Ein Neuanfang auf dem Hausboot
ZimtsommerDies ist mein zweites Buch der Autorin und anfangs war ich ziemlich irritiert, weil es zu meinem bereits gelesenen Roman der Autorin "Irgendwo für immer" doch größere Ähnlichkeiten aufweist. Nun habe ich ...
Dies ist mein zweites Buch der Autorin und anfangs war ich ziemlich irritiert, weil es zu meinem bereits gelesenen Roman der Autorin "Irgendwo für immer" doch größere Ähnlichkeiten aufweist. Nun habe ich mir die Inhaltsangaben der anderen Romane durchgelesen und gesehen, dass ich wohl zu den beiden einzigen Romanen der Autorin gegriffen habe, die Verlust und Trauer beinhalten und die Hauptprotagonistinnen alles verlieren und auf einer Insel bzw. einem Hausboot einen neuen Lebensabschnitt beginnen möchte. Das war nun wirklich Zufall!
Unsere Hauptprotagonistin Ada kehrt New York den Rücken und möchte endlich ihre Trauer hinter sich lassen. Ihr Therapeut vermittelt ihr ein Hausboot in Seattle. Durch den Ortswechsel versucht die stellvertretende Chefredakteurin ihren Verlust zu bewältigen und wieder einen Sinn in ihrem Leben zu finden. In ihrem neuem Zuhause entdeckt sie eine alte Truhe, gefüllt mit einem Hochzeitskleid, Fotos, einem Backbuch und beschriebenen Blättern. Ada entdeckt, dass diese Gegenstände einer jungen Frau namens Penny gehört haben, die in den 1950-iger Jahren auf diesem Boot gelebt hat und die unter mysteriösen Umständen verschwunden ist. Die Hausbootsbesitzer von damals hüllen sich noch heutue in Schweigen und wecken Adas Neugierde....
Auch in diesem Roman von Sarah Jio gibt es Schriftstücke, die eine geheimnisvolle Frau geschrieben hat und über die unsere Protagonistin mehr herausfinden möchte. Trotz des sehr ähnlichen Plots hat mir aber "Zimtsommer" einen Ticken besser gefallen als "Irgendwo für immer". Das lag großteils am Strang aus der Vergangenheit, der in den 1950-iger spielt. Mit Penny, die mit dem wesentlich älteren Künstler Dexter verheiratet ist, hat die Autorin eine sehr sympathische Figur entworfen, über deren plötzliches Verschwinden noch immer in der Bootsstraße spekuliert wird. Penny hat sich ihre Ehe mit Dexter anders vorgestellt. Dem Künstler plagen Depressionen und in ungewollten Schaffenspausen neigt er zum Alkohol. Dazu ist er oft tagelang nicht zuhause und Penny wird immer nachdenklicher und trauriger...
Während Ada versucht etwas Licht in die Geschichte von Penny's Verschwinden zu bringen, erfährt der Leser sowohl Bruchstücke aus Pennys Vergangenheit, wie auch häppchenweise welches Unglück in Ada's Leben geschehen ist. Dabei werden Pennys Kapitel immer intensiver und ich war gespannt, was die Ursache für ihr Verschwinden sein könnte. Die Autorin hat mich dabei - wie von ihr gewollt - in die falsche Richtung gelotst und so war ich am Ende richtig überrascht. Das hat mir gefallen, da doch in vielen Romanen wie diesen, einige Dinge vorhersehbar sind.
Die Kapitel werden abwechselnd aus Ada's und Penny's Sicht erzählt und hinterlassen dem Leser gute Einblicke in die Gefühlswelt der beiden unglücklichen Frauen. Obwohl das Hauptthema die Überwindung der Trauer ist, fühlt man sich beim Lesen nicht traurig oder wird hinuntergezogen. Die Autorin führt uns eher in die Richtung "loslassen" und "neu beginnen" und die Vergangenheit in liebevoller Erinnerung zu behalten. Auch Ada wird durch die Suche nach Antworten von ihrer Trauer abgelenkt. Hinzu kommt noch eine kleine Liebesgeschichte, wobei der attraktive Bootsnachbar Alex einiges dazu beiträgt. Doch ist Ada schon bereit für eine neue Liebe?
Schreibstil:
Der Schreibstil von Sarah Jio hat mir gut gefallen. Sie schreibt lebendig, einfühlsam und sehr bildhaft. Ich hatte die Bootsstraße mit all den Hausbooten und auch die großteils liebenswürdigen Nachbarn vor meinen Augen. Die beiden Zeitebenen aus der gegenwart (2008) und der Vergangenheit (1959) ergänzen sich perfekt.
Der titelgebende Zimt findet sich in den Zimtschnecken wider, die im Roman einige Male erwähnt werden und deren Rezept am Ende des Buches abgedruckt ist.
Cover:
Das deutsche Cover ist gänzlich anders aufgebaut, als diejenigen, die ich gefunden habe. Von links nach rechts sind dies die Cover der niederländischen, norwegischen, türkischen und englischen Ausgabe. Auf drei davon sieht man einen Fluss bzw. Häuser oder ein Boot. Nur das Türkische fällt gänzlich aus der Rolle und könnte für jede beliebige Geschichte stehen. Trotzdem gefällt es mir...wenn auch nicht unbedingt für diesen Roman. Oberflächlich betrachtet passt auch das deutsche Cover nicht zum Inhalt, doch der Originaltitel heißt "Morning Glory" und genau diese Blume sehen wir auf den Cover abgebildet. Ich liebe diese Blumen und habe selbst jedes Jahr welche in meinem Garten.
Fazit:
Ein atmosphärischer Roman über die Überwindung von Trauer und Verlust mit einem Schuss Liebe. Ein nachdenkliches Wohlfühlbuch mit ernsterem Unterton, das mir gut gefallen hat.