeit der Birken". Das hat mich etwas verwirrt, aber im Großen und Ganzen ist es egal, welches Buch man zuerst liest. Beide sind in sich abgeschlossen und hängen lose durch die Familien zusammen.

Auch diesmal ist der Roman wieder in zwei Zeitebenen aufgeteilt und erzählt zwei eigenständige Geschichten. Die beiden Jahre, in denen wir Luise und Merike begleiten, sind voller Umbrüche und Veränderungen: 1914, der Beginn des Ersten Weltkrieges und 1989, der Fall des Eisernen Vorhanges.

1914. Louise tritt ihren neuen Job als Zofe bei der deutschen Adeligen Wilhelmine von Rahden an. Sie soll die junge Frau nach Livland begleiten, wo sie mit einem deutschbaltischen Baron verheiratet werden soll. Die beiden jungen Frauen werden sehr schnell zu Freundinnen, denn Wilhelmine kümmert sich nicht um etwaige Standesdünkel. Außerdem möchte sie viel lieber Medizin studieren, statt zu heiraten. Die beiden Frauen zögern die Reise etwas hinaus, um Land und Leute kennenzulernen - doch schlussendlich müssen sie den angekündigten Besuch wahrnehmen. Als sie auf dem Gut eintreffen, passiert etwas Unerwartetes....

1989. Merike darf eine Pionier Freizeit leiten, bei der sie Lenja kennenlernt. Die junge Punkerin setzt sich für die Freiheit von Estland ein, das seit 1940 zu Russland gehört und kein eigenständiger Staat mehr ist. Zu dieser Zeit ist der politische Umschwung bereits erkennbar und der Widerstand gegen Russland wächst immer mehr. Merike, die sich bisher dem Regime untergeordnet hat, wird mehr und mehr von Lenja beeinflusst. Und auch zuhause will sie nicht mehr nach der Pfeife ihres Großvaters tanzen, der die ganze Familie tyrannisiert. Sie schließt sich der Unabhängigkeitsbewegung an und kommt einem Familiengeheimnis auf die Spur....

Die interessanten und bildhaften Beschreibungen der Landschaften und der Städte, durch die Luise und Wilhelmine von Reval aus, dem heutigen Tallinn, reisten, haben Bilder im Kopf erzeugt. Vorallem aber auch, weil ich selbst schon in Tallinn war und die wunderschöne Altstadt kennengelernt habe. Christine Kabus erzählt uns einiges Wissenswertes über die Geschichte Estlands und den Baltischen Staaten. Die politischen Umwälzungen sind auf jeder Seite intensiv zu spüren und ich musste sehr oft an die aktuelle Lage in der Ukraine denken.

Die handelnden Figuren sind sehr lebendig gezeichnet und mit vielen Facetten ausgestattet. Beide bzw. alle drei Frauen haben mir sehr gut gefallen: Luise, Wilhelmine und Merike. Jede von ihnen erstarkt in ihrer Rolle, wobei Merike in meinen Augen die größte Wandlung durchmacht. Von der jungen Frau, die sich zu Beginn völlig unterordnet, bleibt am Ende nur mehr wenig übrig.

Meistens bevorzuge ich den Handlungsstrang aus der Vergangenheit, doch diesmal las ich in beiden Zeitebenen gleich gerne. Auf den letzten Seiten überschlagen sich dann die Ereignisse und die letzten Geheimnisse werden gelüftet. Ich finde es sehr schade, dass der Verlag an keinem dritten Band interessiert ist. Ich wäre sehr gerne wieder nach Estland gereist.

Schreibstil:
Christine Kabus schreibt teilweise sehr detailreich, aber auch wunderbar flüssig. Ganz besonders liebe ich aber ihre bildhaften Beschreibungen der Landschaft, wie auch die Einbettung politischer und historischer Begebenheiten zu dieser Zeit.
Am Anfang des Buches gibt es eine Karte von Estland aus dem Jahre 1914 und von 1989.

Fazit:
Ein wunderbarer Roman, der die wechselhafte Geschichte Estlands, verbunden mit einer fiktiven Handlung verknüpft und spannend erzählt wird. Eine sehr informative Lektüre, die schöne Unterhaltung bietet und die ich gerne empfehle. Man kann diesen zweiten Teil auch unabhängig von "Die Zeit der Birken" lesen.

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Veröffentlicht am 09.03.2022

Empfehlenswertes Jugendbuch zum Thema #gegendasvergessen

Das rote Band der Hoffnung
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Ich lese seit Jahren Bücher rund um den Holocaust, wobei Jugendbücher eher seltener dabei sind. Mit "Das rote Band der Hoffnung" von Lucy Adlington habe ich dies seit langer Zeit wieder einmal gewagt.

Die ...

Ich lese seit Jahren Bücher rund um den Holocaust, wobei Jugendbücher eher seltener dabei sind. Mit "Das rote Band der Hoffnung" von Lucy Adlington habe ich dies seit langer Zeit wieder einmal gewagt.

Die Näherinnen von Ausschwitz gab es wirklich, doch dies ist kein biographisches Buch. Die Autorin hat sich mit Ella eine jugendliche Protagonistin ausgewählt, die damals zu dieser Gruppe hätte gehören können.
Ella ist eine begabte Näherin, die bereits von Kindesbeinen an das Schneiderhandwerk bei ihrer Großmutter gelernt hat - zuerst spielerisch, danach neben der Schule schon mit dem Wunsch einmal einen eigenen Modesalon zu eröffnen. Doch der Krieg kommt dazwischen und Ella wird auf dem Nachhauseweg von der Gestapo einfach aufgegriffen und nach Ausschwitz-Birkenau gebracht. Was dies heißt, wissen wir alle, denn Birkenau war ein reines Vernichtungslager. Als Ella die Chance bekommt in der Schneiderei mitzuarbeiten, nimmt sie diese wahr und findet in Rose eine sehr gute Freundin.

Rose liebt Bücher und Geschichten und versucht die schwere Zeit im Konzenrationslager durch ihre märchenhaften Erzählungen etwas aufzulockern und den Mithäftlingen Hoffnung zu schenken. Sie ist ein herzensguter Mensch, der Mitleid mit jeder Kreatur hat und hilft, wo sie nur kann. Ella ist kreativ und begabt. Sie versteht sehr schnell, wie man im Lager überleben kann, ohne missgünstig zu sein. Sie verbiegt sich nicht und bleibt sich selbst immer treu. Sie weiß genau, dass jedes einzelne Kleidungsstück, dass sie für die SS-Offiziersgattinnen schneidert, zwischen Leben und Tod entscheiden kann. Rose gibt Ella die Hoffnung ihren großen Traum einmal erfüllen zu können und Ella achtet darauf, dass Rose in der grausamen Umgebung voller Hunger, Niedertracht und Willkür nicht untergeht....

Der Beginn hat mich zuerst etwas skeptisch gestimmt, denn für mich war die anfängliche Atmosphäre "zu locker" und die Begebenheiten des Lageralltages nicht in ihrer gänzlichen Brutalität festgehalten. Ich musste mich daran erinnern, dass es sich hier um ein Jugendbuch handelt und keinen biografischen Roman einer Zeitzeugin. Danach kam ich besser in die Geschichte und erlebte mit Ella und Rose den Lageralltag, der mit der Zeit immer schwerer wurde. Gehässigkeiten von KZ-Aufseherinnen bringen beide in aussichtlose Situationen, die lebensbedrohlich werden.

Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Ich hatte immer Bilder im Kopf, die sehr lebendig waren. Die Geschichte ist nicht in einzelne Kapitel aufgeteilt, sondern in Farben. Auf diese geht die Autorin in den Abschnitten immer ein und nehmen auch Bezug zum Lager und zur Nähstube.

Der Autorin ist es gelungen die Handlung für Jugendliche so aufzubereiten, dass diese durch die dramatischen Ereignisse im Konzentrationslager nicht überfordert, aber dennoch für das Thema sensibilisiert werden. Damit ist ihr eine Gradwanderung gelungen, die ich bewundernswert finde und mich meine anfängliche Skepsis total vergessen hat lassen.

Mein einziger Kritikpunkt ist das Ende. War die Erzählung die ganzen dreihundert Seiten über realitätsnah und für Jugendliche gut aufbereitet, war der Schluss etwas zu unglaubwürdig und zu märchenhaft. Er passt nicht wirklich zur vorangehenden Geschichte, gibt aber Hoffnung. Hoffnung, die wir im Moment alle nur zu gut brauchen können...


Fazit:
Eine sehr passende Lektüre für Jugendliche, um für das Thema des Holocausts sensibilisiert werden. Lucy Adlerton ist die Gratwanderung gelungen, diese grausame Zeit so aufzubereiten, dass sie authentisch, aber nicht zu grausam rüberkommt und die Jugendlichen verstört. Gerade jetzt finde ich diese Lektüre sehr wichtig, denn das Ende gibt Hoffnung - Hoffnung auf ein neues Leben!

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Veröffentlicht am 18.02.2022

Mord im Eislaufverein

Mord auf dem Eis
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"Mord auf dem Eis" ist der sechste Fall rund um die pensionierte Lehrerin Ernestine Kirsch und ihrem Freund Anton Böck.
Beate Maly entführt uns diesmal zum Wiener Eislaufverein. Wir schreiben das Jahr ...

"Mord auf dem Eis" ist der sechste Fall rund um die pensionierte Lehrerin Ernestine Kirsch und ihrem Freund Anton Böck.
Beate Maly entführt uns diesmal zum Wiener Eislaufverein. Wir schreiben das Jahr 1924. Die Vorweihnachtszeit lässt die Menschen ein bisschen die Sorgen der Nachkriegszeit vergessen und sie strömen zur Eisbahn in der Wiener Innenstadt. Auch die kleine Rosa, Antons Enkelin, lernt mit großer Begeisterung Schlittschulaufen. Ernestine überredet ihren Anton beim Rundttanz mitzumachen, wo sie auch die neuen Hoffnungsträger für die nächsten Winter-Olympiade kennenlernen. Anton lockt allerdings nur das Versprechen sich nach dem Rundtanz eine gute Nachspeise in der Kantine einzuverleiben. Während er genüßlich seine Kuchen und Torten verspeist, beobachtet Ernestine die Menschen um sich herum. Die winterliche Idylle wird jäh zerstört, als eine junge Eiskunstläuferin ermordet wird. Ernestines Neugier ist geweckt und sie versucht hinter den Kulissen mehr über die junge Frau zu erfahren. Diese scheint sich jede Menge Feinde gemacht zu haben. Ihre eigenen Interessen standen dabei immer im Vordergrund, wenn sie Vortele für sich, wie gute Trainingsstunden, herausholen konnte.
Kommissar Erich Felsberg, Heide's Freund und "Bald-Schwiegersohn" von Anton, ist nicht begeistert, dass Ernestine herumschnüffelt, auch wenn sie ihm schon bei anderen Fällen entscheidende Tipps gegeben hat. Im Kommissariat greift in letzter Zeit der Antisemitismus um sich und Erich werden von einem Kollegen immer mehr Steine in den Weg gelegt. Aber Ernestine wäre nicht Ernestine, würde sie aufgeben und so steckt sie wieder einmal ihre Nase in Angelegenheiten, die sie nichts angehen und kommt dabei den Mörder immer näher. Da passiert ein weiterer Mord....

Der historische Krimi lebt vorallem durch das sympathische Seniorenpärchen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Wiener "Miss Marple" und ihr eher schüchterner Apothekerfreund bekennen sich öffentlich noch immer nicht als Paar, obwohl sie das ehemalige Kutscherhäuschen neben der Apotheke renovieren. Anton wird in Zukunft dort mit Ernestine wohnen, während Heide und Erich mit Rosa nach der geplanten Hochzeit das Obergeschoß übernehmen. Doch Ernestine ist sich nicht sicher, ob sie wirklich ihre Eigenständigkeit aufgeben soll...

Während das Verbrechen bei dieser Reihe eher im Hintergrund steht, ist dieser Fall trotzdem spannend geschrieben und ich hatte die 257 Seiten sehr schnell gelesen. Beate Maly schreibt flüssig und sehr bildhaft.
Sie schafft es wieder ganz wunderbar die historische Stimmung und das Wiener Lokalkolorit einzufangen. Der Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz. Die Sprache ist der Zeit angepasst. Die Kapitel sind kurz gehalten.

Besonders hervorheben möchte ich das wunderschöne Cover vom Emons Verlag, das wieder im Jugendstil gehalten ist und hervorragend zu den Vorgängerbänden passt. Für mich ist es bisher das schönste Cover der Reihe.

Fazit:
Ich mag das rüstige Schnüfflerpärchen und die Reihe sehr, wobei die einzelnen Teile doch sehr unterschiedlich sind. Diesen Teil fand ich wirklich gelungen und spannend und die Atmosphäre auf der Wiener Kunsteislaufbahn wurde fantastisch eingefangen. Für mich der bisher beste Teil der Reihe.

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Veröffentlicht am 09.02.2022

Wer ist der Feuerteufel?

Feuer im Alten Land
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"Feuer im Alten Land" ist mein zweiter Krimi von Hanna Paulsen, der mich wieder großartig unterhalten und spannende Lesestunden gebracht hat.

Polizeireporterin Gesa Jansen ist gerade bei einem kleinen ...

"Feuer im Alten Land" ist mein zweiter Krimi von Hanna Paulsen, der mich wieder großartig unterhalten und spannende Lesestunden gebracht hat.

Polizeireporterin Gesa Jansen ist gerade bei einem kleinen Brandeinsatz um für die Hamburger Abendpost zu berichten. Seit einiger Zeit versetzt ein Feuerteufel die Gegend in Angst und Schrecken. Kaum hat sie ihre Fotos geschossen, geht der Alarm wieder los. Die Ortsangabe des nächsten Einsatzes lässt Gesas Atem stocken. Es ist die Straße, in der sich das Hotel ihrer Eltern befindet. Kurze Zeit später steht sie fassungslos vor ihrem brennenden Elternhaus, dessen Besitzer ihr Bruder Gunnar ist. Schon bald steht Gunnar, der Feuerwehrmitglied ist, unter Verdacht des Versicherungsbetruges. Gesa lässt diese Verdächtigungen nicht auf ihn sitzten und beginnt auf eigene Faust nachzuforschen. Wäre sie nicht zu klein für den Polizeidienst gewesen, könnte sie jetzt offiziell ermitteln.
Björn Dalmann aus dem Kulturressort, der ihr schon beim letzten Mal als Partner zugewiesen wurde, hilft ihr auch diesmal wieder aus. Das ist gut so, denn Gesa gerät immer mehr ins Visier der Polizei. Ihre Chefin Maike Thomsen versucht hingegen aus der familiären Tragödie mehr für die Hamburger Abendpost herauszuschlagen. Sie verlangt von Gesa den Fall noch vor der Polizei aufzuklären und die Titelstory zu liefern. Als Gunnar jedoch immer mehr ins Visier der Ermittler gerät, wird Gesa von der Berichterstattung abgezogen. Sie soll stattdessen über das große Apfelblütenfest in Cranz und die Wahl der Apfelblütenkönigin berichten. Gesa ist davon genervt und findet es furchtbar langweilig. Als jedoch die noch regierende Apfelblütenkönigin Caroline, die im Hotel von Gunnar arbeitet, nicht zur Übergabe des Titels auftaucht und die Sirene wieder erschallt, ist die Hölle los...

Auch diesmal hat mir das Zusammenspiel der beiden Reporter sehr gut gefallen. Björn ist der Ruhepol der Beiden und ein sehr sympathischer Mann. Gemeinsam sind sie ein kleines Dream-Team, das immer besser zusammenarbeitet, auch wenn Gesa ihm noch immer nichts über ihre schlimmen Erfahrungen als Kriegsreporterin in Syrien und die Folgen daraus, erzählt hat. Der Fokus in diesem Teil liegt aber eindeutig bei der Familie von Gesa.
Die Figuren sind sehr lebendig und facettenreich gezeichnet - bis hin zum kleinsten Nebencharakter. Auch das Lokalkolorit kommt nicht zu kurz. Besonders das Apfelblütenfest und die Verbundenheit zum Alten Land wurden sehr bildhaft dargestellt.

Der Fall ist wieder super spannend. Der langsame und raffinierte Aufbau der Geschichte ist absolut gelungen. Ich habe mit Gesa und Björn mitgefiebert und um Gunnar gebangt, der als mutmaßlicher Feuerteufel den Zorn der Einwohner von Cranz und Umgebung zu spüren bekommt. Die dörfliche Neidgesellschaft, sowie die üblen Verleumdungen, die sich sehr schnell bilden, sind hervorragend dargestellt. Ich komme selbst aus einem kleinen Dorf und weiß, wie schnell sich Gerüchte verbreiten. Ich habe mitgerätselt und versucht unter all den Verdächtigen, den Brandstifter zu finden. Immer wieder musste ich meine Mutmaßungen ändern, denn Hanna Paulsen legt so einige falsche Fährten.
Ich bin wieder begeistert von diesem weiteren Fall und freue mich sehr eine tolle neue Krimiautorin entdeckt zu haben.

Fazit:
Ein spannender Krimi mit facettenreichen Charakteren. Die Autorin konnte mich auch ein zweites Mal richtig überzeugen und ich freue mich schon auf weitere fesselnde Krimiabenteuer. Von mir gibt es eine Leseempfehlung für beide Teile der Reihe!

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