Ein Kommissar auf der Suche nach seiner neuen Rolle und der Wahrheit
„Deichfürst“ von Heike van Hoorn ist der erste Teil einer neuen Ostfriesland-Krimi-Serie. Hauptkommissar Stephan Möhlenkamp – gerade erst nach Leer versetzt worden – hat es in seinem ersten Einsatz mit ...
„Deichfürst“ von Heike van Hoorn ist der erste Teil einer neuen Ostfriesland-Krimi-Serie. Hauptkommissar Stephan Möhlenkamp – gerade erst nach Leer versetzt worden – hat es in seinem ersten Einsatz mit dem Mord an einem reichen Bauern, Tadeus de Vries, zu tun. Er taucht tief ein in ostfriesische Sitten und Bräuche, lernt bei seinen Recherchen viele lokale Urgesteine kennen und erfährt nebenbei auch Einiges über die Genese des umstrittenen Emssperrwerks. Sein Team tut sich nicht leicht, dem Täter auf die Schliche zu kommen, denn Tadeus war gänzlich unbeliebt und so gibt es viele Verdächtige…. – und Möhlenkamp muss seine Rolle als Chef erst finden.
Das Buch hat mir phasenweise gut gefallen. Besonders der Rückblick – parallel wird eine zweite Geschichte erzählt, die während des zweiten Weltkriegs spielt – öffnet den Blickwinkel. Auch die Auseinandersetzungen bezüglich des Emssperrwerks und die unterschiedlichen Positionen diesbezüglich fand ich interessant. Zu kurz kommt für mich allerdings die eigentliche Krimihandlung. Meiner Meinung nach gibt es zu viele Nebenschauplätze – als wollte die Autorin möglichst viel in ein Buch bringen. Zu nennen sind hier beispielsweise der Nachbar des Kommissars und die ausufernden Schilderungen über die einzelnen Mitglieder des Teams um Möhlenkamp. Das Buch war zwar in Ansätzen spannend, aber auch hier fehlt ein roter Faden. Besonders störend habe ich die Entscheidung der Autorin empfunden, plattdeutsche Passagen aufzunehmen und diese mit Hilfe von Fußnoten zu übersetzen. Dies hemmt den Lesefluss erheblich und wirkt für mich auch nicht so originell wie möglicherweise intendiert.
Insofern bleibt van Hoorn hinter den Möglichkeiten, welche die Geschichte bietet. Der Klappentext suggeriert zudem eine echte Zusammenarbeit des Kommissars, seiner Frau und einer lokalen Reporterin, welche meiner Meinung nach wenig bis gar nicht stattfindet. Gerade die spannende Geschichte um das Emssperrwerk hätte viel mehr Potential gehabt, wenn sie noch differenzierter ausgearbeitet worden wäre.