Da ließ er ihre Hände los, vorsichtig, als hätte er Angst, sie könnten auf das Dach fallen und zerbrechen.
Inhalt:
Ein neues Land, ein neues Königreich und ein Mädchen, dessen Fähigkeiten über Macht, sowie Leben und Tod entscheiden.
Fernab von Monsea, über die weiten der Berge hinaus, existiert ein Land, so unergründlich wie all seine Bewohner und seltsamen Kreaturen selbst. Getrieben von der Gier nach Macht und den Platz auf dem Thron, entspinnt zwischen den einzelnen Königreichen, schnell ein Netz aus Intriegen, Habgier und Spionage, die unweigerlich, den kommenden Krieg ankündigen.
Mitten unter ihnen, dass Junge Mädchen Fire. Die Gefühle, die Andere Fire entgegenbringen, sind sehr widersprüchlich und reichen von abgrundtiefem Hass, bis Liebe, die sich wie ein Wahn auf die Seele des Betroffenen wirft und seinen Geist benebelt. Denn Fire ist kein gewöhnliches Mädchen, sie hat eine ganz besondere Gabe, denn sie ist halb Mensch, halb Monster und kann in das Bewusstsein anderer Lebewesen eindringen und sie kontrollieren. Da sie die Einzige ist, die über diese Gabe verfügt, bricht schnell ein Kampf um das Mädchen aus, denn jeder will sie im Krieg auf seiner Seite wissen, denn ihre Macht könnte über Sieg und Niederlage entscheiden. Als Fire dem jungen Prinzen Brigan trifft, lassen ihre Gefühle, sie zunächst wiedersprüchllich zurück. Denn sein Bewusstsein ist für sie unantastbar. Hin und her gerissen, zwischen ihren Gefühlen und Misstrauen, sucht Fire ihren Platz in der Welt - die sie unweigerlich zu der Frage führt, auf wessen Seite sie im entscheidenen Kampf, kämpfen will.
Schreibstil:
Der Schreibstil von Kristin Cashore ist und bleibt, auch in "Die Flammende" einfach einzigartig und unglaublich mitreißend. Die Autorin schafft es einfach, dass man sich hinter ihren Sätzen verliert und sich so in die Geschichte ziehenlässt. Dabei vermeidet sie langatmige Sätze und hält einen konstanten Spannungsbogen, der den Leser oft, nach einem Kapitel atemlos zurücklässt. Ich finde, dass ihre Art und Weise zu schreiben, eine außerordentliche Magie in sich trägt. Denn egal wo und wann man sich der Geschichte von Fire annimmt, man kann immer ganz in ihrer Welt versinken und alles um einen herum, damit vergessen. Auch wenn "Die Flammende" leider nicht so schnell in Fahrt kam, wie "Die Beschenkte", denke ich hat der Schreibstil an nichts einbüßen müssen und konnte deshalb auf voller Linie überzeugen.
Idee/Umsetzung:
Wer "Die Beschenkte" gelesen hat und denkt, er weiß was einen erwartet, der hat sich ganz schön getäuscht und an der Nase herumführen lassen. Auch ich ging mit dem Glauben an das Buch heran, dass mich eine Welt, mit Königreichen und Beschenkten einholen würde. Doch ich wurde eines besseren belehrt. Denn jeder Vorahnung zum Trotz, schafft es die Autorin, mit einem neuen Land, in der selben Welt und völlig neuen Wesen zu überzeugen. Dabei spielen Beschenkte kaum noch eine Rolle, denn in dieser Welt, sind sie den Bewohnern gänzlich unbekannt. Stattdessen nehmen Monster diese Rollen ein, die alle die Gabe besitzen, das Bewusstsein anderer zu verändern. Ich finde hier wird deutlich, was für eine großartige Autorin Kristin Cashore ist. Denn anstatt sich an alten Geschichten festzuklammern, löst sie sich und entführt den Leser in eine komplett neue Geschichte, die ebenso viele Überraschungseffekte aufweist, wie ihr erstes Buch. Demnach kann ich auch hier nur mein Lob aussprechen, denn ich denke die wenigsten hätten mit der Geschichte hinter den Seiten gerechnet. Auch an der Umsetzung ihrer Idee, droht K. Cashore nicht im geringsten zu scheitern. Unterlegt durch einen starken und bewegenden Schreibstil, nimmt einen die Autorin an die Hand und führt einen durch ein aufregendes und spannendes Abenteuer.
Charaktere:
Die Charaktere in diesem Buch, sind genauso neu und überraschen wie auch die Aussicht auf den Inhalt. Erwartet man also eine ähnliche Heldin wie in "Die Beschenkte", so wird man wieder überrascht. Denn Fire ist ein völlig anderer Charakter, aber durchaus auch eine starke Persönlichkeit. Da Fire die Letzte ihrer Art ist, kommt es häufig dazu, dass sie sich einsam fühlt und sich selbst dafür hasst, dass sie nie die Normalität in ihrem Leben haben wird, die Andere haben. Denn wenn Fire den Schal um ihre Haare löst, dann können sich nur wenige Männer und Frauen davor schützen, dass ihr Bewusstsein seine eigenen Wege geht. So kommt es mehr als einmal vor, dass sie von Männern grob belästigt wird, da diese direkt von ihrem Anblick hingerissen sind und von Frauen mit eiskalten und eifersüchtigen Blicken gestraft wird. Dazu kommt, dass ihr verstorbener Vater dafür bekannt war, einer der grausamsten und brutalsten Männer des Landes zu sein. Denn anders als Fire, die Angst vor ihrer Gabe hat, nutzte ihr Vater diese grenzenlos aus, um Anderen leid zuzufügen. Doch am Ende ist es genau dies, was Brigan und Fire miteinander verbindet. Denn sein Vater war es, der zusammen mit ihrem diese Grausamkeiten vollzog. Deshalb tritt er ihr auch zunächst eher abwweisend gegenüber. Doch eigentlich ist er ein mutiger, kämpferischer und gefühlvoller Mann. Generell sind wieder einmal, alle Charaktere sehr schön und liebevoll ausgearbeitet, was besonders durch den Schreibstil der Autorin unterstrichen wird. So gibt es genau wie in "Die Beschenkte" ganz viele tolle Figuren, mit denen man mitfühlt und mitfiebert. Die Bösen, gleichviel wie die Guten, strahlen alle eine unglaubliche Magie und Glaughaftigkeit aus, dass man als Leser manchmal denkt, man befinde sich direkt neben den Figuren.
Cover/Innengestaltung:
Die Innengestaltung ist sehr schlicht gehalten und der Inhalt in vier Abschnitte unterteilt. Dabei ist jedoch wieder die, direkt zu Anfang aufgeführte Landkarte, der Welt von Kristin Cashore , eine nette Übersicht und Einleitung in die Geschichte. Besonders für diejenigen, die "Die Beschenkte" noch nicht kennen, wird die Geschichte so etwas auseinandergewürfelt und klarer. Aber auch für die Kenner von "Die Beschenkte" ist diese Karte durchaus sinnvoll und lässt einen, bevor man auch nur einen Buchstaben des Prologes gelesen hat, überrascht und neugierig zurück. Denn was man sieht, ist eine verborgene, fast schon verstecke, neue, kleine Welt, noch nicht einmal einen Hauch von der Alten entfernt.
Die Cover könnten wiedereinmal unterschiedlicher nicht sein. Jedoch muss ich diesmal zugeben, dass mir, zumindest bezogen auf den Inhalt, das deutsche Cover mit am Besten gefällt. Denn so stark und kämpferisch, wie Fire auf dem zweiten Bild dargestellt wird, ist sie gar nicht. Sie ist eher die Person im Hintergrund, die sich um alles und jeden sorgt und Angst davor hat, so grausam zu werden wie ihr Vater. Zwar ist sie auch mutig und voller Tatendrang, aber nicht auf diese Weise, wie sie auf dem Cover zu sehen ist. Hingegen wirkt das deutsche Cover eher ruhig, beherrscht und durchdacht (ebenso wie das Cover mit dem Titel "Rouge") - alles Eigenschaften die auf Fire zutreffen. Zudem ist es schwer ihre "rote Mähne" zu bändigen. Auch dies ist leicht zu erkennen. Weiterhin ist auch die Tatsache, dass man ihr Gesicht nicht sieht perfekt auf die Geschichte zugeschnitten, denn auch dort, ist es nicht gerade passend, wenn sie sich in der Öffentlichkeit zeigt. So bleibt sie oft eher im Verborgenen und Hintergrund um keine Ausmerksamkeit zu erregen. Das dritte Cover bildet hier ein "Mittelding" der beiden ersten Cover. Denn es ist schlicht gehalten, die Farben passen zur Hauptperson, jedoch der Bogen für die Pfeile wiederrum nicht so gut.
Fazit:
"Die Flammende" von Kristin Cashore ist ein durchaus spannendes und mitreißendes Buch, dass es schafft, seinen Leser voll und ganz zu bannen und in seine Welt zu entführen. Dabei versüßt die Autorin einem das Lesen, durch einen starken und liebevollen Schreibstil, der auch die Charaktere zu etwas ganz besonderem macht. Denn Fire ist durchaus eine einzigartige und sympathische Buchheldin, mit der man einfach mitfühlt. Jedoch ist dieses Abenteuer im Vergleich, zu seinem Vorgänger nicht halb so schwungvoll. Denn die Geschichte kommt eher schleppend in Fahrt und auch das Ende ist schon zu beginn sehr stark zu erahnen. Zudem steht in dem Abenteuer um "Fire und Brigan" nicht die Liebesgeschichte im Vordergrund, sondern eher die Suche der Protagonistin nach sich selbst, sowie die Intrigen verschlungen und verbunden mit den Königreichen und dem bevorstehenden Krieg. Wer also eine Liebesgeschichte, voller Spannung wie in "Die Beschenkte" erwartet, der wird wohl enttäuscht werden. Trotz allem, stufe ich dieses Buch als durchaus lesenswert ein, denn die magischen Welten von Kristin Cashore sind immer eine kleine Reise wert