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Veröffentlicht am 09.06.2017

Ein Bilderbuch für Genussmenschen

Ist Ida da?
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Es gibt Bilderbücher, die nicht nur für Kinder gemacht sind. Für einige Bücher ist man nie zu alt, da die Geschichten und Illustrationen, die sie in sich beherbergen, kein „Verfallsdatum“ haben. Diese ...

Es gibt Bilderbücher, die nicht nur für Kinder gemacht sind. Für einige Bücher ist man nie zu alt, da die Geschichten und Illustrationen, die sie in sich beherbergen, kein „Verfallsdatum“ haben. Diese besonderen Bilderbücher passen einfach ins gesamte Leben und zu jedem Alter. Ich als Mutter bin immer sehr froh, wenn ich ein solches Buch entdecke, das ich zusammen mit meinem Kind genießen kann. Mit "Ist Ida da?" von Antonie Schneider und Julie Völk ist genau so ein besonderes Bilderbuch in unser Regal eingezogen.

Schlägt man die ersten Seiten von "Ist Ida da?" auf, ahnt man noch nicht, wohin die Geschichte die Leser entführt. Man sieht einen wunderschönen Garten, der trotz seiner Umzäunung sehr einladend wirkt. In dem Garten entdeckt man einige Tiere, Spielzeuge und Szenen, die den Eindruck erwecken, dass irgendetwas oder irgendwer fehlt. Alles wirkt trotz der Vielzahl an Figuren etwas unbelebt. Blättert man weiter, so kann man einige Szenen näher betrachten und das Gefühl, das etwas oder besser jemand fehlt, intensiviert sich. Der Begleittext unterstreicht diese Vermutung: Hier fehlt eindeutig jemand, nämlich Ida. Wer genau Ida ist, erfährt der Leser jedoch erst etwas später. Vorher gilt es sich zusammen mit den Tieren auf die Suche zu machen, um die fehlende Ida zu finden.

"Ist Ida da?" von Antonie Schneider und Julie Völk, Kinderbuch, Bilderbuch
Zwölf illustrierte Doppelseiten führen die Leser durch diese feine und poetische Geschichte, die ihm auf eindrucksvolle Weise zeigen, wie viel schöner es ist, wenn man mit all seinen Freunden beisammen ist. Aber auch, wie viel Freude es macht auf einen lieben Freund zu warten.
Das Besondere an diesem Buch sind nicht nur die bedeutsamen Botschaften, sondern auch die außergewöhnlichen und bezaubernden Illustrationen von Julie Völk. Von der Vielzahl an Szenen und Dingen, die es zu entdecken gibt, erinnern einige Seiten an ein Wimmelbuch. Jedoch sind die Zeichnungen von Julie Völk kleine Kunstwerke, in denen man sich verlieren kann. Ihre lebhaften Szenen, ob mit weichen oder abstrakten Linien gezeichnet, fügen sich perfekt in diese Geschichte ein. Als Betrachter dieser großartigen Kunstwerke, kann man sehr lange über die Bedeutung dieser Bilder philosophieren.
Der Begleittext hält sich dezent im Hintergrund, obgleich er in dicken und dunklen Buchstaben abgebildet wird. Die Schriftart dient als Kontrast zu den filigranen Illustrationen. Auf jeder Seite befinden sich nur wenige Worte, die gerne auch aus der Reihe tanzen. Aber diese wenigen Worte wiegen in ihrer Bedeutung mehr als hunderte belangloser Sätze.

"Ist Ida da?" von Antonie Schneider und Julie Völk ist ein Bilderbuch für Genussmenschen jedes Alters, die sich gerne in wunderschönen und bedeutsamen Illustrationen verlieren.

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Veröffentlicht am 27.05.2017

Ein absoluter Glücksgriff

Pip und Posy: Suchen und Entdecken
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Mein Sohn hat mit seinen zweieinhalb Jahren schon viele schöne Bilderbücher bestaunt, aber eine Reihe hat es ihm besonders angetan: Die Pip und Posy – Reihe vom vielfach ausgezeichneten Illustrator Axel ...

Mein Sohn hat mit seinen zweieinhalb Jahren schon viele schöne Bilderbücher bestaunt, aber eine Reihe hat es ihm besonders angetan: Die Pip und Posy – Reihe vom vielfach ausgezeichneten Illustrator Axel Scheffler. Diese großartige Bilderbuch – Reihe beschäftigt sich mit kindgerechten Themen. Der Kernpunkt ist jedoch das Thema Freundschaft. Auch wenn in den Büchern manchmal ein Tränchen fließt, ist die Stimmung sehr freundlich und in jeder Geschichte tummeln sich possierliche Tierchen. Herausragend sind die Illustrationen und der unnachahmliche Stil von Axel Scheffler. Er erschafft sehr lebendige und lustige Szenen und seinen Figuren haucht er Persönlichkeit ein. Schefflers Bilder strahlen eine große Lebensfreude aus und womöglich hat genau dieser Aspekt meinen Sohn dazu gebracht, Pip und Posy in sein Herz zu schließen. Ob als Pappbilderbuch für zu Hause oder Minibuch für unterwegs - diese beiden liebenswerten Figuren sind immer an seiner Seite.

Vor einigen Wochen haben wir beim Besuch in einer Buchhandlung ein besonderes Exemplar aus dieser Reihe entdeckt: „Pip und Posy: Suchen und Entdecken“. Sehr zur Freude meines Sohnes befinden sich viele illustrierte Szenen aus all seinen Lieblingsbüchern darin, die dem Alltag von Pip und Posy entspringen. Die insgesamt 13 großen Doppelseiten gleichen einem Wimmelbuch, denn hier gibt es einiges zu entdecken. Ein kurzgehaltener Fließtext begleitet die Szenerie.
Axel Schefflers wunderbar witzigen Illustrationen laden zum Bestaunen, Verweilen, aber auch zum genaueren Hinsehen ein. Zusätzlich - und das ist der eigentlich Clou an diesem Buch - befinden sich unter den jeweiligen Szenen Ausschnitte und lustige Tiere, die die Leser dazu auffordern die abgebildeten Details im Geschehen zu suchen, zu entdecken und zu benennen. All das bietet nicht nur eine wunderbare Möglichkeit den Wortschatz der kleinen Leser zu erweitern, sondern auch jede Menge Spaß für Groß und Klein.

„Pip und Posy: Suchen und Entdecken“ von Axel Scheffler war für uns ein absoluter Glücksgriff. Mein Sohn greift immer wieder gerne danach und beschäftigt sich lange mit den vielen witzigen und schönen Szenen. Und dieses Pappbilderbuch macht dank seiner Robustheit alles mit.

Ich hoffe sehr, dass es noch viele großartige Geschichten zu dieser Reihe geben wird … Und vielleicht lässt sich der Carlsen Verlag im Bereich Merchandising etwas dazu einfallen? Mein Sohn wäre sehr interessiert an – ja eigentlich allem, was Pip und Posy betrifft.

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Veröffentlicht am 18.05.2017

Ein großartiges und wichtiges Buch

Mein Name ist nicht Freitag
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Wie wertvoll Freiheit ist, erfährt man wahrscheinlich erst, wenn sie einem genommen wird. Damit meine ich nicht unbedingt, dass jemand eingesperrt oder in Ketten gelegt wird. Es gibt so viele Möglichkeiten, ...

Wie wertvoll Freiheit ist, erfährt man wahrscheinlich erst, wenn sie einem genommen wird. Damit meine ich nicht unbedingt, dass jemand eingesperrt oder in Ketten gelegt wird. Es gibt so viele Möglichkeiten, wie man jemanden in seiner Freiheit einschränken kann und einige wirken im Vergleich eher harmlos. Samuel die literarische Hauptfigur aus „Mein Name ist nicht Freitag“ wurde in eine Welt geboren, in der er jeden Tag aufs Neue gegen Rassismus, Diskriminierung und Verachtung zu kämpfen hat. Sein Glaube an einen gerechten Gott ist jedoch unerschütterlich, auch nachdem er in die Sklaverei verkauft wurde und fortan auf einer Plantage in Mississippi schwerste körperliche Arbeiten verüben muss. Auf der Plantage interessiert sich niemand für Samuels Wohlergehen. Es interessiert auch niemanden, dass er vorher ein freier Mensch war und lesen und schreiben kann. Auch nicht, dass Samuel einen kleinen Bruder hat, der darauf wartet, dass beide wieder vereint sind.

In „Mein Name ist nicht Freitag“ von Jon Walter begleiten wir Leser einen Jungen auf einer für ihn sehr schwierigen Reise. Wir erleben, wie er von dem Rest seiner Familie - seinem Bruder - getrennt wird und bekommen eine Ahnung davon, wie es sich anfühlt, die eigene Identität zu verlieren. Wir durchleben mit Samuel schwere Zeiten auf den Feldern der Plantage und fürchten uns vor dem sich bedrohlich nähernden Krieg, der zugleich die Hoffnung auf Freiheit und ein Wiedersehen mit sich bringt.

Es ist eines, wenn man harte Fakten und nackte Zahlen über den Amerikanischen Bürgerkrieg im Geschichtsunterricht vermittelt bekommt. Und noch ein anderes, wenn man durch die Lieblingsserie der Mutter den ersten sichtbaren Kontakt zur Sklaverei bekommt, welche nichts anderes ist, als ein romantisiertes Setting einer leidenschaftlichen und dramatischen Liebesgeschichte. Der Geschichtsunterricht hat mir ein sehr starres Bild und einen distanzierten Blick auf diese Ereignisse vermittelt. Die damalige Lieblingsserie meiner Mutter - „Fackeln im Sturm“ - hat meinen Blick auf die Geschehnisse während des Sezessionskriegs zusätzlich verklärt. Einen viel intensiveren und vielschichtigeren Einblick bekam ich durch Samuels Geschichte, denn er zeigte mir, wie ahnungslos und verblendet ich war.

Erschreckend war es für mich zu erleben, mit welchem Hochmut viele Weiße in dieser Geschichte agieren. Für sie war es eine Tatsache, dass sie die wertvolleren Menschen sind und die Farbigen einfach nicht in der Lage für sich selbst zu sorgen, weil sie nicht die entsprechende Intelligenz besitzen. Ohne ihr Zutun wären sie längst verhungert. Wenn man sich bei all diesem Hochmut dann noch eine Religion zunutze machen kann, weil sich viele Aussagen anders deuten und auslegen lassen, braucht man auch keine Entschuldigungen mehr, weil man Menschen entrechtet, ihnen die Freiheit und die eigene Identität nimmt, um sie auf Plantagen zu knechten.

Samuels Geschichte handelt aber nicht nur vom Verlust der eigenen Freiheit, der Sklaverei und dem Sezessionskrieg. Die Handlung lebt vor allem von seinem unerschütterlichen Glauben, der tief in ihm verankert ist. Samuel sieht in vielen Ereignissen eine neue Herausforderung, der er sich bedingungslos stellt. Und manchmal werden wir Leser Zeugen von kleinen Wundern und für diese Zeit unmögliche Freundschaften.

Jon Walter hat mir mit „Mein Name ist nicht Freitag“ ein unerwartetes Lesevergnügen bereitet. Unerwartet, weil ich kein Liebhaber historischer Romane bin. Durch die Bildgewalt vieler so lebendig wirkender Kulissen, die Vielschichtigkeit der Themen und einer herausragenden literarischen Figur, konnte Walter mich für sein Buch gewinnen. Anfangs hatte ich jedoch einige Bedenken. Samuel ist dem Leser auf eine ungewöhnliche Weise sehr nah, deswegen hatte ich Angst vor verstörenden Ereignissen, die ich womöglich zu intensiv erleben würde. Doch Samuel ging sehr behutsam mit mir vor und durch seine Sicht auf die Welt und seinen festen Glauben, wirkten die Begebenheiten für mich nie zu bedrohlich oder hoffnungslos. Sehr überraschend empfand ich den Stil des Autors, denn ich hatte zu jeder Zeit das Gefühl, dass Jon Walter die Geschehnisse nicht bewertet. Vielmehr lässt er den Leser entscheiden, was richtig oder falsch ist, indem er Samuel seine Geschichte erzählen lässt.

Die Sklaverei scheint überwunden doch der Rassismus ist geblieben. Aus diesem Grund sind Geschichten wie „Mein Name ist nicht Freitag“ so wichtig und ich möchte jedem dieses wunderbare Buch ans Herz legen.

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Veröffentlicht am 04.05.2017

Einfach großartig!

Ein Glück für immer
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Beim Lesen einer Geschichte macht man sich meist keine großen Gedanken darüber, wie viel Arbeit damit verbunden ist eine interessante Handlung zusammenzustellen. Man möchte einfach gut und nachvollziehbar ...

Beim Lesen einer Geschichte macht man sich meist keine großen Gedanken darüber, wie viel Arbeit damit verbunden ist eine interessante Handlung zusammenzustellen. Man möchte einfach gut und nachvollziehbar unterhalten werden. Wenn ein Autor jedoch das Flair einer bestimmten Epoche oder Zeit heraufbeschwören möchte, muss er dafür einiges an Recherchearbeit leisten, um die Leser mit dem Geschriebenen buchstäblich in diese Zeit zu versetzen.
Auch ich habe mir meist keine Gedanken über die Recherche gemacht, bis vor einigen Tagen als ich „Ein Glück für immer“ von Ruta Sepetys gelesen habe. Denn diese außergewöhnliche Handlung nimmt den Leser mit auf eine Reise in das verruchte New Orleans der Fünfzigerjahre. Eine Zeit, die von Prostitution, Korruption und mafiösen Strukturen geprägt wurde.

In „Ein Glück für immer“ lernen wir nicht nur die Gepflogenheiten der Fünfzigerjahre in New Orleans, sondern auch die literarische Hauptfigur Josie Moraine kennen, die uns gleich mit ihrem ersten Satz verdeutlicht, dass sie kein Mädchen ist, das auf der Sonnenseite des Lebens steht: „Meine Mutter ist eine Prostituierte.“ Seite 7
Aber nicht nur mit diesem Satz und der Tatsache, dass sie mit 7 Jahren perfekte Martinis für ihre Mutter mixen konnte, verblüffte Josie mich. Auch ihre beeindruckenden und erschütternden Erfahrungen aus einem rastlosen Leben, mit einer selbstsüchtigen Begleiterin, die sich prostituiert, ihre Mitmenschen beraubt - und die Bezeichnung Mutter wahrlich nicht verdient. Josie erzählt, dass es von Vorteil ist, sich in diesen Lebensumständen schnell zu entwickeln und sich mit ihnen zu arrangieren, um selbstständig zu werden und sich nicht auf andere zu verlassen.

In den ersten Passagen beschreibt Ruta Sepetys, wie das Leben ihrer 7-jährigen literarischen Hauptfigur in New Orleans ausgesehen hat, und macht dann einen kleinen Zeitsprung. Danach berichtet die 17-jährige Josie von ihren großen Träumen ein College zu besuchen und fort zu gehen. Sie schmiedet Pläne, um ihre Ziele zu erreichen. Diese – so scheint es – liegen in unerreichbarer Ferne, denn der Lebensweg ihrer Mutter wirft immer wieder große Schatten über ihr Vorhaben New Orleans für immer zu verlassen, um ein ganz neues Leben zu beginnen und nicht mehr die Tochter der Prostituierten zu sein.

Mit einem bestechend starken und manchmal poetischen Stil hat Ruta Sepetys sehr ausgefallene Protagonisten erschaffen, die alle eine eigene und besondere Geschichte erzählen und alles andere als „normal“ sind – im Sinne von eintönig und ohne Ecken und Kanten -, und den Leser komplett für sich einnehmen, um ihn in eine längst vergangene und pulsierende Zeit entführen.

„Wir arbeiteten alle Hand in Hand – eine Bordellbetreiberin, eine Englisch-Professorin, eine stumme Köchin, ein Mulatte und ich, ein Mädchen mit einem Eimer voller Lügen, die sie verstreut wie Konfetti“ Seite 266


Die Autorin hat sich für ihre außergewöhnliche Handlung eine aufregende Kulisse erschaffen und ihre Geschichte mit einem kaltblütigen Mord gespickt, der für weitere Spannung sorgt.
Ruta Sepetys hat viele interessante Themen mit Josies Geschichte verwoben und eine perfekte Mischung geschaffen, die mich bestens unterhalten hat. Die vordergründige Handlung von Josies Träumen, von Freundschaft und ihren Hoffnungen, spielt sich vor dem inneren Auge der Leser, in einem Gangsterfilm ähnlichen Setting der Fünfziger Jahre ab.

Welche Recherche für diese imposante Geschichte von Nöten war, kann ich mir nicht im Entferntesten vorstellen. Es ist schon eine Kunst für sich, das Flair einer längst vergangenen Zeit heraufzubeschwören und zwischen den Zeilen mitklingen zu lassen. Aber seine Charaktere nach menschlichen Vorbildern zu formen setzt dem Ganzen die Krone auf.

Apropos Krone. Dass die Mitarbeiter vom Königskinderverlag ein Händchen für außergewöhnliche Geschichten und ein besonderes Augenmerk auf die Gesamtgestaltung eines Buches haben, ist nichts Neues. Aber bei der Gestaltung von „Ein Glück für immer“ haben sie sich noch einmal übertroffen. Diese Schönheit wird mein Regal nie wieder verlassen.

Kurzum: Wer nach einem besonderen Jugendbuch sucht, sollte sich unbedingt „Ein Glück für immer“ ansehen. Oder nein! Sofort kaufen und lesen!

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Veröffentlicht am 22.04.2017

Ein wahrer Schatz

Ein Jahr im Wald
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Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, macht mich eine Sache sehr traurig: Ich hatte als Kind eigentlich keine Bücher - weder Bilderbücher noch Kinderbücher. Das lag vor allem daran, dass meine Eltern ...

Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, macht mich eine Sache sehr traurig: Ich hatte als Kind eigentlich keine Bücher - weder Bilderbücher noch Kinderbücher. Das lag vor allem daran, dass meine Eltern keinen Sinn für schöne Bücher hatten und selbst nicht gerne lasen. Erst als ich in die Schule kam und mehr oder weniger dazu gezwungen wurde bestimmte Bücher zu lesen, bekam ich Zugang zu einer fantastischen Welt, in der alles möglich war. Dank meines Sohnes kann ich jetzt einiges nachholen, was ich damals verpasst habe und es ist so schön, dass wir zusammen die Bücherwelt entdecken können. Dabei ist es sehr interessant zu beobachten, wie sich der Buchgeschmack meines Sohnes entwickelt. Vor ungefähr einem Jahr war es noch möglich, ihm einfach ein Buch vor die Nase zu halten, das er sich dann einfach angesehen hat – meist ohne eine Reaktion hervorzurufen. Heute bemerkt man sofort, ob es ihn interessiert, oder eben nicht.

Als mir vor einigen Tagen „Ein Jahr im Wald“ von Emilia Dziubak aus meinem Postkasten entgegenfiel, wusste ich sofort, was zu tun ist: Ich musste das Stündchen Ruhe (Mittagsschlaf meines Sohnes) nutzen, um mir dieses Exemplar etwas genauer anzusehen – wohl wissend, dass mein Sohn es nach seinem Schläfchen sofort an sich reißen würde. Schließlich ist es ein Wimmelbuch und beschäftigt sich mit einem seiner Lieblingsthemen: Tiere im Wald.

Ein erster Blick auf das Cover von „Ein Jahr im Wald“ verrät, dass es sich bei diesem Exemplar nicht um ein gewöhnliches Wimmelbuch handelt. Denn hier ist ein und derselbe Schauplatz in den vier verschiedenen Jahreszeiten abgebildet. Nur die Geschehnisse in den abgebildeten Illustrationen verändern sich.
Schlägt man das Buch auf, kann man zunächst alle Akteure aus dem Buch entdecken, die sich auf witzige und informative Weise dem Leser vorstellen. So wird man bestens auf die nachfolgenden Ereignisse vorbereitet und kann bei aufkommenden Fragen noch einmal zurückblättern.
Blättert man weiter, erblickt man die ersten Szenen auf einer Doppelseite, in einem viel bewohnten Stück Wald, das obwohl es verschneit ist, alles andere als ruhig wirkt. Hier tummeln sich zahlreiche Waldbewohner und der Leser wird bildlich eingeladen, die vielen mitunter sehr humorvollen Ereignisse zu erkunden.
Auf den Folgeseiten wird dieser Schauplatz nicht verlassen, sondern jeweils in einem anderen Monat gezeigt. Und so erlebt man mit jeder neuen Seite den Lauf des Lebens im Wald und beobachtet, wie sich einige Tiere während der zwölf Monate - die mit verschiedenen Tageszeiten und Wetterphänomenen einhergehen - verändern, sich weiterentwickeln und sich vermehren. Und wie sie miteinander spielen, wie sie jagen oder gar gejagt werden. Jedes Wesen erzählt seine ganz eigene Geschichte.

Obwohl dieses Wimmelbuch gut ohne Text auskommt, sind die seltenen Gedankenblasen, mit denen uns einige Waldtiere mitteilen was sie gerade beschäftigt, eine gelungene Ergänzung.

Ist der Leser auf der letzten Doppelseite angekommen, gibt es zusätzlich ein gigantisches Labyrinth zu entdecken. Hier gilt es, bestimmte Tiere zu ihrem Essen oder zu ihren Partnern zu geleiten. Aber Vorsicht: In dem Labyrinth lauern viele Gefahren!

„Ein Jahr im Wald“ von Emilia Dzuibak ist ein wahrer Schatz und ein Wimmelbuch, mit dem Kinder jedes Alters stundenlang ihren Spaß haben können. Die insgesamt sechzehn Doppelseiten sind mit wunderschönen und fantasievollen Illustrationen in sehr warmen Tönen und lebensnahen und urkomischen Szenen versehen. Auf spielerische Weise verbessern Kinder die eigene Wahrnehmung und lernen viele Tiere und deren Gewohnheiten und den Lauf des Lebens kennen.
Mir hat dieses Bilderbuch verdeutlicht, wie viel Spaß man auch als Erwachsene mit Kinderbüchern haben kann. Vor allem, wenn man es zusammen mit seinem Kind erleben darf.

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