"Verwechsle Klarheit nie mit Wahrheit"
Der HolländerGeeseke Dobbenga steht kurz vor der Pensionierung und sieht ihrer letzten Fahrt beim niederländischen Grenzschutz mit gemischten Gefühlen entgegen. Nur noch dieses eine Mal und dann ist Schluss. Doch die ...
Geeseke Dobbenga steht kurz vor der Pensionierung und sieht ihrer letzten Fahrt beim niederländischen Grenzschutz mit gemischten Gefühlen entgegen. Nur noch dieses eine Mal und dann ist Schluss. Doch die letzte Fahrt hat es in sich, denn in der Emsmündung entdecken sie eine Leiche und das ausgerechnet kurz vor der Flut. Als wäre das noch nicht genug Aufregung, dreht sich jetzt alles um die Frage der Zuständigkeit, denn die Sandbank, auf der der Leichnam gefunden wurde, ist seit Jahren umstrittenes Gebiet zwischen den Niederlanden und Deutschland.Das ruft geradezu nach einem Ermittler, der sich besser auskennt, als alle anderen - Liewe Cupido, genannt der Holländer. Wo andere im Trüben fischen, gräbt er nach der Wahrheit...
Mathijs Deen zeichnet eine zugleich unheimliche und mystische Atmosphäre, bevor er Geeseke auf die letzte Dienstfahrt schickt. Und genau diese Stimmung behält er über den Verlauf seinen kompletten Romans bei, sodass hier immer ein bisschen Gänsehaut und Kribbeln in den Nervenenden zu spüren ist. Das alleine ist schon große Klasse und in Verbindung mit dem überragenden Plot entsteht daraus ein absolutes Lesehighlight.
Die Ermittlungen spiegeln den polizeilichen Alltag mit all seinen Widrigkeiten, Zuständigkeitsfragen und bürokratischen Hürden wieder und vermittelt einen sehr authentischen Handlungsrahmen.
Und in diesem ermöglicht der Autor seinen Figuren, die Leser:innen regelrecht dazu zu verführen, ihnen ins Watt zu folgen, die Schönheit der Natur kennen- und lieben zu lernen und dabei auf menschliche Abgründe zu stoßen, die man so nicht vermutet hätte.
Es ist, als würde der ständige Wechsel von Ebbe und Flut immer wieder neue Erkenntnisse an Land spülen und den Fall ganz klar und deutlich im Sand ausbreiten. Und doch verwischen ständig die Konturen und es tauchen neue Fragen auf. Wie ist die Beziehung der Wattwanderer untereinander ? Warum gehen zwei von ihnen los, während der andere im Vereinten Königreich weilt, obwohl sie sonst unzertrennlich sind ? Wie gelangen die fremden Sandpartikel in das Ohr des Leichnams ? und die wichtigste Frage überhaupt: aus welcher Region stammt dieser Sand ?
Es ist schon erstaunlich, mit welchen technischen Möglichkeiten heute gearbeitet werden kann, um hier mögliche Tatverdächtige einmal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Und genau diese technischen Feinheiten, die taktischen Schachzüge und Eigenheiten, die das Ermitteln im Wattenmeer mit sich bringt, sorgen in diesem Krimi für absolute Spannung und Abwechslung.
Den ein oder anderen Seitenhieb auf die deutsch-niederländischen Machtspielchen in der Klärung der Zuständigkeitsfrage kann sich der Autor nicht verkneifen und lockert mit diesem Augenzwinkern zwischendurch die die angespannte Stimmung auf. Bis zur Lösung des Falles bleibt der Spannungsbogen konstant gestrafft, überzeugen die Figuren mit friesisch- herben Charaktereigenschaften und der Plot kann mit abwechslungsreichen Wendungen und attraktiven Settings begeistern.
Absolute Leseempfehlung !