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Veröffentlicht am 25.05.2022

Pfiffiges Mädchen mit besonderer Gabe

Violet und Bones
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Darum geht’s:
Violet kommt als Tochter eines Bestattungsunternehmers täglich mit dem Tod in Berührung. Doch gerade auch durch ihre besondere Gabe, mit Verstorbenen zu kommunizieren, hat sie einen guten ...

Darum geht’s:
Violet kommt als Tochter eines Bestattungsunternehmers täglich mit dem Tod in Berührung. Doch gerade auch durch ihre besondere Gabe, mit Verstorbenen zu kommunizieren, hat sie einen guten Weg gefunden, mit diesem sensiblen Thema umzugehen. In Bones, einem streunenden Windhund, den Violets Familie aufgenommen hat, hat sie einen treuen Begleiter gefunden. Als sie eines Tages den jungen Oliver, der erst tot auf dem Leichentisch ihres Vaters lag, ohne jegliche Erinnerung auf dem Friedhof umherirrend vorfindet, werden ihre Detektivinstinkte geweckt und sie setzt mit Hilfe von Bones alles daran, das Geheimnis um Oliver zu lösen. Als Mädchen im 19. Jahrhundert stehen ihr da nicht alle Türen offen und sie muss lernen, sich durchzusetzen.

So fand ich‘s:
Ein starkes Mädchen, das die Grenzen, die ihr die damalige Zeit auferlegt, zu durchbrechen sucht, eine besondere Gabe und ein mysteriöser Kriminalfall sind Elemente, die in einem Buch zusammen genommen mich schon fast magisch anziehen. 😉 Und meiner Meinung nach ist es der Autorin absolut gelungen, daraus eine fesselnde und kurzweilige Geschichte zu stricken.

Mich hat das Buch jedenfalls bestens unterhalten. Violet hat mich mit ihrer pfiffigen und aufgeweckten Art rasch für sich eingenommen. Auch ihr Vater, der Bestattungsunternehmer Veil, hat das Herz am rechten Fleck und war einer meiner Lieblinge. Die Figuren sind jedenfalls alle charakteristisch und lebendig gezeichnet.

Der Erzählstil ist recht einfach und schnörkellos gehalten, also ideal für die junge Leserschaft. Es herrscht durchweg eine unaufgeregte Spannung, die ab und an ein wenig verhalten rüberkommt. Da sehe ich noch Luft nach oben und bin gespannt, ob sich die Autorin im zweiten Band dahingehend steigern kann.

Violets Reifeprozess in diesem ersten Teil hat mir schon sehr gut gefallen und ich bin gespannt, wie sie sich zukünftig noch weiterentwickelt. Ich glaube, ich muss gar nicht mehr extra erwähnen, dass ich mich auf die Fortsetzung freue.

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Veröffentlicht am 23.05.2022

Fesselnd & unterhaltsam

Flug 416
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Darum geht’s:
Bill Hoffman, erfahrener Pilot bei Coastal Airways und Vater von zwei kleinen Kindern, beginnt ahnungslos seinen Dienst als Kapitän, um Flug 416 planmäßig von Los Angeles nach New York zu ...

Darum geht’s:
Bill Hoffman, erfahrener Pilot bei Coastal Airways und Vater von zwei kleinen Kindern, beginnt ahnungslos seinen Dienst als Kapitän, um Flug 416 planmäßig von Los Angeles nach New York zu fliegen. Kaum ist das Flugzeug abgehoben, erhält er die Nachricht, dass seine Frau und die beiden Kinder von einem Terroristen in dessen Gewalt gebracht wurden. Dieser fordert von Bill, dass er das Flugzeug zum Absturz bringt. Ansonsten würde er die Familie des Piloten töten. Bill schafft es, seine Crew darüber zu informieren. Doch der Entführer deutet an, dass er einen Komplizen an Bord hat und Bill weiß nicht mehr, wem er noch vertrauen kann. Gleichzeitig verbünden sich die Kabinencrew mit ein paar Passagieren, um den Kampf um Leben und Tod aufzunehmen.

So fand ich’s:
Gleich vorneweg: Das Buch beschert dem Leser genau das, was die Kurzbeschreibung verspricht. Schon die ersten Seiten sind temporeich erzählt. Wobei es meiner Meinung nach den Prolog nicht unbedingt gebraucht hätte. Für mich waren es ein paar grausige Details zu viel und ich war froh, dass die Autorin sich danach auf die psychische Ebene des Thrillers konzentrierte, was viel mehr nach meinem Geschmack war.

Der Plot entwickelte einen immer stärkeren Sog und es war manchmal wirklich schwierig, das Buch beiseite zu legen, da die Autorin das Spiel mit kleinen Cliffhangern am Ende der Kapitel immer mehr auf die Spitze trieb. Es war so einiges vorhersehbar. Doch die Autorin schaffte es auch immer wieder mal, mich mit unerwarteten Twists zu überraschen, so dass zu keinem Moment Langeweile aufkam.

Für mich hat das Buch sehr viel von einem typisch amerikanischen Action-Film mit stereotypen Protagonisten und gängigen Heldenfiguren. Wenn man das mag und bereit ist, sich auf das einzulassen, wird man mit diesem Buch sehr spannend und kurzweilig unterhalten. Ich habe mich tatsächlich hin und wieder dabei ertappt, wie ich schier den Atem angehalten habe und gerade zum Schluss hin, wurden immer mehr Emotionen geweckt. Dabei blitzte immer wieder auf, wie sehr die Welt des Fliegens der Autorin, die selbst auch als Flight Attendant tätig war, am Herzen liegt.

Mir bot „Flug 416“ fesselnde und unterhaltsame Lesestunden und ich bin froh, dass ich zurzeit keine Flugreise geplant habe. Wohl wäre mir dabei jedenfalls nicht. So gesehen, hat die Autorin alles richtig gemacht.

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Veröffentlicht am 29.04.2022

Eine Geschichte und Figuren, an die man gerne zurückdenkt

Das unglaubliche Leben des Wallace Price
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Darum geht’s:
Wallace Price ist ein skrupelloser Anwalt, für den alleine die Arbeit und der Erfolg zählen, das Menschliche bleibt auf der Strecke. Es verwundert also nicht, dass nach seinem plötzlichen ...

Darum geht’s:
Wallace Price ist ein skrupelloser Anwalt, für den alleine die Arbeit und der Erfolg zählen, das Menschliche bleibt auf der Strecke. Es verwundert also nicht, dass nach seinem plötzlichen Tod nur wenige Menschen an seiner Trauerfeier teilnehmen. Und dann findet er sich in einem seltsamen Teeladen, der sich als eine Art Zwischenwelt herausstellt, wieder. Dort soll ihn der Fährmann Hugo auf das Jenseits vorbereiten. Doch Wallace ist noch nicht bereit für seine letzte Reise und es wird ihm erlaubt, noch eine Weile dort zu verweilen. Diese Zeit wird Wallaces Einstellung zum Leben und zum Tod für immer verändern.

So fand ich‘s:
„Mr. Parnassus‘ Heim für magisch Begabte“ war definitiv eines meiner Jahreshighlights in 2021 und so hibbelte ich T.J. Klunes neuem Buch richtiggehend entgegen. Möglicherweise war es gerade diese hohe Erwartungshaltung, die mich zu Beginn der Lektüre dann ein wenig ausgebremst hat. Ich brauchte hier tatsächlich einige Kapitel, bis ich richtig in der Geschichte angekommen war. Es waren dann auch in erster Linie der lockere Erzählstil sowie die Liebe des Autors zu seinen Figuren, die wieder intensiv spürbar war, die mich durchhalten ließen. Ab einem gewissen Punkt – so genau kann ich ihn nicht lokalisieren – hat mich dann die Geschichte doch noch gepackt und von dem Moment an war ich total gefesselt von einem Thema, das vom Leser einiges abverlangt.

In der Tat bereitet das Thema Sterben und das „Danach“ meistens großes Unbehagen. Doch dem Autor gelingt es hier aus einer unbequemen Thematik eine sensible und herzerwärmende Geschichte zu machen. Dabei kommt es nicht drauf an, was man glaubt, was einen nach dem Tod erwartet und ich hatte zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, der Autor wolle mir seine Überzeugung aufdrängen. Im Gegenteil: Es geht hier eigentlich viel mehr um das Leben als um das Sterben und wie wichtig Vertrauen, Hoffnung und Loslassen sind.

T.J. Klune hat sensible Themen wie Verlust, Selbstmord und gar Kindstod sehr einfühlsam verpackt. Dieses Buch unterscheidet sich auch deutlich vom Parnassus-Buch und ist zum Beispiel um einiges melancholischer und ernster. Trotzdem bleibt der Autor seinem unbeschwerten Schreibstil treu, was der Geschichte trotz schwerer Kost eine gewisse Leichtigkeit schenkte.

Trotz Startschwierigkeiten hat der Autor es schlussendlich auch mit diesem Buch geschafft, mich zu berühren und zum Nachdenken zu bringen, mich laut lachen und mich gleichzeitig ein schwieriges Thema genauer betrachten zu lassen. Und ich werde immer wieder sehr gerne – vor allem auch beim Teetrinken - an diese Geschichte und die liebevoll gezeichneten Figuren denken.

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Veröffentlicht am 16.03.2022

Geschichten über starke Frauen für starke Frauen

Don't Breathe - Hass & Liebe
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Darum geht‘s:
Vik Tory erzählt in sechs „Romance Crime Shortstorys” die Geschichten von sehr unterschiedlichen Frauen, die eines gemeinsam haben. Alle suchen ihr Glück und den Sinn des Lebens in der Liebe. ...

Darum geht‘s:
Vik Tory erzählt in sechs „Romance Crime Shortstorys” die Geschichten von sehr unterschiedlichen Frauen, die eines gemeinsam haben. Alle suchen ihr Glück und den Sinn des Lebens in der Liebe. Doch der Weg zum Glück ist nicht so gradlinig wie erhofft und die Protagonistinnen werden mit schicksalshaften Begegnungen sowie extremen und dramatischen Situationen konfrontiert. Doch starke Frauen lassen sich nicht so einfach unterkriegen…

So fand ich‘s:
Ab und an lese ich ganz gerne Kurzgeschichten. Ich finde es immer faszinierend, wieviel ein Autor in so eine kleine Seitenzahl hineinpacken kann. Für mich ist das ein besonderes Talent, wenn es eine so kompakt erzählte Geschichte schafft, mich zu fesseln. Und Vik Tory ist das hier in „Dont’t Breathe – Hass & Liebe“ auf jeden Fall gelungen.

Die Autorin zeigt mit ihren Geschichten über sehr unterschiedliche Frauen, dass sie vor Ideen nur so sprudelt. Auch wenn es allen Protagonistinnen um die große Liebe und den Sinn des Lebens geht, sind die einzelnen Storys dennoch sehr individuell und erzeugen jede für sich eine ganz eigene Atmosphäre.
Vik Torys Erzählstil ist sehr gefühlvoll und einfühlsam, ohne schnulzig zu werden. Die Figuren sind lebendig gezeichnet – mal sensibel, mal temperamentvoller, aber auch immer mit einer gesunden Prise Ironie. Gleichzeitig schafft die Autorin es, auch beklemmende und erschütternde Szenen lebendig darzustellen.

„Provozierend, düster, sexy“ – so wird das Buch angepriesen und ich finde, dass diese drei Worte, das Buch sehr gut zusammenfassen. Es gibt Wendungen, mit denen die Autorin mich nicht nur überrascht, sondern auch ein klein wenig bestürzt hat. Aber das scheint durchaus gewollt und die Autorin hat bei mir so gesehen ihr Ziel definitiv erreicht.

Es sind sechs Geschichten über starke Frauen für starke Frauen – Geschichten, die mir mitunter unter die Haut gegangen sind. Kurzum: Vik Tory hat mich von ihrem Erzähltalent überzeugt und mir unterhaltsame, spannende und überraschende Lesestunden geschenkt.

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Veröffentlicht am 23.02.2022

Ein Kaleidoskop an Zwischenmenschlichkeiten in arktischer Atmosphäre

Wo die Dunkelheit beginnt
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Darum geht‘s:
Spitzbergen – ein besonderer Ort, gefühlt am Ende der Welt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass viele Menschen, die ihr altes Leben hinter sich lassen wollen, gerade hier neu anfangen ...

Darum geht‘s:
Spitzbergen – ein besonderer Ort, gefühlt am Ende der Welt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass viele Menschen, die ihr altes Leben hinter sich lassen wollen, gerade hier neu anfangen möchten. Da ist zum Beispiel Martin, der deutsche Mikrobiologe, der sich erhofft, in der neuen Umgebung über seine gescheiterte Ehe hinwegzukommen. Er trifft auf seine Landsmännin Rebecca, die jedoch ein großes Geheimnis um ihre Vergangenheit zu machen scheint. Die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Doch Rebeccas unausgesprochene Geschichte steht zwischen den beiden und wird erst recht zum Thema, als eine Kollegin von Martin mit einer Kopfverletzung tot aufgefunden wird. Hat dieser tragische Todesfall etwas mit Rebeccas Vergangenheit zu tun?

So fand ich‘s:
Auch wenn die Kurzbeschreibung und die deutsche Autorin (die zusammen mit ihrem Mann hinter dem Pseudonym steckt) es vermuten lassen könnten, handelt es sich bei diesem Buch um keinen Krimi oder Psychothriller. Ich habe „Wo die Dunkelheit beginnt“ vielmehr als Kaleidoskop an Zwischenmenschlichkeiten erlebt – ein moderner Roman, in dem starke Charakterköpfe, teilweise in Ausnahmesituationen, aufeinandertreffen.

Für mich liegt die Stärke des Buches jedoch definitiv im Setting in Spitzbergen. Einige Besonderheiten dieser scheinbar unwirtlichen Welt, hatte ich bereits in Dokumentationen aufgeschnappt. Diese Eigentümlichkeiten haben die beiden Autoren hier geschickt genutzt, um ihre Geschichte in diesem besonderen Rahmen und vor allem unter dem mystischen Licht der Polarnacht zu erzählen. Man spürt durchwegs die Faszination, die dieser außergewöhnliche Flecken Erde auf die Autoren ausübt und bekommt beim Lesen große Lust, sofort die Koffer zu packen und sich auf den Weg in den hohen Norden zu machen.

Wenn man über einen Ort wie Spitzbergen schreibt, kommt man am Thema Klimawandel nicht vorbei. Doch diese Problematik wurde hier wohldosiert und nimmt zu keiner Zeit die Überhand. Es regt zum Nachdenken an, aber immer ohne erhobenen Zeigefinger.

Man darf hier keinen actiongeladenen Plot oder große Überraschungen erwarten. Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen. Gerade der Einstieg hatte auch eine entschleunigende Wirkung auf mich – genau passend zu der arktischen Atmosphäre, die mich schnell gefangen genommen hatte und mir eine angenehme und anregende (Lese-)Reise bescherte.

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