Viele wichtige Themen, die meiner Meinung nach, aber nicht ausreichend bearbeitet wurden ...
Elin ist eine junge Frau, die sich fürs Kochen interessiert und auch wahnsinnig gut darin ist. Doch traut sie sich nicht, zu dieser Leidenschaft zu stehen, denn sie hat Angst, dass sie dann von anderen ...
Elin ist eine junge Frau, die sich fürs Kochen interessiert und auch wahnsinnig gut darin ist. Doch traut sie sich nicht, zu dieser Leidenschaft zu stehen, denn sie hat Angst, dass sie dann von anderen dafür verurteilt werden könnte. Da Elin der Meinung ist, nicht dem Idealgewicht zu entsprechen, hat sie sowieso schon bei allem, was sie tut, das Gefühl bewertet zu werden. Und sie hat Angst davor, dass sie noch stärker verurteilt werden könnte, wenn sie zu dieser Leidenschaft stehen würde. Trotzdem beschließt sie im Geheimen, einen veganen Kochkurs zu machen, bei dem sie zufällig den attraktiven Jón kennenlernt. Die beiden werden zu Kochpartnern und verstehen sich auf Anhieb gut. Doch auch als sich die beiden näher kommen, kann Elin nicht wirklich glauben, dass jemand wie Jón an jemanden wie ihr Interesse haben könnte. Zu tief sitzt das Trauma ihrer letzten Beziehung ...
Character (3/10):
Ich sage es direkt vorab: Das hier wird eine wirklich schwere Rezension für mich. Ich schreibe wirklich nicht gerne negative Rezensionen, da mir durchaus bewusst ist, wie viel Herzblut von allen Beteiligten einfließt. Gleichzeitig kann ich aber natürlich auch nicht lügen. Also beginnen wir mal bei den Charakteren. Elin mochte ich leider nicht wirklich und konnte sie auch nur bedingt nachvollziehen. Als jemand, der selbst mit seinem Gewicht am Hadern ist, müsste Elin für mich ein sehr relatable character sein. Doch das war nicht der Fall. Die Protagonistin hat sich die komplette Zeit gefragt, was andere von ihr denken bzw. hat sich sehr genau überlegt, was das sein könnte. Was ein Stück weit natürlich auch der Fall ist, wenn man mit seinem Selbstbild zu kämpfen hat, aber es ist auch nicht das Einzige, an das man den ganzen Tag denkt. Bei ihr war aber genau das der Fall. Ich hatte das Gefühl, dass sich ihr Leben um gar nichts anderes als dieses Thema dreht. Und selbst wenn wir mal davon ausgehen, dass dies tatsächlich realistisch ist: Es ist einfach zu repetitiv für ein Buch. Ich sage es nicht gerne, aber mich hat das wirklich wahnsinnig genervt, was ich schade finde, denn es ist ein wirklich wichtiges Thema! Deswegen fällt es mir auch schwer, diese Rezension zu schreiben, denn die Themen, die in diesem Buch behandelt werden, sind durchaus wichtige. Aber zurück zu den Charakteren. Jón ist mir persönlich zu flach geblieben. Ich habe das Buch vor knapp drei Wochen gelesen bzw. gehört und ich weiß nichts mehr von seinem Charakter. Das Einzige, an das ich mich noch gut erinnern konnte, ist, dass er mir etwas zu sehr auf sein Aussehen reduziert wurde. Es wurde am laufenden Band davon gesprochen, wie gut er aussieht, aber was sein Charakter zu bieten hat? Keine Ahnung. Er hat Elin unterstützt, was natürlich wichtig in einem Partner ist, ABER ich hatte hier das Gefühl, dass der Protagonist die Protagonistin 'retten' muss. Und es hat mir auch so ein Gefühl gegeben von 'sie zieht ihre Bestätigung aus der neuen Beziehung, aber was ist, sollte das doch irgendwann enden'? Ansonsten erinnere ich mich noch gut an Elins Mutter, die auch ganz schrecklich war. Die Mutter hat sie behandelt, als sei sie noch ein Kind und dann auch noch runtergemacht. Ich verstehe, dass es vielleicht ein bisschen auch zeigen sollte, dass die Mutter unter anderem an ihrer Selbstwahrnehmung schuld ist, aber ich hätte gerne irgendwen von den Charakteren gemocht. Was mir gerade auch noch eingefallen ist, ist, dass ich wieder Probleme mit dem Frauenbild in dem Buch hatte. Denn natürlich gab es in dem Kochkurs die perfekte, durchtrainierte, blonde 'Barbie', die Elin mit missgünstigen Blicken und schnippischen Kommentaren bedacht hat. Warum? Warum brauchen wir immer eine böse Zicke, die wir schlecht dar stehen lassen können? Warum konnte Elin nicht in dem Kochkurs eine Frau kennenlernen, der sie sich anvertrauen kann und die sie mit ihren Problemen und Jón unterstützt? Stattdessen wird hier multipliziert, dass wir Frauen in Konkurrenz zu jeder anderen stehen und uns gegenseitig nichts gönnen können.
Atmosphere (4/10):
Ich bemühe mich, mich beim Rest kürzer zu fassen. Die Atmosphäre war für mich nicht wirklich gegeben. Ich weiß nicht, ob ich es beim Hörbuch unbewusst ausgeblendet habe, aber ich habe nur sehr wenige Island-Beschreibungen im Gedächtnis behalten. Für mich hätte hierauf auch ein bisschen mehr Fokus gelegt werden können.
Writing Style (5/10):
Den Schreibstil bewerte ich neutral. Es war nicht schlecht geschrieben, aber wenn einem die Handlung und Charaktere nicht gefallen, dann kann man, behaupte ich jetzt einfach mal, das Buch im Ganzen einfach schwer genießen.
Plot (2/10):
Ich denke, zur Handlung muss ich eigentlich nicht mehr viel sagen. Sie hat mir leider, leider nicht gefallen. Ich fand den Ansatz wirklich gut und es waren wichtige Themen enthalten, Problem für mich war einfach, dass zu viel gewollt wurde. Das Buch hat sich mit noch einigen anderen Sachen, neben body-positivity, beschäftigt und meiner Meinung nach wurde versucht so viel abzudecken, dass die Themen dann nicht so gut bearbeitet wurden, wie ich mir das gewünscht und die Themen es verdient hätten.
Intrigue (2/10):
Da ich es als Hörbuch nebenbei gehört habe, bin ich in zwei Tagen durch gewesen, aber ich bin mir bedauerlicherweise sicher, dass wenn ich es als physisches Buch gelesen hätte, ich es entweder ewig liegen gelassen oder abgebrochen hätte.
Logic (3/10):
Auch hierzu muss ich wohl nicht viel sagen, es hat für mich zu großen Teilen keinen Sinn ergeben.
Enjoyment (3/10):
Ich fand, wie bereits erwähnt, den Ansatz sehr interessant und empfand die enthaltenen Themen auch sehr wichtig, doch konnte mich die Umsetzung nicht überzeugen, wodurch ich traurigerweise auch nicht viel Freude an dem Buch hatte.
Fazit (3,1/10):
Wie am Anfang bereits gesagt, fällt es mir sehr schwer diese Rezension so ehrlich zu schreiben. Die Autorin hat sich mit wichtigen Themen beschäftigt, was ich sehr gut finde, denn wir brauchen dafür mehr awarness in unserer Gesellschaft. Doch ich persönlich bin mit der Umsetzung und einigen Aspekten der Geschichte einfach nicht klargekommen. Wenn ihr den Rest der Rezension gelesen habt, wisst ihr ja, was ich damit meine. Wie immer möchte ich euch auf jeden Fall dazu anhalten noch andere Rezensionen zu lesen und in euch selbst hineinzuhören, ob euch die angesprochenen Dinge auch stören würden oder nicht. Meine Meinung ist natürlich nicht das Maß aller Dinge. Persönlich kann ich das Buch leider nicht guten Gewissens weiterempfehlen, aber vielleicht möchtet ihr dem Ganzen dennoch eine Chance geben.